It’s all about KI: Kann Jens Polomski Marketing-Jobs in 20 Minuten überflüssig machen?
KI- und Tool-Experte Jens Polomski zeigt auf dem OMR Festival anhand einer Marketing-Kampagne, was jetzt schon mit Künstlicher Intelligenz möglich ist
- “Wie ich euch in 20 Minuten durch KI ersetze”
- Auto-GPT läuft automatisch, aber nicht fehlerfrei
- “Mein guter Freund ChatGPT”
- KI-Text können wir, aber was ist mit KI-Bildern?
- Markenaufbau mit Künstlicher Intelligenz
- Texte, Bilder, Brand Voice: Natürlich kann KI auch Stimme
- Jetzt ist Zeit für Marketing
- Werden wir denn nun ersetzt?
“Es ist nicht irgendein Experiment.” So in etwa wird am zweiten Tag des OMR Festivals 2023 der Vortrag von Jens Polomski auf der Yellow Stage angekündigt. Der Kölner KI- und Tool-Experte hat sich für seinen Auftritt etwas ganz Besonderes überlegt. Dabei geht’s natürlich um Künstliche Intelligenz. Und um die Frage, was man in Bezug auf Marketing-Kampagnen alles mit ihr machen kann. Oder konkreter: Kann KI den Job einer Marketing-Agentur übernehmen? Diese Frage dürfte viele Besucher*innen brennend interessieren, entweder, weil sie Budgets betrifft oder im Zweifelsfall den eigenen Job.
Jens hat eine Antwort mitgebracht, stellt vorher aber zunächst eine ganze Reihe KI-Tools vor, die uns irgendwann überflüssig machen könnten. So genau weiß das niemand. Was wir aber vorwegnehmen können: Noch ist kein Grund zur Sorge. Zumindest, wenn du dranbleibst und dich mit Künstlicher Intelligenz und den Möglichkeiten, die sie bietet, beschäftigst. Den Anfang machst du am besten mit diesem Artikel.
“Wie ich euch in 20 Minuten durch KI ersetze”
In seinem 20-minütigen Vortrag will Jens uns durch KI ersetzen. Es klingt fast wie eine Drohung, der Kölner bleibt dabei aber freundlich. Er zeigt uns, was schon jetzt alles mit KI möglich ist – wir erinnern uns: erst Ende November 2022 wurde ChatGPT gelauncht – und setzt dafür in Nullkommanix eine ganze Marketing-Kampagne für eine fiktive Kaffeemarke auf. Was viele beruhigen dürfte: Für keinen der Schritte sind Programmierkenntnisse nötig. Programmieren kann Jens nämlich selbst nicht.
Trotzdem sieht gleich das erste Tool gefährlich nach Coding aus: Mit Auto-GPT legt der Kölner den Grundstein für seine nächsten Schritte. Noch wissen wir schließlich nur, dass wir mal Kaffee verkaufen wollen. Wie er heißen und aussehen soll, wird uns hoffentlich die KI verraten. Dafür lässt Jens von Auto-GPT Aufgaben und Unteraufgaben für alle wichtigen Steps anlegen. Das Tool kann sich Ziele setzen und Entscheidungen treffen und so zum Beispiel eigenständig Google-Suchen durchführen oder Python-Skripte erstellen. Grundlage ist GPT-4, das jüngste Sprachmodell von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT.
Auto-GPT läuft automatisch, aber nicht fehlerfrei
Die Installation von Auto-GPT ist etwas komplexer. Wer sich traut, findet auf autogpt.net einen Installationsguide. Für alle anderen haben findige Entwickler*innen die Open-Source-Anwendung in unterschiedliche Weboberflächen integriert. Eine davon ist Godmode.space. Nach einem kurzen Befehl legt das Tool mit Google-Suchen nach Top-Coffee-Brands los, erstellt eigenständig Inhalte und weiß erstaunlich genau, was zu tun ist.
Sieht kryptisch aus: Auto-GPT ist eine Open-Source-Anwendung, die du dir selbst installieren kannst. Etwas einfacher kannst du via Godmode.space auf die KI zugreifen. Foto: Jens Polomski
Wie auch bei ChatGPT ist hier allerdings Vorsicht geboten, betont Jens. Auto-GPT wurde erst Ende März 2023 veröffentlicht – rund zwei Wochen nach dem Launch von GPT-4. Wie auch ChatGPT arbeitet das Tool nicht ganz fehlerfrei. Ein Gamechanger ist es dennoch schon jetzt. “Gebt dem Ding nochmal zwei bis drei Wochen oder vielleicht zwei bis drei Monate. Dann sieht das nochmal ganz anders aus”, sagt Jens.
