Agentic Commerce: Zeitenwende für den Online-Handel

Kund*innen der Zukunft schicken ihre KI-Assistenten zum Einkaufen. Diese Chancen und Herausforderungen erwarten dich jetzt als Betreiber*in eines Online-Shops

Inhalt
  1. Was ist ein AI-Agent?
  2. Die Vorteile von Agentic Commerce für Händler
  3. AI-Agents der Stunde: Shopify und Amazon
  4. Die Basis: Inhalte für LLMs optimieren und strukturieren
  5. Bezahlmethoden für AI
  6. Fazit: Die Umstellung auf Agentic Commerce wird nicht einfach

Das Wichtigste in Kürze

  • Agentic Commerce bedeutet, dass Künstliche Intelligenz selbstständig die Auswahl und den Einkauf von Produkten übernimmt. Es gibt keinen Kontakt zwischen Kund*innen und Online-Shop.
  • Damit deine Shop-Inhalte von AI-Agents gefunden und bedient werden, musst du sie maschinengerecht aufbereiten.
  • Im B2C-Bereich sorgen AI-Agents für ein individuelleres, auf die Bedürfnisse der Kund*innen angepasstes Einkaufserlebnis. Produkte von der Stange ohne Anpassungsmöglichkeiten werden ignoriert.
  • Im B2B-Bereich stehen langfristige und automatisierte Geschäftsbeziehungen im Vordergrund.
 
 

Aktuell findet im Handel eine Revolution statt, die sich nur mit dem Strukturwandel vom stationären Handel vor Ort hin zum Online-Handel vergleichen lässt. Die Beziehung zwischen Kund*innen und Händler*innen unterliegt einem fundamentalen Wandel: Im Agentic Commerce überlassen Kund*innen ihren personalisierten AI-Agents das Shopping.

Was ist ein AI-Agent?

AI-Agents sind virtuelle Assistenten, die selbstständig Aufgaben für die User erfüllen. Sie basieren auf Large Language Models (LLM) und können daher wie Chatbots per Text- oder Spracheingabe bedient werden. Im Unterschied zu ChatGPT und Co. agieren diese KI-Helfer autonom und treffen selbstständig Entscheidungen.

In der Praxis sieht das so aus: Das Smartphone einer Kundin ist kaputt. Ein Nachfolger muss her. Statt aber selbst im Netz Testberichte zu vergleichen und sich durch Datenblätter und Foren zu wühlen, lässt sie das ihr KI-Helferlein erledigen. „Mein altes Handy ist kaputt. Ich brauche ein neues“, reicht als Befehl aus.

Der AI-Agent kennt Bedürfnisse, Nutzerverhalten und Preislimit der Nutzerin und natürlich auch die Spezifikationen des alten Smartphones. Vielleicht stellt die KI noch ein paar Fragen, ob ein neues Feature der Nutzerin wichtig ist oder ignoriert werden kann. Dann steht das Paket mit dem neuen Smartphone auch schon vor der Tür.

So verändern AI-Agents den Kaufprozess

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Im Online-Handel wird dadurch die komplette Customer Journey durch den KI-Agenten übernommen. Lediglich der initiale Beschluss, dass ein Produkt gebraucht wird, wird vom Menschen getroffen. Die restlichen Kaufschritte erledigt die künstliche Intelligenz:

  • Recherche für das passende Produkt
  • Produktvergleich und Auswahl
  • Preisvergleich und Preisoptimierung (Rabatte, Gutscheine, Preisverhandlung)
  • Kauf

Die Maschine selbst wird zum Kunden. Selbst Nachfragen zum Produkt und das Feilschen um den Preis übernimmt der Agent. Als Händler*in musst du daher Vertriebswege und den Online-Shop für die künstliche Intelligenz optimieren.

Shoppen ohne Menschen: KI kauft bei KI ein

Langfristig sollen die Agents auch ohne Befehl Käufe auf eigene Initiative übernehmen. Das betrifft vor allem Gegenstände, die regelmäßig verbraucht werden: einen Blumenstrauß für den Geburtstag der Tante, Sonnencreme im August und Winterreifen alle fünf Jahre. Der Agent kommuniziert dabei mit der KI des Anbieters. Er erkundigt sich nach der erhältlichen Produktvariante beim Chatbot auf der Shop-Seite und handelt einen Rabatt aus.

