Affiliate Marketing Verträge - diese Punkte solltest du beachten
In diesem Artikel erfährst du, worauf es bei Affiliate Marketing Verträgen ankommt – von Pflichten über Risiken bis zu klaren Programmbedingungen
- Typische Vertragsparteien eines Affiliate-Vertrags
- Vertragsverhältnisse zwischen Affiliate, Advertiser und Netzwerk
- Musterhafter Aufbau von Affiliate Marketing Programmbedingungen
- Vertragsschluss: Wie kommt der Vertrag zustande?
- Pflichten im Affiliate Marketing: Wer muss was erfüllen?
- Advertiser, Affiliate, Netzwerk: Wer haftet?
- Checkliste für die Affiliate-Vertrag-Erstellung
- Diese Tools können dich bei der Vertragserstellung unterstützen
- Fazit: Warum sich ein guter Affiliate-Vertrag immer lohnt
Das Wichtigste in Kürze
Ein Affiliate Marketing Programm steht und fällt mit seiner vertraglichen Grundlage – und genau hier wird es oft unnötig kompliziert. In diesem Artikel werfe ich einen strukturierten Blick auf die relevanten Vertragspartner, zeige auf, welche Dokumente bei Vertragsschluss tatsächlich eine Rolle spielen und welche Pflichten sich für Advertiser, Affiliate und Netzwerk daraus ergeben. Wir klären, wie ein rechtsgültiger Affiliate-Vertrag zustande kommt, welche Risiken im Raum stehen und was in gut formulierten Programmbedingungen keinesfalls fehlen darf. Zusätzlich gebe ich dir eine praxisorientierte Checkliste an die Hand, mit der sich jedes Programm sauber aufsetzen und rechtssicher strukturieren lässt. Wer sich also einen fundierten Überblick über den vertraglichen Rahmen im Affiliate Marketing verschaffen will, ist hier genau richtig – klar, praxisnah und ohne unnötiges Juristendeutsch.
Typische Vertragsparteien eines Affiliate-Vertrags
Bevor wir uns im Detail mit dem Thema Affiliate Marketing Vertrag auseinandersetzen, müssen wir verstehen, welche Vertragsparteien ein rechtlich bindendes Vertragsverhältnis miteinander eingehen und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen.
In der Praxis sind meist drei Parteien an einem Affiliate-Vertrag beteiligt. Der Affiliate (Publisher), das Affiliate-Netzerk als vermittelnde Instanz und der Advertiser (Merchant). Dabei übernimmt der Affiliate die Rolle des Werbetreibenden, der die Produkte oder Dienstleistung des Advertisers über die eigenen Kanäle bewirbt und im definierten Erfolgsfall (View, Click, Lead oder Sale) eine Vergütung auf Provisionsbasis erhält. Das Affiliate-Netzwerk stellt dafür die technische Infrastruktur, übernimmt somit also das Tracking, Reporting und die Zahlungsabwicklung. Dem Advertiser wird die Rolle der kontrollierenden Instanz zugeordnet, stellt die Werbemittel, garantiert die Tracking-Implementierung und kümmert sich um die pünktliche Auszahlung der Provisionen.
Somit konnten wir klären, welche Vertragsparteien Teil eines Affiliate Marketing Programms sind und anschneiden, welche Rollen sie einnehmen. Damit ein reibungsloser Ablauf des Programms gewährleistet werden kann, müssen zweierlei Affiliate Verträge abgeschlossen werden.
Vertragsverhältnisse zwischen Affiliate, Advertiser und Netzwerk
In dem Zusammenspiel dieser drei Parteien wird grundlegend zwischen den AGBs des Netzwerks und den Bedingungen des Partnerprogramms unterschieden. Wie es der Name schon vermuten lässt, stellt der Netzwerkbetreiber die AGBs. Die Programmbedingungen wiederum werden vom Advertiser (Programminhaber) gestellt.
Die AGBs des Affiliate-Netzwerks regeln grundlegende Bedingungen, betreffen alle Teilnehmer (Advertiser, Affiliate und Netzwerk) und gelten als vertragliche Grundlage zur Teilnahme am Netzwerk selbst.
