BFSG Checkliste: In 8 Schritten zur barrierefreien Website

Nils Knäpper14.2.2025

Unsere Checkliste für das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025 hilft dir, deine Website für alle zugänglich zu machen

Inhalt
  1. 1. Das BFSG verstehen: Zentrale Inhalte und Ziele
  2. 2. Wahrnehmbarkeit sicherstellen
  3. 3. Barrierefreie Navigation gewährleisten
  4. 4. Verständlichkeit der Inhalte sicherstellen
  5. 5. Hilfstechnologien integrieren
  6. 6. Formulare barrierefrei gestalten
  7. 7. Mobile Barrierefreiheit
  8. 8. Dokumentation und Feedback-Möglichkeiten geben
  9. Fazit: Mit unserer Checkliste fürs BFSG zu mehr Inklusion

Barrierefreiheit im Web ist nicht nur ein gesetzliches Muss, sondern auch eine Chance, deine Website für alle zugänglich zu machen. Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft, das von dir verlangt, deine digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Diese Checkliste zeigt dir in acht Schritten, wie du deine Website den neuen Anforderungen entsprechend optimieren kannst. So gewährleistest du nicht nur Zugänglichkeit, sondern verbesserst auch die Nutzererfahrung für alle Besucher*innen und leistest einen wertvollen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft und verlangt barrierefreie digitale Angebote.
  • Betroffen sind Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen für Verbraucher*innen anbieten – mit Ausnahmen für Kleinstunternehmen.
  • Wichtige Maßnahmen umfassen barrierefreie Navigation, verständliche Inhalte und die Integration von Hilfstechnologien.
  • Barrierefreie Formulare, mobile Optimierung und regelmäßige Überprüfungen sind essenziell für die Einhaltung des BFSG.
  • Eine barrierefreie Website verbessert nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch die Nutzererfahrung und rechtliche Sicherheit.

1. Das BFSG verstehen: Zentrale Inhalte und Ziele

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist die deutsche Umsetzung der EU-Richtlinie 2019/882, auch bekannt als European Accessibility Act (EAA). Ziel des BFSG ist es, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen zu fördern, indem Barrieren bei Produkten und Dienstleistungen abgebaut werden. Bis zum 28. Juni 2025 müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre physischen und digitalen Angebote barrierefrei zugänglich sind. Dies schließt unter anderem Websites, Apps, Selbstbedienungsterminals, Bankdienstleistungen und den elektronischen Geschäftsverkehr mit ein. Durch diese Maßnahmen soll eine diskriminierungsfreie Nutzung gewährleistet und zugleich Inklusion sowie Innovation gefördert werden.

Welche Unternehmen betrifft das neue Gesetz?

Das BFSG betrifft Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen für Verbraucher*innen anbieten. Dazu gehören insbesondere:

  • Hersteller, Händler und Importeure von Produkten wie Smartphones, Notebooks, Geldautomaten oder E-Book-Readern.

  • Anbieter von Dienstleistungen in Bereichen wie Telekommunikation, Banking, E-Commerce oder der Personenbeförderung.

Aber Achtung – es gibt auch Ausnahmen:

Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeiter*innen und einem Jahresumsatz von höchstens zwei Millionen Euro sind von der Pflicht zur Barrierefreiheit bei Dienstleistungen ausgenommen. Sollten sie allerdings Produkte herstellen oder vertreiben, gelten die Anforderungen des BFSG auch für sie.

Rechtliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung

Solltest du die Anforderungen des BFSG nicht erfüllen, kann das verschiedene Konsequenzen nach sich ziehen:

  • Bußgelder: Die Behörden können empfindliche Geldstrafen verhängen, abhängig davon, wie schwer der Verstoß wiegt.

  • Zwang zur Nachbesserung: Du kannst verpflichtet werden, deine Angebote innerhalb einer bestimmten Frist anzupassen.

  • Reputationsverlust: Verstöße könnten für negative Berichterstattung sorgen und das Vertrauen deiner Kund*innen und Partner*innen beeinträchtigen.

