Petfluencer: Wie Tiere die Werbewelt erobern

Marlene Petz 5.12.2024

Die Chancen und Herausforderungen dieses Geschäftsmodells

Inhalt
  1. Petfluencer - A Star is born 
  2. Zwischen Gassi gehen, Mails und Videodrehs
  3. Ein Wuff für 1.000 Euro und Petfluencer als Markenbotschafter? 
  4. Bitte pass auf mich auf - Petfluencing kritisch betrachtet
  5. 4 Tipps, um Petfluencer zu werden
  6. Fazit
  7. FAQ

Das Wichtigste in Kürze

  • Tiervideos und Petfluencer sind in der Werbung und auf Social Media äußerst erfolgreich und emotional ansprechend.
  • Grumpy Cat war einer der ersten Petfluencer, der Millionen von Followern gewann und die Grundlage für das Petfluencing legte.
  • Petfluencer kombinieren Content-Erstellung mit Markenkooperationen und können durch Reichweite und Engagement Geld verdienen.
  • Ein verantwortungsvoller Umgang mit Haustieren ist beim Petfluencing wichtig, besonders bei riskanten Trends und Challenges.
  • Erfolgreiches Petfluencing erfordert regelmäßigen Content, Community-Aufbau und die Analyse von Daten zur Optimierung der Reichweite.

Süße Katzenbabies, niedliche Hamster, oder tobende Ponies - das Internet ist voll mit tierischen Inhalten. Das ist wenig überraschend, denn Tiere wecken bei uns Emotionen. Nicht ohne Grund verzeichnen Tiervideos Millionen von Aufrufen. Sie lassen uns lachen oder mitfühlen. Etwas, worauf auch die Werbeindustrie seit Jahren setzt. Sei es in der Three.co.uk Werbung mit dem tanzenden Shettland Pony oder der Einsatz von Tieren in Weihnachtsspots, wie der von Bambi inspirierte Spot von Coop aktuell. 

Unbenannt.png

Weihnachtsspot, Coop Genosschenschaft (YouTube, 2024)

Doch nicht nur in den View-Zahlen zeigt sich, dass Inhalte mit Tieren ankommen, sondern auch im Engagement. So erzielen Beiträge mit Hunden oder Katzen meist mehr Kommentare und Likes als klassische Unternehmensbeiträge, wie Sortlist analysierte. 

Doch wo und wann fing alles an? Ein kurzer Blick zurück in die Geschichte: Als einer der Vorreiter schlechthin im Bereich Petfluencing gilt sicherlich Grumpy Cat. Eine US-Katze, die durch ihren mürrischen Ausdruck über reddit zur Internetsensation wurde. Millionen Follower verfolgten den Alltag der Katze über Instagram, Facebook und YouTube. Ihr Hype ging sogar über die Online-Welt hinaus und sie schaffte es als Wachsfigur bei Madame Tussauds verewigt zu werden.

Dieser Erfolg wurde zum Vorbild. Somit ist es wenig verwunderlich, dass weitere Pefluencer-Accounts entstanden. Ob das ursprünglich aus einem Account für "Lass mal Bilder von der Katze mit Freunden teilen" zu einem Selbstläufer wurde, ist leider nicht überliefert. 

Doch nun Butter bei die Fische: Was ist denn jetzt genau ein Petfluencer?

Petfluencer - A Star is born 

Eine allgemein gültige Definition gibt es für Petfluencer nicht. Eine Annäherung oder Ableitung kann über die Trennung der beiden englischen Begriffe "Pet" und "Influencer" erfolgen, unter Hinzunahme der Definition des Begriffs "Influencer": Als Influencer bezeichnet man Personen, die wegen einer gewissen Reichweite oder Stellung Einfluss auf Meinung, Gewohnheiten und Geschmack von Leuten haben. Meistens haben sie eine gewisse Anzahl an Fans in einem Netzwerk.

Das Wort Personen lässt sich hier durch Internet-Persönlichkeiten ersetzen, wozu man auch im weiteren Sinne Haustiere und ihre Besitzer*innen zählen könnte. Denn auch wenn sie vor der Kamera die Stars sind, ohne ihre Besitzer*innen würde es Petfluencer nicht geben. In diesem Artikel liegt der Fokus auf Haustieren im klassischen Sinne und nicht auf Nutztier-Accounts.

