Assistive Technologien - was vor der Einführung des BFSG kommendes Jahr wichtig zu wissen ist

Jan Kus 24.1.2025

So gelingt der barrierefreie Einsatz assistiver Technologien

Inhalt
  1. Was sind digitale Assistive Technologien?
  2. Beispiele von Assistiven Technologien
  3. Einsatzbereiche von assistiven Technologien und Vorraussetzungen von Online-Angeboten
  4. Screenreader
  5. Vergrößerungssoftware
  6. Fazit
  7. FAQ

Das Wichtigste in Kürze

Assistive Technologien, zu denen unter anderem Screenreader, Vergrößerungssoftware und Spracherkennung zählen, ermöglichen Menschen mit Behinderungen einen barrierefreien Zugang zu digitalen Angeboten. Mit dem kommenden Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wird ihre Bedeutung weiter zunehmen, während Unternehmen und Entwickler:innen verstärkt auf eine barrierefreie Gestaltung setzen müssen. Die Nutzung solcher Technologien verbessert nicht nur die Inklusion, sondern erleichtert auch vielen anderen Nutzer:innen den digitalen Alltag. Im Folgenden wird eine Übersicht über die assistiven Technologien gegeben.

 
 

Im nächsten Jahr, am 28.06.2025, tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Das Gesetz, basierend auf dem 2019 verabschiedeten European Accessibility Act (EAA), zielt auf eine inklusivere Gestaltung des digitalen Zugangs zu Webseiten und Apps. Trotz Fortschritten besteht in vielen Online-Angeboten noch Handlungsbedarf. Wichtige Maßnahmen umfassen barrierefreie Schriftarten, barrierefreie Sprache und die Prüfung des Status quo mit Tools wie WAVE. Neben der technischen Gestaltung rückt die Nutzung durch Betroffene in den Fokus, wodurch assistive Technologien eine zentrale Rolle spielen.

Was sind digitale Assistive Technologien?

Der Begriff “digitale Assistive Technologien” umfasst Tools, Apps und Systemeinstellungen, die Menschen mit Behinderungen, wie Sehstörungen oder motorischen Einschränkungen, den Zugang zu digitalen Angeboten erleichtern. Beispiele sind Accessibility-Einstellungen auf mobilen Geräten oder Software wie Screenreader. Laut ISO-Norm DIN EN ISO 999:2011-10 dienen diese Technologien der Teilhabe und dem Ausgleich von Beeinträchtigungen.

Beispiele von Assistiven Technologien

Ein Beispiel für die Nutzung assistiver Technologien ist Stephen Hawking, der trotz amyotropher Lateralsklerose und starker motorischer Einschränkungen durch augengesteuerte Geräte kommunizieren und schreiben konnte. Nicht alle Menschen mit Behinderungen sind so stark beeinträchtigt. Auch geringfügige Einschränkungen, wie das Tragen einer Lesebrille oder ein gebrochener Finger, können die Bedienung digitaler Geräte erschweren. In solchen Fällen bieten Tools wie Screenreader, Vergrößerungssoftware oder Spracherkennung hilfreiche Unterstützung.

Zu den Hilfsmitteln für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zählen:

  • Screenreader, also Software, die Bildschirminhalte vorlesen kann,
  • Vergrößerungssoftware, die eine Vergrößerung des Bildschirms oder von Textinhalten ermöglicht, sowie
  • Spracherkennungssoftware, die eine Steuerung von Systemen per Spracheingabe erlaubt.
  • Auch spezielle Tastaturen, etwa solche, die die Braille-Zeichensprache unterstützen, gehören zu den Hilfsmitteln.
  • Schließlich sind auch die systemeigenen Einstellungen zu nennen, die von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen genutzt werden können. Einstellungen, die vom Betriebssystem bereitgestellt werden und nicht modifiziert werden müssen

Es existiert eine Vielzahl weiterer barrierefreier Tools, welche diese Personen in ihrer Arbeit unterstützen. Eine Liste mit verschiedenen weiteren Accessibility-Tools findest du auf OMR Reviews.