“Mein guter Freund ChatGPT”
Keine KI-Kaffee-Kampagne ohne ChatGPT: Der Chatbot, der den Schul- und Arbeitsalltag vieler Menschen innerhalb weniger Monate umgekrempelt hat, darf natürlich auch hier nicht fehlen. Jens lässt sich von dem Tool beim Markenaufbau helfen: Was muss er beachten, wenn er eine Kampagne aufsetzt? Und: hat ChatGPT vielleicht auch konkrete Vorschläge für eine Brand? Aber sicher doch: Aus dem Austausch mit dem Tool entsteht die Coffee Brand “Energize Me” – die Kaffeemarke für Energie- und Konzentrationssteigerung. Perfekt für Highperformer.
Was du alles mithilfe einfacher Prompts in ChatGPT erledigen – bzw. erledigen lassen – kannst, müssen wir dir wahrscheinlich nicht mehr verraten. Hier haben wir aber zehn Tricks für dich, mit denen du ChatGPT noch effektiver nutzen kannst. Dabei basiert die kostenfreie Anwendung weiterhin auf dem Sprachmodell GPT-3. Wer ChatGPT Plus nutzt, kann aber auch auf GPT-4 zugreifen. Hier sind neben Text- auch Bild-Eingaben und komplexere Aufgaben möglich. Laut OpenAI arbeitet das Tool so genauer und kann auf noch breiteres Wissen zurückgreifen.
KI-Text können wir, aber was ist mit KI-Bildern?
ChatGPT ist zwar erst ein gutes halbes Jahr verfügbar, aber dennoch fast ein alter Hut. Das mächtige Tool lässt sich super für die Erstellung von Texten und vor allem für einfache Recherchen einsetzen. Wer allerdings eine ganze Marke entwickeln will, kommt mit reinen Texten nicht sehr weit. Wie gut, dass es KI-Tools wie Midjourney gibt. Midjourney läuft über eine Schnittstelle zu Discord und generiert dir die unterschiedlichsten Bilder für deine neue Kaffeemarke – oder was du halt verkaufen möchtest.
Jens hat das gesamte erste Branding von “Energize Me” mithilfe von Midjourney erstellt. Geschummelt hat er nur beim Text: Den musste er in Canva einsetzen, weil KI-Bilder-Tools noch nicht in der Lage sind, Text gut zu verarbeiten. “Aber wir kommen da noch hin”, ist Jens sich sicher.
"Camffee"?! Text kann die Bild-KI Midjourney (noch) nicht richtig verarbeiten. Für erste Design-Steps liefert dir das Tool aber gute Grundlagen. Foto: Jens Polomski via Midjourney
Markenaufbau mit Künstlicher Intelligenz
Die Idee steht, die ersten Schritte sind mithilfe von Auto-GPT bzw. Godmode.space, ChatGPT und Midjourney erledigt. Jetzt muss Jens seinen Kaffee bloß noch verkaufen. Und auch dabei soll Künstliche Intelligenz helfen. Den Start macht Miro
: Das Whiteboard-Tool ist nicht nur super für gemeinsame Brainstormings. Seit kurzem kannst du mit MiroAI auch KI für dich arbeiten lassen. Die Betaversion, für deren Nutzung es zurzeit noch eine Warteliste gibt, erstellt dir z. B. Mindmaps, die du beliebig erweitern kannst. Jens möchte in seinem Fall To-dos für einen “Go-to-Market-Plan für eine neue Coffee Brand” haben. Nichts leichter als das.Aus diesen To-dos ergibt sich unter anderem der Bedarf nach einer Website. Und auch die kann KI dir zaubern – theoretisch zumindest. Jens testet für diesen Task den AI Website Builder von mixo.io. Der generiert dir eine gesamte Website mit den Inhalten, die du brauchst. Das Ergebnis ist designtechnisch allerdings (noch) kein Feuerwerk. Also holt Jens sich Inspiration bei Midjourney. Das Tool kommt zwar noch nicht mit Texten zurecht, erstellt aber ansprechende Designs für Landingpages, die eine gute Inspiration für Designer*innen sein können. Und auch Produktbilder, Kampagnen-Visuals und Bilder für Social Media kann die KI dir generieren.
An dieser Stelle dürfen natürlich auch Testimonials nicht fehlen, die für den leckeren Kaffee von “Energize Me” werben. Erschreckend realistisch sind die Aufnahmen von Barack Obama, Elon Musk oder Mozart, die dampfende Kaffeetassen und Packungen im “Energize Me”-Design in den Händen halten. Dass mit solchen KI-Bild-Tools natürlich auch Risiken einhergehen, muss Jens an dieser Stelle wahrscheinlich nicht mehr betonen – er macht es aber vorsichtshalber trotzdem.