Petfluencer treten auf ihrem Profil entweder allein, oder auch zusammen mit ihren Besitzer*innen in Erscheinung, wie es zum Beispiel Chris mit seinem Sennenhund Oggi macht: 

Unbenannt.png

Instagram-Post von dem Petfluencer Chris mit seinem Hund Oggi (Instagram @oggiundchris, 2024)

Zwischen Gassi gehen, Mails und Videodrehs

Doch was genau macht nun ein Petfluencer und wie sieht der Alltag als Petfluencer aus? Aus Haustiersicht, in diesem Fall Hunde-Sicht, liegt der Alltag irgendwo zwischen Gassi gehen, Naps, Futterzeit, Cuddles und Content-Drehs. Einen typischen Petfluencer-Alltag gibt es nicht. Die Social-Media-Accounts (allen voran Instagram, YouTube und TikTok) wollen schließlich mit Content gefüllt werden. Denn nur mit regelmäßiger Content-Veröffenltichung kann auch die Fangemeinde weiter ausgebaut werden und damit auch die Lukrativität für Unternehmen ansteigen. Doch dazu später mehr.

Anders als ihre Fellnasen haben Besitzer*innen in Hinblick auf das Online- und Influencer-Leben die volle Verantwortung über die Aufgaben des klassischen Influencer-Daseins: Dazu gehören Content-Drehs und -Schnitt, regelmäßig Kommentare und Nachrichten aus der Community zu beantworten sowie Kooperationen zu koordinieren und zu organisieren. Neben all der Online-Arbeit, steht ab und an auch die Teilnahme an Events an, wie den Petfluencer Awards 2023, auch wenn das eher selten vorkommt. 

Eine Menge an Aufgaben, die viel Zeit und Wissen erfordern. Aus diesem Grund haben sich die ersten Petfluencer-Agenturen gebildet, welche die Besitzer*innen bei all diesen Aufgaben unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Diese Petfluencer-Agenturen planen den Content, koordinieren Kooperationen und verhandeln die Preise.

Denn früher oder später klopfen die ersten Unternehmen an und es stellt sich die Frage: "Wie viel kann ich für einen Beitrag auf dem Account meiner Fellnase verlangen?".

Ein Wuff für 1.000 Euro und Petfluencer als Markenbotschafter? 

Damit lenken wir den Blick auf eine der meistgestellten Fragen im Netz: "Wie viel kann ein Petfluencer verdienen?". Unternehmen bezahlen Influencer und so auch Petfluencer, meist nach dem Tausenderkontaktpreis (TKP).Der Tausenderkontaktpreis gibt an, wie viel Euro pro tausend erreichte Personen verlangt werden können. Auf Instagram geht die Range zwischen durchschnittlich 10 bis 35 Euro pro tausend Impressionen. In konkreten Zahlen ausgedrückt können pro Beitrag von knapp hundert Euro bis hin zu mehreren tausend Euro in Rechnung gestellt werden. Einen guten Überblick über die unterschiedlichen TKP nach Social-Media-Plattform findest du auf OMR Reviews

Zu Beginn der Petfluencer-Karriere sind Produkt-Giftings keine Seltenheit - so ist die Reichweite der Social-Media-Accounts noch niedrig. Doch was ist ein Produkt-Gifting? Hier bekommen der Petfluencer und sein*e Besitzer*in die Produkte kostenlos gegen einen Beitrag auf dem Social-Media-Account zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen profitiert von dem treuen, wenn auch eher niedrigem Following. Der Community wird signalisiert, dass der eigene Account nun mehr Sichtbarkeit erhält und sich der eigene Status zunehmend in Richtung eines professionellen Petfluencers bewegt.

Je nach Vereinbarung kann sich das Unternehmen auch die Buyouts sichern und den Beitrag durch die gesicherten Rechte am Content auf seinen eigenen Social-Media-Accounts verlängern. Auch Co-Autoren-Postings, wie sie auf Instagram möglich sind, sind keine Seltenheit. Ein Beispiel hierfür ist dieser Beitrag:

Unbenannt.png

Beispiel eines Co-Autoren-Postings (Instagram @tobilanger & @pedigree_deutschland, 2024)

Mit höherer Reichweite steigt für Unternehmen auch die Attraktivität, die Zwei,- Drei- und Vierbeiner als Markenbotschafter einzusetzen. Das kann in Form von regelmäßigen Postings auf den Social-Media-Accounts des Unternehmens geschehen oder durch die Platzierung des Tieres – in Form eines Fotos – auf den Produkten als eine Art Gütesiegel. Diese Art der Zusammenarbeit sichert Tier und Besitzer*in zusätzliche Einkünfte, die je nach Umfang und Dauer der Kooperation auch in höheren Bereichen von mehreren tausend Euro liegen können.

