TikTok Shop Erfahrungen: Das machen die Top-Player Deutschlands
In diesem Artikel entdeckst du, wie Marken und Creator*innen mit Plattform-Logik, passendem Produkt-Setup und schnellem Handeln im TikTok Shop Reichweite und Verkäufe steigern
- TikTok Shop: Was ist das überhaupt und lohnt sich das wirklich?
- Erfahrungen von erfolgreichen Marken: 3 Erfolgsrezepte
- Erfahrungen von erfolgreichen Creator*innen: 3 Erfolgsrezepte
- In TikTok Shop einsteigen? Ja oder nein?
- Der TikTok Shop ist ein eigenständiger Vertriebskanal, der auf Impulskäufe durch unterhaltsamen, authentischen Video-Content anstatt auf klassische Produktsuchen setzt.
- Erfolgreiche Marken auf TikTok Shop agieren schnell, verstehen die Plattform-Logik, passen sich an Trends an und wählen Produkte mit visuellem "Wow"-Effekt.
- Für den Erfolg sind ein klares Team-Setup mit schnellen Entscheidungswegen und die Betrachtung von TikTok als eigenständiges Ökosystem entscheidend.
- Erfolgreiche Creator*innen überzeugen durch Schnelligkeit statt Perfektion, eine authentische Produktauswahl und den Einsatz von Live-Shopping zur Steigerung der Reichweite und des Vertrauens.
- Der frühe Einstieg in den TikTok Shop wird als strategischer Vorteil gesehen, da der Aufwand für eine Etablierung in Zukunft voraussichtlich steigen wird.
TikTok Shop: Zwischen Hype, Realität und Zukunftschancen
Seit Ende März 2025 ist der TikTok-Shop offiziell in Deutschland gestartet. Die Plattform verspricht nichts Geringeres als eine neue Ära des Social Commerce: vertikaler Video-Content mit Sales-Faktor, direkte Kaufoptionen im Feed und eine nahtlose Verschmelzung von Entertainment und Shopping. Doch wie läuft es wirklich mit TikTok-Shop? Lohnt sich der Einstieg für Marken? Und was unterscheidet TikTok-Shop vom klassischen E-Commerce?
Ich habe mich mit zwei der führenden Player im deutschen TikTok-Shop-Universum unterhalten und klare Insights zu Status Quo, Erfolgsfaktoren und Zukunftschancen gesammelt, inklusive praxisnaher Handlungsempfehlungen.
Zunächst habe ich mit Julia Winkler, Head of E-Commerce beim Süßwarenunternehmen Hitschies, gesprochen. Nach nur wenigen Monaten hat das Team über 45.000 Produkte via TikTok-Shop verkauft. Für eine zweite Perspektive habe ich mit Max Dorn (CEO & Co-Founder) sowie Canel Deitmer (Consultant & PR Manager) von ENKIME gesprochen, eine der führenden Agenturen, die sich mit dem Aufbau erfolgreicher TikTok-Shop Creator*innen und TikTok-Shops für Marken beschäftigen.
TikTok Shop: Was ist das überhaupt und lohnt sich das wirklich?
TikTok Shop ist mehr als nur ein weiteres Checkout-Modul. Es ist ein komplett neuer Vertriebskanal mit eigener Plattform-Logik. Die Produkte werden nicht einfach “gelistet”. Sie leben durch Content. Nur wer relevante, unterhaltsame und authentische Inhalte produziert, schafft es in den Feed der User. Besonders wichtig ist hierbei, dass die Kaufentscheidung oft innerhalb weniger Sekunden passiert, direkt im Video. Impulskäufe sind hier eher die Regel als die Ausnahme. TikTok Shop ist somit die E-Commerce-Plattform von TikTok, auf der Händler*innen Produkte einstellen können und Creator*innen bzw. Affiliates diese im Austausch gegen eine Verkaufsprovision bewerben. Das Tool ist deshalb so besonders, weil es direkt mit TikTok-Inhalten wie Videos und Livestreams verknüpft ist und dadurch ein nahtloses Shopping-Erlebnis schafft, das sich deutlich von anderen Plattformen unterscheidet.
Der Shop lebt von einer einzigartigen Mischung aus Plattform-Trends, Entertainment-Wert und Live-Shopping. Wer TikTok Shop als reinen Werbekanal oder E-Commerce-Store betrachtet, wird scheitern. Marken und Creator*innen, die hingegen plattformtypisch denken, Trends aufgreifen, Produkte in Storytelling übersetzen und ein smartes Timing haben, können mit überschaubarem Budget schnell Reichweite und echte Sales erzielen.