Diese umfassen üblicherweise die folgenden Inhalte:
- Vertragsschluss & Geltungsbereich
- Teilnahmepflichten & Zulassung
- Tracking & Datenverarbeitung
- Vergütungs- & Zahlungsabwicklung
- Haftung & Gewährleistung
- Vertragslaufzeit & Kündigung
- Rechtswahl & Gerichtsstand
Dieser Vertragsrahmen wird vom Affiliate-Netzwerk gestellt und bietet sehr geringen Gestaltungsspielraum für den Advertiser / den Affiliate und muss zwingend bei der Anmeldung zum Netzwerk akzeptiert werden. Identisch zu den Programmbedingungen bedarf es hier keiner Unterschrift, sondern das Akzeptieren der AGBs per Klick führt zum Zustandekommen des ersten Teils des Affiliate Marketing Vertrags.
Der zweite Teil des Affiliate-Vertrags wird durch die Programmbedingungen geregelt, die vom Advertiser gestellt werden. Darin wird das vertragliche Verhältnis zwischen Advertiser und Affiliate geschlossen. Im nächsten Abschnitt zeige ich dir an einer Vorlage, aus welchen Bestandteilen die Programmbedingungen bestehen können.
Musterhafter Aufbau von Affiliate Marketing Programmbedingungen
Folgend findet ihr eine Mustervorlage für Programmbedingungen, die ein Advertiser als verpflichtenden Rahmen zur Teilnahme am Partnerprogramm an die Affiliates stellen kann. Da die Bedingungen sehr stark von den Gegebenheiten des jeweiligen Advertisers abhängen, gebe ich typische Alternativen an:
- Parteien und Vertragsgegenstand
- Parteien
- Advertiser
- Affiliate
- Vertragsgegenstand
- Teilnahme am Partnerprogramm
- Parteien
- Vergütung und Zahlungsbedingungen
- Art der Vergütung
- Pay-per-View
- Pay-per-Click
- Pay-per-Lead
- Pay-per-Sale
- Höhe der Vergütung
- Prozentuale Vergütung
- Fixum
- Hybrid
- Zeitpunkt der Vergütung
- Validierungszeitraum
- Zahlungsintervall
- Auszahlungsschwelle
- Bedingung der Vergütung
- Validierungskriterien
- Art der Vergütung
- Tracking-Methoden
- Cookies / Client-Based Tracking
- Server-To-Server Tracking
- Pflichten der Parteien
- Advertiser
- Bereitstellung Werbemittel
- Gewährleistung Tracking
- Pünktliche Auszahlung
- Affiliates
- Einhaltung der Programmbedingungen und rechtliche Vorgaben
- Einhaltung Werbemittel Richtlinien
- Advertiser
- Vertragslaufzeit und Kündigung
- Angaben zur Vertragsdauer
- Bedingungen der Kündigung und Kündigungsfristen
- Vertraulichkeit und Datenschutz
- Umgang mit Vertraulichen Informationen
- Einhaltung geltender Datenschutzgesetze (DSGVO)
- Haftung und Freistellung
- Haftung bei Verstößen
- Freistellungsklauseln von Ansprüchen Dritter
Die oben aufgeführte Struktur kann als Grundgerüst für einen Muster Affiliate Marketing Vertrag zwischen Advertiser und Affiliate funktionieren. Eine solche Vertragsvorlage muss dringend mit Sorgfalt mit den entsprechenden Gegebenheiten des Programms ausgefüllt werden. Die Konsequenzen können für die Vertragsparteien weitreichend sein. Wenn man sich in diesem Fall nicht sicher ist, lohnt es sich, einen erfahrenen Partner an die Seite zu stellen. Affiliate Marketing Agenturen, wie adseed oder GearUP Performance sind sehr erfahren und können eine wichtige Stütze in einem solchen Prozess sein. Etablierte Affiliate Agenturen sind routiniert im Umgang mit Programmbedingungen und können den notwendigen Kontext liefern, um das Vertragsdeutsch in eine verständliche Sprache zu übersetzen. Ergänzend dazu kann die Rücksprache mit dem Anwalt des Vertrauens empfehlenswert sein oder bei vorhandener Erfahrung auf passende Tools zurückgreifen.
Vertragsschluss: Wie kommt der Vertrag zustande?
