So vereint Katharina Van Meenen-Röhrig Familiennachfolge, New Work und SaaS-Business
Im Interview verrät die CEO von GFOS, warum Kulturwandel und smarte Prozesse der Schlüssel zu erfolgreichen, zukunftsfähigen Unternehmen sind
Seit 2022 leitet Katharina Van Meenen-Röhrig gemeinsam mit ihrem Ehemann Dr. Ignace Van Meenen das Software-Unternehmen GFOS. Die CEO ist mit dem Betrieb ihrer Eltern aufgewachsen und bereitete sich seit Abschluss ihres Studiums auf die Familiennachfolge vor. So hat sie bereits früh Verantwortung übernommen, lernte unter anderem während ihres Traineeships unterschiedliche Abteilungen des Anbieters für Workforce-Management-Lösungen kennen und wuchs Schritt für Schritt in ihre heutige Rolle hinein.
Mit uns hat Katharina Van Meenen-Röhrig im Rahmen unserer Serie Women in SaaS über ihren Weg gesprochen, über Frauen in der Tech-Branche und darüber, was die Zukunft für GFOS und den SaaS-Bereich bereithält.
- Katharina Van Meenen-Röhrig führt das Software-Unternehmen GFOS seit 2022 gemeinsam mit ihrem Ehemann und setzt auf strategische Arbeitsteilung mit Fokus auf Innovation und New Work.
- GFOS gestaltet die Zukunft der Arbeit mit intelligenten SaaS-Lösungen für flexibles, KI-gestütztes Workforce Management und digitale Prozessoptimierung.
- Katharina Van Meenen-Röhrig engagiert sich für mehr Frauen in Tech und betont die Bedeutung von Vielfalt als Schlüssel für Innovation und nachhaltigen Erfolg.
Was hat dich dazu bewegt, die Familiennachfolge bei GFOS anzutreten und wie wurdest du auf diese Aufgabe vorbereitet?
Katharina Van Meenen-Röhrig: GFOS war schon früh ein Teil meines Alltags und ich habe mitbekommen, wie viel Herzblut und Innovation meine Eltern eingebracht haben. Diese Nähe hat in mir den Wunsch geweckt, das Unternehmen weiterzuentwickeln, aber auch eigene Akzente zu setzen. Für mich war es keine Verpflichtung, sondern eine bewusste Entscheidung. Trotzdem bin ich nach dem Abitur erstmal andere Wege gegangen, habe aber in den Semesterferien immer bei GFOS gearbeitet.
Die Nachfolge war vielmehr ein Prozess als ein Sprung ins kalte Wasser. Ich habe sehr früh Verantwortung übernommen – zunächst in verschiedenen Abteilungen, dann in leitender Funktion. Gleichzeitig habe ich mein MBA-Studium absolviert, bevor ich 2014 als Trainee alle Bereiche der GFOS und die unterschiedlichen Abläufe kennenlernte. Natürlich bringt so eine Aufgabe Respekt mit sich, aber auch große Motivation.
Seit 2017 verantworte ich den Bereich Business Development und 2019 wurde ich Mitglied der Geschäftsleitung. Parallel dazu haben mein Ehemann und ich entschieden, dass wir die GFOS gemeinsam leiten werden. Das tun wir nun seit 2022.
Als Plattformlösung ermöglicht GFOS eine effiziente Steuerung von operativen Abläufen und schafft die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen und agile Arbeitsmodelle. Unternehmen können einzelne Software-Pakete ohne komplexe Individualentwicklungen flexibel kombinieren und mitwachsen lassen. Ergänzt wird das Angebot durch integrierte Funktionen aus den Bereichen Smart Manufacturing und Access Control, die sich nahtlos in bestehende Systemlandschaften einbinden lassen.
Mit ihrer SaaS-Strategie setzt GFOS auf Standardisierung, kontinuierliche Weiterentwicklung und höchste Verfügbarkeit.
Familienunternehmen bedeutet in deinem Fall also auch: Geschäftsführung mit dem Ehemann. Wie gestaltet sich eure Zusammenarbeit als Co-CEOs und wie teilt ihr euch die Verantwortung in einem so großen Unternehmen?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Wir ergänzen uns sehr gut – sowohl menschlich als auch fachlich. Mein Fokus liegt auf Strategie, New Work und Kommunikation, während mein Mann die Bereiche Finance, Legal und prozessuale Themen verantwortet. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam, aber mit klarer Aufgabenverteilung. Vertrauen und offene Kommunikation sind dabei entscheidend und die gemeinsame Aufgabe bietet uns eine hervorragende Work-Life-Balance.