📌 Pro-Tipp: Wenn du deine Social-Commerce-Strategie selbst in die Hand nehmen willst, helfen dir die richtigen Tools und Partner enorm weiter. Für schnelles und kreatives Content-Design eignet sich Canva perfekt, um in Minuten TikTok-taugliche Visuals zu erstellen. Falls du passendes Influencer-Matching oder Content-Tracking brauchst, lohnt sich ein Blick auf Tools wie Storyclash oder Linkster, die bei der Analyse von Creator-Performance und Kampagnen-Optimierung unterstützen. Und wenn du externe Expertise suchst, bieten Social-Media-Agenturen wie munique oder Adrenalinsky maßgeschneiderte Strategien, um deine Marke auf TikTok, Instagram und Co. sichtbar zu machen.
Erfahrungen von erfolgreichen Marken: 3 Erfolgsrezepte
Julia Winkler berichtet, dass Hitschies sich früh und strategisch für TikTok Shop entschieden hat: „Als ich die ersten Erfolgsgeschichten aus UK und Südostasien gesehen habe, war für mich klar: Wir müssen da früh dabei sein. Und das Team hat es priorisiert umgesetzt.“
Was den Erfolg so schnell möglich gemacht hat? Drei Dinge:
1 – Mut zur Plattform-Logik
TikTok funktioniert grundlegend anders als klassische E-Commerce-Kanäle oder Performance-Marketing-Plattformen. Wer im TikTok-Shop erfolgreich sein will, muss sich nicht nur oberflächlich anpassen, sondern die Plattform-Logik wirklich verstehen und mutig anwenden. Hochglanz-Content funktioniert hier deutlich schlechter als simpel produzierter, authentischer Content. Was zählt, sind Schnelligkeit, Echtheit und Relevanz.
TikTok ist dabei extrem dynamisch. Trends entstehen in Echtzeit und verschwinden genauso schnell wieder. Marken müssen bereit sein, ohne lange Abstimmungen auf der Welle zu reiten, statt sie erst intern abzuklären und dann zu verpassen. Der Erfolg beginnt mit dem ersten Frame eines Videos. Wer hier nicht sofort die Aufmerksamkeit fängt, hat verloren, egal, wie gut der Shop oder das Produkt ist. TikTok belohnt Content, der unterhält, inspiriert oder überrascht, und nicht klassische Verkaufsargumente. Nur wer bereit ist, TikTok nicht als Werbefläche, sondern als kulturelles Ökosystem zu verstehen, kann im TikTok-Shop wirklich sichtbar werden. Wer zu sehr an traditionellen Marketingstrategien festhält, verliert Reichweite und damit die Grundlage für Sales.
Der TikTok-Shop lebt bisher in den meisten Fällen von der organischen Reichweite auf der Plattform, und die bekommt man nur, wenn man sich auf ihre Spielregeln einlässt. Hitschies setzt konsequent auf Content, der sich an Trends orientiert, und versteht TikTok nicht als „Anhängsel“ des E-Commerce, sondern als eigenständigen Kanal. Dabei produzieren sie alle Inhalte selbst, komplett ohne externe Creator*innen, und setzen auf einen Mix aus Produktvorstellungen, Challenges und Trendanbindungen.
2 – Das richtige Produkt zur richtigen Zeit
TikTok ist kein klassischer Onlineshop, in dem Nutzer*innen gezielt nach Produkten suchen. Es ist eine Entdeckungsplattform, auf der Produkte zufällig entdeckt werden. Timing, Narrativ und Hype-Potenzial sind hier zentral. Produkte brauchen so einen klaren „Wow“- oder „Aha“-Effekt. Sei es durch Transformation im Sinne des Ergebnisses, Anwendung oder Verpackung. Besonders gut funktionieren Produkte mit sichtbarem Vorher-Nachher-Effekt oder starkem visuellem Impact.
Trendorientierung ist ebenfalls entscheidend. Produkte, die zu aktuellen Challenges, Memes oder Storytelling-Formaten passen, haben deutlich bessere Chancen. Lippenöl wird so auf einmal beispielsweise relevant, weil viele Creator*innen von „Juicy Lips“ sprechen.
Saisonalität ist ebenfalls ein entscheidender Faktor: „Back to School“ muss Ende August gepusht werden, nicht Mitte September beispielsweise. Die Verkaufszyklen auf TikTok sind blitzschnell.