Texte, Bilder, Brand Voice: Natürlich kann KI auch Stimme
Für alle, die über die “Energize Me”-Testimonials Barack Obama und Elon Musk noch nicht erstaunt genug waren, setzt Jens noch einen drauf: Denn natürlich braucht eine Marke auch eine Stimme, eine Brand Voice. Die hat der Tool-Experte mit Elevenlabs generiert. Und selbstverständlich gibt es zu der Stimme auch ein Gesicht, das uns alles über “Energize Me” erzählt. Das Video von Albert, so heißt der Mann zur Stimme, kommt von Colossyan Creator. Das Tool lässt AI Actors täuschend echt sprechen – passend zur von Elevenlabs generierten Stimme.
Mit der könnten sich übrigens auch ganze Podcasts produzieren lassen. Wäre doch lustig, wenn uns jemand begrüßt, der OMR-Gründer Philipp Westermeyer täuschend ähnlich klingt. Vielleicht mit den Worten: “Moin, ich bin Philipp und kann’s kaum erwarten, jede Woche alles über mein Lieblingsgetränk zu hören.” Oder?! Spätestens bezüglich KI-Stimmen und -Videos ist ein Appell an die eigene Moral angebracht.
Jetzt ist Zeit für Marketing
Spannend ist das Experiment dennoch. Sogar ein ganzes Imagevideo hat Jens mithilfe von KI erstellt bzw. erstellen lassen. Das ist zwar noch nicht ganz rund, zeigt aber, was schon jetzt möglich ist und wahrscheinlich in Zukunft noch alles möglich sein wird. Geholfen haben ihm dabei folgende Tools:
- ChatGPT für den Text bzw. das Skript
- Elevenlabs für die Stimme im Off (die kommt wieder von Albert)
- Runway für das Video
- AIVA für die Musik
Und auch für die Vermarktung seiner Coffee Brand kommen die hier vorgestellten Tools zum Einsatz: Die Texte lässt Jens sich direkt in seinem Marketing- und Contentplan in Google Sheets generieren. Dafür nutzt er die API-Schnittstelle zu ChatGPT. Bilder für Social Ads kommen von Midjourney und ChatGPT schreibt mal eben einen Code für ein Coffee-Quiz, mit dem Jens Leads generieren möchte. Auch weiterer Content für seine Website kommt von Künstlicher Intelligenz: ChatGPT kennt tolle Kaffee-Rezepte und Midjourney hat die passenden Bilder für den Blogartikel parat. Wer darüber hinaus lustigen Content braucht, es aber nicht mit El Hotzo aufnehmen kann, findet in Memecam.io sogar einen KI-Meme-Generator. Wow.
Werden wir denn nun ersetzt?
Eine Marke mithilfe von Künstlicher Intelligenz aufbauen: Im Großen und Ganzen ist das Experiment geglückt. Gleichzeitig wurden allerdings Schwachstellen deutlich, die in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren aber sicherlich behoben sind. Ob KI uns dann ersetzen wird? Dazu hat Jens eine klare Meinung: “AI won’t take your job, a human with AI will.” (“Künstliche Intelligenz wird dir nicht den Job wegnehmen, ein Mensch mit KI wird es tun.”) Wer sich jetzt nicht mit KI beschäftigt, wird später Nachteile haben, sagt Jens. Ähnlich sieht das übrigens Henrik Roth, Mitgründer des KI-Tools Neuroflash, mit dem wir unter anderem über die Zukunft unserer Jobs gesprochen haben.
Abschließend hat Jens noch drei Tipps für dich im Gepäck, mit denen Künstliche Intelligenz mehr Freund als Feind wird:
- Hab keine Angst vor KI, sondern trau dich, KI-Tools auszuprobieren und so deinen Horizont zu erweitern
- Nutze KI als Werkzeug und sieh es als praktische Ergänzung für jeden deiner Arbeitsschritte
- Bleib neugierig und informiert: Was tut sich gerade in der KI-Welt und was ist für deinen Business Case relevant?
Zum dritten Punkt hat Jens auch direkt was dabei: Gemeinsam mit OMR Reviews arbeitet unser Tool-Experte nämlich gerade am OMR Reviews Chatbot. Der steckt noch in der Entwicklung, du kannst dich aber hier schon mal in die Warteliste eintragen. Und das lohnt sich: Unser Chatbot nimmt dir nämlich bald die Suche nach der richtigen Software für deine To-dos ab. Er kennt OMR Reviews in- und auswendig und zeigt dir die passende Lösung für deine Bedürfnisse. Stay tuned!
Auf dem OMR Festival 2023 hat Jens Polomski uns gezeigt, was schon jetzt alles mit Künstlicher Intelligenz möglich ist. Hier kannst du dir seinen ganzen Vortrag ansehen.