Einsatzbereiche von assistiven Technologien und Vorraussetzungen von Online-Angeboten

Um die Funktionsweise digitaler assistiver Technologien besser zu verstehen, ist es zunächst erforderlich, jene Einsatzbereiche zu identifizieren, in denen sie einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe leisten. Grundsätzlich leisten digitale Angebote stets eine Unterstützung. Im Folgenden sollen jedoch einige wichtige Beispiele hervorgehoben werden.

Websites und Online-Portale

Grundsätzlich unterstützen assistive Technologien dabei, das Online-Angebot in seiner Gesamtheit zu erfassen und zu nutzen. Alternativtexte (auch "Alt-Texte" genannt) sind ein wesentliches Element in Bezug auf die Zugänglichkeit von Inhalten im Internet. Sie ermöglichen es beispielsweise, den Inhalt einer Abbildung zu beschreiben, sodass diese von einem Screenreader vorgelesen werden kann. Dies ist insbesondere für Personen mit einer Seheinschränkung von großer Bedeutung. Untertitel in Videos oder auch in multimedialen Inhalten sozialer Medien (Kurzfilme, Beiträge etc.) sind von essentieller Bedeutung, um den Inhalt dieser Inhalte zu verstehen. Screenreader und Spracherkennungssoftware sind auf diese zusätzlichen Metainformationen angewiesen, um auf die Inhalte von Webseiten zuzugreifen. Neben diesen speziellen Einsatzbereichen ist es von großer Bedeutung, entsprechend ausgezeichnete Titel, Untertitel und Texte zu berücksichtigen, um den Zugang zu Online-Inhalten zu ermöglichen.

Barrierefreie Navigation

Der Einsatz assistiver Technologien erweist sich insbesondere im E-Commerce-Bereich als relevant. Dies lässt sich damit begründen, dass der E-Commerce-Bereich für ein Unternehmen diejenige Einheit ist, aus der der Umsatz generiert wird. Insofern stellt er einen wesentlichen Bestandteil des Unternehmens dar. In diesem Kontext erlangen spezielle Inhalte wie die Filternavigation oder Dropdowns eine ausschlaggebende Bedeutung. Nehmen wir zur Veranschaulichung einen fiktiven Onlineshop mit einer Vielzahl an Filtermöglichkeiten, wie beispielsweise Größe, Marke, Farbe oder Hersteller: Oft sind selbst Nutzer*innen ohne motorische oder visuelle Einschränkungen mit der Eingabe der erforderlichen Daten überfordert. Während der Zugriff auf relevante Informationen visuell in kurzer Zeit erfolgt, stellt sich die Situation für Nutzer*innen mit Einschränkungen der Sehfähigkeit oder Motorik anders dar. Sie navigieren mithilfe eines Screenreaders durch die Filtermöglichkeiten, wobei die jeweiligen Optionen vorgelesen werden. Selbstverständlich können diese übersprungen werden, was jedoch einen anderen Navigationsprozess darstellt. Es sei darauf verwiesen, dass die Reihenfolge, in der die Filter vorgelesen werden, von entscheidender Bedeutung ist. Mithilfe von Tracking und User-Research-Maßnahmen lässt sich diesbezüglich eine Optimierung vornehmen, sodass auch Screenreader die relevanten Informationen schneller vorlesen können. Als Beispiel seien hier Aspekte wie Größe, Farbe, Marke sowie spezifische, auf Kundenwunsch basierende Individualisierungsangebote genannt.

Formulare

Ein wesentlicher Einsatzbereich assistiver Technologien liegt in der Nutzung von Formularen, die sowohl gelesen als auch ausgefüllt werden sollen. Die Ausgestaltung der Formulareingabefelder und Buttons muss in einer Weise erfolgen, die eine Nutzung durch assistive Technologien ermöglicht. Zudem ist die Einhaltung von Standards, wie beispielsweise jene des W3C, von entscheidender Bedeutung, um eine reibungslose Navigation und Nutzung von Webangeboten zu gewährleisten.