Ein gutes Produkt allein reicht also nicht. Es muss zum richtigen Zeitpunkt in das richtige Umfeld eingebettet sein. Der TikTok-Shop ist eng mit dem organischen Feed und dem Creator*innen-Ökosystem verzahnt. Wer dieses Timing verpasst, verliert potenziell Verkäufe. Umgekehrt können Produkte über Nacht förmlich explodieren, wenn sie zu den aktuellen Plattformströmungen passen. Die „Ufo Pops“ von Hitschies beispielsweise entwickelten sich durch ihren starken visuellen „Crunch“, also den oben angesprochenen Wow-Effekt, innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller.
3 - Klares Setup im Team
Der TikTok Shop funktioniert nicht als Nebenprojekt im E-Commerce-Team. Es braucht ein dediziertes, schnelles und agiles Setup mit klaren Verantwortlichkeiten und maximaler Reaktionsfähigkeit. Zuständigkeiten müssen klar verteilt sein und schnelle Entscheidungen sind Pflicht. Trends warten nicht auf die nächste Entscheidungsrunde oder ein Wochenmeeting.
Interdisziplinäres Arbeiten ist hier ebenfalls sehr wichtig. TikTok Shop sitzt zwischen Content, Influencer-Marketing, E-Commerce, Performance-Marketing, Logistik und Customer Service. Nur wenn diese Bereiche synchron arbeiten und nicht in Silos, kann das Modell skalieren. Außerdem braut es ein iteratives Mindset. TikTok Shop ist ein „Test & Learn“-Modell. Niemand trifft direkt 100 %, aber wer mit Daten und Formaten schnell testet, hat einen Vorsprung.
Der TikTok Shop belohnt Geschwindigkeit, Mut und gute Zusammenarbeit. Unternehmen, die in starren Strukturen denken oder auf klassische Abnahmen bestehen, verlieren den Anschluss. Nur ein eingespieltes Team, das kreativ denkt, aber strukturiert umsetzt, kann Trends in Echtzeit in Verkäufe übersetzen und so echten Business Impact erzeugen.
„Wir haben eine klare Rollenverteilung, aber auch eine hauptverantwortliche Person, die TikTok Shop intern steuert“, sagt Julia von Hitschies. Die technische Anbindung sei vergleichbar mit Amazon, jedoch etwas aufwendiger, aber beherrschbar. Besonders wichtig aus ihrer Perspektive ist außerdem ein direkter Ansprechpartner bei TikTok, um beim Onboarding nicht im Prozess hängen zu bleiben.
Erfahrungen von erfolgreichen Creator*innen: 3 Erfolgsrezepte
Max Dorn und Canel Deitmer von ENKIME betreuen Creator*innen und Marken, die mit TikTok Shop teilweise vier- bis fünfstellige Umsätze pro Woche erzielen, mit Produkten, die sie authentisch in ihre Inhalte integrieren. Im TikTok-Shop entscheidet nicht nur das Produkt – sondern vor allem, wie es verkauft wird. Erfolgreiche Creator*innen sind nicht einfach nur Gesichter oder Reichweitenlieferant*innen. Sie sind Storyteller und Trust-Building-Partner. Drei Prinzipien machen dabei den Unterschied:
Schnelligkeit schlägt Perfektion
Der TikTok-Shop ist kein Ort für langfristige Planung, sondern für agiles Handeln, schnelles Testen und mutiges Umsetzen. Was heute funktioniert, ist morgen oft schon durch. Marken, die innerhalb von Stunden statt Tagen reagieren können, gewinnen Sichtbarkeit und Relevanz. Oft reichen einfache, schnell produzierte Videos, solange sie den richtigen Ton treffen. Creator*innen, die spontan eine Review aus der Küche filmen, können deutlich erfolgreicher sein als ein teuer produzierter Spot mit fünf Kameraperspektiven. Eine andere klare Lektion ist Lernen durch Machen. TikTok belohnt Mut und verzeiht Fehler. Statt auf 100 % Korrektheit zu optimieren, sollten Marken lieber mehr testen, Learnings schnell auswerten und optimieren. Erfolg entsteht hier nicht durch Kontrolle, sondern durch Momentum.
