Accessibility Checker: Die besten Tools für digitale Barrierefreiheit

Tobias Roppelt 9.10.2024

In diesem Artikel erfährst du, welche Rolle Accessibility Checker bei der Identifizierung und Beseitigung von digitalen Barrieren spielen

Inhalt
  1. Digitale Barrierefreiheit – warum ist das wichtig?
  2. Was macht ein Accessibility Checker überhaupt?
  3. Was sind digitale Barrieren?
  4. Wie integrierst du Accessibility Checker in deinen Workflow?
  5. Die besten Accessibility Checker für deinen Bedarf
  6. Fazit

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch entscheidend für die Nutzererfahrung. Wir beleuchten die wichtigsten Funktionen einiger Tools, ihre Vorteile und Best Practices, um Barrierefreiheit von Anfang an in die Planung, den Design- und den Entwicklungsprozess zu integrieren. Zusätzlich findest du Empfehlungen für die besten Tools, die dir helfen, viele Fehler zu finden und deine Inhalte für alle zugänglicher zu machen.

Digitale Barrierefreiheit – warum ist das wichtig?

Ein großes und dennoch oft vernachlässigtes Thema: digitale Barrierefreiheit. Wahrscheinlich hast du in letzter Zeit öfter davon gehört. Denn im kommenden Jahr tritt das Barrierefreiheits-Stärkungsgesetz in Kraft. Das bedeutet, dass Unternehmen und öffentliche Stellen bald gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihre digitalen Inhalte barrierefrei zu gestalten. Aber das Thema ist nicht nur wegen der gesetzlichen Anforderungen wichtig: Digitale Barrierefreiheit bedeutet Inklusion. Sie sorgt dafür, dass alle Menschen – unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten – Zugang zu Websites und Online-Diensten haben.

Digitale Barrierefreiheit verbessert nicht nur die Nutzererfahrung für alle, sondern hat auch praktische Vorteile: Sie steigert die Auffindbarkeit deiner Website in Suchmaschinen, erweitert deine Zielgruppe und trägt zur Stärkung deines Markenimages bei. 

Klingt gut, aber wie fange ich an? Mit dem richtigen Hintergrundwissen und den passenden Tools kannst du direkt anfangen, deine Inhalte barrierefrei zu gestalten. Auf dem Blog von Gehirngerecht Digital findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Barrierefreiheit, die dir den Start hoffentlich etwas erleichtert. 

Wenn du erst mal wissen willst, wie es um deine Webseite gerade steht, helfen dir die folgenden Tools dabei, die Probleme mit digitaler Barrierefreiheit auf deiner Seite zu finden!

Bevor wir dir nun konkrete Tools vorstellen, klären wir erst mal die Grundlagen. 

Was macht ein Accessibility Checker überhaupt?

Accessibility Checker sind digitale Werkzeuge, die prüfen, ob deine Inhalte die Kriterien der Barrierefreiheit erfüllen. Sie analysieren deine Website oder deine Designs auf Dinge wie Farbkontraste, Alt-Texte und Struktur. Sie geben Hinweise darauf, was angepasst werden sollte, damit deine Seite WCAG-konform ist. Diese Tools kommen oft als Browser-Add-ons oder Software-Programme daher und unterstützen dich dabei, erste Fehlerquellen aufzudecken. Kurz gesagt: Sie helfen dir, digitale Barrieren zu erkennen.

Accessibility Tools können dir unter Umständen viel Zeit ersparen. Sie highlighten die low-hanging-fruits – also Fehler, die man schnell und einfach beheben kann – und sparen dir damit nicht nur Zeit, diese Fehler manuell zu finden. 

Wir legen dafür nicht unsere Hand ins Feuer, aber sehr wahrscheinlich werden auch hinterlistige Anwälte solche Tools zum Testen nutzen, um dich dann mehr oder weniger halb-legal zu verklagen. Denen nimmst du also mit regelmäßigem Testen direkt den Wind aus den Segeln.

Was sind digitale Barrieren?

Wie bereits angesprochen: Individuelle Nutzer*innen haben individuelle Nutzungsbedürfnisse.

Geringe Kontraste

Eine sehbehinderte Person kann deine Website vielleicht nur wahrnehmen, wenn die Kontraste hoch genug sind. Heben sich deine Inhalte nicht wahrnehmbar vom Hintergrund ab, ist das eine Barriere. 

Ein Kontrast-Checker, wie der Color Contrast Analyzer, kann dir bereits im Designprozess helfen, diese Barriere rechtzeitig festzustellen und kontrastreiche Farben zu nutzen. 

Grafik 2 – CCA.jpg

 Fehlende Struktur

Eine andere Barriere wäre die fehlende Struktur auf deiner Seite. Wenn zum Beispiel die Überschriften nicht klar als Überschriften gekennzeichnet sind, können Screenreader-User*innen schwieriger über deine Seite navigieren.