Doch nicht jeder Petfluencer Account hat Monetarisierung im Fokus. Manche Accounts möchten mit ihrem Content Einblicke in das Leben ihres Haustiers gewähren.

Bitte pass auf mich auf - Petfluencing kritisch betrachtet

Neben all den positiven Seiten, stellt sich die Frage: "Wie geht es den Tieren beim Petfluencing?". Ein verantwortungsvoller Umgang sollte als Grundlage genannt werden. Es gilt, das Wohl des Haustiers immer im Blick zu behalten und sich von fragwürdigen Challenges, wie sie ab und zu auf TikTok oder Instagram zu sehen sind, fernzuhalten. Solche Contenttrends, die auf den ersten Blick unterhaltsam sind, aber dem Tier schaden könnten, sollten von Haustierhalter*innen nicht unterstützt werden – vor allem dann, wenn Tiere in menschenähnliche Situationen gedrängt werden, in denen sie sich unwohl fühlen könnten. Mehr zu dem Thema findet sich auf der Website der Welttierschutzgesellschaft.

Doch auch seitens der Social-Media-Plattformen hat sich in den letzten Jahren viel getan: Sie haben das Thema Tierleid mittlerweile in ihre Gemeinschaftsrichtlinien aufgenommen und setzen damit ein klares Zeichen.

Es stellt sich nun die Frage: Wie wird man eigentlich ein Petfluencer?

4 Tipps, um Petfluencer zu werden

Die ersten Fragen, die es zu beantworten gilt, sind: "Welches Ziel verfolge ich mit dem Account?" und "Unter welchem Petfluencer-Namen soll mein Vierbeiner auftreten?". Beides sind Punkte, die sich mit der Zeit verändern können und nicht in Stein gemeißelt sind. Daher sollte man hier nicht zu viel Zeit und Energie investieren, sondern den Fokus eher auf Folgendes legen:

1. Content rules 

Der Content ist das Herzstück, um ein erfolgreicher Petfluencer zu werden. Zu Beginn ist es viel "Trial and Error" – was funktioniert gut und was weniger gut? Tier allein oder Tier mit Besitzer? Video vs. Foto-Beiträge? TikTok, Instagram oder YouTube? Wichtig ist, sich realistisch die Frage zu stellen: Wie viel Zeit möchte und vor allem kann man investieren? Auch sollte das Haustier nicht durch die Ambition, schnell erfolgreich zu werden, gestresst werden.

2. Community Aufbau 

Neben dem Content ist auch die regelmäßige Veröffentlichung von Content essenziell – insbesondere mit dem Ziel, die Reichweite zu erhöhen und die Community auszubauen. In Anbetracht der Schnelllebigkeit der Inhalte und der Algorithmen empfiehlt es sich regelmäßig Content zu veröffentlichen. Zudem sollte aktiv der Austausch zur Community gesucht werden, beispielsweise durch Umfragen in den Instagram Stories. Auch Treffen und Content-Kollaborationen mit anderen Petfluencer können sich lohnen. So profitiert man von der inkrementellen Reichweite des anderen Petfluencers. 

3. Daten, Daten, Daten 

Zahlen wie Reichweite und Interaktionen sind wichtige KPIs, um die Effektivität der eigenen Beiträge zu analysieren. Das lässt Rückschlüsse darauf zu, welche Inhalte besonders gut in der Community ankommen und welche eventuell aus der Content-Planung genommen werden sollten. Vor allem für Influencer- und Werbeagenturen sowie Unternehmen sind das wichtige KPIs, um die Entscheidung für eine mögliche Zusammenarbeit zu treffen. Über Influencer-Marketing-Tools, wie IROIN® Influencer Marketing Suite, kolsquare, woomio, können diese Daten dann ausgelesen werden. Mehr zu den verschiedenen Influencer-Marketing-Tools findest du auf OMR Reviews.