Mobile Apps

Mobile Apps stellen eine Besonderheit unter den assistiven Technologien dar. Auf Smartphones begegnen wir anderen Interaktionsparadigmen, wie beispielsweise Buttons, die ausschließlich durch Gesten wie Touch bedient werden können. Bei der Nutzung mobiler Inhalte sind Screenreader, Vergrößerungssoftware und Spracherkennungssoftware essenzielle Technologien, die betroffenen Personengruppen die Bedienung erheblich erleichtern. Neben den nativ integrierten assistiven Technologien auf mobilen Endgeräten gibt es auch app-spezifische Einstellungen, die nicht nur für Personen mit Behinderungen nützlich sind. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Navigationssoftware im Auto. Dabei sei angemerkt, dass assistive Technologien nicht ausschließlich von Personen mit Behinderungen verwendet werden. Die Nutzung mobiler Geräte während der Fahrt - wie sie täglich in Auto- oder Bahnreisen vorkommt - verdeutlicht die Herausforderungen, die sich dabei ergeben. Auch Personen ohne Einschränkungen profitieren von assistiven Technologien, da diese den Umgang mit digitalen Geräten im Alltag komfortabler und sicherer gestalten.

Weitere Nutzungskontexte

Es existieren zahlreiche weitere Beispiele, in denen assistive Technologien eine wesentliche Rolle im Alltag spielen und in denen ein großer Nachholbedarf besteht. Im Bildungsbereich (edTech) unterstützen assistive Technologien den Zugang zu Bildungsinhalten sowie die Interaktion mit diesen, beispielsweise durch Augmented Reality. Im öffentlichen Raum finden assistive Technologien in verschiedenen Kontexten Anwendung, beispielsweise bei Geldautomaten, Ticketautomaten und ähnlichen Geräten. Allerdings besteht auch hier noch Nachholbedarf, beispielsweise bei öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos.

Screenreader

Screenreader sind Softwareapplikationen, die Menschen mit Sehstörungen dabei unterstützen, den Inhalt, beispielsweise einer Webseite oder einer Mobile App, zu verstehen. Der Inhalt wird von Screenreadern entweder direkt auf dem Bildschirm gelesen oder aus einer Datenbank abgerufen und über eine synthetische Sprachausgabe wiedergegeben.

Es gibt eine Vielzahl von Screenreader-Apps oder auch native Implementierungen, die sich in Bezug auf ihre Funktionsweise auf Betriebssystemebene unterscheiden. Zu den Screenreader-Apps zählen unter anderem:

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Screenreader als assistive Technologie

Screenreader für Windows

Screenreader für macOS und iOS (Apple) und Android

  • VoiceOver: Integrierter Screenreader der sowohl macOS als auch iOS Geräten verfügbar ist.
  • TalkBack (Android): Integrierter Screenreader für Android-Geräte.

Für Linux:

  • Orca: Ein Open-Source-Screenreader der speziell für die GNOME-Desktop-Umgebung entwickelt wurde.

Vergrößerungssoftware

Unter dem Terminus "Vergrößerungssoftware" werden Hilfsmittel für Menschen mit Sehbehinderungen zusammengefasst, welche eine Vergrößerung von Inhalten auf dem Bildschirm ermöglichen, wodurch eine bessere Lesbarkeit gewährleistet wird. Dabei kann zwischen lösungsspezifischen Angeboten, welche direkt in das Betriebssystem integriert sind, und Anwendungen von Drittanbietern unterschieden werden. Eine übersichtliche Darstellung der vorliegenden Möglichkeiten findet sich nachfolgend:

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Vergrößerungssoftware als assistive Technologie

Vergrößerungssoftware für Windows

Das Betriebssystem Windows verfügt über eine integrierte Lösung zur Vergrößerung, die als "Windows Bildschirmlupe" oder "Magnifier" bezeichnet wird. Sie ist Teil der Funktion "Erleichterte Bedienung" und bietet Funktionen wie Vollbild, Linsenmodus und angedockte Vergrößerung. Zudem unterstützt sie eine Spracheingabe und weitere Einstellungen.