Ein Tool, das die Überschriftstruktur auf deiner Seite für dich sichtbar ist zum Beispiel die Chrome Erweiterung Headingsmap.

Bilder ohne Alternative

Eine häufige Barriere im Web sind Bilder ohne Alternativtexte. Menschen, die Screenreader nutzen, sind auf Alt-Texte angewiesen, um zu verstehen, was auf einem Bild dargestellt ist. Fehlt der Alt-Text oder ist er ungenau, bleibt die Information verborgen.

Ein Beispiel: Ein Bild eines Produkts ohne Beschreibung kann für blinde Nutzer*innen frustrierend sein. Sie wissen nicht, worum es sich handelt. Hier kann dir ein Bookmarklet namens Images behilflich sein. Bookmarklets sind kleine, feine Helfer, die du in deiner Lesezeichenleiste „parken“ kannst. Öffnest du eine Website und klickst dein Bookmarklet an, macht es dir sofort sichtbar, wo es Barrieren gibt. Aber Vorsicht. Es gibt natürlich auch mal falschen Alarm, dazu später mehr!

Du siehst also, Barrieren können vielfältig sein. Umso wichtiger ist es, deine Inhalte immer wieder darauf zu testen und Fehler beständig zu beheben.

Barrierefrei – nach welchen Standards?

Wenn wir von Testen und Fehlern sprechen, müssen wir auch wissen, was genau wir testen und was dann einen Fehler darstellt.

In Deutschland müssen Websites und digitale Inhalte mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheits-Stärkungsgesetzes (BFSG) nach der EN 301 549 gestaltet werden. Diese Norm orientiert sich an den Web-Content Accessibility Guidelines (WCAG) – die internationalen Standards für die digitale Barrierefreiheit festlegen. 

Nutzt du Tools zum Testen deiner Website oder deiner Inhalte, solltest du also immer sicher gehen, dass sie nach dem für dich geltenden Standard testen. Im besten Fall nach der WCAG 2.2.

Wie integrierst du Accessibility Checker in deinen Workflow?

Die besten Ergebnisse erzielst du, wenn du Accessibility Checker bereits früh in deinen Design- und Entwicklungsprozess einbindest. Hier einige Tipps:

  1. Designphase: Nutze Accessibility-Plug-ins (z. B. Contrast für Figma), um schon beim Erstellen von Designs Kontraste, Schriftgrößen und andere Faktoren zu prüfen. So erkennst du Probleme, bevor sie ins Coding übergehen.
  2. Entwicklungsphase: Setze Accessibility Checker als Teil deines automatisierten Testings ein. Tools wie WAVE (dazu gleich mehr) lassen sich gut in deinen Entwicklungsprozess integrieren und sorgen dafür, dass Barrierefreiheit bereits während der Codierung berücksichtigt wird.
  3. Kontinuierliche Überprüfung: Barrierefreiheit ist keine Einmal-Aufgabe. Achte darauf, deine Website regelmäßig zu prüfen und Anpassungen vorzunehmen, wenn neue Inhalte hinzugefügt werden. Einige Tools bieten kontinuierliches Monitoring an.

Die besten Accessibility Checker für deinen Bedarf

Hier eine Übersicht der nützlichsten Tools für digitale Barrierefreiheit:

Arc Toolkit (Chrome-Extension)

Diese Chrome-Extension bietet eine umfassende Analyse von Barrierefreiheits-Problemen und unterstützt dich dabei, die richtigen Anpassungen vorzunehmen. Sie ist besonders hilfreich, um die Zugänglichkeit deiner Inhalte direkt im Browser zu prüfen. 

Grafik 3 – Arc Toolkit.jpg

Die Extension kannst du ganz einfach herunterladen. Danach wird ihr Icon direkt in deinen Browser-Erweiterungen angezeigt, worüber du sie aktivieren kannst.

Besonderheit: Direkte Barrierefreiheits-Analyse in der Entwickler-Konsole für schnelle Anpassungen.

Axe Dev Tools (Chrome-Extension)

Dieses Tool integriert sich nahtlos in deinen Entwicklungsprozess und ermöglicht detaillierte Prüfungen der Barrierefreiheit. Für eine reibungslose Nutzung bietet der Macher des Tools Deque einen „Walkthrough“ an, in dem du den Checker Schritt für Schritt kennenlernen kannst.

Grafik 4 – Axe Dev Tool.jpg

Besonderheit: Mit axe DevTools kannst du sowohl automatische als auch manuelle Tests durchführen, um sicherzustellen, dass deine Website die Standards erfüllt.

WAVE (Browser-Extension)

WAVE ist eine bewährte Lösung, um Barrieren schnell zu identifizieren. Diese Erweiterung bietet visuelle Rückmeldungen direkt auf deiner Website und zeigt dir, wo Anpassungen notwendig sind, statt sie nur in der Seitenleiste zu vermerken.