4. Petfluencer Gewerbe anmelden

Wichtig ist, schon frühzeitig ein Gewerbe anzumelden, denn auch Petfluencer zählen zu den Gewerbetreibenden. Spätestens wenn die erste Kooperation ansteht, sollte man sich schnellstmöglich um die Gewerbeanmeldung kümmern.

Fazit

Petfluencer haben sich längst etabliert – auch in Deutschland. So gibt es online zahlreiche Listen mit den größten deutschen Petfluencer-Accounts sowie die German Petfluencer Awards. Auch über diverse Influencer-Marketing-Tools lassen sich tausende deutsche Petfluencer-Accounts finden.

Ist es damit schon zu spät, den eigenen Hund oder die eigene Katze als Petfluencer zu etablieren? Nein. Es gilt, wie auch im "regulären" Influencer-Business, durch authentische Inhalte zu überzeugen und seinen Platz zu finden. Plattformen wie TikTok, Snapchat und Instagram bieten gute Rahmenbedingungen, um tierische Momente mit den Liebsten und darüber hinaus zu teilen. Wichtig ist, dass das Petfluencing immer im Hinblick auf das Wohl der Fellnase stattfindet. Dann steht dem Erfolg und Spaß von Hund, Katze und Besitzer*in nichts mehr im Wege.

Falls du noch tiefer in die Welt des Petfluencing einsteigen möchtest: In der spannenden Podcast-Folge mit André Karkalis von der Agentur TONY erfährst du, wie Tier-Influencer funktionieren, was Kampagnen mit ihnen so besonders macht und warum Kommunikation auf Schnauzenhöhe der Schlüssel zum Erfolg ist.

FAQ

Was ist ein Petfluencer?

Ein Petfluencer ist ein Haustier, das durch Social Media eine große Reichweite erzielt und Einfluss auf die Meinungen seiner Follower hat. Dabei treten Haustiere oft zusammen mit ihren Besitzern auf.

Wie viel verdienen Petfluencer?

Petfluencer verdienen in der Regel nach dem Tausenderkontaktpreis (TKP), der angibt, wie viel pro 1.000 erreichte Personen gezahlt wird. Zu Beginn gibt es oft Produkt-Giftings, aber mit steigender Reichweite können die Einkünfte in den Tausenden Euro pro Beitrag liegen.

Wie wird man Petfluencer?

Um Petfluencer zu werden, sollte man regelmäßig Content posten, der die Community anspricht, und sich mit anderen Petfluencern vernetzen. Es ist wichtig, authentische Inhalte zu teilen und die Interessen der Follower zu berücksichtigen.

Was sind die wichtigsten Tipps für angehende Petfluencer?

  • Content regelmäßig posten: Experimentiere mit verschiedenen Formaten und finde heraus, was bei der Community gut ankommt.
  • Community aufbauen: Sei aktiv und gehe auf die Kommentare und Fragen deiner Follower ein.
  • Gewerbe anmelden: Sobald du Einnahmen durch Kooperationen erzielst, solltest du ein Gewerbe anmelden.

Gibt es Risiken beim Petfluencing?

Ja, es ist wichtig, auf das Wohl des Tieres zu achten. Tiere sollten nicht in stressige oder schädliche Situationen gebracht werden. Verantwortungsbewusster Umgang ist entscheidend.

Marlene Petz
Autor*In
Marlene Petz

Marlene ist Digital Native und hat ihre Karriere im Mode- und Reiseblogging gestartet, bevor sie in die Digitalbranche gewechselt ist. Mittlerweile bringt sie ihre Leidenschaft für digitale Kommunikation und Social Media in ihre Arbeit als Head of Key Account Management & Influencer Marketing bei der Mediaagentur adlicious ein. Zuvor verantwortete sie als Senior Digital Marketing Consultant den Influencer-Marketing-Bereich und hat dabei strategische Kommunikation für namhafte Kund*innen aus verschiedenen Branchen entwickelt. Mit über sechs Jahren Erfahrung in der digitalen Welt kombiniert sie fundierte Strategie mit kreativem Know-how.

Alle Artikel von Marlene Petz

Im Artikel erwähnte Softwares

Im Artikel erwähnte Software-Kategorien

Ähnliche Artikel

Komm in die OMR Reviews Community & verpasse keine Neuigkeiten & Aktionen rund um die Software-Landschaft mehr.