Diese fünf Frauen machen’s vor: SaaS- und Tech-Unternehmen mit weiblicher Leitung

Marvin Erdner 27.2.2025

Lerne fünf erfolgreiche Gründerinnen und CEOs aus der Tech-Welt kennen

Inhalt
  1. So steht es um den Frauenanteil bei Gründungen und Führungsrollen
  2. 1. Ruth Schiffmann (123erfasst)
  3. 2. Stephanie Richter (Adspert)
  4. 3. Sowmya Thyagarajan (Foviatech)
  5. 4. Nanna Bentel (Kontainer)
  6. 5. Karen Hünermann (ODOSCOPE)
  7. Fazit: Empowering Female Founding

Disclaimer: Ich, der Autor dieses Artikels, bin mir meiner Privilegien als Cis-Mann bewusst. Hoffentlich kann ich mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag leisten, dass sich veraltete Strukturen und ungerechte Machtverhältnisse zugunsten des Feminismus aufweichen lassen.

So steht es um den Frauenanteil bei Gründungen und Führungsrollen

Frauen in Chefetagen? Ja, Deutschland macht Fortschritte. In den DAX-Vorständen ist der Anteil weiblicher Führungskräfte laut Tagesschau innerhalb weniger Jahre (seit 2020) von 13 auf über 25 % gestiegen. Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man schnell: Gleichstellung sieht anders aus. Frauen bleiben im Schnitt fünf Jahre kürzer in Vorständen als ihre männlichen Kollegen. Und wenn sie gehen, dann meist ohne eine neue C-Level-Position. Während gesetzliche Quoten mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände bringen, hält sich das ungeschriebene Gesetz der gläsernen Decke hartnäckig.

Gerade in der B2B- und SaaS-Branche sind Gründerinnen und weibliche CEOs noch immer unterrepräsentiert – obwohl sie mit innovativen Geschäftsmodellen und skalierbaren Technologien die Wirtschaft antreiben. International betrachtet gibt es zwar immer einige Success Storys aus Silicon Valley und Co., doch der Anteil weiblicher Unternehmensführung ist auch global verschwindend gering.

Dieser Artikel stellt inspirierende Frauen vor, die es entgegen aller Unwahrscheinlichkeiten an die Spitze geschafft haben. Sie haben entweder ein Software-Unternehmen gegründet, leiten dieses oder beides.

Tipp: Initiative 50:50

Tipp: Unsere OMR-Initiative 50:50 setzt sich seit Jahren für Gleichstellung und Gleichberechtigung aller Geschlechter in der Arbeitswelt ein.

1. Ruth Schiffmann (123erfasst)

 

Werdegang

Ruth Schiffmann ist seit 2022 Geschäftsführerin der NEVARIS Bausoftware GmbH (Teil der Nemetschek Group). Zuvor leitete sie als Managing Director das operative Geschäft der Bluebeam GmbH. Dieses Unternehmen gehört ebenfalls zur Nemetschek Group und hat sich auf digitale Zusammenarbeit und Baudokumentation spezialisiert.

Schiffmann studierte BWL im Bachelor und Sozialökonomik auf Master. Erste Erfahrungen sammelte sie in einem Start-up sowie bei Airbus. Anschließend war sie sechs Jahre im strategischen Key Account Management bei OpenText tätig, bevor sie zu TeamViewer wechselte, um dort das Enterprise-Geschäft in Zentral- und Westeuropa mit aufzubauen.

Unternehmen und Produkt

NEVARIS, gegründet 1982, ist in der Entwicklung integrierter Softwarelösungen für die Bauindustrie tätig. Unter Schiffmanns Leitung sind fast 250 Mitarbeitende an mehreren Standorten in der DACH-Region beschäftigt. 2018 übernahm das Unternehmen die 123erfasst.de GmbH, was es NEVARIS ermöglichte, seine technologische Kompetenz im Bereich der digitalen Baustelle weiter auszubauen und seinen Kund*innen innovative Tools für die mobile Projektdokumentation anzubieten.

Die App 123erfasst lässt sich als Zeiterfassungs- und Planungstool auf Baustellen einsetzen. Mithilfe von GPS-Koordinaten können Materialien und Personalkapazitäten spezifischen Bauabschnitten zugeordnet werden. Diese Funktionalität dient der Prozessoptimierung sowie der Effizienzsteigerung von Bauunternehmen.