Weiterhin gibt es Drittanbieter-Software wie:

  • ZoomText: mit dem Tool können u.a. Farben und Kontraste angepasst werden und kann mit Screenreadern kombiniert werden.
  • SuperNova Magnifier: bietet flexible Vergrößerungsoptionen und die Integration von Screenreader-Funktionen und besitzt weiterhin eine Braille-Unterstützung.
  • MAGic Screen Magnification (von Freedom Scientific): Vergrößerung und Sprachausgabe speziell für den Arbeitsplatz.

Vergrößerungssoftware für macOS

Apple kann mit Fug und Recht als Vorreiter für die umfassenden integrierten Barrierefreiheitsfunktionen bezeichnet werden. Zu den integrierten Lösungen gehören beispielsweise die Funktion "Zoom", welche eine Vergrößerung des gesamten Bildschirms oder eines ausgewählten Bereichs sowie die Darstellung eines Bild-in-Bild-Modus ermöglicht. Apple ist zudem für anpassbare Tastenkürzel und eine Gestensteuerung bekannt. Vermutlich sind Drittanbieter-Softwareangebote gar nicht notwendig, da macOS schon von sich aus viel anbietet.

Vergrößerungssoftware für Linux

Aufgrund der Tatsache, dass Linux über verschiedene Desktop-Umgebungen verfügt, ist eine entsprechende Auswahl der Barrierefreiheits-Tools erforderlich. In Bezug auf die zuvor erwähnten Aspekte stehen verschiedene Lösungen zur Verfügung, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.

Die Desktop-Umgebung Gnome verfügt über eine integrierte Bildschirmlupe (Magnifier) die eine Vollbild- und Bereichsvergrößerung ermöglicht. Es existieren jedoch auch weitere Open-Source-Angebote. Ein Thread bei Unix & Linux Stack Exchange bietet eine weitere Übersicht und Diskussion über die verschiedenen Möglichkeiten.

Vergrößerungssoftware für iOS und iPadOS (Apple)

Wie bereits bei macOS erwähnt, bietet auch iOS eine exzellente Unterstützung in Bezug auf Vergrößerungssoftware. Neben der bereits erwähnten Zoomfunktion steht den Nutzer*innen zudem die sogenannte Lupen-App zur Verfügung, welche es ermöglicht, mit der Kamera die direkte Umgebung zu vergrößern. In dieser App können zudem verschiedene weitere Einstellungen vorgenommen werden, wie beispielsweise Kontrastanpassungen und Filter.

Als Drittanbieter-Apps sind Visor und BigMagnify zu nennen, beides Apps die auch neben einer Kamera basierten Vergrößerungsfunktion auch ermöglicht Filter zu nutzen und Kontraste anzupassen.

Android

Des Weiteren bietet Android die Möglichkeit einer nativen Vergrößerung, welche durch ein Dreifach-Tippen oder mittels Gestensteuerung bedient werden kann. Abhängig von der Android-Version steht zudem eine Lupe zur Verfügung.

Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an Drittanbieter-Apps für Android, welche genutzt werden können. Zu den bekanntesten zählen: 

  1. Magnifying Glass + Flashlight
  2. Magnifying Glass
  3. Magnifier & Microscope
  4. SuperVision+ Magnifier: Kamera-App mit Zoom- und Kontrastfunktionen.

Auch bei Chromebooks besteht die Möglichkeit, integrierte Vergrößerungslösungen zu nutzen, die den gesamten Bildschirm oder nur einen Teil davon vergrößern können.