  • Rechtsstreitigkeiten: Betroffene Nutzer*innen könnten rechtliche Schritte gegen dich einleiten.

  • Markteinbußen: Dein Unternehmen könnte Kundengruppen ausschließen und Marktanteile an barrierefreie Wettbewerber verlieren.

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2. Wahrnehmbarkeit sicherstellen

Die Wahrnehmbarkeit ist ein zentraler Aspekt der digitalen Barrierefreiheit. Achte darauf, dass deine Website folgende Kriterien erfüllt.

Textalternativen für Nicht-Text-Inhalte bereitstellen: Biete alternative Texte für Bilder und andere nicht-textliche Inhalte an. Alt-Texte ermöglichen es Nutzer*innen von Screenreadern, die Inhalte wahrzunehmen und verstehen zu können.

Untertitel und Transkripte für Videos anbieten: Stelle Untertitel oder Transkripte für alle Videoinhalte bereit. Dies hilft hörbeeinträchtigten Personen, den gesamten Inhalt zu erfassen, und ist zudem nützlich in lauten Umgebungen oder wenn Videos ohne Ton abgespielt werden.

Kontrastreiche Farbgestaltung für Texte und Hintergründe verwenden: Achte auf ein hohes Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund. Dies erleichtert das Lesen und Verstehen, besonders für Menschen mit Sehschwächen oder Farbsehstörungen. Zudem sollte auch deine Schriftart barrierefrei sein.

Videos barrierefrei gestalten: Sorge dafür, dass sämtliche Videoinhalte untertitelt oder transkribiert sind. Zudem sollten Audiobeschreibungen vorhanden sein, wenn visuelle Informationen für das Verständnis wichtig sind.

Pausier- und Lautstärkeregelung für Audioinhalte: Gib Nutzer*innen die Möglichkeit, automatisch abspielende Audios zu pausieren und/oder die Lautstärke zu regulieren.

 
 

3. Barrierefreie Navigation gewährleisten

Damit wirklich jede*r deine Website problemlos nutzen kann, ist eine barrierefreie Navigation unerlässlich. Um das sicherzustellen, solltest du die folgenden Punkte beachten:

Stelle sicher, dass deine Website auch ohne Maus bedienbar ist. Dies schließt nicht nur die Nutzung der Tastatur ein, sondern auch andere Eingabemethoden wie Touchscreens oder Sprachsteuerung. Eine besondere Maßnahme ist die Integration einer Skiplink-Navigation, die das Überspringen von Menüs direkt zum Hauptinhalt ermöglicht.

Ein sichtbarer Fokus-Indikator für alle interaktiven Elemente (wie Buttons oder Links) sorgt dafür, dass Nutzer*innen stets wissen, welches Element gerade ausgewählt ist. Dies ist besonders wichtig für Personen, die sich mithilfe der Tastatur durch die Seite bewegen.

Vermeide es, zeitlich begrenzte Inhalte wie Pop-ups oder ablaufende Banner zu verwenden, oder stelle zumindest Steuerungsmöglichkeiten bereit, mit denen Nutzer*innen die Zeitbegrenzung anpassen oder deaktivieren können. Dies gewährleistet, dass alle User*innen genügend Zeit haben, die Inhalte in ihrem eigenen Tempo zu erfassen.

 
 

4. Verständlichkeit der Inhalte sicherstellen

Um sicherzustellen, dass alle Besucher*innen die Inhalte deiner Website verstehen, ist es wichtig, die Verständlichkeit zu optimieren. Das betrifft sowohl inhaltliche als auch technische Bereiche. Verwende stets einfache und barrierefreie Sprache, indem du klare, leicht verständliche Sätze formulierst und komplizierte Fachbegriffe vermeidest oder erklärst.

Achte darauf, eindeutige Links beziehungsweise Ankertexte zu verwenden. Anstatt vage Formulierungen wie "hier klicken" zu nutzen, solltest du beschreibende Texte einfügen, die klar angeben, wohin der Link führt oder was dort zu finden ist.