Vision als Geschäftsführerin

Unter der Leitung von Ruth Schiffmann setzt NEVARIS verstärkt auf Innovation und Digitalisierung in der Bauwirtschaft. Die CEO betont stets die Bedeutung von tiefgehendem Branchenwissen, Innovationskraft und einer Unternehmenskultur der Wertschätzung Kund*innen und Mitarbeitenden gegenüber. Mit ihrer strategischen Ausrichtung und dem Engagement für digitale Lösungen trägt Schiffmann maßgeblich dazu bei, das Unternehmen inklusive aller Unterfirmen als Technologieführer in der Bauindustrie zu positionieren. So kann die Digitalisierung der Branche vorangetrieben werden – beides Branchen, in denen Frauenpower vielerorts Mangelware ist.

2. Stephanie Richter (Adspert)

 

Werdegang

Stephanie Richter ist Geschäftsführerin und Mitgründerin des Berliner AdTech-Unternehmens Adspert. Ihre berufliche Laufbahn begann 1999 mit der Gründung der Prozentor GmbH. Da sich das Unternehmen auf die Entwicklung automatisierter Handelssysteme für Banken konzentrierte, wurde so ein Grundstein für Richters Expertise in der Verarbeitung großer Datenmengen und der Anwendung von künstlicher Intelligenz zur Prognoseerstellung gelegt.

Unternehmen und Produkt

Im Jahr 2010 folgte, gemeinsam mit Harald Bartel, die Gründung von Adspert. Die Algorithmen des Finanzsektors lassen sich auf das Online Marketing übertragen, so die Idee. Unter Richters Führung hat sich Adspert zu einem vertrauenswürdigen Partner für über 300 Marken und Agenturen im E-Commerce entwickelt, die mit der Software effektiv und automatisiert ihre Werbekampagnen optimieren.

Die Kerntechnologie von Adspert basiert auf Millionen von Datenpunkten, deren Analyse die Performance von PPC-Kampagnen (Pay-per-Click) optimieren kann. Die Software bietet eine vollautomatische Gebotsanpassung und Keyword-Pflege für Plattformen wie Amazon, eBay oder Google. Darüber hinaus hilft Adspert bei strategischen Entscheidungen hinsichtlich der Werbeausgaben.

2024 wurde Adspert von der französischen E-Commerce-Plattform Mirakl übernommen, um die Position der Plattform im Bereich Retail Media zu stärken. Im Zuge dessen konnte das Mirakl-Ökosystem die KI-gestützte Ads-Optimierungssoftware integrieren.

Vision als Gründerin

Stephanie Richter ist seit jeher auf Innovation und moderne statistische Methoden bedacht, um aus großen Datenmengen einen Mehrwert für Kund*innen zu generieren. Mit ihrer spürbaren Leidenschaft für digitale Neuheiten und Unternehmertum hat sie schon mehrmals bewiesen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Frauen können erfolgreich gründen und Tech-Unternehmen in leitenden Funktionen zum Exit führen.

Tipp: Initiative 50:50

Female Power auf allen Ebenen

Auch wenn es in diesem Artikel nur um die Unternehmensgründung und -leitung in (teilweise) weiblicher Hand geht, gibt es in der B2B-Softwarebranche natürlich weitere Beispiele für inspirierende Frauen – auch abseits des C-Levels. Head-ofs, Teamleitungen und leitende seniorige Personen werden glücklicherweise mit Frauen besetzt. Und jede Einzelne von ihnen könnte von einem spannenden Werdegang und interessanten Visionen berichten.

3. Sowmya Thyagarajan (Foviatech)

 

Werdegang

Sowmya Thyagarajan gründete das Hamburger Start-up Foviatech, welches sie als CEO noch immer erfolgreich leitet. Die Deep-Tech-Firma beschäftigt sich mit der Entwicklung effizienter und smarter Automatisierungslösungen. Insbesondere unter Einsatz von künstlicher Intelligenz und 2D-Materialtechnologien bringt das Unternehmen die Digitalisierung in Deutschland voran.

Von 2010 bis 2015 begann Thyagarajan ihre akademische Laufbahn mit einem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik am Amity Institute of Space Science and Technology. Anschließend setzte sie ihre Forschung als Ph.D.-DAAD-Stipendiatin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fort. Es folgten mehrere Praktika an namhaften Instituten und Hochschulen. 2020 engagierte sie sich als Investorin bei RentNap und wurde ein Jahr später Präsidentin des Germany-India Business Council bei der Women’s Indian Chamber of Commerce and Industry (WICCI).