Im Affiliate Marketing ist der Vertrag kein klassischer schriftlicher Vertrag, sondern entsteht digital durch die Teilnahme am Affiliate-Programm des Advertisers innerhalb eines Affiliate-Netzwerks. Sobald ein Affiliate dem Programm aktiv beitritt (z.B. per Klick auf „Bewerben“ oder „Teilnehmen“) und die Teilnahme vom Advertiser akzeptiert oder automatisch freigeschaltet wird, kommt ein rechtsverbindlicher Vertrag zustande. Dieser Vorgang basiert auf dem Prinzip Angebot und Annahme. Der Advertiser gibt im Rahmen der Programmbedingungen ein Angebot ab, welches der Affiliate über die Bewerbung verbindlich akzeptiert. Die Zustimmung zu den Netzwerk-AGBs geschieht meist schon bei der Registrierung im Netzwerk. Somit werden die AGBs des Netzwerks und die Programmbedingungen des Advertisers automatisch Bestandteil des Vertrags, sobald der Affiliate diese akzeptiert. Auf diesem Wege können sich für alle Beteiligten diverse Verträge ansammeln, weshalb es wichtig ist, den Überblick zu behalten. Vertragsmanagement-Tools können dabei die notwendige Struktur schaffen.
Pflichten im Affiliate Marketing: Wer muss was erfüllen?
Mit dem erfolgreichen Zustandekommen des Vertrags gehen im nächsten Schritt vielseitige Verpflichtungen für die Vertragsparteien einher. Deswegen möchte ich dir erklären, wer welche Pflichten zu erfüllen hat:
Affiliate Marketing Netzwerk
Als vermittelnde Instanz zwischen Advertiser und Affiliate ist das Affiliate Netzwerk das Bindeglied der Parteien und stellt die technische Infrastruktur. Konkret bedeutet es, dass die Stabilität, Sicherheit und Verfügbarkeit der Plattform die höchste Priorität darstellen. Neben Reporting APIs und Tracking-Technologien, stellt das Netzwerk sicher, dass alle Informationen DSGVO-konform übertragen werden, die Abrechnungen und Auszahlungen ermöglicht werden und kein Fraud (z.B. Ad Fraud, Cookie-Dropping, allgemeine Regelverstöße) stattfindet. Dabei ist enorm wichtig, dass Neutralität und Transparenz im Sinne der Fairness-Pflicht eingehalten werden und keine bevorzugte Behandlung einer der Vertragsparteien stattfindet.
Advertiser
Mit der Definition von eindeutigen Programmbedingungen erfüllt der Advertiser bereits einen entscheidenden Beitrag und verpflichtet sich, als Betreiber des Programms seinem Teil der Programmbedingungen nachzukommen. Wichtigste Bestandteile sind die Definition des Provisionsmodells, der Werberichtlinien, den Validierungsmodalitäten (Zeitraum und Kriterien), die Gewährleistung des Trackings und die Auszahlung der Provisionen. Insbesondere die Bewertung der Transaktionen und die daran geknüpfte Auszahlung der Provisionen ist ein maßgebender Faktor für ein nachhaltiges Affiliate Marketing Programm.
Affiliate
Für den Affiliate steht die Bewerbung des Produkts oder Dienstleistung an erster Stelle, weshalb sich daraus die meisten Verbindlichkeiten ableiten lassen. Der Affiliate darf nur die vom Advertiser / Netzwerk erlaubten Methoden zur Bewerbung verwenden und muss dabei die Kennzeichnung von Werbung beachten. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass das Tracking korrekt implementiert ist und die zur Bewerbung zur Verfügung gestellten Werbemittel genutzt werden. Es dürfen keine falschen Versprechungen oder manipulativen Methoden zum Einsatz kommen und die Reputation des Advertisers geschädigt werden.
Wenn darüber hinaus alle Beteiligten die jeweiligen Datenschutzkonformitäten erfüllen, sollte einer erfolgreichen Affiliate Marketing Kampagne eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Advertiser, Affiliate, Netzwerk: Wer haftet?
Wir leben in einer Welt in der Fehler passieren und Regeln gebrochen werden, weshalb ich im nächsten Abschnitt darauf eingehe, welche Haftung daraus abzuleiten sind:
Das Netzwerk ist die, zwischen Advertiser und Affiliate, vermittelnde Plattform und kann mitverantwortlich gemacht werden, wenn es den Prüfpflichten nicht ausreichend nachkommt. Konkret benannt, keine Prüfung neuer Affiliates vornimmt und eine Reaktion auf bekannte Rechtsverstöße ausbleibt. Wenn ungesicherte Schnittstellen oder eine unverschlüsselte Datenübermittlung zu einem Datenschutzvorfall führen oder unlautere Praktiken unterstützt werden.
Die Verantwortung des Advertisers erstreckt sich auf seine Werbemittel, Programmbedingungen und das korrekte Tracking. Unzulässige Versprechen, Fake-Gütesiegel oder irreführende Aussagen in den Werbemittel liegen ausschließlich im Verantwortungsbereich des Advertisers. Darüber hinaus darf der Advertiser rechtswidrige Affiliate-Werbung nicht dulden und kann auch bei zu spätem Eingreifen abgemahnt oder haftbar gemacht werden.