Setze semantisches HTML ein, indem du standardkonforme HTML-Tags verwendest. Tags wie <header>, <nav>, <main> und <footer> helfen dabei, den Aufbau und die Struktur der Seite klar und nachvollziehbar zu machen. Dies verbessert nicht nur die Verständlichkeit für die Nutzer*innen, sondern wirkt sich auch positiv auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) aus.

 
 

5. Hilfstechnologien integrieren

Damit deine Website im Rahmen des BFSG für alle Nutzer*innen zugänglich ist, solltest du darauf achten, verschiedene assistive Technologien zu integrieren. Eine zentrale Maßnahme ist, die Kompatibilität von Screenreadern sicherzustellen. Dies bedeutet, dass deine Website so aufgebaut sein muss, dass Screenreader die Inhalte korrekt erfassen und wiedergeben können. Möglich wird das mit den richtigen HTML-Tags und einer klaren Struktur.

Weiterhin ist es wichtig, die Sprachauszeichnung der Website zu implementieren. Durch die Nutzung von entsprechenden HTML-Attributen wie <lang> können Screenreader die richtige Aussprache und Sprachunterstützung gewährleisten, was besonders für mehrsprachige Websites von Bedeutung ist.

Achte auch darauf, dass die Zoom-Funktion problemlos funktioniert. Nutzer*innen sollten in der Lage sein, den Text und die Inhalte deiner Website zu vergrößern, ohne dass die Lesbarkeit oder Funktionalität leidet. Dies ist besonders hilfreich für Menschen mit Sehschwächen.

 
 

6. Formulare barrierefrei gestalten

Auch die Formulare auf deiner Website müssen barrierefrei sein. Beginne mit eindeutigen Beschriftungen für die Eingabefelder. Jede Eingabe sollte ein klar erkennbares Label haben, das den Zweck des Feldes beschreibt. Dadurch wissen Nutzer*innen sofort, welche Informationen erforderlich sind.

Achte außerdem darauf, sinnvolle Fehlermeldungen und Hinweise bei falschen Eingaben bereitzustellen. Wenn Nutzer*innen Fehler machen, sollten die Hinweise genau erklären, was korrigiert werden muss, und gegebenenfalls hilfreiche Tipps bieten, um das Problem zu beheben.

Stelle außerdem sicher, dass eine logische Tab-Reihenfolge für die Navigation durch Formulare vorhanden ist. Nutzer*innen sollten in der Lage sein, durch Drücken der Tabulator-Taste von einem Eingabefeld zum nächsten zu springen, und zwar in einer Reihenfolge, die dem natürlichen Lese- und Ausfüllfluss entspricht.

 
 

7. Mobile Barrierefreiheit

Eine Mobile-Optimierung deiner Website ist schon aus SEO-Gesichtspunkten sinnvoll. Spätestens aber bei der Umsetzung des BFSG solltest du dich damit auseinandersetzen. Achte auf ein responsives Design, um sicherzustellen, dass deine Website auf verschiedenen Bildschirmgrößen gut aussieht und funktioniert.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die ausreichende Größe und der Abstand von interaktiven Elementen. Buttons, Links und andere interaktive Elemente sollten groß genug sein, um sie leicht berühren zu können, und ausreichend Abstand zueinander haben, damit Nutzer*innen nicht versehentlich das falsche Element auswählen.

 
 

8. Dokumentation und Feedback-Möglichkeiten geben

Last but not least ist eine Erklärung zur Barrierefreiheit auf der Website wichtig. Damit informierst du die Nutzer*innen darüber, welche Maßnahmen du ergriffen hast, um Barrieren abzubauen, und zeigst dein Engagement für Inklusion und Zugänglichkeit.

Ebenso sollte es Möglichkeiten für Nutzer-Feedback geben. Richte ein einfach zu findendes und benutzerfreundliches Formular oder eine Kontaktseite ein, über die User*innen dich auf Probleme hinweisen können, die sie beim Besuch deiner Website erfahren haben. Dies ermöglicht es dir, direkt auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen zu reagieren und kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen.