Als Thought-Leaderin im Bereich New Work und in einer männerdominierten Branche sorgst du für frische Perspektiven. Wie verändert sich die Arbeitswelt der Zukunft und wie kann GFOS dabei treibende Kraft sein?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Die Arbeitswelt wird hybrider, individueller und sinnorientierter. Menschen erwarten mehr Flexibilität und Partizipation. Mit unseren Lösungen im Workforce Management gestalten wir diese Transformation aktiv mit – etwa durch intelligente Einsatzplanung, faire Arbeitszeitmodelle und digitale Prozesse. Workforce Management wird zunehmend vorausschauend und intelligent. Themen wie KI-gestützte Einsatzplanung, Self-Service-Portale und mobile Anwendungen werden zur Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig gewinnt die Mitarbeiterbindung an Bedeutung.
„Unternehmen müssen Arbeitsbedingungen zunehmend an die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden anpassen, um langfristig attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich sehe uns als Brückenbauerin zwischen Technologie und Kulturwandel.“
GFOS bietet in diesem Bereich eine breite Palette von Lösungen an. Was macht eure Softwares besonders?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Wir kombinieren moderne SaaS-Architekturen mit smarten Algorithmen und künstlicher Intelligenz, z. B. für automatische Einsatzoptimierung unter Berücksichtigung gesetzlicher, tariflicher und betrieblicher Regeln. Gleichzeitig gewährleisten wir höchste Integrationsfähigkeit in bestehende IT-Landschaften – von ERP-Systemen bis Zutrittskontrolllösungen. Der konsequente Wandel hin zu SaaS- und Cloud-Lösungen, verbunden mit einem klaren Fokus auf User Experience (UX), Security und Skalierbarkeit, zeigt, dass wir Workforce Management neu denken – als Plattform, nicht nur als Software.
Unsere Kund*innen begleiten wir darüber hinaus langfristig durch individuelle Beratung, Schulung und Support auf Augenhöhe. Das schafft Vertrauen und macht uns zu einem echten Partner auf dem Weg in die digitale Arbeitswelt.
Was sind aus deiner Sicht die größten Chancen und Herausforderungen eurer zunehmenden Ausrichtung auf SaaS?
Katharina Van Meenen-Röhrig: SaaS ist für uns weit mehr als ein technisches Upgrade – es ist ein strategischer Schritt, um unsere Produkte zukunftsfähig, skalierbar und noch näher am Bedarf unserer Kund*innen auszurichten. Die größten Chancen sehen wir in der Möglichkeit, Innovation deutlich schneller auszurollen, Services standardisiert und gleichzeitig hoch performant bereitzustellen sowie neue Geschäftsmodelle zu realisieren. Das bedeutet: kürzere Projektlaufzeiten, planbare Kostenstrukturen, mehr Automatisierung.
Gleichzeitig bringt dieser Wandel natürlich Herausforderungen mit sich – vor allem bei der Migration bestehender Kund*innen in die neue Umgebung. Hier geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um Vertrauen, Kommunikation und partnerschaftliche Begleitung.
Ihr habt vor etwa 1,5 Jahren einen Markenrelaunch durchgeführt und euer Selbstverständnis neu definiert. Was war der Auslöser dafür und wie würdest du das „neue Gesicht“ von GFOS beschreiben?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Wir wollten GFOS nicht nur technologisch, sondern auch visuell und kommunikativ in die Zukunft führen. Unser Markenrelaunch steht für Offenheit, Innovation und Kundennähe. Wir wollten etwas Neues schaffen, ohne unsere Identität zu verlieren. Gleichzeitig war es ein Statement: Wir wollen als Treiberin von Zukunftsthemen wie New Work und Digitalisierung sichtbar sein. Unser Leitbild „Designing the Future of Work“ verkörpert unser Engagement, die Arbeitswelt nachhaltig zu transformieren und die Belastungen, Herausforderungen und Komplexitäten, die oft mit verschiedenen Arbeitsprozessen einhergehen, zu reduzieren.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass Arbeit effizient, produktiv und gleichzeitig erfüllend sein sollte.“
In Bezug auf MINT-Förderung unterstützt GFOS zahlreiche Projekte und Initiativen. Inwiefern kannst und möchtest du dabei Vorbild für junge Frauen in der Tech-Branche sein?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Ich möchte sichtbar machen, dass Frauen in Tech nicht die Ausnahme, sondern die Zukunft sind. Das beginnt bei frühzeitiger Förderung, Vorbildern und mutiger Kommunikation. Noch fehlt es oft an struktureller Unterstützung, Netzwerken und einem neuen Narrativ: Tech ist nicht nur Technik, sondern Gestaltungskraft. Frauen sind heute leider in vielen technischen Berufen unterrepräsentiert, sei es aufgrund von geschlechtsspezifischen Vorurteilen, Stereotypen oder anderen Barrieren. Durch die Förderung von Frauen in der Tech-Branche tragen wir dazu bei, diese Ungleichheiten abzubauen und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der jede*r unabhängig vom Geschlecht gleiche Chancen hat.