Vor allem im B2B-Bereich werden AI-Agents in Zukunft den Einkauf von Ressourcen für den laufenden Betrieb selbstständig managen und abhandeln. Dies wird vor allem bei Just-In-Time-Produktionen zu einer enormen Effizienzsteigerung führen und Kosten einsparen.

KI nimmt den Kund*innen beim Kauf die lästige Arbeit ab

digital-Commerce_Agentic-Commerce_KI-Bot

KI-Agents befriedigen das Bedürfnis der Kund*innen nach Bequemlichkeit und Zeitersparnis. Vor allem Alltagsprodukte und Waren, die immer wieder konsumiert werden, wollen die Nutzer*innen nicht selbst einkaufen.

AI-Agents machen den Kauf für die Kund*innen daher:

  • schneller: Die KI recherchiert und vergleicht Produkte in Windeseile und schließt den Kaufprozess in Sekunden ab.
  • effizienter: Wiederkehrende Einkäufe werden automatisiert. Produkte aus mehreren Shops werden in einer Plattform ausgegeben.
  • hyper-personalisiert: Jedes Einkaufserlebnis wird individuell für die Kund*innen angepasst. Die KI bezieht frühere Einkäufe, Browserverlauf und sämtliche Nutzerdaten in die Auswahl der Produkte mit ein. Die Präsentation der Produkte wird ebenfalls auf Wünsche, Vorlieben und Prioritäten der Nutzer*innen angepasst.
  • fehlerfrei: Fehler bei Menge, Verfügbarkeit, Lieferzeit und Spezifikationen werden vermieden.
  • kostensparend: Durch automatisierte Preisvergleiche, Recherche nach Rabatten, Analyse von Trends und das Finden von Gutscheinen oder Aktionen garantiert die KI den günstigsten Preis.

Die Vorteile von Agentic Commerce für Händler

Durch die Übernahme der Customer Journey durch künstliche Intelligenz drohst du als Händler*in die Kontrolle über die Präsentation deiner Marken und Produkte zu verlieren sowie das Marketing ins Leere laufen zu lassen. Wirke dem entgegen, indem du deine Inhalte auf Agentic Commerce optimierst und selbst AI-Agents im eigenen Shop einsetzt. Dann ergeben sich für dich und dein Business viele Vorteile:

  • Höhere Conversionrate und weniger abgebrochene Warenkörbe
  • Stärkere Kundenbindung durch personalisierte und kontinuierliche Empfehlungen sowie einem einfachen und reibungslosen Kaufprozess
  • Mehr Potenzial für Cross- und Upselling. Der AI-Agent bezieht zusammenpassende Produkte oder Zusatzartikel in jeden Kauf mit ein.
  • Effizienteres Marketing durch mehr Customer Data und gezieltere Ansprache von Zielgruppen
  • 24/7-Kundenbetreuung durch den AI-Agent
  • Einsparung operativer Kosten bei Personal im Support, Einkauf und Management
  • Bessere Skalierbarkeit des Shops, da der AI-Agent tausende User gleichzeitig bedienen kann.

AI-Agents der Stunde: Shopify und Amazon

Die Entwicklung der AI-Agents steht noch ganz am Anfang. Dass Alexa und Siri in Zukunft entsprechende Funktionen erhalten, gilt als sicher. Aktuell setzen aber vor allem viele Online-Händler*innen und E-Commerce-Entwickler*innen auf die Integration von AI-Agents in ihre eigenen Systeme, um Kund*innen auf ihrer Plattform zu halten.

  • Shopify Argentic Commerce (Shopify Catalog MCP): Der Chatbot macht individualisierte Produkt-Empfehlungen aus allen Shops, die auf Shopify basieren. Der Kauf läuft im Chatbot ab.
  • Microsoft Personal Shopping Agent: Der in Online-Shops integrierte Chatbot bietet individualisierte Empfehlungen, Produktinfos und Produktpräsentationen.
  • Amazon Nova Act: Im Browser integrierter Chatbot, der Fragen beantwortet, die Internet-Suche unterstützt und Produkte direkt im Browser kaufen kann. Das Angebot ist nicht auf Amazon-Produkte und Partner-Händler*innen beschränkt.
  • Claude Travel Agent: Der Chatbot empfiehlt und bucht auf Grundlage natürlicher Konversation Flüge und Hotels. Bezahlt wird mit Zahlungsdiensten wie Solana USDC.