Spracherkennungssoftware

Spracherkennungssoftware ermöglicht es, gesprochene Sprache in Text umzuwandeln und Geräte per Sprache zu steuern. Diese Technologien steigern die Produktivität und sind für Menschen mit Behinderungen ein wertvoller Begleiter im Alltag. Bekannte Systeme wie Siri, Google Assistant und Alexa bieten Funktionen wie Sprachsteuerung und Diktiermöglichkeiten. Neben integrierten Lösungen gibt es zahlreiche Drittanbieter-Optionen, die weitere Funktionen und Einsatzmöglichkeiten bieten.

  1. Dragon NaturallySpeaking (Nuance): Zählt zweifellos zu den leistungsfähigsten Spracherkennungssoftwares die auf dem Marktvorhanden sind. Das Programm ist für die Betriebssysteme Windows und macOS verfügbar und wurde bereits in den 1970er-Jahren vom gleichnamigen Hersteller entwickelt, der sich seitdem der Forschung und Weiterentwicklung im Bereich der Spracherkennung widmet. Dragon NaturallySpeaking unterstützt Anwender*innen beim präzisen Diktieren sowie der Erstellung komplexer Dokumente und findet vor allem in den Bereichen Recht und Gesundheit Anwendung.
  2. Google Docs Voice Typing: Die Anwendung "Google Docs Voice Typing" stellt eine kostenlose Lösung dar, welche in das Programm Google Docs integriert ist. Sie ist mit dem Chrome-Browser kompatibel und unterstützt einfache Sprachbefehle.
  3. Microsoft Azure Speech to Text stellt eine weitere mächtige, auf Künstlicher Intelligenz basierende Lösung dar. Es handelt sich hierbei um eine cloudbasierte Spracherkennungslösung, welche im Rahmen der Azure AI Services eine API (Application Programming Interface - also Programmierschnittstelle) oder SDKs (Software Development Kit) bereitstellt. Die Integration der Spracheingabe in die eigenentwickelten Apps oder Websites ist mit dieser Lösung möglich.
  4. Ein ähnliches Prinzip wird von IBM Watson Speech to Text verfolgt, einer KI-gestützten Spracherkennung, die sich insbesondere durch ihre Integrationsfähigkeit in Unternehmenslösungen auszeichnet.

In Bezug auf die Erkennung von Sprache in mobilen Anwendungen existiert eine Vielzahl von Lösungen. Zu den prominentesten zählen:

  1. Speechnotes (Android und iOS): Einfaches Diktieren und Exportieren von Texten.
  2. Voice Text (Android): Diktieren und Textbearbeitung.
  3. Just Press Record: (iOS-App) mit Spracherkennung und Aufnahmefunktionen. Unterstützt Transkription und Cloud-Speicherung.
  4. Live Transcribe (Google): Kostenlos für Android. Echtzeit-Transkription für gehörlose oder schwerhörige Menschen.
  5. Braina Pro: KI-basierte Software für Windows. Unterstützt Sprachsteuerung, Diktat und Automatisierung.
  6. Sonix: Online-Transkriptionsdienst für Audio- und Videodateien. Unterstützt mehrere Sprachen und Formate.

Des Weiteren existieren Lösungen, welche von Entwickler*innen genutzt werden, um Spracherkennung in ihre Apps, Webseiten oder Online-Services zu integrieren. Zu diesen Lösungen gehören unter anderem:

  1. Amazon Transcribe: Automatische Transkription von Sprachaufnahmen. Ideal für Entwickler, die Spracherkennung in ihre Anwendungen integrieren möchten.
  2. Google Cloud Speech-to-Text: KI-gestützte API für präzise Spracherkennung.
  3. Deepgram: Entwicklertool für Echtzeit- und Batch-Spracherkennung.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Spracherkennung bereits einen hohen Reifegrad aufweist und eine Vielzahl an Lösungen existiert, welche Menschen im Alltag unterstützen. Dabei kann zwischen verschiedenen Anwendungsbereichen differenziert werden:

  • Für den Alltag kann auf Siri oder den Google Assistant zurückgegriffen werden.
  • Für professionelle Zwecke steht beispielsweise Dragon NaturallySpeaking zur Verfügung.
  • Für Entwickler, die eine Integration ihrer App oder ihres digitalen Produkts in eine Cloud-basierte Lösung anstreben, sind ebenfalls Lösungen auf dem Markt erhältlich.

