DeepSeek: Was kann das neue KI-Modell aus China?
DeepSeek aus China fordert die großen KI-Player heraus – wir klären alle Fragen rund um den Neuzugang der Szene
- Was ist DeepSeek?
- Wer steckt hinter DeepSeek?
- Was macht DeepSeek so besonders?
- Welche Funktionen und Features bietet DeepSeek?
- Was kann DeepSeek besser als ChatGPT?
- DeepSeek und ChatGPT im direkten Vergleich
- Wie sicher ist DeepSeek?
- Ist DeepSeek kostenlos?
- Das sagen KI-Experten zu DeepSeek
- So kannst du DeepSeek nutzen
- Fazit: Gamechanger oder Luftnummer?
Die KI-Landschaft wurde in den vergangenen Tagen und Wochen ordentlich durchgerüttelt – mit DeepSeek R1 ist nämlich gefühlt über Nacht ein neues, generatives KI-Modell aus China an den Start gegangen, das effizienter arbeiten will als die Platzhirsche von OpenAI, Meta und Co. Und dessen Entwicklung obendrein nur einen Bruchteil der westlichen Konkurrenz gekostet haben soll: Gerade einmal 5,6 Millionen US-Dollar seien angeblich in die Entwicklung geflossen. Zum Vergleich: Das Training von ChatGPT 4 hat laut OpenAI-CEO Sam Altman über 100 Millionen Dollar gekostet. Die Kosten für Metas Llama sind nicht öffentlich bekannt, sollen sich aber in ähnlichen Sphären wie bei OpenAI bewegen.
Angesichts solcher Zahlen stellt sich berechtigterweise die Frage: Viel Hype um nichts oder ist DeepSeek am Ende doch ein ernsthafter Herausforderer für die bisherigen KI-Größen? Wir haben uns das KI-Modell angeschaut und verraten dir, was es kann, wo seine Besonderheiten liegen und wie du es selbst ausprobieren kannst.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf dem Stand von Ende Januar 2025. Wir werden ihn regelmäßig aktualisieren, um dir stets die neuesten Informationen zu bieten.
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Das Wichtigste in Kürze
- Das aktuelle KI-Modell R1 der chinesischen Firma DeepSeek wurde angeblich mit nur 5,6 Millionen US-Dollar entwickelt und soll eine kosteneffiziente Alternative zu ChatGPT und Co. werden.
- Das Modell ist Open-Source und kann lokal oder in der Cloud genutzt werden.
- DeepSeek R1 bietet eine mit ChatGPT vergleichbare Dialog-Funktion, Web-Recherche und Datei-Uploads.
- Kritiker*innen warnen vor Datenschutzrisiken, da zum Beispiel alle Nutzerdaten auf Servern in China gespeichert und Informationen zu Endgeräten erfasst werden.
- Eine spannende, günstige Alternative – doch Nutzer*innen sollten die Sicherheitsaspekte sorgfältig abwägen.
Was ist DeepSeek?
DeepSeek ist ein chinesisches Startup, das sich auf die Technologieentwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz spezialisiert hat. Das 2023 gegründete Unternehmen erregte internationale Aufmerksamkeit, als es sein neuestes Modell DeepSeek R1 im Januar 2025 veröffentlichte, das in direkter Konkurrenz zu etablierten KI-Systemen wie ChatGPT von OpenAI steht. Umgangssprachlich wird auch das Modell selbst als DeepSeek bezeichnet. Zur besseren Lesbarkeit meinen wir deshalb im Folgenden mit DeepSeek übrigens immer auch das KI-Modell und nicht nur den Anbieter.
Wer steckt hinter DeepSeek?
DeepSeek wird vom chinesischen Hedgefonds-Unternehmen High-Flyer finanziert, welches eine entscheidende Rolle bei der schnellen und effizienten Entwicklung der Technologie gespielt hat. Trotz der im Vergleich zu westlichen KI-Projekten deutlich niedrigeren Entwicklungskosten konnte DeepSeek R1 durch seine Leistungsfähigkeit in vielen Benchmarks überzeugen und wird damit als eine eine ernstzunehmende Alternative zu den bereits bekannten großen Größen im KI-Bereich gehandelt.
