So investiert ein Profi-Investor: Warum Florian Heinemann bei OpenAI skeptisch ist

Florian Rinke14.12.2025

Mit Trade Republic und Co. hat der Gründer des Wagniskapitalgebers Project A viel Geld gemacht. Von manchen Themen würde er aber lieber die Finger lassen, sagt er.

Philipp Westermeyer und Florian Heinemann nach der Aufnahme in Hamburg.
Er ist nicht zum ersten Mal im OMR Podcast zu Gast: Project-A-Gründer Florian Heinemann (rechts) ist einer der Stammgäste, die OMR-Gründer Philipp Westermeyer regelmäßig vor dem Mikro begrüßt. Foto: OMR
Inhalt
  1. Ein Investment in OpenAI? Das sagt der Profi
  2. "Was ist der nächste Wachstumsmotor?"

Die Banking-App Trade Republic oder der Drohnen-Hersteller Quantum Systems gehören zu den erfolgreichsten Investments des Berliner Wagniskapitalgebers Project A. Und Project-A-Gründer Florian Heinemann zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Venture-Capital-Investoren Europas. Im OMR Podcast spricht er über Investments in Startups, warum er sich auch immer mehr für klassische Mittelständler interessiert und wieso ihn die Diskussion über Europas Zukunft oft frustriert.

Es ist so etwas wie der Oscar der Wagniskapital-Szene – und Florian Heinemann hat ihn in diesem Jahr zum ersten Mal bekommen: einen Platz auf der Midas-Liste. Auf diese Liste wählt das Magazin "Forbes" jährlich die besten Wagniskapitalgeber. Heinemann hat es nun auf die Ausgabe für Europa und den Mittleren Osten geschafft. Es gab also viel zu besprechen, als der langjährige Stammgast mal wieder zu Besuch im OMR-Podcast-Studio war. Im Podcast spricht Florian Heinemann außerdem... 

... über die Lage der deutschen Venture-Capital-Szene und den neuen Fonds: "Es ist auf jeden Fall schwerer geworden. Das Fundraising-Umfeld im Venture-Capital-, aber auch im Private-Equity-Bereich ist nicht so einfach, weil natürlich die Rückflüsse in den vergangenen Jahren nicht so in dem Maße da waren. Das heißt, du hast schon eine Reihe von größeren Investoren, die sehr viel investiert haben und die nicht ganz so viel zurückbekommen haben bisher, wie sie das eigentlich gedacht haben. Das war oder ist für die gesamte Branche jetzt nicht so einfach. Bei uns ging es jetzt fairerweise, weil wir von der Größenordnung her sozusagen in der gleichen Kampfklasse geblieben sind. Der vorherige Fonds hatte ein Volumen von 275 Millionen Euro, der aktuelle liegt bei 325 Millionen Euro. Und natürlich hatten wir auch den Vorteil, dass wir mittlerweile eine recht institutionalisierte Investorenbasis haben. 80 Prozent des Geldes kommen von institutionellen Anbietern, also zum Beispiel Pensionskassen."

... über die Erfolge als Investor mit Investments in das Banking-Startup Trade Republic oder den Drohnen-Hersteller Quantum Systems, die inzwischen beide von Investoren mit mehreren Milliarden Euro bewertet werden: "Man sagt ja immer, dass Venture Capital ein Hit-Business ist. Und es sind dann wahrscheinlich am Ende wirklich vier bis fünf Firmen, die über 90 Prozent der Returns ausmachen, wenn du frühphasig unterwegs bist."

Ein Investment in OpenAI? Das sagt der Profi

... über den neuen Trend der Search-Funds, bei denen Teams gezielt nach etablierten Unternehmen suchen, die sie übernehmen können: "Bei Startups guckst du im Frühphasenbereich oft zurück und musst feststellen, dass du – als Beispiel – sechs Millionen Euro verbrannt hast, aber eigentlich nichts entstanden ist. Ich bin weiterhin ein großer Fan von Startups und Innovationen, aber wir haben gleichzeitig eben auch viel unternehmerische Substanz in Deutschland, die ja auch den Großteil der Arbeitsplätze trägt in Form von kleinen und mittelständischen Unternehmen trägt. Und dort gibt es gerade eben auch ein Thema durch den ganzen Wandel aufgrund von Digitalisierung, Demografie und Co. Ich glaube, dass diese Substanz es wert ist, weiterentwickelt zu werden, dass sie schützenswert und erhaltenswert ist – nicht im Sinne eines sozialen Akts, sondern weil es da auch echte kommerzielle Chancen gibt".

... über das Potenzial der großen KI-Firmen aus Investorensicht: "Ich glaube schon daran, dass KI fundamental eine sehr nachhaltige Veränderung herbeiführen wird. Würde ich jetzt empfehlen, auf einer Bewerbung von 500 Milliarden US-Dollar einen Anteil bei OpenAI zu kaufen? Da wäre ich jetzt eher skeptisch. Weniger, weil ich nicht glaube, dass das vielleicht doch eine Billionenfirma werden kann. Das kann bei OpenAI sogar der Fall sein. Ich glaube nur, dass sozusagen die Risk-Return-Relation bei anderen Investments vermutlich besser ist."

"Was ist der nächste Wachstumsmotor?"

... über den Bedarf einer Innovations-Agenda: "Wir brauchen ein eigenes Starlink, wir brauchen eigene Startplätze für Raketen, wir brauchen so viele Dinge – und es liegt ja nicht dran, dass wir zu doof sind. Wir haben so viel europäisches Talent, aber wir brauchen ja im Prinzip eine industriepolitische Vision für Europa, wo du sagst, was sind denn die strategischen Bereiche, wo wir gut sein wollen? Und da geht's gar nicht darum, das staatlich zu verordnen, aber wir werden ja Cluster brauchen in Bereichen wie Weltraum oder Energie. Auf unseren bisherigen Geschäftsmodellen Maschinenbau, Chemie und Automobil basierte der deutsche Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Und es ist ja zumindest ein Stück weit unklar, wie die Entwicklung in den einzelnen Bereichen sein wird. Und da stellt sich dann schon die Frage: Was ist der nächste Wachstumsmotor für Europa?"

... über die Chancen gegen US-Weltraum-Unternehmen wie SpaceX: "Es ärgert mich teilweise, wenn man Diskussionen hört, dass wir auf gar keinen Fall eine Chance haben. Wenn man sieht, wie Elon Musk seine Aktivitäten im SpaceX-Bereich angefangen hat – das war ja auch alles total hemdsärmelig. Warum sollen wir das nicht auch können?

Im OMR Podcast verrät Florian Heinemann außerdem, wie er sein Geld anlegt, was er von Wagniskapital-Fonds hält, die mehrere Milliarden investieren können und welche Folgen es aus seiner Sicht hätte, wenn im KI-Bereich eine Spekulationsblase platzen würde.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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