Fazit

Assistive Technologien sind keine neue Erfindung, doch ihre Bedeutung wächst mit dem bevorstehenden Barrierefreiheitsstärkungsgesetz erheblich. Sie ermöglichen nicht nur Menschen mit Behinderungen den Zugang zu digitalen Angeboten wie Apps und Webseiten, sondern unterstützen auch Nutzer*innen mit temporären Einschränkungen. Screenreader, Vergrößerungssoftware und Spracherkennung sowie APIs und SDKs erweitern die Möglichkeiten, digitale Barrierefreiheit in den Alltag und in Unternehmen zu integrieren.

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance, Innovationen zu fördern und Reichweite zu erhöhen. Diese Technologien sind eine Bereicherung für alle, denn Lösungen, die für Menschen mit Behinderungen entwickelt wurden, erleichtern auch anderen den Alltag. Es liegt an uns, die digitale Zukunft inklusiv zu gestalten - für eine Welt, die wirklich allen zugänglich ist.

FAQ

Was sind assistive Technologien?

Assistive Technologien sind Tools, Apps und Systemeinstellungen, die Menschen mit Behinderungen, wie Sehstörungen oder motorischen Einschränkungen, den Zugang zu digitalen Angeboten erleichtern. Beispiele sind Screenreader, Vergrößerungssoftware und Spracherkennung.

Warum ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wichtig?

Das BFSG, das am 28. Juni 2025 in Kraft tritt, verpflichtet Unternehmen, digitale Angebote wie Websites und Apps barrierefrei zu gestalten. Es basiert auf dem European Accessibility Act (EAA) und zielt darauf ab, den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu verbessern und Inklusion zu fördern.

Welche assistiven Technologien gibt es für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen?

  • Screenreader: Software, die Bildschirminhalte vorliest (z. B. NVDA, JAWS, VoiceOver, TalkBack).
  • Vergrößerungssoftware: Tools wie die Windows-Bildschirmlupe, ZoomText oder Apple’s Zoom-Funktion.
  • Braille-Unterstützung: Spezielle Tastaturen für die Braille-Zeichensprache.

Wie unterstützen assistive Technologien den E-Commerce?

Assistive Technologien erleichtern die Navigation durch Filter und Dropdown-Menüs in Online-Shops. Sie stellen sicher, dass wichtige Informationen wie Größen, Farben und Marken für alle Nutzer*innen zugänglich sind.

Sind assistive Technologien nur für Menschen mit Behinderungen hilfreich?

Nein, auch Menschen ohne Behinderungen profitieren von assistiven Technologien. Zum Beispiel erleichtern Navigationshilfen im Auto oder Spracherkennungstools die Nutzung digitaler Geräte im Alltag.

Jan Kus
Autor*In
Jan Kus

Jan Kus ist ein vielseitiger Unternehmer und Innovator, der sich als Co-Founder und CEO von Railslove, einer Kölner Agentur für Web-Anwendungen und digitale Produkte, einen Namen gemacht hat. Seine Expertise erstreckt sich über die Bereiche Finanztechnologie und Open Banking, wo er als Berater für Gründer, Startups und etablierte Unternehmen tätig ist. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit liegt auf Barrierefreiheit in digitalen Lösungen. Jan begleitet aktiv Projekte und analysiert deren Business-Impact im Kontext von Inklusion und digitaler Zugänglichkeit. Er versteht Barrierefreiheit nicht nur als ethische Verpflichtung, sondern auch als strategischen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.

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