Ben Unterkofler über Nachhaltigkeit, die Unternehmensvision von share und den eigenen Tech Stack
Der Founder von share hat uns verraten, welche Softwares das Team nutzt und welche Tools das Nachhaltigkeitsmanagement allgemein verbessern
- „Nachhaltigkeit muss in den Core Roots verankert sein. Und so leben wir es auch“
- „Es gibt für alle unsere Prozesse Tools. Mir fällt keines ein, was fehlen könnte“
- „Nachhaltig und trotzdem profitabel sein – das ist unser Ziel!“
Viele Marken versprechen Spenden bei dem Kauf ihrer Produkte und appellieren so an die Bereitschaft der Kund*innen, durch den Kauf nebenbei auch etwas Gutes zu tun. Aber wohl kaum ein Unternehmen hat dieses Konzept so veröffentlicht wie die Berliner share GmbH. Die Produkte gibt es im eigenen Onlineshop sowie im stationären Handel (an über 20.000 Verkaufsstellen, darunter auch dm oder REWE), und mit jedem Kauf geht eine Spende in Form eines gleichartigen Produktes an einen guten Zweck.
Damit ist share ein anschauliches Beispiel des sogenannten Social-Entrepreneurship-Modells, schließlich gehen durchschnittlich 7 % der Umsätze an soziale Projekte. Wir haben im Interview mit Gründer Ben Unterkofler darüber gesprochen, welche Tools dir in deinem Nachhaltigkeitsmanagement helfen können und welche Softwarelösungen fernab der Gemeinnützigkeit im Team genutzt werden.
„Nachhaltigkeit muss in den Core Roots verankert sein. Und so leben wir es auch“
2017 wurde die Firma von Sebastian Stricker, Iris Braun, Tobias Reiner und Ben Unterkofler gegründet und gewann 2022 sowie im Folgejahr den Preis für die stärkste Start-up-Marke Deutschlands. Zudem bekam das Unternehmen dreimal die Auszeichnung „Best for the World“ von dem Unternehmen B Lab in der Kategorie „Community“ verliehen. Das Non-Profit-Netzwerk vergibt übrigens auch die B Corp Zertifizierung.
Wie kam es zur Gründung von share?
Ben: „share ist 2013 im Grunde direkt aus einer Fundraising-App hervorgegangen. Ihre Idee bestand darin, dass du auf Knopfdruck so viel spenden kannst, wie ein Mensch am Tag zum Überleben (als Nahrung) braucht – damals 50 Dollarcent, inzwischen sind’s 70 Dollarcent. Mit share wollten wir dann die Privatwirtschaft erreichen.“
Zunächst gab es im Sortiment genau drei Produkte, die einen gewissen Wert als Spendenbetrag bedeuten: Riegel, Wasserflasche und Seife. Der Riegel löst eine gespendete Mahlzeit aus, jede Flasche hat einen Gegenwert des täglichen Wasserbedarfs und eine gekaufte Seife wird mit einem Hygieneprodukt als Spende bemessen.
Durch eine Expansion in der DACH-Region konnten weitere Produkte wie Zahnbürsten, Schreibwaren, Lebensmittel (Chips, Haferdrinks etc.) und sogar Girokonten hinzu. Für noch mehr Preis- und Spendentransparenz befinden sich übrigens auf allen Produkten QR-Codes mit näheren Details.
Die Produktpalette umfasst inzwischen mehr als Lebensmittel (Credit: share GmbH).
Was können Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit tun?
Ben: „Neben all der Gemeinnützigkeit versuchen wir stets nachhaltig zu arbeiten. 2019 brachten wir etwa die erste recycelte PET-Flasche auf den deutschen Markt. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, dass wir nach ethischen und ökologischen Grundwerten produzieren und nicht mehr verbrauchen, als wir sollten.“
share muss stets dafür sorgen, dass Produktion und Transport der Produkte nachhaltig und klimafreundlich ablaufen (Upstream). Andere Branchen wie IT und SaaS bieten eher Produkte, die durch ihre Nutzung oder Entsorgung Emissionen verursachen (Downstream). Nichtsdestotrotz ist share auf einige Softwares angewiesen, damit operatives und administratives Geschäft möglich sind.
Ben: „Nagel mich nicht darauf fest, aber ich habe neulich erfahren, dass eine ChatGPT-Anfrage in etwa so viel Energie verbraucht, als würden 400 normale Glühbirnen eine Stunde lang leuchten. Alle sprechen von künstlicher Intelligenz, aber niemand darüber, dass generative KI absolut nicht nachhaltig arbeitet.“
Tatsächlich ist für eine Suche auf OpenAI (ChatGPT) laut der Süddeutschen Zeitung 6,8 Wattstunden nötig, während eine normale Google-Anfrage nur 0,3 Wattstunden kostet.
