IaaS, PaaS und SaaS: So unterscheiden sich die Cloud-Service-Modelle

Tim Fischer 31.1.2023

Wir erklären Euch was hinter den Abkürzungen IaaS, PaaS und SaaS steckt

Die Technologie hat in den letzten zehn Jahren einen langen Weg zurückgelegt. Heute erleben wir einen erheblichen Rückgang der Nachfrage nach traditioneller IT. Anstatt IT-Ressourcen in Rechenzentren vor Ort zu kaufen und zu warten, nutzen Unternehmen jetzt die Vorteile des Cloud Computing. Hier besitzen und verwalten Drittanbieter die IT-Ressourcen, während die Unternehmen für den Zugriff auf diese Ressourcen über das Internet bezahlen. Dabei gibt es drei gängige Arten von Cloud-Computing-Diensten: IaaS, PaaS und SaaS. In diesem Artikel zeigen wir Euch, wofür diese drei Begriffe stehen und wie sie sich voneinander unterscheiden.

Definition: IaaS

Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ist ein Cloud-Computing-Dienst, bei dem die Unternehmen Rechenressourcen wie Server und Speicherplatz in der Cloud mieten. Diese Ressourcen werden als individueller Dienst angeboten und können je nach Bedarf des Unternehmens nach oben oder unten skaliert werden. Dadurch wird der Bedarf an physischen Servern und Rechenzentren vor Ort erheblich reduziert. Die Unternehmen sind außerdem flexibel genug, um variable Geschäftsanforderungen schnell und kosteneffizient zu bewältigen.

Definition: PaaS

Platform-as-a-Service (PaaS), auch bekannt als Cloud-Plattformdienste, bietet Entwickler*innen eine Infrastruktur für die Softwareentwicklung. Diese Plattform wird über das Internet bereitgestellt, sodass sich die Entwickler*innen auf die Erstellung der Software konzentrieren können. Alle Server, Speicher und Netzwerke werden dann vom Unternehmen oder einem Drittanbieter verwaltet.

Definition: SaaS

Software-as-a-Service, auch bekannt als Cloud Application Services, ist die am häufigsten genutzte Option für Unternehmen auf dem Cloud-Markt. Dieses Modell nutzt das Internet, um seinen Nutzer*innen Anwendungen zur Verfügung zu stellen – in der Regel gegen eine monatliche Abonnementgebühr. Dadurch entfallen Downloads und Installationen von Anwendungen. Die Anbieter kümmern sich zudem um alle potenziellen technischen Aspekte wie Daten, Middleware, Server und Speicher.

IaaS, PaaS und SaaS: Die Unterschiede

Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Software-as-a-Service (SaaS) sind drei Bereitstellungsmodelle für das Cloud Computing. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die grundlegenden Unterschiede:

Bedeutung Infrastructure-as-a-Service Platform-as-a-Service Software-as-a-Service
Anwendung Von Netzwerkarchitekten verwendet2 Von Entwicklern verwendet Von Endnutzern verwendet
Verfügbare Dienste Virtuelle Maschinen, Betriebssysteme, Netzwerke, Speicher, Datensicherungsdienste Service- und Anwendungstests, Entwicklung, Integration und Bereitstellung von Anwendungen E-Mail, Büroautomation, CRM, Website-Tests
Zweck Bereitstellung einer Infrastruktur zur Unterstützung von Webanwendungen über das Internet Liefert Tools für die Erstellung und Bereitstellung von Anwendungen und Software Hostet Software, die Kund*innen zur Ausführung von Geschäftsaufgaben nutzen können
Technisches Verständnis nötig? Erfordert technisches Fachwissen Für die Einrichtung sind Grundkenntnisse erforderlich Keine technischen Kenntnisse erforderlich
Nutzungskosten Hoch Mittel Niedrig

In Welchen Situationen eignet sich welches Service-Modell?

Ihr seid Euch nicht sicher, welchen Cloud-Computing-Dienst Ihr nutzen sollt? Dann findet Ihr nachstehend Anwendungsfälle für jedes Service-Modell:

IaaS

Mit IaaS könnt Ihr die Abläufe eines Unternehmens optimieren, ganz gleich, ob es sich um ein kleines, großes oder noch wachsendes Unternehmen handelt. Für Startup- oder Kleinunternehmer*innen kann IaaS eine Menge Ressourcen einsparen. Schließlich müssen sie keine neue Hardware und Software kaufen oder herstellen. Größere Unternehmen hingegen können IaaS nutzen, um die Kontrolle über ihre Infrastruktur zu behalten. Dabei müssen sie keine Programme kaufen, die sie nicht nutzen werden. Rasch wachsende Unternehmen können darüber hinaus von der Anpassungsfähigkeit von IaaS profitieren. So kann das Service-Modell je nach den Bedürfnissen eines Unternehmens mit unterschiedlicher Hardware oder Software betrieben werden.

PaaS

PaaS ist ideal für Entwickler*innen, die mit anderen Entwickler*innen an einem einzigen Projekt zusammenarbeiten. Diese Plattform ermöglicht es Euch, effizient zu arbeiten und benutzerdefinierte Anwendungen zu erstellen. So spart ihr Geld und Zeit bei der Entwicklung oder Einführung neuer Apps. Daneben nutzt PaaS auch Webdienste und Datenbanken zur Speicherung von Informationen. Dies ist ideal, wenn Ihr neue Programme erstellen oder große Datenmengen organisieren wollt.

SaaS

SaaS kommt für Euch infrage, wenn Ihr in einem Start-up oder einem kleinen Unternehmen arbeitet und Euren Kund*innen eine E-Commerce-Option anbieten wollt. SaaS erfordert keine speziellen Server für den Zugriff auf Anwendungen. Daher könnt Ihr SaaS-Produkte schnell einrichten und sie den Nutzer*innen zur Verfügung stellen. Ihr könnt sie auch für kurzfristige Projekte oder für Software nutzen, die ihr vielleicht nur ab und zu benötigt (z. B. Steuersoftware). Des Weiteren könnt Ihr mit dem Cloud-Computing-Dienst alle Anwendungen erstellen und gemeinsam nutzen, die Internet- und einen mobilen Zugang erfordern.


IaaS, PaaS und SaaS: Die bekanntesten Anbieter auf dem Markt

Es folgt eine Liste bekannter Dienstanbieter für alle Cloud-Computing-Dienste:

IaaS-Anbieter: 

PaaS-Anbieter: 

  • AWS Elastic Beanstalk
  • Google App Engine
  • IBM Cloud
  • Azure App Service 
  • Red Hat OpenShift

SaaS-Anbieter:

Was sind die Vor- und Nachteile von IaaS, PaaS und SaaS?

IaaS-Vorteile

  • Die Ressourcen können vom Anbieter jederzeit in der Umgebung der Kund*innen bereitgestellt werden.
  • Ihr könnt das System je nach Euren geschäftlichen Anforderungen skalieren.
  • Der Anbieter verfügt über verschiedene Optionen für die Bereitstellung von Ressourcen wie virtuelle Maschinen, Anwendungen, Speicher und Netzwerke.
  • IaaS kann eine immense Anzahl von Benutzer*innen verwalten.
  • Das Modell ist leicht zu erweitern und spart auf lange Sicht viel Ressourcen.

IaaS-Nachteile

  • Vor einer vollständigen Migration in die Cloud sollten alle älteren Technologien oder Anwendungen auf ihre Kompatibilität hin überprüft werden. Es gibt viele ältere Systeme, die nicht für Cloud-basierte Dienste ausgelegt. Sie müssen daher möglicherweise aufgerüstet oder ersetzt werden müssen.
  • Mit dem Wechsel von On-Premise in die Cloud können neue Sicherheitsbedrohungen auftreten – sei es vom Host oder von anderen virtuellen Maschinen (VMs) ausgehend.
  • Mit einem neuen System geht ein Mangel an Vertrautheit mit seinen Funktionen einher. Ihr solltet daher zusätzliche Schulungen und Ressourcen vorbereiten, um Eure Mitarbeiter*innen mit dem System vertraut zu machen.

PaaS-Vorteile

  • Als Programmierer*innen müsst Ihr Euch keine Gedanken darüber machen, in welcher spezifischen Datenbank oder Sprache die Anwendung programmiert wurde.
  • Als Entwickler*innen könnt Ihr Anwendungen ohne den Overhead des zugrunde liegenden Betriebssystems oder der Infrastruktur erstellen.

Paas-Nachteile

  • Bei PaaS könnt Ihr bei der Integration neuer Anwendungen auf Herausforderungen stoßen. Dies hängt mit Problemen im Zusammenhang mit Altsystemen zusammen. So sind diese Systeme oft nicht für die Cloud ausgelegt.
  • Die Verwendung von Drittanbieterservern für Eure Daten könnte zu zusätzlichen Sicherheitsrisiken führen. Auch die Sicherheitsoptionen können begrenzt sein. Das liegt daran, dass Ihr eine Lösung finden müsst, die sich mit den Systemen von Drittanbietern integrieren lässt.
  • PaaS-Lösungen sind möglicherweise nicht vollständig für die Sprache und die Frameworks Eures Unternehmens optimiert. Es kann daher schwierig sein, eine speziell zugeschnittene Lösung zu finden.
  • Angepasste Cloud-Operationen sind möglicherweise nicht mit PaaS-Lösungen kompatibel. Dies gilt insbesondere für Lösungen mit automatisierten Management-Workflows, wodurch Eure betrieblichen Möglichkeiten eingeschränkt werden können. 

SaaS-Vorteile

  • Es bietet eine breite Palette von gehosteten Funktionen und Diensten. Diese können zur Erstellung und Bereitstellung webbasierter Softwareanwendungen genutzt werden.
  • Das Service-Modell ist kostengünstiger als lokale Software. Der Grund dafür ist, dass keine Hardware oder Lizenzen gekauft oder installiert werden müssen.
  • Der Zugriff kann einfach über einen Browser erfolgen.


SaaS-Nachteile

  • Da sich die Daten hauptsächlich auf externen Servern befinden, könnte die Sicherheit zu einem Problem werden.
  • Die Integration mit bestehenden Anwendungen und Diensten kann eine Hürde darstellen. Viele SaaS-Anwendungen sind nicht für offene Integrationen ausgelegt.
  • SaaS-Dienste erlauben in der Regel nur eine minimale Anpassung der Funktionen und Integrationen. Dies kann Unternehmen dazu zwingen, erhebliche Ressourcen in die Verwaltung oder das Hinzufügen von Anpassungen zu investieren.
  • Bei einer SaaS-Lösung müssen Unternehmen oft die ultimative Kontrolle an die Drittanbieter abgeben und ihnen die Schlüssel zu Funktionalität, Leistung und sogar Daten überlassen.

Welche Kosten sind bei der Nutzung von IaaS, PaaS und SaaS zu erwarten?

Je nachdem, für welches Service-Modell Ihr Euch entscheidet, kann der Preis stark variieren.

Preismodelle für IaaS-Dienste

Bei IaaS folgt die Preisgestaltung im Allgemeinen einem dieser Modelle:

Abonnements: Einige Anbieter bieten Rabatte für Kund*innen, die sich für längere Vertragslaufzeiten verpflichten. Die Preisgestaltung für abonnementbasierte Dienste kann günstiger sein, bindet Euch aber auch für einen bestimmten Zeitraum an einen Anbieter. Dies kann ein Nachteil sein, wenn sich Eure Anforderungen ändern oder Ihr mit dem Anbieter nicht zufrieden seid.

Pay-as-you-go: Traditionelle IaaS-Anbieter rechnen ihre Leistungen in der Regel nach Stunden/Sekunden ab. Außerdem wird den Nutzer*innen nur das berechnet, was sie verbrauchen. Dies ist vorteilhaft, da Ihr bei Bedarf problemlos den Cloud-Anbieter wechseln könnt. Allerdings kann Eure Rechnung je nach Nutzung steigen und fallen, was zu unerwarteten Kosten führen kann.

Preismodelle für PaaS-Dienste

Bei PaaS kann der Preis von mehreren Variablen abhängen: 

  • Mehrdimensionale Nutzung
  • Bandbreite, Backups und Regionen
  • Spezielle Lizenzierung kann erforderlich sein

Aus diesem Grund kann ein einfacher PaaS-Dienst je nach den Anforderungen Eures Unternehmens zwischen einigen Euro und mehreren Tausend Euro pro Monat kosten. Viele Anbieter bieten den Dienst zu einem niedrigen Preis an und skalieren dann die Größe und den Preis der Plattform entsprechend Eurer tatsächlichen Nutzung. 

Preismodelle für SaaS-Produkte

Bei SaaS gibt es eine Vielzahl von Preismodellen: 

  • Pauschalpreis: Ein Produkt oder eine Reihe von Funktionen werden zu einem Festpreis angeboten.
  • Nutzungsabhängige Preisgestaltung (Pay-As-You-Go-Modell): Die Kosten für ein SaaS-Produkt richten sich nach der Nutzung.
  • Gestaffeltes Preismodell: Der Preis ändert sich in Abhängigkeit von der Kombination der angebotenen Funktionen. 
  • Preisgestaltung pro Benutzer*in: Ein*e Benutzer*in zahlt einen festen monatlichen Preis.
  • Freemium-Preismodell: Ein Unternehmen bietet ein kostenloses Produkt an, das durch zusätzliche kostenpflichtige Pakete ergänzt wird.

Fazit: IaaS vs. PaaS vs. SaaS

Werfen wir zum Abschluss nochmal einen Blick auf die Hauptunterschiede der drei Service-Modelle:

  • IaaS bietet Euch ein Höchstmaß an Flexibilität, wenn es um das Hosting maßgeschneiderter Anwendungen geht. Außerdem steht Euch ein allgemeines Rechenzentrum für die Datenspeicherung zur Verfügung.
  • PaaS wird meist auf einer IaaS-Plattform aufgebaut, um den Bedarf an Systemverwaltung zu verringern. So könnt Ihr Euch auf die Anwendungsentwicklung, statt auf das Infrastrukturmanagement konzentrieren.
  • SaaS hingegen bietet sofort einsatzbereite Lösungen, die einen bestimmten Geschäftsbedarf erfüllen (z. B. eine Website oder E-Mail). Die meisten modernen SaaS-Plattformen basieren auf IaaS- oder PaaS-Plattformen.

Die zunehmende Beliebtheit dieser Cloud-Computing-Dienste hat den Bedarf an On-Premise-Hosting verringert. Sie ermöglichen es den Nutzer*innen, in die Cloud zu migrieren, geben ihnen Flexibilität und bieten Skalierungsoptionen je nach Geschäftsanforderungen. All dies ist für Unternehmen, die in dieser sich ständig weiterentwickelnden Landschaft überleben wollen, von größter Bedeutung. Wenn Ihr mehr zum Thema Cloud Computing erfahren wollt, solltet Ihr jetzt bei OMR-Reviews vorbeischauen.

Tim Fischer
Autor*In
Tim Fischer

Tim ist ein freiberuflicher Journalist / Content Writer, der OMR Reviews in den Bereichen Marketing und Softwares unterstützt. Seit seinem Onlinejournalismus-Studium schreibt er unter anderem für Computer Bild, XING und Finanzcheck.de. Wenn er nicht gerade am Texten ist, spielt er auf seiner Stratocaster die Klänge von Hendrix, Frusciante und Gilmour nach.

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