Wenn Frauen erfolgreich in der Technologiebranche vertreten sind, können sie als Vorbilder für Mädchen und junge Frauen dienen, die sich für eine Karriere in diesem Bereich interessieren. Durch die Sichtbarkeit und Unterstützung von Frauen in technischen Berufen können wir die nächste Generation dazu ermutigen, ihre Fähigkeiten und Leidenschaften zu verfolgen, unabhängig von geschlechtsspezifischen Erwartungen.
Industrie 4.0 und Digitalisierung sind zentrale Themen in deinem beruflichen und wissenschaftlichen Alltag. Wo muss der deutsche Mittelstand hier aufholen und wie unterstützt GFOS dabei?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Der deutsche Mittelstand steht vor der Herausforderung, Digitalisierung nicht nur punktuell umzusetzen, sondern strategisch zu begreifen – als Innovationstreiber und Zukunftssicherung. Viele Unternehmen haben begonnen, digitale Prozesse zu integrieren, allerdings bleibt es meistens bei Insellösungen.
„Was oft fehlt, ist eine übergreifende Digitalisierungsstrategie, die sowohl technologische als auch kulturelle Aspekte mitdenkt.“
Hier setzt GFOS an: Unsere Mission ist es, mit flexiblem Workforce Management, effizienten Produktionsabläufen, verlässlicher Zutrittssteuerung und einer sicheren, hochverfügbaren IT-Infrastruktur die Arbeit einfacher und Prozesse durchgängig smarter zu machen. Industrie 4.0 ist für uns kein Buzzword, sondern eine konkrete Handlungsaufforderung: Wer jetzt investiert, schafft die Grundlage für nachhaltiges Wachstum, bessere Entscheidungsprozesse und eine höhere Anpassungsfähigkeit – gerade in Zeiten rasanter Veränderungen.
Wie bereitest du dich und dein Unternehmen auf diese schnellen Veränderungen vor?
Katharina Van Meenen-Röhrig: In einer Zeit, in der sich Marktbedingungen, Technologien und Kundenbedürfnisse ständig verändern, ist Anpassungsfähigkeit überlebenswichtig. Für mich ist Agilität deshalb kein Modethema, sondern eine unternehmerische Grundhaltung.
„Es geht darum, Veränderung nicht nur zuzulassen, sondern aktiv zu gestalten.“
Wir arbeiten mit crossfunktionalen Teams, experimentieren bewusst mit neuen Arbeitsweisen und binden unsere Mitarbeitenden stark ein. Für mich ist Offenheit gegenüber Veränderungen essenziell – genauso wie das Vertrauen in die Kompetenz des Teams.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann leitet Katharina Van Meenen-Röhrig das Software-Unternehmen GFOS. Bild: GFOS
Um GFOS für die Zukunft aufzustellen, investieren wir gezielt in den Ausbau unserer Cloud-Infrastruktur, in Produktstandardisierung und in die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Plattform. Unser Ziel ist eine innovative, modulare SaaS-Landschaft, die höchste Sicherheits- und Performance-Standards erfüllt und gleichzeitig die Anforderungen eines dynamischen Marktes flexibel abbildet.
Welche Vision hast du für GFOS?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Ich möchte GFOS als führenden SaaS-Anbieter für Workforce Management und die anverwandten Bereiche Smart Manufacturing und Access Control etablieren – mit einem klaren Fokus auf Innovation, Digitalisierung und nachhaltigem Wachstum. Unser Ziel ist es, Unternehmen mit leistungsfähigen, standardisierten Lösungen dabei zu unterstützen, ihre Prozesse effizient zu steuern und Arbeitsorganisation neu zu denken. Wir wollen GFOS zu einer Plattform entwickeln, die aktuelle Anforderungen abbildet und langfristige Transformation ermöglicht. Dafür setzen wir auf moderne Cloud-Architekturen, smarte Funktionen und eine klare Produktstrategie, die unseren Kund*innen hilft, schneller und fundierter zu entscheiden, Ressourcen optimal zu nutzen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Wichtig ist mir dabei auch eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit basiert. Denn nachhaltiger Erfolg entsteht dann, wenn Technologie und Menschen effizient, vorausschauend und mit einem klaren Anspruch an Qualität gemeinsam wirken.
Wenn du einen Wunsch frei hättest für die Zukunft der Tech-Branche – was würdest du dir wünschen?
Katharina Van Meenen-Röhrig: Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen, Denkweisen und Lebenswege sind der Treibstoff für Innovation. Dort, wo Vielfalt zugelassen und aktiv gefördert wird, entstehen die besten Ideen, die nachhaltigsten Lösungen und die stärksten Teams.
„Ich wünsche mir mehr Mut zu Innovationen und noch mehr junge Menschen, die etwas bewegen wollen.“
Die Tech-Branche gestaltet die Zukunft – technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Aber sie wird diesem Anspruch nur gerecht, wenn sie sich weiter öffnet und den Blick weitet: für neue Talente, neue Arbeitsmodelle und neue Formen der Zusammenarbeit. Dann wird Tech nicht nur smarter, sondern auch menschlicher und damit wirkungsvoller.