Barrierefreiheit in WordPress: Plugins und Tipps für eine frei zugängliche Website

Paul Stro2.7.2025

In diesem Artikel erfährst du, warum Barrierefreiheit im Web nicht nur eine ethische Frage, sondern ein wirtschaftlicher, rechtlicher und technischer Imperativ ist und wie du deine Website optimal darauf vorbereitest

Inhalt
  1. Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?
  2. Wie gut ist WordPress für barrierefreie Websites?
  3. Barrierefreie vs. „normale“ Website
  4. Warum Barrierefreiheit strategisch Sinn ergibt
  5. Top WordPress Barrierefreiheit Plugins im Vergleich
  6. Kostenlose Accessibility-Tests
  7. Analyse-, Monitoring- & Beratungs-Tools
Das Wichtigste in Kürze
  • Ab 2025 ist Barrierefreiheit gesetzlich verpflichtend und stellt einen wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Imperativ für Websites dar.
  • Barrierefreiheit im Web bedeutet, dass jede Person eine Website nutzen kann, unabhängig von körperlichen, technischen oder situativen Einschränkungen, wovon letztlich alle Nutzer profitieren.
  • WordPress ist ein solides Fundament für barrierefreie Websites, erfordert jedoch aktive Maßnahmen bei Themes, Plugins und manuellem Testing, um die WCAG-Standards zu erfüllen.
  • Barrierefreiheit ist ein strategischer Vorteil, der Reichweite erhöht, versteckte Kosten vermeidet, SEO und UX verbessert und das Markenimage stärkt.
  • Kostenlose Tools wie WAVE und axe DevTools können erste Barrieren aufzeigen, während umfassende Analysen, Monitoring und Beratung durch spezialisierte Anbieter für langfristige Zugänglichkeit unerlässlich sind.
 
 

Barrierefreiheit ist weit mehr als ein ethisches Statement – sie ist ein wirtschaftlicher, rechtlicher und technischer Imperativ. Wer heute Websites ohne Barrierefreiheit ins Netz stellt, schafft ein digitales Ausschlusssystem. Und das wird ab 2025 zum echten Risiko – für Marken, Umsätze und Vertrauen gleichermaßen.

Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?

Barrierefreiheit im Web heißt: Jede*r kann deine Website nutzen – unabhängig von körperlichen, technischen oder situativen Einschränkungen. Sie ist Voraussetzung für inklusive Websites, die auf individuelle Nutzerbedürfnisse und unterschiedliche Fähigkeiten eingehen.

Das betrifft nicht nur kleine Nutzergruppen. Unsere interne Analyse zeigt:

  • 10 % der Besucher*innen sind zwingend auf Barrierefreiheit angewiesen
  • 30 % profitieren z. B. bei eingeschränktem Sehvermögen oder durch altersbedingte Veränderungen
  • 100 % erleben eine bessere Nutzbarkeit – barrierefreie Seiten sind klarer, strukturierter, zugänglicher

Wer also konkret profitiert, sind Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen, Personen mit motorischen oder kognitiven Einschränkungen, ältere Menschen und Nutzer*innen mit temporären Hürden – z. B. gebrochenem Arm, lauter Umgebung, schwachem Netz.

Ein Beispiel: Stell dir vor, jemand mit eingeschränkter Feinmotorik versucht, ein Kontaktformular mit kleinen Bedienelementen und fehlenden Fehlermeldungen auszufüllen – das ist keine Kleinigkeit, sondern eine massive Nutzungshürde.

Die Grundlage für echte Barrierefreiheit bilden die internationalen WCAG-Standards – das sind die drei Konformitätsstufen und einige Vorgaben, die sie beinhalten:

Grafik für die Grundlagen von Barrierefreiheit

Ziel in der Praxis: WCAG-Stufe AA – das ist umsetzbar, rechtssicher und für die meisten Websites realistisch.

Wie gut ist WordPress für barrierefreie Websites?

WordPress ist das weltweit führende Content-Management-System – flexibel, weit verbreitet und technisch leistungsfähig. Doch: Barrierefreiheit ist nicht automatisch eingebaut. Sie hängt maßgeblich davon ab, wie du WordPress nutzt.