Was macht DeepSeek so besonders?
Nach eigenen Angaben setzt DeepSeek großen Fokus darauf, präzise und relevante Antworten zu liefern. Das neueste Modell R1 ist ein KI-basiertes Dialogsystem im Stil von ChatGPT, das auf großen Sprachmodellen (large language models) basiert und speziell darauf ausgelegt ist, verschiedenste Nutzergruppen anzusprechen.
Was DeepSeek besonders macht, ist seine kontinuierliche Datenaktualisierung. Während die KI von OpenAI hauptsächlich auf Informationen aus einem festgelegten Datenzeitraum zurückgreift, wird DeepSeek regelmäßig mit aktuellen Datensätzen versorgt. Dadurch will das Tool stets auf die neuesten Informationen und Entwicklungen zugreifen.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass DeepSeek genau wie Metas Llama Open Source ist. Das bedeutet, der Quellcode ist für alle zugänglich, was eine Reihe von spannenden Möglichkeiten mit sich bringt. Entwickler*innen können die Software an spezifische Bedürfnisse anpassen, Fehler oder Sicherheitslücken schneller identifizieren, diese beheben sowie zur Weiterentwicklung der KI beitragen. Diese Offenheit fördert auch die Zusammenarbeit innerhalb der Community und ermöglicht es, von den Innovationen und Anpassungen anderer Nutzer*innen zu profitieren.
Welche Funktionen und Features bietet DeepSeek?
So weit, so gut – aber was genau kannst du nun also von DeepSeek erwarten? Aktuell besitzt die KI folgende Features:
Chat-Funktion: Das zentrale Feature von DeepSeek ist die Chat-Funktion, wie du sie in ähnlicher Form bereits von ChatGPT, Claude und Co. kennst. Hier tippst du deine Prompts und Anfragen ein, die dir die KI anschließend bearbeitet.
Datei-Upload: DeepSeek ermöglicht dir das Hochladen von Textdokumenten. Die KI kann diese analysieren, zusammenfassen oder neue Texte im Stil der hochgeladenen Dateien generieren. Bis zu 50 Dokumente à 100 Megabyte können gleichzeitig verarbeitet werden, was dir eine effiziente und praktische Möglichkeit bietet, große Mengen von Informationen zu durchsuchen und zu verwalten.
Web-Recherche: Durch die Aktivierung der Websuche kann DeepSeek aktuelle Daten aus dem Internet einbeziehen und Antworten mit Quellenangaben liefern. Diese Funktion unterscheidet es von vielen anderen Modellen, die auf statischen Datensätzen basieren und keine Echtzeitaktualisierungen bieten.
Plattform-Integration: DeepSeek ist über verschiedene Kanäle nutzbar – als Webanwendung, mobile App oder – dank Open Source – lokal und offline auf deinem eigenen Computer. Zudem bietet es APIs für Entwickler*innen zur Integration in eigene Systeme.
Was kann DeepSeek besser als ChatGPT?
Wie bei so ziemlich jedem Tool gilt: Ob die eine oder andere Lösung besser ist, hängt vor allem vom individuellen Use Case ab. In jedem Fall aber gibt es einige spannende Punkte, in denen sich DeepSeek bei aller Ähnlichkeit von ChatGPT unterscheidet.
Zum einen wäre da der Selbstanspruch bei bestimmten Fachgebieten wie Medizin, Recht oder Technik. DeepSeek liefert – laut eigenen Angaben – verlässlichere Antworten und minimiert das Risiko von „Halluzinationen“, also erfundenen Antworten. ChatGPT ist zwar breiter aufgestellt, hat aber bei fachlichen Fragen oft Schwierigkeiten, präzise zu antworten. Wie bei allen KI gilt ohnehin: Ein Faktencheck mit klarem Menschenverstand ist immer unumgänglich, wenn man inhaltliche Fehler vermeiden möchte.
Was wir als besonders spannenden Unterschied sehen, ist die Open-Source-Natur von DeepSeek. Du kannst die KI, genau wie Llama, lokal und offline auf deinem System betreiben, wodurch Datenschutzrisiken verringert werden und du mehr Kontrolle über deine Daten hast. Zudem kannst du durch die Open-Source-Struktur individuelle Anpassungen vornehmen, was bei ChatGPT als proprietärem System in dieser Form nicht möglich ist.
DeepSeek und ChatGPT im direkten Vergleich
Um dir einen ersten Eindruck zu verschaffen, haben wir beide KI-Modelle einmal mit demselben, kurzen Prompt gefüttert: „Schreibe mir einen informativen aber spannenden Blogartikel über OMR Reviews.”
Für KI’s ist dieser simple Prompt erfahrungsgemäß eine echte Herausforderung. Denn weder beinhaltet er viel Kontext, noch sind generative Modelle dafür bekannt, mittels eines solchen Prompts umfangreiche Texte zu generieren. Herausgekommen ist Folgendes:
ChatGPT (links) vs. DeepSeek (rechts) – welches Ergebnis mehr überzeugt, ist ein Stück weit auch Geschmacksfrage.
Abgesehen vom Sprachstil, der bei beiden Modellen immer noch sehr formelhaft wirkt, sind uns folgende Unterschiede aufgefallen:
Der Text von ChatGPT war mit gerade einmal 306 Wörtern weniger als halb so lang wie der von DeepSeek (680 Wörter). Auch einen knackigen Titel hat uns OpenAI verwehrt.
Der Text von ChatGPT wirkt stilistisch sachlicher, während DeepSeek die persönliche Ansprache per Du nutzt und stellenweise fast werblich wirkt.
Beim Absatz zum Thema „Erfolgsgeschichten von OMR Reviews“ liefert uns ChatGPT die Success Story vom Anbieter Magnolia. DeepSeek führt hier nur ein hypothetisches Beispiel an.
Positiv bei ChatGPT: Am Ende des Textes werden die Quellen aufgeführt. Dieses Feature fehlt bei DeepSeek.
Wie sicher ist DeepSeek?
Bei aller anfänglichen Begeisterung wirft DeepSeek mindestens ebenso viele wichtige Fragen in puncto Sicherheit auf, die du berücksichtigen solltest.
Zum einen wäre da die Nutzung deiner Daten: So ziemlich alles, was du bei DeepSeek eingibst, wird gespeichert und kann zum Training des Modells verwendet werden: Dazu gehören neben deinen Anmelde-Informationen auch die Chat-Historie, Audioaufnahmen und hochgeladene Dateien. Einen Opt-out, wie etwa bei ChatGPT, der verhindert, dass deine Eingaben zum Training eingesetzt werden, gibt es bei DeepSeek dagegen nicht. Darüber hinaus sammelt das KI-Modell auch Daten über dein Endgerät und deine Tastaturanschläge.
Ebenso kritisch wird die Tatsache gesehen, dass alle Daten in China verarbeitet und gespeichert werden. Kritiker*innen befürchten, dass die chinesische Regierung dadurch im Zweifelsfall Zugriff auf die Informationen der Nutzer*innen hat.
Unsere Empfehlungen für den Umgang mit DeepSeek
In Anbetracht dieser Sicherheitsbedenken ist es ratsam, vorsichtig mit den Informationen umzugehen, die du mit der KI teilst. Grundsätzlich empfehlen wir: Gib in deinen Prompts keine Informationen an, die du nicht auch öffentlich ins Internet posten würdest. So minimierst du das Risiko, dass sensible oder persönliche Daten in falsche Hände geraten.
Ist DeepSeek kostenlos?
