So schmerzhaft war das Aus des Flugtaxi-Startups Lilium für Frank Thelen

Tanja Karrasch21.12.2025

Im OMR Podcast zieht der Investor eine Jahresbilanz.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Investor Frank Thelen nach der Aufnahme in Hamburg. Foto: OMR

Bis zum Schluss hat er dran geglaubt, immer wieder angepackt, immer wieder nachinvestiert – bis das Flugtaxiunternehmen Lilium endgültig scheiterte. Für Investor Frank Thelen ist das Aus ein harter persönlicher Rückschlag – und mit dem Verlust eines Millionen-Investments auch ein teurer. Im OMR Podcast spricht er offen über das Scheitern, erklärt aber auch, welche Startups ihm neue Hoffnung geben, wie es um seine Fonds steht, warum er an der Zukunft von OpenAI zweifelt und weshalb Europa wirtschaftlich gerade ins Hintertreffen gerät.

Frank Thelen gehört unter anderem durch seine Rolle als Löwe bei DHDL zu den bekanntesten Investoren Deutschlands. Im OMR Podcast spricht Thelen über ...

... das Aus des Flugtaxi-Startups Lilium: "Lilium war sicherlich eine meiner schlimmsten Niederlagen, weil ich einfach mit dem Projekt sehr emotional verbunden war. Das war für mich so ein Hoffnungsschimmer für Europa, dass wir wirklich eine große, neue Flugzeugproduktion bauen. Ich habe bis zum Schluss – zu lange – wirtschaftlich daran geglaubt, immer wieder nachinvestiert, immer wieder angepackt, weil ich einfach fest davon überzeugt war, dass das das beste Flugzeug ist in dieser Klasse. Und es dann wirklich endgültig scheitern zu sehen, und zu sehen, dass das Intellectual Property verscherbelt wird für ein paar Euro und meiner persönlichen Einschätzung nach wirklich nichts von Lilium übrig bleiben wird,(...) war ein brutaler Niederschlag für mich persönlich und sicherlich habe ich damit auch ganz viel Geld verloren."

... lukrative DHDL-Deals: "Viele sagen ja: Hey, der Frank, der verdient eigentlich sein ganzes Geld mit den Keynotes und seiner Vermarktung und keine Ahnung was. Und das ist halt totaler Blödsinn, weil ich habe mit DHDL so viel Geld verdient, so schnell, wie das kaum ein VC ever, sorry, in Europa gemacht hat. Yfood, Little Lunch, Ankerkraut. Du hast so viele Vorteile in dieser Sendung. Du hast quasi keine Dilution. Normalerweise, wenn du einen Hardware-Case wie Lilium oder sowas durchläufst, hast du ein Risiko. Aber bei Y-Food oder ähnlichen hast du quasi keine Verwässerung, weil du ja sofort Cash-Low im Edeka, im Rossmann, im Rewe und so weiter generierst. Du kannst das Ding relativ schnell skalieren, wenn du das Spiel verstehst und weißt, wie man in die großen Lebensmitteleinzelhändler reinkommt. Yfood zum Beispiel hat mittlerweile 700 Millionen Umsatz gemacht."

... die Zukunft von OpenAI, Google, xAI & Co.: "In dem Moment, wo sich ein Kapitalmarkt dreht und sich das Sentiment ein bisschen ändert, dann könnte OpenAI, meiner persönlichen Meinung nach, sehr schnell in sehr, sehr kritisches Fahrwasser kommen. Google nicht. Weil Google hat ein bestehendes Business und hat eine riesige Kapitalmenge auch einfach auf dem Konto. Die werden da einfach ganz entspannt durchsegeln. xAI von Elon Musk auch nicht, weil das die Musk-Economy ist. Wir sehen jetzt, so höre ich, vielleicht einen Börsengang und so weiter, noch einmal aus seinem Umfeld. Also er hat einfach ein solches Kapital um sich herum, dass er sagt, er kann das durchfinanzieren, das ist kein Problem. Meta – kein Problem! Mark Zuckerberg hat die Cashflows. Der ist heute hinten dran, der hat das Game bis jetzt verloren, aber bisher hat er immer wieder gut aufgeholt. Aber genau das ist das Problem. Schafft es OpenAI wirklich eigenständig das Ganze zu erreichen, als eigenständige großartige Firma so zu überleben oder nicht? Für mich ist das bisher toll, alle die da investiert haben, herzlichen Glückwunsch. Also hoffentlich macht ihr jetzt schöne Secondaries, weil das ist ja, glaube ich, sehr, sehr hoch bewertet im Private Market. Aber langfristig bin ich da skeptisch und ich glaube, Google ist der große Gewinner, xAI ist der größte Gewinner. Meta kann wieder aufholen und Anthropic hat sich deutlich klüger positioniert, indem sie bessere Cash Flows aus dem B2B-Bereich mit API-Calls generieren. Open AI ist für mich wirklich ein Fragezeichen, ob die überleben."

... den Wert von Reichweite: "Wenn ich jetzt meine Reichweite vermarkten würde, dann könnte ich damit gutes Geld verdienen. Und ich kann es auch mal ganz klar sagen: Für so eine Keynote nehme ich mittlerweile 30.000 Euro für eine halbe Stunde. Da sind wir überbucht, also ich mache wirklich nur noch das, wo es auch wirklich dann vom Raum und vom Thema und so weiter passt. Und das muss ich auch ehrlich sagen, es ist auch verrückt, was Bekanntheit da an Wert generiert."

...die bisherige Amtszeit von Kanzler Friedrich Merz: "Es hängt sehr, sehr viel leider an Friedrich Merz und die Frage ist: Hat er den Mut und die Kraft, die SPD wirklich vor die Entscheidung zu stellen, die Koalition platzen zu lassen oder halt in eine Minderheitsregierung reinzugehen? Oder Lars Klingbeil hat irgendwie eine große Erscheinung über Weihnachten und versteht endlich mal, dass er das Land mit diesen politischen Entscheidungen, die er macht, meiner persönlichen Meinung nach, kaputtmacht? (...) Und die Frage ist, wird Friedrich Merz die starke Stimme in der Regierung, der die Themen, die ich ja auch mit ihm gesprochen habe, die er kennt, traut er sich, sein Programm umzusetzen? Das ist die große Frage für Deutschland.

Im OMR Podcast hat Frank Thelen außerdem darüber gesprochen, wie er sein altes Hobby Tischtennis wieder neu für sich entdeckt hat, was er über die aktuelle Trump-Politik denkt und ob er glaubt, dass die FDP noch mal ein Comeback schafft.

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Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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