Mit diesen Tools macht Articly Hören zum neuen Lesen
Das Münchner Start-up Articly verrät, mit welchen Tools es seinen Umsatz verfünffacht hat
- Der Wolf suchte einen Löwen für sein Rudel
- Wer wachsen will, muss sich um seine Kund*innen kümmern
- Notion ist das Herz von Articly
- Articly bald auch Software-Anbieter?
- 20.000 User und viele Fans bei der Deutschen Bahn
- Diese Tools nutzt Articly
Du sitzt mit deiner Familie am Frühstückstisch und mindestens eine Person verschwindet hinter einer riesengroßen Tageszeitung. Beim Umblättern landet eine Ecke der Zeitung in deiner Kaffeetasse und eine andere fast in der Kerze. Nervig. Zeitungs-Apps lassen dieses alltägliche Bild zwar immer weiter verschwinden, der Münchner Wolf Weimer geht mit Articly aber noch einen Schritt weiter: Mit seiner App kannst du ausgewählte Inhalte führender Publisher einfach anhören.
Was nicht nur für Hörbuch- und Podcast-Fans, sondern vor allem auch für Menschen mit Sehbehinderung interessant ist, überzeugte im April 2023 ebenfalls einen Investor in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Mit seinem Auftritt gewann Wolf Weimer damals Carsten Maschmeyer für sich. Seitdem hat sich einiges getan und Articlys rasantes Wachstum erforderte neben bewährten Softwares ein paar neue Tools fürs Daily Business.
In unserer Serie „Tech Stack“ verraten Unternehmen aus der Digitalbranche, welche Tools sie nutzen und warum sie sich gerade für diese Software-Lösungen entschieden haben.
Der Wolf suchte einen Löwen für sein Rudel
2020 begann Wolf Weimer, seine Idee für Articly in die Tat umzusetzen. Der Münchner stammt aus einer Journalistenfamilie und kam auch selbst früh mit dem Journalismus in Berührung. Was er allerdings nie gern mochte? Lesen. Statt sich mit gedruckten Worten aufzuhalten, setzte Wolf lieber auf Audio. Mittlerweile ist das Angebot hier groß, das beweist allein der Markt für Podcasts und Hörbücher. Eines fehlte allerdings lange: Inhalte aus Tageszeitungen. Mit Articly bietet Wolf deshalb Qualitätsjournalismus zum Hören an. Ausgewählte Inhalte lässt er professionell einsprechen und stellt sie seinen Abonnent*innen in der Articly-App zur Verfügung. „Unsere Generation ist verrückt nach Audio-Inhalten“, sagt der Gründer bei seinem Auftritt in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ im April 2023. Und trotzdem waren Zeitungsbeiträge in Deutschland bisher kaum Teil dieser Entwicklung.
Mit seinem Pitch gewinnt Wolf den Investor Carsten Maschmeyer für sich und bringt Articly in den folgenden Monaten gemeinsam mit ihm und Co-Founder Lukas Paetzmann weiter nach vorn – und zwar mit Tempo: Mittlerweile arbeitet ein sechsköpfiges Team am Erfolg der App, der Umsatz hat sich innerhalb weniger Monate verfünffacht und die Zahl der Medienpartner hat sich verdoppelt. Die Medienbranche zeigt Interesse an Audio und die großen Player unter den Tageszeitungen erkennen, dass ihre vertonten Inhalte den Zahn der Zeit treffen.
Wer wachsen will, muss sich um seine Kund*innen kümmern
Noch vor kurzer Zeit haben sich Wolf und Lukas noch zu zweit um die App und die damals rund 2500 Articly User gekümmert. Gegründet hat Wolf neben seinem Hauptjob in einer Unternehmensberatung. Mit welchen Tools die beiden durchgestartet sind, haben sie Anfang 2023 in unserem Tech Stack für Gründer*innen verraten. Der Buzz, den der Auftritt bei „DHDL“ ausgelöst hat, erforderte allerdings einiges an Umstellung, wie Lukas anlässlich des zweiten Besuchs in der Sendung auf LinkedIn mitteilt.
Am 4. September 2023 war Articly erneut bei „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Dieses Mal ging es um die Entwicklung des Start-ups seit dem Einstieg von Investor Carsten Maschmeyer.
Die Freude über wachsende Kundenzahlen ließ Wolf und Lukas ihre Bestandskund*innen fast vergessen. Einige sprangen ab, die Gründe für den Churn waren allerdings nicht immer ersichtlich. „Das Fundament für erfolgreiche Anti-Churn-Strategien ist ein tiefes Verständnis der Customer Journey. Bei einer App erhält man diesen Einblick jedoch nicht ohne Weiteres“, erklärt Lukas. „Um nachzuvollziehen, wie ein User zu unserer App gelangt, nutzen wir aktuell Branch. Dieses Tool ist mit all unseren Marketingkanälen verknüpft und liefert uns unparteiische Einblicke, aus welchem Kanal die Nutzer*innen stammen. Für tiefergehende Insights innerhalb der App haben wir das Firebase SDK um maßgeschneiderte Events für Articly erweitert. Mit diesen erstellen wir eigene Funnels und Pfadanalysen.“ In Kombination mit Google BigQuery erkennen Wolf und Lukas auf diese Weise, an welchen Stellen der App bzw. der Customer Journey Optimierungsbedarf besteht.