Besonderheit: Ideal für schnelle Überprüfungen und direktes Feedback in Echtzeit auf deiner Seite.

Silktide (Browser-Extension)

Silktide bietet eine umfassende Toolbar zur Analyse der Barrierefreiheit deiner Website. Es ermöglicht dir, potenzielle Probleme zu erkennen und Verbesserungsvorschläge zu erhalten, sodass du gezielt an der Zugänglichkeit deiner Inhalte arbeiten kannst.

Grafik 5.jpg

Besonders spannend: Man kann Farbschwächen simulieren und sich seine Webseite auch in Graustufen anzeigen kann, um so zu testen, ob das Design auch nutzbar ist, wenn man nicht alle Farben sehen kann (Das ist auch ein WCAG-Kriterium).

A11YPLAN 

A11YPLAN ist eine webbasierte Lösung, die dir hilft, Projekte zur digitalen Barrierefreiheit zu organisieren und zu managen. Mit A11YPLAN kannst du den gesamten Prozess – von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Nachverfolgung von Maßnahmen – strukturieren. 

Es hilft Teams, Barrierefreiheitsmaßnahmen besser zu koordinieren und die Einhaltung von Standards wie die WCAG sicherzustellen.

Besonderheit: Besonders nützlich ist es für die längerfristige Organisation von Barrierefreiheitsaudits und -anpassungen.

Es kann manchmal nützlich sein, mehrere Tools zu kombinieren. Warum? Weil verschiedene Tools verschiedene Fehler aufzeigen. Mit einer Kombination deckst du die meisten Fehler ab (Arc-Toolkit, axeDevtools und WAVE finden zusammen etwa 40 % der Fehler auf einer Seite. Das ist schon mal eine sehr gute Bilanz).

Wieso reicht ein Tool-Test allein nicht aus?

Du siehst, es gibt viele hilfreiche Checker, um dir ans Ziel zu helfen. Wichtig ist aber, im Hinterkopf zu behalten: Automatisches Testen allein reicht nicht aus. Accessibility Checker leisten wertvolle Vorarbeit, sie decken aber nicht alles ab
Die Tools helfen dir, offensichtliche Probleme wie Kontraste und Strukturen zu identifizieren, aber viele Details können sie nicht erkennen – beispielsweise, ob es Inhalte gibt, die nur durch Farbe kommuniziert werden, zum Beispiel Fehlermeldungen, die nur in Rot angezeigt werden. Hier braucht man
manuelle Tests. Nur ein Mensch kann verstehen, was für einen Menschen endgültig eine Barriere darstellt. 

Künstliche vs. menschliche Intelligenz

Ein Beispiel: Wie wir schon festgestellt haben, brauchen Bilder Textalternativen. Diese Alternative kannst du im Alt-Attribut als Alt-Text hinterlegen. Du kannst aber auch auf deiner Seite direkt neben dem Bild erklären, was auf dem Bild zu sehen ist. Je nach Kontext empfindest du das vielleicht als hilfreicher. In diesem Fall wäre es richtig, den Alt-Text leer zu lassen, damit die Information des Bildinhaltes nicht doppelt geliefert wird. Ein Tool, das nur auf vollständige Alt-Texte prüft, würde dir einen Fehler anzeigen, wo gar keiner ist.

Auch Videos kann ein Tool (noch) nicht ausreichend testen. Ob deine Untertitel wirklich korrekt und synchron sind, ob deine Audiodeskription alles Wichtige wiedergibt, das kann nur ein Mensch beurteilen.

Deswegen macht es Sinn,
Accessibility Checker als Ergänzung zu menschlichen Prüfungen zu sehen. Sie sind super für den ersten Überblick, aber eben kein Ersatz für manuelle Tests.

Fazit

Digitale Barrierefreiheit wird immer wichtiger – sei es wegen gesetzlicher Vorgaben oder um deine Reichweite und Sichtbarkeit zu steigern. Accessibility Checker leisten dabei wertvolle Unterstützung. Sie helfen dir, den ersten Überblick zu behalten und die größten Hürden zu erkennen. In Kombination mit manuellen Tests seid ihr dann unschlagbar! Also teste, prüfe und optimiere kontinuierlich!

Tobias Roppelt
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Tobias Roppelt

Tobias Roppelt ist Gründer der Gehirngerecht Digital GmbH. Seit über 9 Jahren hilft er Unternehmen dabei, ihre Webseiten und digitalen Produkte zu optimieren, um die bestmögliche Nutzererfahrung zu schaffen. Da er schon immer ein Faible für soziale Themen hatte, hat er sich entschlossen, sich der Mission zu widmen, das Internet barrierefrei zu machen. Mit Gehirngerecht Digital will er nicht nur barrierefreie digitale Auftritte und Produkte schaffen, sondern auch das Thema digitale Barrierefreiheit auf einfache und unterhaltsame Weise den Menschen näherbringen.


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