Was WordPress gut macht:

  • Der Core erfüllt viele Anforderungen der WCAG 2.1
  • Das Theme "Twenty Twenty-One" ist weitgehend AA-konform
  • Der Gutenberg-Editor strukturiert Inhalte semantisch – hilfreich für Screenreader
  • Die Community diskutiert Accessibility aktiv – Standards und Tools entstehen laufend weiter

Wo es hakt – und warum du aktiv werden musst:

  • Themes und Page-Builder ignorieren oft Accessibility-Kriterien: fehlende Fokus-Indikatoren, schwache Kontraste, unstrukturierter Code
  • Plugins durchlaufen keine Barrierefreiheitsprüfung – eine Erweiterung kann deine gesamte Website unbedienbar machen
  • Automatisierte Tests decken nur rund 40 Prozent der Fehler auf – der Rest erfordert manuelle Prüfung
  • Häufige Schwachstellen: Slider ohne Tastaturnavigation, fehlende ARIA-Labels, undurchsichtige Captchas, keine Fokus-Indikatoren

Fazit: WordPress ist ein solides Fundament – aber keine Garantie für Barrierefreiheit. Du bestimmst, ob deine Website zugänglich wird: durch Theme-Auswahl, Plugin-Prüfung, Testing und klare Anforderungen an Inhalte. 

Barrierefreie vs. „normale“ Website

Normale Seiten funktionieren für viele. Barrierefreie Seiten für alle. Genau hier liegt die zentrale Herausforderung – und die Gelegenheit.

Grafische Darstellung von Normalen vs Barrierefreien Websites

Fallbeispiel: Elementor und fehlende Alt-Texte

Ein mittelständisches Unternehmen nutzt Elementor, um schnell Landingpages zu gestalten. Bilder werden per Drag-and-drop eingefügt – jedoch ohne Alt-Text. Für blinde Nutzer*innen ist das Bild damit nicht interpretierbar. Statt „Portraitfoto der Ansprechpartnerin“ liest der Screenreader: „image123.jpg“.

Folge: Vertrauen und Orientierung gehen verloren. Die Lösung? Alt-Texte verpflichtend machen, Prozesse definieren, Tools wie WP Accessibility oder axe DevTools zur Kontrolle einsetzen.

Mit WCAG 2.1, Stufe AA erreichst du solide Barrierefreiheit und verbesserst gleichzeitig UX & SEO.

Warum Barrierefreiheit strategisch Sinn ergibt

  1. Gesetzlich verpflichtend ab 2025 – Das BFSG verpflichtet digitale Angebote. Behörden prüfen u. a. Startseite, Checkout, Kontakt und 10 % der Seiten regelmäßig.
  2. Große Reichweite – In Deutschland leben über 12,8 Mio. Menschen mit anerkannten Behinderungen – hinzukommen Millionen ältere oder temporär eingeschränkter Nutzer*innen.
  3. Versteckte Kosten bei Nichtbeachtung – Interne Daten zeigen: 134 Fehler pro Audit, 7 Stunden Aufwand pro Fehler – über 900 Stunden Nacharbeit, wenn Barrierefreiheit nicht mitgedacht wird.
  4. UX & SEO profitieren – Barrierefreie Seiten sind strukturierter, schneller, nutzerfreundlicher – und performen in Suchmaschinen besser.
  5. Markenimage & Differenzierung – Barrierefreiheit zeigt Haltung. Wer hier vorausdenkt, stärkt Vertrauen und Differenzierung im Wettbewerb.
Risiken & Chancen von Barrierefreiheit

Fazit: Accessibility ist kein Kostenfaktor, sondern ein echter Business-Hebel.

Top WordPress Barrierefreiheit Plugins im Vergleich

Plugins lösen Barrierefreiheit nicht automatisch – aber sie können Schwächen effizient beheben.

  • WP Accessibility – Open-Source-Basis-Tool mit vielen sinnvollen Funktionen
  • One Click Accessibility – Toolbar für Fokus, Kontrast und Navigation
  • Eye-Able – deutsches Widget, individuell anpassbar, DSGVO-konform
  • Sitebrunch – kombiniert Performance- und Accessibility-Optimierung
  • AccessGo – bietet Testing, Beratung und Monitoring in einem

Wichtig: Plugins sind Werkzeuge – und kein Ersatz für dein Accessibility-Konzept.