„Es gibt für alle unsere Prozesse Tools. Mir fällt keines ein, was fehlen könnte“
Es gibt einige Nachhaltigkeitstools, die Unternehmen dabei helfen können, nachhaltig zu arbeiten oder bestehende Prozesse ressourcenschonender zu gestalten. Dabei fußen alle Anstrengungen stets auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit: die ökonomische, die soziale und die ökologische. Aber Vorsicht: Es gibt auch Software, die dir hingegen bei den Themengebieten ESG (Environmental Social Governance) oder CSR (Corporate Social Responsibility) helfen, die jedoch eng mit der Nachhaltigkeit ineinandergreifen.
Ben: „CSR gibt nur Auskunft darüber, wie responsiv ich arbeiten muss. Nachhaltig zu wirtschaften geht viel tiefer. Es ist eine viel tiefere Auffassung dessen.“
Wie stehst du zu Nachhaltigkeitstools?
Ben: „Unser Top-Nachhaltigkeitstool ist VERSO. Es hilft uns maßgeblich sicherzustellen, dass unsere Lieferkette und dabei alle Lieferant*innen ESG-konform arbeiten. Wir haben mehrere Tools getestet und uns schließlich für VERSO entschieden. Ohne die Software wäre unser Business nicht denkbar.“
VERSO (bzw. VERSO Supply Chain Hub) hilft dem Unternehmen bei der Einhaltung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Zum einen lassen sich Lieferketten und Produktion auf ESG-Leitlinien prüfen, zum anderen hilft das Tool bei Klimabilanz und Sustainability Reporting.
Ben: „Nach nur zwei Monaten konnten wir 92 % der Lieferbetriebe bei VERSO registrieren und 82 % haben dabei das Sustainability Maturity Assessment ausgefüllt. Dieses ist ausschlaggebend in der Wahl geeigneter Business-Partner“.
Modell des Sustainability Maturity Assessments, nach dem Lieferketten und Produzenten lizenziert werden
Darüber hinaus empfiehlt Ben das kostenlose Tool B Impact Assessment des Netzwerkes B Lab. Durch mehrere Antworten sowie Uploads wird der Zustand deines Nachhaltigkeitsmanagements definiert.
Welche Tools nutzt ihr abseits der Nachhaltigkeit?
Inzwischen arbeiten über 70 Mitarbeitende im Unternehmen. Da sind praktische und effiziente Softwares auf Cloud-Basis unverzichtbar.
Als Tools für die täglichen To-dos nutzt das Team Slack als Kommunikationssoftware und Asana für unser Projektmanagement. Die Sales-Verantwortlichen arbeiten mit dem ERP-System (Microsoft Dynamics 365) Business Central und Microsoft Power BI als Business-Intelligence-Software.
Ein weiteres wichtiges Tool ist das PIM-System Salsify. Dieses unterstützt beim Produkt-, Daten- und Qualitätsmanagement und ermöglicht eine Kommunikation mit allen Handelsbetrieben der Supply Chain.
Der Onlineshop von share beruht auf der E-Commerce-Plattform Shopify. Neben einem HR-Tool nutzt das Team auch eine spezialisierte Software als Payment-System.
Für sämtliche Marketingprozesse nutzt share Google Drive als virtuelle Ablage, ChatGPT als generative KI und Gemini als Bilderstellungssoftware. Das Designteam verwendet zusätzlich Adobe InDesign.
„Nachhaltig und trotzdem profitabel sein – das ist unser Ziel!“
Zum Schluss des Interviews gibt Ben noch einen Ausblick: Neben der Profitabilität der Firma beabsichtigt das Team, bald das Thema Lizenzierung weiter voranzutreiben. Es ist eben ein wenig anders als bei anderen Onlineshops, denn der Umsatz wird durch den Anteil, der als Spende abgeht, beeinflusst. Zudem achten die Käufer*innen hier besonders auf lizenzierte Lieferant*innen und produzierende Betriebe, damit der gemeinnützige Charakter in jedem Fall gegeben ist.
Wenn du noch mehr Informationen über share und die Unternehmensvision erfahren möchtest, kannst du die OMR Podcast Folge mit Ben anhören.
Obwohl Nachhaltigkeit und ökologische sowie soziale Gerechtigkeit immer wichtiger werden, herrscht in vielen Firmen Nachholbedarf. share hat nicht nur vorgemacht, wie man verantwortungsbewusst wirtschaften kann, sie haben es zu ihrem USP der Produkte erkoren.
Und vielleicht nehmen sich andere Marken mit eigenen Onlineshops ein Beispiel an der grünen, sozial ausgerichteten Arbeitsweise des Berliner Unternehmens. Mit Nachhaltigkeitstools und Visionen wie diesen bleibt zu hoffen, dass es bald einen Umschwung gibt.
Fotocredit: share GmbH
Vielen Dank für das nette Interview, Ben!