Unternehmen

Aus ihrer Leidenschaft für Technologie und Innovation heraus gründete Thyagarajan Foviatech. Seitdem verfolgt sie das Ziel, hybride Produkte zu entwickeln, die sowohl Software- als auch Hardwarelösungen kombinieren, um die Digitalisierung und Automatisierung in verschiedenen Branchen voranzutreiben.

Ein Produkt des Start-ups ist beispielsweise die KI-basierte Sensoranwendung für Sitzsysteme, die inzwischen in den Bereichen Transport und im Gesundheitswesen eingesetzt wird. Dieses intelligente Sitzinterface passt sich automatisch der Sitzhaltung der Nutzenden an. Neben der flexiblen Anpassung von Sitzfläche und Rückenlehne und dem Einsatz eines Nano-Airbags liefern Sensoren biometrische Daten wie Temperatur und Feuchtigkeit, was den Komfort der Nutzer*innen fördert.

Vision als Gründerin

Unter der Leitung von Sowmya Thyagarajan hat sich Foviatech zu einem fortschrittlichen Unternehmen in der KI- und Industriebranche entwickelt. Ihre intelligenten Lösungen gepaart mit ihrem Engagement für Technologie und der Fähigkeit, interdisziplinäre Ansätze zu verfolgen, machen Thyagarajan zu einer anspornenden Führungspersönlichkeit im Tech-Bereich.

Tipp: Initiative 50:50

Weitere Lesetipps

Im ContentHub von OMR Reviews findest du die Artikelserie Women in SaaS. Hier berichten weitere Geschäftsführerinnen und Gründerinnen noch detaillierter von ihren Erfahrungen in einem männerdominierten Wirtschaftsbereich. So auch:

4. Nanna Bentel (Kontainer)

 

Gründung und Unternehmen

Nanna Bentel hat in ihrem Leben bereits mehrfach gegründet, unter anderem Meebook (2011) und Respace (2024). Bereits 2001 war Nanna Bentel zudem Co-Gründerin des DAM- und PIM-Systems Kontainer. Mit der Software hat sie seitdem maßgeblich dazu beigetragen, dass Firmen ihre Markenbilder, Logos, Videos, Produktdaten und Dateien zentral organisieren und sowohl intern als auch extern effizient teilen können.

Unter der Leitung von Bentel entwickelte sich Kontainer zu einer benutzerfreundlichen und sicheren B2B-Alternative zu Plattformen wie Dropbox, jedoch speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten ist. Mit über 350 Kund*innen weltweit bietet Kontainer branchenspezifische Funktionen und Integrationen, die den Einsatz digitaler Assets über verschiedene Plattformen und Kanäle hinweg unterstützen.

Produkt

Ein zentrales Merkmal von Kontainer ist die nahtlose Integration mit Systemen wie CMS, CRM, ERP und E-Mail-Marketing-Tools. So sind auf allen Plattformen die richtigen Versionen digitaler Assets verfügbar. Darüber hinaus legt das DAM-Unternehmen großen Wert auf Datenschutz und Sicherheit, indem es robuste Verschlüsselungstechnologien und DSGVO-Konformität sicherstellt.

Vision als Geschäftsführerin

Nanna Bentel sieht Unternehmenskultur als Kombination aus Technologie und zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie meint, dass die besten Lösungen entstehen, wenn beide Komponenten miteinander verbunden sind. Dies wird durch ihr Engagement für ethische Geschäftspraktiken, soziale Verantwortung sowie Nachhaltigkeit deutlich. Mit ihrer Vision und Führung hat Bentel Kontainer zu einem vertrauenswürdigen Produkt für alle gemacht, die ihre digitalen Workflows optimieren und die Zusammenarbeit verbessern möchten.

5. Karen Hünermann (ODOSCOPE)

 

Werdegang

Karen Hünermann ist Chief Operating Officer (COO) der ODOSCOPE GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Köln und Berlin wurde 2015 von ihr mitgegründet. ODOSCOPE soll als Kernsoftware die Datenrevolution im Onlinehandel vorantreiben. Hünermann ist für die operativen Abläufe und die strategische Weiterentwicklung der Plattform verantwortlich.