Auch für den B2B-Bereich und die Organisation von Online-Shops wird aktuell eine Vielzahl von AI-Agents entwickelt. Beispiele sind Chatbots für den Support und AI zur Unterstützung des Einkaufs und des Lagermanagements.

So bereitest du deinen Shop auf die AI-Agents vor

Agentic Commerce eröffnet dir als Online-Handler*in einen völlig neuen Vertriebskanal. Um davon zu profitieren, brauchst du zum einen die passende technische Infrastruktur und zum anderen ein Geschäftsmodell, das sich an die veränderte Customer Journey anpasst. Am besten gehst du das mit einer ganzheitlichen Digitalstrategie an, die alle relevanten Aspekte der Transformation vereint:

  • Websites und Datenfeeds für KI mit strukturierten Daten optimieren (Schema-Markup)
  • SEO-Sichtbarkeit von Inhalten für KI verbessern
  • Integration KI-optimierter Bezahlmethoden wie Mastercard Agent Pay
  • Nutzung KI-spezialisierter Shopsysteme wie beispielsweise Shopify

Die Basis: Inhalte für LLMs optimieren und strukturieren

AI braucht strukturierte und klar gekennzeichnete Daten, um Produkte erkennen und vergleichen zu können. Dabei wird auf bereits etablierte Kennzeichnungsverfahren sowie neue Features gesetzt:

  • Schema-Markup im JSON-LD-Format ist ein Standard für strukturierte Daten, den Suchmaschinen und LLMs zur Interpretation von Websites und Produktinformationen nutzen. Er bildet die Basis für KI-optimierte Inhalte im E-Commerce.
  • Natürliche Sprache und übersichtliche Strukturierung der Inhalte: Wie auch Google spricht AI die Sprache der Kunden. Fachtermini und schwer verständliche Textwüsten drohen ignoriert zu werden.
  • LLM.txt: Der relevante Inhalt der Seite wird ohne störendes Layout in reinem Textformat zugänglich gemacht. Der Nutzen dieses Features ist umstritten. Offiziell bestreiten OpenAI und Co., dass der llm.txt einen Einfluss auf ihre KI hat. Doch immer mehr Online-Shops setzen darauf. Schaden kann es nicht.

Inhalte für die Sichtbarkeit für AI optimieren: Textstruktur

Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist seit Jahren die Voraussetzung, um von Kunden*innen im Internet gefunden zu werden. Mit AI-SEO – auch Generative Engine Optimization (GEO) genannt – kommt jetzt die Optimierung für AI-Sichtbarkeit dazu. Beide Maßnahmen bauen aufeinander auf.

LLMs nutzen Suchmaschinen, um Inhalte zu finden und zu bewerten. Ein gutes Google-Ranking ist also die Basis, um Produkte im Chatbot zu platzieren. GEO beschäftigt sich mit der Optimierung der Struktur und Lesbarkeit der Inhalte. Baue den Text in deinem Shop also so auf, dass ihn LLMs ohne große Anpassungen direkt in ihre Antworten übernehmen können. Dazu gehören folgende Bausteine:

  • Frage-Antwort-Formate bzw. FAQs
  • Listen, Tabellen, Bulletpoints
  • Übersichtliche Struktur mit einer klaren Abgrenzung der Themenblöcke
  • Primärquellen
  • Unique Content: Inhalte die auf eigenem Research bzw. eigenem Wissen beruhen

Der wichtigste Baustein für ein Ranking in LLMs ist origineller Content. AI wird Websites, die Inhalte von anderen Seiten zitieren oder öffentlich zugängliches Wissen beinhalten, ignorieren und die Primärquelle der Information bevorzugen. Willst du eine Seite für künstliche Intelligenz interessant machen, musst du neue Informationen bieten oder Fakten in bisher nicht dagewesener Weise präsentieren bzw. kombinieren.

Inhalte für AI optimieren: Autorität und Vertrauenswürdigkeit

Die Agents müssen die Qualität der von ihnen gefundenen Informationen bewerten können. Sonst präsentiert die AI Infos und Produkte, die sich als fehlerhaft oder Betrug herausstellen. In dem Zusammenhang rücken einige klassische SEO-Werkzeuge wieder in den Vordergrund, die in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten waren. AI setzt wie auch schon Google auf das Bewertungskonzept E-E-A-T: Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness. Je häufiger vertrauenswürdige Quellen deinen Shop bzw. deinen Webauftritt erwähnen, auf ihn verweisen oder mit ihm kooperieren, desto höher wird die Qualität und Vertrauenswürdigkeit eingestuft.