Mit automatisierten Push-Benachrichtigungen via Firebase und E-Mails über Wix – Articlys Website-Tool – kommuniziert das Team außerdem kontinuierlich mit den Nutzer*innen. Um die Kundenbindung weiter zu stärken, sehen sich Wolf und Lukas zudem nach einem geeigneten CRM-System um. Noch regelt das Team alles in Notion, wo sich tägliche Aufgaben effektiv mit Kund*innen und Projekten verbinden lassen. Allerdings musste das System dafür erst einmal händisch aufgesetzt werden. „Dadurch gestaltet sich die Implementierung von Dashboards, beispielsweise für Deal Stages, eher kompliziert und zeitaufwändig“, sagt Lukas.
Notion ist das Herz von Articly
Notion erfüllt für das Team rund um Wolf und Lukas sämtliche Anforderungen von Projektmanagement bis CRM. Dass fürs CRM langfristig ein anderes Tool her soll, macht den Allrounder aus San Francisco dabei nicht weniger wertvoll. Laut Lukas ist Notion „das aktuelle Herz von Articly“, in dem sich das Team organisiert, To-dos regelt, OKRs definiert, Notizen hinterlegt und seine Hiring-Prozesse im Blick behält. Die erstellten Kanban-Boards aktualisieren die Kolleg*innen wöchentlich und haben so immer einen guten Überblick. „Wir haben hier etwas Arbeit in ein gutes Set-up investiert und fahren damit sehr gut“, sagt Lukas.
Wer schon mal mit Notion gearbeitet hat, weiß sicherlich, wovon Lukas spricht: Das Tool bietet viele Möglichkeiten, erfordert allerdings für einige Prozesse auch etwas Vorarbeit. Dann besticht es jedoch mit zahlreichen Personalisierungsmöglichkeiten und lässt sich an die verschiedensten Anforderungen und Bedürfnisse anpassen. Laut Lukas ist das einer der großen Vorteile von Notion. „Der User baut das Produkt selbst. Wer das dann nicht als benutzerfreundlich ansieht, hat das Tool falsch genutzt.“
Lukas war auch im OMR Podcast zu Gast und hat mit Philipp Westermeyer über Articly und seinen Tool-Favoriten Notion gesprochen. Ab dem 6. September 2023 kannst du dir die Folge überall, wo es Podcasts gibt, anhören.
Articly bald auch Software-Anbieter?
Mit professionell eingesprochenen Inhalten möchte Articly seinen Usern optimale Hörerlebnisse bieten. Die App entwickelt das Team hierfür mittlerweile inhouse. Die Münchner sind aber noch einen Schritt weiter gegangen: „Wir haben eine eigene Software entwickelt, die Texte modifiziert und automatisch vertont. Wir haben natürlich keine eigene TTS (Text-to-speech) Software oder ein LLM (Large Language Model) gebaut, haben aber unsere eigenen Learnings und Daten, vor allem in Bezug auf Audio, mit einfließen lassen“, sagt Lukas. Mit der eigenen Software lassen sich Audio-Inhalte gezielt optimieren. So sind z. B. leichte Sprache, weniger Zahlen oder kürzere Sätze möglich. Darüber hinaus können die Inhalte einfacher übersetzt oder zusammengefasst und mit unterschiedlichen Stimmen vertont werden.
Ihre hilfreiche Software wollen Wolf und Lukas aber nicht nur für sich behalten: „Wir überlegen, dieses Produkt in naher Zukunft auch auf dem Markt anzubieten. Davon können sicherlich noch andere profitieren.“
20.000 User und viele Fans bei der Deutschen Bahn
Viele Start-ups gewinnen allein durch ihren Auftritt in „Die Höhle der Löwen“ wichtige Reichweite. Für Articly war aber auch das Investment von Carsten Maschmeyer und insbesondere die darauffolgende Zusammenarbeit ein entscheidender Zusatzantrieb. Mit 70.000 Euro für 20 Prozent Anteile ist der Unternehmer im April 2023 in das Start-up eingestiegen. Seitdem profitiert das Team vor allem von Maschmeyers Erfahrung im Start-up-Aufbau und seinem Netzwerk. Schnell waren Deals mit weiteren großen Publishern wie „Handelsblatt“ und „FAZ“ geschlossen, aber auch Nischenmedien sind gern Teil von Articly. So sei laut Wolf „für jeden was dabei“.
Mittlerweile zählt die App rund 20.000 User und hat mit der Deutschen Bahn einen ganz besonderen Kooperationspartner: Als Teil des ICE-Unterhaltungsportals stehen die Inhalte von Articly täglich zahlreichen Fahrgästen zur Verfügung. So hat das Angebot es binnen kurzer Zeit in die Top drei der beliebtesten Audio-Features des Unterhaltungsportals geschafft.
Wolf Weimer (r.) hat Articly 2020 gegründet und will Hören gemeinsam mit Co-Founder Lukas Paetzmann (l.) zum neuen Lesen machen
Mittlerweile arbeitet das sechsköpfige Articly-Team in einem Münchner Coworking Space seines Partners Wayra, ist aber hauptsächlich remote aufgestellt. Dem Wachstum und der Entwicklung der App tut das allerdings keinen Abbruch. Dafür sorgt auch der Google Workspace mit Features wie Google Meet und Google Präsentationen. Und Wolf? Der konnte seinen Job in der Unternehmensberatung mittlerweile kündigen und kümmert sich nun zu 100 Prozent um sein Start-up.
Die Auftritte von Wolf Weimer bei „Die Höhle der Löwen“ am 24. April und 4. September 2023 kannst du kostenpflichtig bei RTL+ streamen.
Diese Tools nutzt Articly
Dies sind die wichtigsten Tools, die bei Articly zum Einsatz kommen: