Eine maximale Arbeitszeit pro Tag von 12 Stunden – geht das überhaupt?
Erfahre, wie viele Stunden Deutsche laut Arbeitsschutzgesetz maximal pro Tag arbeiten dürfen
- Maximale Arbeitszeit pro Tag / pro Woche / pro Monat
- Maximale Arbeitszeit pro Tag 12 Stunden?
- Maximale Arbeitszeit pro Tag mit Pause
- Fazit: Maximale Arbeitszeit pro Tag Deutschland
- FAQ
Das Wichtigste in Kürze
- In den meisten Berufen und Branchen sieht das Arbeitsschutzgesetz (ArbZG) eine maximale Arbeitszeit pro Tag von 8 Stunden vor. Ausnahmsweise darf bis zu 10 Stunden pro Tag gearbeitet werden. Arbeitszeiten darüber sind nicht zulässig.
- Das macht eine maximale Arbeitszeit von durchschnittlich 40 Stunden (5 Tage) bzw. 48 Stunden (6 Tage).
- Überstunden sind legal, sofern sie sich innerhalb eines halben Jahres wieder innerhalb der gesetzlichen Höchstgrenze einpendeln.
Branchenbedingt sehen die Arbeitszeiten der Deutschen wirklich unterschiedlich aus: Während die meisten Büro-Angestellten irgendwann zwischen 8 und 18 Uhr den Weg zum Schreibtisch finden, können Bäcker*innen vom Ausschlafen nur träumen. Personen in der Gastronomie hingegen hätten wahrscheinlich gerne abends mal frei.
Zumindest für Angestellte gibt es in Deutschland das Arbeitsschutzgesetz (ArbZG). Dieses regelt unter anderem Ruhezeiten und Pausenvorgaben, setzt jedoch eine Maximalgrenze, wie viele Stunden täglich überhaupt gearbeitet werden darf. Jetzt lässt sich argumentieren, dass man selbst schuld ist, wenn man nicht zu einer bestimmten Uhrzeit den Stift fallen lässt. Das Gesetz verhindert jedoch, dass Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer*innen regelmäßig ausnutzen und auf Kosten deren Gesundheitsschutz Überstunden voraussetzen.
Dieser Artikel erklärt dir, wie du als Arbeitgeber*in auf der rechtlich sicheren Seite bist, welche Berufsgruppen eine andere maximale Arbeitszeit pro Tag haben können und wie du einen Überblick über alle Zeiten deines Teams behältst.
Maximale Arbeitszeit pro Tag / pro Woche / pro Monat
Als Faustregel gilt: Acht Arbeitsstunden dürfen bei einem Vollzeit-Angestellten-Verhältnis nicht überschritten werden; Pausenzeiten und Arbeitswege zählen nicht hinzu. Das gilt für die meisten Jobs, die werktags – hierzu zählen auch Samstage – bei einer gewöhnlichen 5-Tages-Woche ausgeübt werden (ArbZG § 3). Bei einer gewöhnlichen 6-Tages-Woche erhöht sich die Summe entsprechend:
Maximale Arbeitszeit pro Tag | Maximale Arbeitszeit pro Woche | Maximale Arbeitszeit pro Monat | |
Normalfall | 8 Stunden | 40 Stunden 48 Stunden | Ø 172 Stunden Ø 206,4 Stunden |
Ausnahmefall | 10 Stunden | 50 Stunden 60 Stunden | Ø 215 Stunden Ø 258 Stunden |
Überstunden sind jedoch nicht generell verboten: Die maximale Arbeitszeit pro Tag kann sich ausnahmsweise auf zehn Stunden (mit entsprechend längerer Ruhezeit) verlängern, wenn sich an anderer Stelle die Überstunden wieder abbauen lassen. Dann müssen allerdings einer der folgenden Fälle vorliegen:
- Die Arbeit besteht in wesentlichen Teilen auch aus Bereitschaftsdienst und/oder Arbeitsbereitschaft. Dann ist die Maximalstundenzahl pro Tag eventuell sogar noch höher.
- Arbeitnehmer*innen können die Verlängerung auf zehn Stunden pro Tag schriftlich zustimmen, wenn keine Bedenken um ihre Gesundheit bestehen.