  • Backlinking: Fremde Websites verlinken auf die eigene Plattform
  • Starker Social-Media-Auftritt: Viele Follower bzw. Erwähnungen von privaten Nutzer*innen
  • Öffentliche Berichterstattung: Interviews oder Newsartikel auf Nachrichtenportalen
  • Bewertungsportale: Google Maps Reviews, Trusted Shops, Trustpilot
  • Special Interest Plattforms: Erwähnung und Diskussionen über die Produkte in Expertenforen oder Reddit
  • Affiliate Marketing: Noch existieren keine belastbaren Daten. Affiliate-Verlinkungen eigener Inhalte auf fremden Webseiten erhöhen aber definitiv die Chance von der AI gesehen zu werden.

Bezahlmethoden für AI

Um die Vorteile schneller und unkomplizierter Käufe anbieten zu können, solltest du für AI-Agents optimierte Bezahlmethoden in deinen Shop integrieren. Die meisten AI-Agents werden keinen Bankeinzug über ein Girokonto veranlassen können. Erste KI-optimierte Zahlungsanwendungen sind bereits in der Entwicklung:

  • Mastercard Agent Pay: Einmalige Käufe und wiederkehrende Zahlungen können nach festgelegten Regeln von verifizierten AI-Agents ausgeführt werden.
  • Visa Intelligent Commerce: Das Partnerprogramm mit Open AI soll die Produkt-Suche und Einkäufe durch AI-Agents sicher und komfortabel machen
  • Virtual Cards: Quasi eine Prepaid-Karte, mit der dem AI-Agent ein fester Betrag mit benutzerdefinierten Regeln und Beschränkungen zugänglich gemacht wird.

Aktuell sind diese Tools noch nicht marktreif. Als Händler*in solltest du sie dennoch im Auge behalten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland die ersten Zahlungsanbieter derartige Features bereitstellen.

Empfehlenswerte Social Intranet Plattform

Auf unserer Vergleichsplattform OMR Reviews findest du weitere empfehlenswerte Social Intranet Plattformen. Dort haben wir über 40 soziale Netzwerke für kleine und mittlere Unternehmen, Start-Ups und Großkonzerne gelistet, die dich in allen Bereichen der Mitarbeiterkommunikation unterstützen. Also schau vorbei und vergleiche die Softwares mithilfe der authentischen und verifizierten Nutzerbewertungen:

Fazit: Die Umstellung auf Agentic Commerce wird nicht einfach

Der klassische Online-Handel wird nicht über Nacht durch AI-Agents übernommen. Aktuell steckt die Technologie noch in der Testphase. Neben der technischen Infrastruktur werden allerlei rechtliche Fragen zu klären sein. Wenn du im E-Commerce aber morgen noch mitmischen willst, solltest du bereits jetzt die ersten Schritte in der Transformation deines Shops einleiten.

Zunächst solltest du die technischen Grundlagen für die Sichtbarkeit und Nutzbarkeit deines Shops für LLMs gewährleisten. Eine SEO-Agentur kann ein kurzes Audit erstellen und dir anschließend bei der Optimierung helfen. Ist dein Shop bereits in die Jahre gekommen, ist jetzt definitiv die Zeit, um auf ein modernes System umzustellen. Blackbit Digital Commerce erklärt in aktuellen Fachbeiträgen und Analysen, wie Händler:innen sich auf bevorstehende Veränderungen im E-Commerce vorbereiten können, insbesondere im Hinblick auf KI-gestützten Handel.

Philipp Zettler

Autor*In
Philipp Zettler


Philipp ist SEO- und SEA-Spezialist bei Blackbit Digital Commerce. Ob B2C-Shop oder komplexe B2B-Plattform: Mit kreativen und datengetriebenen Strategien sorgt er dafür, dass Unternehmen im digitalen Wettbewerb sichtbar bleiben – von durchdachten Google Ads Kampagnen bis hin zu präzise optimierten Inhalten für Suchmaschinen und AI-Agents.

Sein Markenzeichen: ruhige Analyse, klare Konzepte und messbare Ergebnisse. Abseits des Bildschirms findet Philipp Inspiration beim Zeichnen von Comics und beim Laufen in der Natur – aktuell arbeitet er an seinem nächsten großen Ziel: einem Marathonlauf.

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