Produkt-Auswahl als Gamechanger
Erfolgreiche Creator*innen analysieren genau, welche Produkte wirklich zu ihnen passen. ENKIME unterstützt hier mit datenbasiertem Matching und Shop-Performance-Auswertungen, um Creator und Produkte möglichst effizient zusammenzubringen. Dabei haben sie auch gelernt, dass die richtige Produkt-Auswahl der Hebel ist, der über Erfolg oder Stagnation entscheidet. Nicht jedes Produkt eignet sich für TikTok Shop und nicht jedes lässt sich durch Creator*innen-Content emotional aufladen. Ein sofort verständlicher Nutzen ist entscheidend. Nutzer*innen scrollen schnell und Produkte, deren Mehrwert innerhalb von Sekunden erkennbar ist, performen deutlich besser. TikTok Shop lebt außerdem davon, dass Menschen sagen: „Das muss ich meiner Freundin schicken.“ Produkte mit einem Wow-, WTF- oder Fun-Faktor gehen eher viral und verkaufen sich dementsprechend besser. Der Sharing-Faktor spielt hierbei eine große Rolle. Erklärungsbedürftige Produkte ohne visuelle Komponente, Produkte ohne klaren Differenzierungsfaktor und hochpreisige Produkte werden weniger gekauft, wenn sie nicht auf TikTok eine eigene Story bekommen. Hier geht es im tiefsten Sinne um Entdecken und nicht um Suchen. Die Produkt-Auswahl ist also kein Backend-Job für den TikTok Shop, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor.Das Produkt muss also TikTok-Shoppable sein. Das ist ein entscheidener Faktor für das Antreiben von Impulskäufen.
Live-Shopping als Reichweiten-Booster
Creator*innen, die regelmäßig live gehen, sind laut ENKIME deutlich erfolgreicher. Die Liveshows erzeugen nicht nur unmittelbare Kaufimpulse, sondern auch Vertrauen, besonders bei neuen Produkten oder erklärungsbedürftigen Angeboten. Glaubwürdigkeit und Produktbezug hängen so eng zusammen. Die verkaufsstärksten Creator*innen stehen hinter dem Produkt und das merkt man. Sie zeigen nicht nur, was ein Produkt ist, sondern warum sie es lieben. TikTok-Nutzer*innen wollen unterhalten werden. Dabei vermeiden die Creator*innen klassische Werbeformeln und setzen auf Humor, authentische Geschichten und Überraschung.
Community-Fit ist außerdem deutlich entscheidender als Follower*innen. Entscheidend ist nicht, wie viele Follower Creato*innen haben, sondern wie aktiv und eng sie eine Community aktivieren können. Creator*innen, die nahbar, kreativ und konsistent sind, können Produkte zum Bestseller machen. Wer bei der Auswahl von Creator*innen auf Brand-Fit und Plattformverständnis statt nur auf Reichweite achtet, gewinnt.
In TikTok Shop einsteigen? Ja oder nein?
Aus den Gesprächen wird deutlich: TikTok Shop ist kein Selbstläufer, aber eine reale Chance. Besonders für Marken, die bereits eine Fanbase auf TikTok aufgebaut haben oder bereit sind, in Plattform-Logik zu investieren. Wichtig ist, den Kanal ernst zu nehmen mit dedizierten Ressourcen, passenden Inhalten und einer schnellen Reaktionsfähigkeit.
Für Julia Winkler ist klar: „TikTok Shop funktioniert nicht wie ein klassischer Onlineshop. Es ist ein eigenes Ökosystem mit hohem Potenzial, aber auch eigener Dynamik.“ Die wichtigsten Unterschiede aus Hitschies Sicht sind deutlich mehr Spontankäufe und ein niedrigerer Average Order Value (AOV) als im eigenen D2C-Shop.
Max und Canel von ENKIME betonen: “Wer jetzt nicht testet, verpasst nicht nur den First-Mover-Vorteil, sondern wird in einem Jahr einen deutlich höheren Aufwand haben, sich zu etablieren.” TikTok Shop ist für sie kein kurzfristiger Hype, sondern die natürliche Weiterentwicklung von Social Commerce. Eine der spannendsten Beobachtungen ist, dass TikTok Shop eine neue Creator-Kategorie hervorbringt: die Commerce Creator*innen. Während klassische Content Creator*innen über Storytelling, Personal Branding und langfristigen Community-Aufbau gehen, funktionieren Commerce Creator*innen anders. Jedes Video erzählt eine eigenständige, kurze Geschichte mit einem klaren Verkaufsargument. Dieser direkte Verkaufsansatz ist neu und benötigt ein eigenes Mindset und Skillset.
Der TikTok Shop ist gekommen, um zu bleiben, aber nicht für jeden. Wer schnell ist, Plattform-DNA versteht und in Content investieren will, kann echten ROI sehen in Sales, Awareness und Community-Aufbau. Wer hingegen TikTok Shop wie einen klassischen Marketingkanal behandelt oder auf rein externe Steuerung hofft, wird eher Lehrgeld zahlen.Der größte Hebel bleibt relevanter Content, ob von Creator*innen oder aus eigener Produktion in den Marken-Teams. Denn am Ende entscheidet nicht der Algorithmus, sondern das Gefühl im ersten Swipe: Fühlt sich das nach TikTok an oder nach Werbung?
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