Design Thinking: Diese Phasen durchläufst du beim Design-Thinking-Prozess
Unser Gastautor Torsten erklärt dir, welche Phasen du beim Design-Thinking-Prozess durchläufst und liefert dir eine beispielhafte Methode
- Was ist Design Thinking?
- Design Thinking im Projekt?
- Der Design-Thinking-Prozess
- Abläufe im Design Thinking
- Design Thinking Prozessbeispiel
- Welche Fragen sollte ich mir im Vorfeld stellen?
Was ist Design Thinking?
Die Entwicklung des Design Thinking reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als es erstmals an der Stanford University als Methode zur Problemlösung und Innovation entwickelt wurde. In den 1980er Jahren wurde Design Thinking von David Kelley und seinem Design- und Innovationsunternehmen IDEO weiterentwickelt (Kelley, 2006). Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde Design Thinking zu einem Mainstream-Ansatz für Produktentwicklung.
Eine wichtige Entwicklung in der Geschichte des Design Thinking war die Veröffentlichung des Buches „Design Thinking: Integrating Innovation, Customer Experience, and Brand Value“ (Lockwood, 2010). Dieses Buch wurde von Thomas Lockwood geschrieben, einem Pionier auf dem Gebiet des Design Thinking.
Eine weitere Schlüsselfigur in der Entwicklung des Design Thinking ist Dave Evans, ehemaliger Dozent an der Stanford University und Mitbegründer des Kurses „Designing Your Life“ (Evans, 2018). Zusammen mit Bill Barnett entwickelte Evans den „Life Design“-Ansatz, der die Prinzipien des Design Thinking auf persönliche Lebensentscheidungen und berufliche Entwicklung anwendet.
Design Thinking im Projekt?
Die Nutzung von Design Thinking im agilen Projektmanagement ist sehr mächtig, da man auf diese Weise den Output eines Inkrements, oder eines Arbeitsablaufs erarbeiten kann. Auch für das Teambuilding ist Design Thinking ein mächtiger Verbündeter. Gerade, wenn es darum geht, dass abzuarbeitende Inkremente erstellt werden, die auf einem Kanban Board befindlich sind können Design Thinking Methoden signifikant unterstützen. In Kombination mit Lean UX (User Experience), wie beim SAFe Framework, hat man sehr viele Möglichkeiten, den optimalen Nutzen aus der Methode zu ziehen. Kommen wir aber nun zu dem Design Thinking Prozess.
Der Design-Thinking-Prozess
Design Thinking ist ein iterativer, kreativer Prozess zur Problemlösung, der darauf abzielt, innovative Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Der Prozess besteht typischerweise aus mehreren Phasen, die aufeinander aufbauen und in einem nicht-linearen Ansatz angewendet werden können:
- Verstehen:
In dieser Phase geht es darum, das Problem zu identifizieren, relevante Informationen zu sammeln und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen der Benutzer zu
entwickeln. Dies kann durch Feldforschung, Interviews und Beobachtungen erreicht werden. - Beobachten:
Hier werden die Erkenntnisse aus der Verstehensphase genutzt, um die Benutzer in ihrer realen Umgebung zu beobachten und ihre Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Herausforderungen besser zu verstehen. Dies ermöglicht es, tiefgreifende Einblicke in das Problem zu gewinnen. - Standpunkt definieren:
Basierend auf den Erkenntnissen aus den vorherigen Phasen wird der Fokus auf ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Herausforderung gelegt. Ein klares Verständnis davon, für wen das Problem gelöst werden soll, und welche Ziele erreicht werden sollen, ist entscheidend. - Ideen generieren:
In dieser Phase werden kreative Techniken eingesetzt, um eine Vielzahl von Ideen zur Lösung des definierten Problems zu generieren. Es geht darum, alle Möglichkeiten zu erkunden und jegliches Urteilsvermögen zu vermeiden, um die Kreativität freizusetzen. - Prototypen erstellen:
Aus den generierten Ideen werden Prototypen entwickelt, die verschiedene Lösungsansätze veranschaulichen. Diese Prototypen können in verschiedenen Formen vorliegen, von Skizzen und Modellen bis hin zu einfachen Simulationen oder Mock-Ups. - Testen:
Die Prototypen werden mit den Benutzern getestet, um Feedback zu erhalten und zu validieren, welche Lösungsansätze am effektivsten sind. Dieser Schritt ermöglicht es, frühzeitig Schwachstellen zu identifizieren und Anpassungen vorzunehmen, bevor eine endgültige Lösung entwickelt wird.
Abbildung 1: Design-Thinking-Prozess
Diese Phasenzyklen und nicht linearen Prozesse ermöglichen es dir, zwischen Phasen zu springen, um Änderungen und Anpassungen vorzunehmen. Zu bedenken ist lediglich, dass kontinuierliche Änderungen höchstwahrscheinlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen werden. Daher empfiehlt es sich, sich auf die zu erreichenden Punkte zu konzentrieren und diese parallel, iterativ, aber klar und intensiv zu bearbeiten.