Der Affiliate trägt die Hauptverantwortung für die eigenen Inhalte, inklusive möglicher Subdienstleister, und Werbemaßnahmen. Typische Haftungsbereiche ergeben sich bei Verstößen gegen das Werberecht, z.B. fehlende, falsche Kennzeichnung von Werbung oder irreführende Aussagen. Die unerlaubte Nutzung von geschützten Logos, Produktfotos oder Claims führen zur Verletzung von Marken- oder Urheberrechten. Als Konsequenz kann der Affiliate abgemahnt, zivilrechtlich belangt oder sogar haftbar gemacht werden.
Es wird schnell ersichtlich, dass die Risiken für die Vertragsparteien durchaus weitreichend sein können, weshalb es umso wichtiger ist, die notwendige Sorgfalt bei der Durchsicht der Netzwerk AGBs und der Erstellung der Programmbedingungen walten zu lassen. Ansonsten drohen Streitigkeiten, Abmahnungen oder Haftungsrisiken und ultimativ viel Ärger und wenig Performance.
Checkliste für die Affiliate-Vertrag-Erstellung
Die Komplexität, die sich aus dem Thema Affiliate Marketing Vertrag ergeben kann, ist nicht zu unterschätzen und bringt eine durchaus verwirrende Detailtiefe mit, insbesondere bei mangelnder Vorerfahrung. Umso wichtiger ist es, während des Prozesses den Überblick zu behalten, eine Checkliste kann dabei hilfreich sein.
Bevor es zum verbindlichen Vertrag kommt, sollte eine jeder der Vertragsparteien in der Lage sein, die folgenden Fragen zu beantworten:
- Vertragsparteien & Rollen
- Sind alle Parteien klar identifiziert?
- Ist geklärt, welche Rollen die jeweiligen Parteien einnehmen?
- Vertragsschluss
- Wie kommt der Vertrag zustande?
- Vertragsgrundlage
- Liegen die Netzwerk-AGBs vor?
- Sind die Programmbedingungen exakt und verständlich formuliert?
- Pflichten
- Wird aus der Vertragsgrundlage ersichtlich, welche Pflichten zu erfüllen sind?
- Haftung
- Wer trägt wofür die Verantwortung?
Diese Tools können dich bei der Vertragserstellung unterstützen
Fazit: Warum sich ein guter Affiliate-Vertrag immer lohnt
Ein sauber aufgesetzter Affiliate-Vertrag ist weit mehr als ein formales Muss – er ist das Fundament für ein funktionierendes und nachhaltiges Partnerprogramm. Wer versteht, welche Parteien im Vertragsverhältnis stehen, wie der Vertrag zustande kommt und welche Rollen und Pflichten daraus resultieren, schafft Klarheit und beugt Missverständnissen vor.
Der strukturierte Aufbau eines Programms, bestehend aus den Netzwerk-AGBs und den individuell definierten Programmbedingungen, sorgt für eine klare Regelbasis und damit für Verlässlichkeit auf allen Seiten. Die Netzwerk-AGBs sind dabei eine Konstante mit ausbleibendem Gestaltungsspielraum für Advertiser und Affiliate, Änderungen sind nicht üblich. Die Programmbedingungen des Advertisers bergen das Potenzial für Ausgestaltungsmöglichkeiten, jedoch ist diese Option einseitig und kann nur vom Advertiser genutzt werden. Der Affiliate hat in diesem Konstrukt keine Möglichkeiten, Einfluss auf die Ausgestaltung der Vertragsbestandteile zu nehmen.
Je detaillierter und transparenter die Vergütungsmodelle, Trackingmethoden, Validierungskriterien und Werberichtlinien festgehalten sind, desto geringer ist das Risiko rechtlicher Auseinandersetzungen oder ungeklärter Abrechnungsfragen. Gleichzeitig schafft ein durchdachter Vertrag eine faire Erwartungshaltung und schützt vor unnötigen Haftungsrisiken – auf Seiten des Advertisers, des Affiliates und des Netzwerks. Wer den Vertragsprozess gewissenhaft durchläuft, legt den Grundstein für langfristige, erfolgreiche Partnerschaften. Und genau deshalb lohnt es sich, Zeit und Expertise in einen starken Affiliate-Vertrag zu investieren – im Zweifel mit Unterstützung erfahrener Agenturen oder juristischer Beratung.
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