Die COO kann gleich drei Masterabschlüsse vorweisen: In Tübingen, Köln und Rotterdam widmete sie sich der International Business Administration. Nachdem sie am Staufenbiel Institut im Marketing tätig war, war sie zunächst Projektmanagerin bei der colognetworx cnx GmbH, bevor sie gründete.

Unternehmen und Produkt

ODOSCOPE dient zur Echtzeit-Automatisierung für eine perfekte User Experience. Das intuitive Interface ermöglicht es Händler*innen, dank Dashboards tiefe Einblicke in Produktanalysen zu erhalten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), indem auf Cookies, Einwilligungen, Pixel und Tracking verzichtet wird.

Das Unternehmen zeichnet sich durch eine Arbeitskultur aus, in der Qualität, Teamgeist, gegenseitiges Vertrauen und Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen. Remote-Arbeit und flache Hierarchien werden im internationalen und interdisziplinären Team großgeschrieben.

Vision als COO

Mit ihrer Expertise und ihrem Engagement beeinflusst Karen Hünermann ODOSCOPEs Position als führender Anbieter im Bereich der datengetriebenen Personalisierung im E-Commerce. Ihr Erfolg dient wie die Unternehmenskultur als Inspiration für Frauen in der Technologiebranche.

Fazit: Empowering Female Founding

Vier der fünf dargestellten Software-Anbieter sind übrigens auf OMR Reviews gelistet. Wenn du ebenfalls ein Tool hast, von dem die SaaS-Welt wissen sollte, findest du auf der B2B-Landingpage mehr Informationen zu den Möglichkeiten einer Profilseite sowie weiteren Traffic-Optionen mit OMR Reviews.

Ruth Schiffmann, Stephanie Richter, Sowmya Thyagarajan, Nanna Bentel und Karen Hünermann zeigen vor allem eins: Frauen können und sollten in der Tech- und SaaS-Branche führende Rollen übernehmen. Leider sieht die Realität allerdings oft anders aus.

Der Anteil weiblicher Gründerinnen und CEOs in der B2B-Welt ist noch immer gering – und das hat mehrere Gründe:

  • Weniger Zugang zu Risikokapital
  • Fehlende weibliche Vorbilder und Netzwerke
  • Gesellschaftliche Erwartungen, das Unternehmertum sei Männern vorbehalten
  • Frauen werden häufiger hinterfragt (bei Investoren-Pitches oder im Unternehmensalltag)
  • Wegen der Gender Pay Gap lohnt es sich finanziell weniger, selbst zu gründen
  • Vereinbarkeit von Job und Familie

Dabei ist Diversity ein echter Wettbewerbsvorteil: Die SaaS-Branche lebt von Innovation, Agilität und neuen Denkansätzen. Die fünf hier vorgestellten Frauen sind ein Beweis dafür, dass der Wandel bereits begonnen hat (siehe hierzu auch einen vorherigen Artikel aus 2021). Jetzt gilt es, noch mehr Frauen aufzurufen, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Hürden zu durchbrechen. Ob als Gründerin, CEO oder Investorin – Tech braucht Frauen und Frauen brauchen Tech.

Disclaimer: Dieser Artikel bezieht sich auf Frauen in Führungspositionen. Diskriminierung und Unterrepräsentation spielen allerdings im Alltag vieler weiterer FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, inter*, Nicht-binäre, trans*, Agender) eine entscheidende Rolle und sorgen dafür, dass sie einen noch kleineren Bruchteil der Führungspostionen, geschweige denn C-Level-Rollen besetzen, was die Diversität in Unternehmen weiter einschränkt. Offizielle Daten gibt es hierzu nicht.

Marvin Erdner
Autor*In
Marvin Erdner

Marvin ist Redakteur bei OMR Reviews. Nach seinem Studium in Englisch und Spanisch an der Uni Augsburg zog der gebürtige Hannoveraner nach Hamburg. Dort ist er im Fitnessstudio, im Kino oder in einem der Sushirestaurants anzutreffen. Neben der Leidenschaft für Sprachen interessiert er sich für digitales Marketing und praktische Onlinetools.

Alle Artikel von Marvin Erdner

Im Artikel erwähnte Softwares

Komm in die OMR Reviews Community & verpasse keine Neuigkeiten & Aktionen rund um die Software-Landschaft mehr.