"Wir wollen beweisen, dass du mit Kapitalismus sehr viel Gutes tun kannst"

Mehrere Millionen Euro hat Share bereits für gute Zwecke gespendet. Mitgründer Ben Unterkofler erklärt, wie das Berliner FMCG-Startup weiter wachsen will

Inhalt
  1. Starke Marke als Basis für Lizenz-Deals
  2. Gut gemeint alleine reicht nicht
  3. Wenn Nestlé das Share-Modell übernehmen würde

Kapitalist sein und trotzdem die Welt verbessern. Mit diesem Ziel sind vor ein paar Jahren viele sogenannte Impact-Startups angetreten. Während man von den meisten nichts mehr gehört hat, will Share im Jahr 2024 zum ersten Mal einen Gewinn erwirtschaften – obwohl ein Teil des Umsatzes seit Tag eins für gute Zwecke gespendet wird. Im OMR Podcast erzählt Mitgründer Ben Unterkofler, wie aus der Idee Kauf-eins-Spende-eins eine bekannte FMCG-Marke geworden ist, die inzwischen bei fast allen großen Drogerie-Ketten und Supermärkten im Regal steht, und warum das Berliner Startup lernen musste, dass Andere manche Dinge besser können als man selbst. 

Die Idee hinter Share ist so simpel wie einleuchtend: Wenn man eines der Produkte der Marke kauft, zahlt man einen Teil des Preises dafür, dass eine gleichartige Hilfeleistung einer Person zugute kommt, die diese benötigt. So finanzieren die Kund*innen in Deutschland mit dem Kauf von Müsliriegeln Mahlzeiten, mit Mineralwasser Trinkwasser und mit Flüssigseife Hygieneprodukte in Ländern des globalen Südens. Seit der Gründung im Jahr 2018 habe Share auf diesem Weg Hilfeleistungen im Wert von 10 Millionen Euro finanziert, so Unterkofler im OMR Podcast. 

Mittlerweile umfasst das Angebot der Berliner mehr als 100 Produkte. Auf Müsliriegel und Mineralwasser folgten Seife und Damenbinden; inzwischen gibt es sogar Share-gebrandete Girokonten und Handyverträge. Anders als in den ersten Jahren verfolge man nicht mehr den Anspruch, alles selbst entwickeln zu müssen, erklärt Unterkofler. Die unter dem Label von Share verkauften Brillen stammen von Mr. Spex, für das Share-Girokonto arbeitet das Startup mit der ING Bank zusammen, der Handyvertrag ist eine Kooperation mit Congstar. "Es wäre verrückt, wenn wir sagen, wir können all diese Produkte gut", so Unterkofler.

Starke Marke als Basis für Lizenz-Deals

Neben dem Proof-of-Concept für ein Impact-Businessmodell ist  Share ein Vorzeigebeispiel dafür, wie sich über Purpose in kurzer Zeit eine so starke Marke aufbauen lässt, dass diese zur Basis eines Lizenzgeschäfts werden kann. Und vor allem: Dass das Geschäftsmodell von Share als solches auch in einem von harter Konkurrenz geprägten B2C-Umfeld funktioniert. 

Er sei "stolz" darauf, so Unterkofler, dass ihnen in nur anderthalb Jahren der Shift von einer "reinen Wachstumsbude" zu einem profitabel wirtschaftenden Unternehmen gelungen sei. Die Rejustierung und Fokussierung auf das Partnermodell habe letztlich großen Anteil daran gehabt, dass Share das Jahr 2024 voraussichtlich zum ersten Mal mit einem Gewinn abschließen wird. 

Gut gemeint alleine reicht nicht

Der Lizenz-Ansatz erfolgte aber auch als Konsequenz aus der Einsicht, dass gut gemeint allein nicht reicht, um am Markt zu bestehen. "Das Qualitätsversprechen wird immer wichtiger", sagt Unterkofler. Niemand kaufe auf Dauer einen semi-leckeren Schokoriegel, nur weil der Hersteller verspricht, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Das gelte für alle Produkte. Darum mache man die Schreibwaren nicht mehr selbst, sondern lizenziere diese Kategorie an einen Branchenspezialisten. Mit Erfolg, seitdem Edding die Schreibwaren mit dem Share-Logo produziert, sei es "einfach ein anderes Pferd", so Unterkofler.

Wenn Nestlé das Share-Modell übernehmen würde

"Wir wollen beweisen, dass du mit Kapitalismus sehr viel Gutes tun kannst", sagt Unterkofler. Und natürlich hofft er darauf, dass der erbrachte Beweis andere Firmen dazu animiert, dem Share-Modell zu folgen. Würde nur ein Prozent der Konsumausgaben in Deutschland gespendet, so Unterkofler, verfünffachte dies die hierzulande gespendete Summe von aktuell rund 5,6 Milliarden Euro im Jahr. Auf globalem Maßstab wäre entsprechend noch weit mehr möglich. Allein ein Konzern wie Nestlé könnte so jährlich 1 Milliarde Euro für gute Zwecke zur Verfügung stellen, so der Share-Mitgründer. 

Wie Ben Unterkofler selbst vom Schauspieler zum Impact-Gründer wurde, was seine nächsten Pläne für Share sind und warum das Startup wohl nicht seine letzte Firmengründung sein wird, das erzählt er in der neuen Episode des OMR Podcasts.

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CommercePurposeFMCG
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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