Schließlich solltest du die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Barrierefreiheitsmaßnahmen fest in deinen Website-Management-Prozess integrieren. Dabei helfen dir beispielsweise Accessibility Checker. Technologien und Standards ändern sich ständig und eine regelmäßige Überprüfung stellt sicher, dass deine Website immer den aktuellen Anforderungen der Barrierefreiheit entspricht.

BFSG Checkliste

Auf einen Blick: Checkliste zum BFSG

Die folgende BFSG Checkliste bietet dir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Schritte zur Umsetzung der Barrierefreiheit auf deiner Website. Hier sind noch einmal die zentralen Aspekte zusammengefasst:

BFSG: Ziele

  • Ziel: Gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
  • Betrifft u.a. Anbieter in den Bereichen Telekommunikation, Bankdienstleistungen, E-Commerce oder Personenbeförderung.
  • Bei Nichteinhaltung: Bußgelder und andere rechtliche Konsequenzen

Wahrnehmbarkeit

  • Textalternativen für Nicht-Text-Inhalte bereitstellen
  • Untertitel und Transkripte für Videos anbieten
  • Kontrastreiche Farbgestaltung verwenden
  • Videos barrierefrei gestalten
  • Pausier- und Lautstärkeregelung für Audioinhalte

Navigation

  • Bedienbarkeit ohne Maus sicherstellen
  • Fokus-Indikatoren für interaktive Elemente
  • Zeitlich begrenzte Inhalte vermeiden oder Steuerungsmöglichkeiten anbieten

Verständlichkeit der Inhalte

  • Verständliche, einfache Sprache verwenden
  • Eindeutige Links bzw. Ankertexte
  • Semantisches HTML verwenden

Hilfstechnologien

  • Kompatibilität mit Screenreadern sicherstellen
  • Sprachauszeichnung der Website
  • Funktionierende Zoom-Funktion

Formulare

  • Eindeutige Beschriftungen (Labels) für Eingabefelder
  • Sinnvolle Fehlermeldungen und Hinweise bei falschen Eingaben
  • Logische Tab-Reihenfolge für die Navigation durch Formulare

Mobile Barrierefreiheit

  • Responsives Design für verschiedene Bildschirmgrößen
  • Ausreichende Größe und Abstand von interaktiven Elementen

Feedback-Möglichkeiten

  • Erklärung zur Barrierefreiheit auf der Website bereitstellen
  • Möglichkeit für Nutzer*innen, Barrieren zu melden und Feedback zu geben
  • Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Barrierefreiheitsmaßnahmen

Fazit: Mit unserer Checkliste fürs BFSG zu mehr Inklusion

Die Umsetzung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes erfordert eine sorgfältige Planung, ist jedoch ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung einer gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen im digitalen Raum. Die wichtigsten Punkte umfassen die Wahrnehmbarkeit und Verständlichkeit der Inhalte, eine barrierefreie Navigation, die Integration von Hilfstechnologien, barrierefreie Formulare, mobile Optimierung sowie die Bereitstellung von Dokumentation und Feedback-Möglichkeiten.

Durch die proaktive Umsetzung dieser Maßnahmen erfüllst du nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern kannst auch das Nutzungserlebnis für alle Besucher*innen deiner Website erheblich verbessern. Eine barrierefreie Website bietet Vorteile für deine Nutzer*innen, indem sie die Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit und Inklusivität erhöht. Dies kann zu einer breiteren Kundenbasis, einer stärkeren Kundenbindung und letztlich zu einem positiven Geschäftsergebnis beitragen.

Ergreife jetzt die Initiative und stelle sicher, dass deine Website optimal zugänglich und nutzbar ist – für ein besseres und inklusiveres Online-Erlebnis für alle.

Nils Knäpper
Autor*In
Nils Knäpper

Nils ist SEO-Texter bei OMR Reviews und darüber hinaus ein echter Content-Suchti. Egal, ob Grafik, Foto, Video oder Audio – wenn es um digitale Medien geht, ist Nils immer ganz vorne mit dabei. Vor seinem Wechsel zu OMR war er fast 5 Jahre lang als Content-Manager und -Creator in einem Immobilienunternehmen tätig und hat zudem eine klassische Ausbildung als Werbetexter.

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