- Die Mehrarbeit zwischen der achten und der zehnten Stunde muss in den nächsten 24 Wochen wieder an anderer Stelle angerechnet werden. So kannst du gewährleisten, dass keine Überstunden für mehr als ein halbes Jahr stehen bleiben.
Wird die Dienstzeit einmal überschritten, muss dafür gesorgt werden, dass es in den nachfolgenden Kalendermonaten zum Ausgleich kommt. Eine Auszahlung ist häufig nicht möglich.
Maximale Arbeitszeit pro Tag 12 Stunden?
Aber keine Regel ohne Ausnahmen. Generell fallen systemrelevante Berufsgruppen, die auch an den Wochenenden arbeiten müssen, nicht unter das Arbeitszeitgesetz (§ 7 sowie § 14). Ihre Höchstarbeitszeit sowie Ruhepausen und Zeitausgleich können variieren. Zu den Betroffenen zählen …
… Personen, die regelmäßig mehr Stunden ableisten, da sich ihre Pausen- und Ruhezeiten ohnehin verschieben:
- Leitende Angestellte
- Krankenhauspersonal (wie Ärzt*innen, Pflegende)
- Pflegekräfte oder Hausangestellte, die im Haushalt der Arbeitgebenden wohnen
- Beschäftigte von Rettungsdiensten (Polizei, Feuerwehr usw.)
- Angestellte in kirchlichen Einrichtungen
- Personen in Nachtdiensten
- Angestellte bei Unternehmen mit Schichtplänen
… Personen, die in gewissen Branchen arbeiten, in denen besondere Regelungen herrschen:
- Angestellte im Verkehrswesen (Pilot*innen, Reisebegleitung etc.)
- Beschäftigte in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben
- Personen der Medienbranche
… Personen, die entweder nicht Vollzeit arbeiten oder in einem anderen Beschäftigungsverhältnis stehen bzw. besondere Angestellte. Hier gelten strengere Vorgaben der Höchstarbeitszeit:
- Werkstudierende
- Mini-/ Midijobber*innen
- Praktikant*innen / Volontär*innen
- Schwangere oder stillende Personen (absolute Höchstgrenze: 8,5 Stunden)
- Jugendliche (wegen Jugendschutz nie mehr als 8 Stunden)
- Schwerbehinderte
- Saisonarbeitende
- Kurzfristig Angestellte (70-Tage-Regelung)
Ganz allgemein entscheiden Beschäftigungsart, Arbeitsvertrag, Arbeitszeitmodelle und/oder Tarifvertrag über die Maximalarbeitszeit pro Tag. Wenn nichts anderes im Arbeitsvertrag steht und der Job nicht zu diesen Branchen gehört, dann greifen die Regelwerte aus der Tabelle für alle Vollzeit-Kräfte.
Maximale Arbeitszeit pro Tag mit Pause
Überstunden führen nicht selten zu Burn-out oder chronischen Krankheiten. Als Arbeitgeber*in solltest du daher unbedingt verhindern, dass deine Angestellten zu viel zu tun haben oder einem zu hohen Stress ausgesetzt sind. Eine Verringerung des Workloads, Recruiting neuer Hilfskräfte oder eine Softwarelösung zur Unterstützung von Routineaufgaben helfen schon, dass dein Team nicht regelmäßig die maximale Arbeitszeit übersteigt.
Alle Beteiligten sollten daher auch strengstens auf die Sonderregelungen Rufbereitschaft, Bereitschaftsdienst und weiteren Dienstvereinbarungen achten. Wochenarbeitszeit, Pausenzeiten und Ausgleichszeiträume gehen oft Hand in Hand.
Allerdings solltest du auch aus finanziellen Gründen an der Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes interessiert sein, um alle gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Wenn du beispielsweise Arbeitnehmende dazu bringst, länger als 10 Stunden oder regelmäßig länger als 8 Stunden zu arbeiten, stellt der Verstoß eine Ordnungswidrigkeit dar und dir droht eine Geldbuße (ArbZG § 22). Zudem kann dich die Person in rechtliche Schwierigkeit bringen, wenn sie etwa kündigen will. Und nicht zuletzt schadest du deinem Ruf als Arbeitgeber und im Ernstfall sogar dem Ruf deiner Marke an sich. Niemand kauft Produkte oder Services bei Firmen mit schlechten Arbeitsbedingungen.