         Lesetipp          
        

Lesetipp: Du möchtest mehr über barrierefreie Schriftarten erfahren? In unserem Artikel zum Thema barrierefreie Schriftarten findest du alle wichtigen Informationen!

    

Kostenlose Accessibility-Tests

Barrierefreiheit braucht Klarheit – und ein systematisches Vorgehen. Tools liefern erste Hinweise, aber echte digitale Zugänglichkeit entsteht durch fundierte Analyse, Priorisierung und Umsetzungserfahrung.

Technische Einstiegstools

Diese Tools helfen dir, erste technische Barrieren schnell sichtbar zu machen:

  • WAVE – Browser-basiertes Tool zur Analyse von Kontrasten, semantischer Struktur und Alternativtexten. Besonders einsteigerfreundlich.
  • axe DevTools – Entwicklertool mit detaillierter Analyse, direkt im Browser. Ideal für Developer, die in bestehende Projekte einsteigen.
  • Accessibility Checker – WordPress-Plugin, das direkt im Backend auf Barrieren hinweist – ideal für Redakteure.

Diese Tools erkennen jedoch nur etwa 40 Prozent aller potenziellen Accessibility-Probleme. Der Rest erfordert manuelle Prüfung und strukturiertes Vorgehen.

Strukturelle Pflicht-Checkliste (nach BFSG-Vorgaben)

Laut Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) müssen insbesondere diese Seitenbereiche und Prozesse geprüft werden:

  • Startseite
  • Login / Registrierung
  • Sitemap
  • Kontakt & Hilfe
  • Impressum / Datenschutz
  • Geschäftsrelevante Abläufe (z. B. Checkout, Buchungsformulare)
  • Mindestens 10 % der restlichen Seiten (bei größeren Websites)

Diese Liste ist nicht nur rechtlich relevant – sie zeigt auch, welche Bereiche deine Nutzer*innen am häufigsten besuchen. Hier entscheidet sich, ob deine Website funktioniert – für alle.

Barrierefreiheits Checkliste

Unsere kompakte Checkliste fasst alle prüfpflichtigen Seitenbereiche und WCAG-AA-Kriterien zusammen – ideal für interne Audits, Briefings oder Projektplanung.

Analyse-, Monitoring- & Beratungs-Tools

Wer Accessibility langfristig verankern will, braucht mehr als Einzelmaßnahmen. Strategische Tools helfen dir, Barrierefreiheit laufend zu überprüfen, zu dokumentieren und gezielt zu verbessern.

Tools im Überblick

  • Eye-Able – Bietet eine visuelle Toolbar für Nutzer*innen, ergänzt durch umfangreiche Analysefunktionen. DSGVO-konform und flexibel einsetzbar.
  • Sitebrunch – Kombiniert Accessibility mit Performance-Optimierung. Ideal für Seiten mit viel Traffic und komplexer Struktur.
  • AccessGo – Fokus auf ganzheitliche Accessibility-Strategie: Audits, Beratung, Monitoring und konkrete Umsetzung – alles aus einer Hand.

Diese Anbieter sind besonders dann sinnvoll, wenn du Accessibility nicht als einmalige Maßnahme verstehst, sondern als festen Bestandteil deiner digitalen Qualitätssicherung etablieren willst.

Tipp: Entscheide dich nicht allein auf Basis der Tool-Funktion. Prüfe Support, Integrationstiefe und Datenschutzkonformität – gerade wenn du mit sensiblen Nutzerdaten arbeitest. 

Fazit: Barrierefreiheit ist Haltung – und eine Investition in Zukunftsfähigkeit

Ab 2025 ist Accessibility für viele Unternehmen verpflichtend. Wer früh handelt, senkt Kosten, steigert Reichweite und gewinnt Vertrauen.

  • Über 12 Mio. Menschen sind auf Barrierefreiheit angewiesen
  • Fehler kosten Zeit, Geld und Reputation
  • Google liebt strukturierte, zugängliche Seiten

Tools wie Eye-Able, Sitebrunch oder AccessGo helfen – aber der Schlüssel ist: planen, testen, umsetzen.

 
 
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Paul Stro (CEO @ plstr.), Performance-Marketing-Experte, Speaker & Dozent. Schwerpunkt: Digitalstrategie, B2B Marketing, Marketing-Technology.
LinkedIn: Paul Stro

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