Abläufe im Design Thinking
Es existieren Vielzahlen von angepassten Abläufen in diesem Prozess, je nach Bedarf des kreativen Denkens und dem gewollten Output, der generiert werden soll. Man kann sich nicht auf einen einzigen Prozessablauf ausruhen, denn der Design Thinking Prozess ist ebenso generell weiterentwickelnd, wie auch das Ergebnis im jeweiligen Umfeld selbst.
Hier kann sehr gut erkannt werden, dass diese Prozesse und Methoden nicht ohne Grund so erstellt wurden. Die Inhalte der Schritte allerdings können abgestimmt auf den gewünschten Output angepasst werden.
Design Thinking Prozessbeispiel
Erstellen wir uns doch einmal eine eigene Design-Thinking-Prozessvorlage. Gehen wir einmal davon aus, dass wir im HR einen neuen Onboarding Prozess für Mitarbeitende erstellen möchten. Daher ist es wichtig, dass alle Mitarbeitende, die das Design Thinking betrifft, an der Entwicklung teilnehmen oder zumindest ihre Gedanken dazu zur Verfügung stellen. Es ist auch möglich, dass gewisse Stakeholder eine Rolle spielen, da diese eventuell indirekt vom Output des Design Thinking betroffen sein könnten.
Gehen wir nun einmal die Gestaltung an. Hierzu generieren wir uns dazu 6 Phasen (Schritte):
- Verstehen
Hier geht es darum, Probleme zu verstehen (beispielsweise die des bisherigen Onboarding Prozesses). Auch geht es darum, das Verständnis für Benutzer*innen sowie deren Herausforderungen und Bedürfnisse dieser zu vertiefen und dadurch die wichtigen Erkenntnisse zu sammeln.
Methoden dafür können sein: Empathie-Interviews, Beobachtungen, Stakeholder-Analysen - Beobachten
In dieser Phase werden die gesammelten Ergebnisse ausgewertet und analysiert. Dies macht man, um Muster, Bedürfnisse und Herausforderungen zu identifizieren. Die Benutzer*innen-Perspektiven haben hier absolute Priorität.
Methoden hier: Persona-Entwicklung, Journey Mapping, Brainstorming (Bsp.: Morphologischer Kasten) - Bedenken
Nun werden die Ideen nebst Lösungen aus den Erkenntnissen der vorherigen Phasen generiert. Kreativität steht immer im Vordergrund, es werden keine festgefahrenen Argumente der Vergangenheit benutzt. Es können verschiedene Ansätze erkundet werden, um eine innovative Lösung zu entwickeln.
Methoden: Ideen-Workshops, Brainstorming, Mind-Mapping - Prototypisieren
Diese Phase dient zur Erstellung von diversen Prototypen. Diese sollten schnell und kostengünstig sein (man sollte hier noch auf externe Entwicklungen oder Software verzichten, damit die Prototyp-Entwicklungskosten nicht ausarten). Der (die) Prototyp(-en) soll(-en) eine Ideen-Veranschaulichung sein. Eventuell hat man intern eine Software für das HR programmiert, die man testen und weiter verfeinern kann.
Methoden: Rapid-Prototyping, Storyboarding, Mock-Ups - Testen
Diese Phase dient dazu, die Prototypen, nachdem sie als funktional gelten, mit den Nutzer*innen zu testen. Grund dafür ist, das Kollektivieren von Feedback und die Effizienz der Lösung (des Inkrementes) auszuprobieren und zu testen. Auf Grund dieses iterativen Tests ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung on Demand möglich und ggf. Abläufe, Aussehen und Funktionalitäten anzupassen.
Methoden hierfür könnten sein: Usability-Tests, User Feedback Sessions, A/B-Testing - Umsetzen
Im Anschluss eines erfolgreichen Tests kann der Prototyp (die Lösung) in die Praxis (in das produktive Umfeld) umgesetzt, integriert und/oder implementiert werden. Auch hier sollten Ergebnisse dokumentarisch festgehalten werden, Störungen, oder Fehler erfasst und rückgemeldet werden, sowie auch Abläufe (geht man von unserem Onboarding neuer Mitarbeitenden aus) überprüft und Erkenntnisse, die gut und auch weniger gut sind, als Feedback festgehalten und kommuniziert werden. Es ist wichtig, die (Weiter)- Entwicklung stets im Auge zu behalten, damit dieser Prozess / Ablauf oder das Produkt zur positiven Weiterentwicklung und Höchstleistung auffahren kann.
Methoden hierfür: Projektmanagement, Change-Management, Monitoring und Evaluierung, Business Entwicklung