Damit nun nicht alle Arbeitszeiten händisch eingetragen werden müssen, bietet es sich, eine digitale Arbeitszeiterfassung in deinem Unternehmen einzuführen. Nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts wird dies sowieso bald gesetzliche Pflicht. Vertrauensarbeitszeit und ein zu später Feierabend sind damit passé. Und mit den Nachweisen über die geplante, gemachte – und maximale – Arbeitszeit pro Tag, Woche und Jahr sorgst du für Transparenz bei deinem Team und schützt dich selbst vor einem Verstoß des Arbeitsschutzgesetzes. Nebenbei lässt sich Mehrarbeit für externe Kontrollen sichtbar machen.
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Weitere Urteile beruhen im Zweifel auf Einzelfälle von (un)zulässigen Überschreitungen der Arbeitszeitregelungen. Hier lohnt es sich als Arbeitgeber*in ebenso wie als Arbeitnehmende*r der Schritt zum Betriebsrat oder zur Anwaltskanzlei.
Fazit: Maximale Arbeitszeit pro Tag Deutschland
Übrigens denken viele, dass Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel und Tourismus ebenfalls ausgenommen sind. In Wahrheit gelten hier jedoch ebenso die gewöhnlichen Berechnungen der Länge eines Arbeitstags, wenn auch die Grenzen von Werktag und Sonn-/Feiertage (§§ 9–13) etwas aufgeweicht werden.
Normal sind Arbeitstage von 8 Stunden, ausnahmsweise sind 10 Stunden rechtens. Das gilt für Angestellte mit 5- oder 6-Tages-Woche. Bei Pilotprojekten der 4-Tages-Woche zählen auch die Grenzen von 8 bzw. 10 Stunden. Wird die Arbeitszeit von 8 Stunden überschritten, muss es an anderer Stelle (in 6 Monaten) möglich sein, freizunehmen oder früher zu gehen. Die Grenze von 10 Stunden pro Tag solltest du in Jobs ohne Tarifvertrag oder Schichtdienst tunlichst vermeiden. Sonst droht Beschwerde vom Personalrat oder Aufsichtsbehörde. Das gilt sowohl für die Arbeitnehmer- als auch Arbeitgeberseite.
So viel zu den deutschen Dienst- und Pausenregelungen. In der praktischen Umsetzung sieht es natürlich wieder anders aus.
FAQ
- Wie hoch ist die wöchentliche Höchstarbeitszeit laut Arbeitszeitgesetz?
Laut ArbZG darf im Durchschnitt pro Woche höchstens 40 bzw. 48 Stunden gearbeitet werden. Entscheidend ist, ob du eine 5- oder 6-Tage-Woche hast. Die maximale Arbeitszeit pro Tag beträgt daher bei den meisten Vollzeitangestellten 8 Stunden.
- Zählen Ruhepausen in die maximale Zeit mit ein?
Ja, dabei sind Pausen ebenfalls gesetzlich geregelt und richten sich nach Länge der jeweiligen Schicht. Ab 10 Stunden muss übrigens eine Schicht beendet werden – auch trotz ausreichender Ruhepause.
- Für wen gibt es Sonderregelungen?
Viele Arbeitnehmende sind von Arbeitszeitschutzgesetz ausgenommen, so wie alle Nicht-Vollzeitkräfte, Beschäftigte in den Branchen Gastronomie oder auch Lkw-Fahrer*innen sowie in Jobs mit Tarifverträgen oder gesonderten Betriebsvereinbarungen.
- Was sagt das Jugendarbeitsschutzgesetz?
Jugendliche mit Nebenjob, Azubis und Lehrlinge dürfen laut JArbSchG keine Überstunden machen. Ihre maximale Arbeitszeit darf jedoch ebenfalls im Sinne des Arbeitsschutzes 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden wöchentlich betragen.
- Wie sieht die Höchstarbeitszeit in Österreich und der Schweiz aus?
In jedem Land herrschen andere Arbeitsgesetze zu Arbeitszeiten, Mehrarbeit, Zeiterfassung und Pausenregelungen. In Österreich darfst du die tägliche Stundengrenze von 12 und die Wochengrenze von 60 Stunden nicht überschreiten. Und in der Schweiz sind 12,5 Stunden pro Tag die zulässige Höchstzeit auf der Arbeit (exklusive einer gesetzlichen Ruhezeit von 1,5 Stunden).