Prinzipiell steht die Webanwendung von DeepSeek allen Nutzer*innen und Unternehmen kostenlos zur Verfügung. Für erweiterte Nutzungsmöglichkeiten via API gibt es ein gestaffeltes Preismodell. Die Kosten werden hier anhand von drei Hauptkriterien berechnet: Input-Datenmenge (Eingabe), Output-Datenmenge (Ausgabe) und Messung pro eine Million Tokens (Tokens sind Wörter, Zeichensätze oder Kombinationen). Setzt man diese ins Verhältnis zum Abo-Modell von OpenAI, bietet DeepSeek R1 hier extrem günstige Preise und ist etwa 10- bis 20-mal günstiger.
Das sagen KI-Experten zu DeepSeek
Wie verändert DeepSeek die Landschaft der künstlichen Intelligenz? Wir haben Experten aus der Branche nach ihrer Meinung gefragt:
„DeepSeek zeigt, dass der Abstand zwischen Open- und Closed-Source-KI-Modellen immer kleiner wird. Allerdings glänzt das Modell meiner Meinung nach eher in logischem Denken, nicht in Kreativität – und ist daher eher relevant für Content-Strategien als für die Content-Generierung."
– Dr. Jonathan T. Mall, CIO & Co-Founder neuroflash
„Aus meiner Perspektive ist DeepSeek R1 ein sehr eindrucksvolles Modell, das zeigt, dass China in vielen KI-Bereichen schon sehr weit fortgeschritten ist. Falls es stimmt, dass so wenig Geld dafür benötigt wurde, um das Modell zu trainieren, könnte das vielleicht auch noch einmal weitere Unternehmen dazu ermutigen, eigene Modelle zu entwickeln. Meine Hoffnung ist, dass die Innovation hier einfach weiter vorangetrieben wird durch diesen sehr starken Aufschlag aus China."
– Jens Polomski, KI-Berater & Gründer snipKI
So kannst du DeepSeek nutzen
Um DeepSeek zu nutzen, musst du dich zunächst registrieren. Besuche die DeepSeek-Website und klicke auf „Start Now“. Du kannst dich entweder mit einem E-Mail-Account oder einem Google-Konto anmelden. Nach der erfolgreichen Registrierung kannst du direkt die Webversion von DeepSeek nutzen, indem du dich einloggst. Die Webversion bietet alle Hauptfunktionen, die du für deine Aufgaben benötigst, sei es für Chat-Konversationen, Datei-Uploads oder die Nutzung der Web-Recherche.
Alternativ kannst du dir DeepSeek-App für iOS und Android herunterladen. Klicke dazu auf der DeepSeek Website auf „Get DeepSeek App" oder besuche den App Store oder Google Play Store und suche nach DeepSeek. Lade die App herunter, installiere sie und logge dich mit deinem registrierten Konto ein. Die mobile App bietet dir die gleiche Funktionalität wie die Webversion.
Fazit: Gamechanger oder Luftnummer?
DeepSeek ist zweifellos ein spannender neuer Anbieter im Bereich der KI-Technologie. Mit sinnvollen Funktionen wie der kontinuierlichen Datenaktualisierung, einer hohen Token-Kapazität und der Open-Source-Natur bietet es viele Vorteile gegenüber etablierten Modellen wie ChatGPT. Gleichzeitig wirft DeepSeek auch einige kritische Fragen auf, insbesondere hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit. In unserem Test hatte das Tool zudem immer mal wieder mit Hickups, Verzögerungen und Abstürzen zu kämpfen – das sind allerdings technische Probleme, mit denen ChatGPT gerade zu Beginn zu kämpfen hatte.
Die kostengünstigen Nutzungsmöglichkeiten machen DeepSake also insgesamt es zu einer vielversprechenden Option für verschiedene Anwendungsbereiche. Dennoch ist es wichtig, die potenziellen Risiken im Auge zu behalten und sensibel mit den geteilten Informationen umzugehen.
Unterm Strich lohnt es sich allemal, die Entwicklungen rund um DeepSeek aufmerksam zu verfolgen. Die KI-Landschaft entwickelt sich rasant, und das Modell aus China könnte sich als ernsthafte Alternative für die großen Player etablieren – mit allen Chancen und Herausforderungen, die damit einhergehen.