Zahlungsabwicklung als Dienstleistung: Finde den richtigen Payment Service Provider (PSP)

Wir zeigen dir den Unterschied zwischen Gateway, Zahlungsdienstleister, Collecting PSP und mehr

Hinweis: Da das Thema Payment äußerst komplex ist, haben wir von OMR Reviews eine Artikelreihe zum Thema erstellt. Insbesondere Shopbetreibende sollten sich mit den Themen Zahlungsmethoden und Zahlungsdienstleister auseinandersetzen, um jeweils die beste Software zu finden. Erfahre also mehr über Zahlungsmethoden in einem anderen Blogartikel. 

Wenn du im Laden etwas kaufst, hast du in der Regel zwei Zahlungsmethoden zur Auswahl: bar oder mit Karte. Insbesondere bei der Barzahlung liegt auf der Hand – und buchstäblich in ihr – wer wem etwas wie zahlt, um eine Rechnung zu begleichen. Im Internet sieht es jedoch schon etwas anders aus. Immerhin müssen Händler*innen und Käufer*innen nicht zeitgleich in realen Kontakt miteinander treten. Um speziell Onlineshops technisch zu unterstützen, konnten sich in den letzten Jahren einige sogenannte Zahlungsdienstleister am Markt etablieren. 

Um zu verstehen, was diese für Vorteile bringen, ein Gedankenspiel: Damit eine Barzahlung erfolgreich abläuft, brauchst du Folgendes: Bargeld, ein Portemonnaie, ein Kassensystem und zwei Personen, die das Geld austauschen. Diese Ressourcen lassen sich nun eins zu eins auf ein Online Payment übertragen. Zahlungsanbieter können nämlich mehrere dieser Posten abdecken. Denn während einige nur das imaginäre Kassensystem verantworten, gibt es welche, die zudem noch Abwicklung der Zahlung oder sogar die Geldbörse virtuell einschließen. 

An den geeigneten Stellen wird dir die Metapher helfen, das komplexe Thema Zahlungsmanagement zu verstehen. In diesem Artikel erfährst du so, wie du den besten Zahlungsdienstleister für dein Onlinebusiness findest und dann erfolgreich in dein Zahlungssystem eingliederst.

Was ist ein Zahlungsdienstleister?

Bevor es an die Suche nach dem besten Payment Tool für deine Onlinezahlungen geht, lass uns ein paar Worte zur technischen Umsetzung verlieren. Da ein digitaler Zahlvorgang recht komplex ist, gibt es ein paar Schritte, die du dir näher anschauen solltest. 

  • Payment Gateway: Technische Schnittstelle, die eine Zahlung ermöglicht
  • Prozessor (Processor): Abwicklung der Zahlung, die allen Parteien die erforderlichen Daten übermittelt
  • Banken (Acquirer): Start und Ziel der Transaktion
  • Zahlungsverteiler (Payment Distributor): System, welches Zahlungsdaten gesammelt an Acquirer weiterleitet

Bei jeder Zahlung im Internet muss es ein Gateway und/oder einen Prozessor geben, damit der Vorgang erfolgreich wird. Außerdem müssen immer Banken als Acquirer involviert sein. Stell dir vor, wie deine Kund*innen ihre bevorzugte Zahlungsmethode auswählen und sich ein neues Fenster öffnet. Dies ist das Zahlungsgateway. Die Abwicklung nach der Eingabe aller relevanten Daten übernimmt dann der Prozessor – oder der Acquirer direkt. 

In unserem Szenario vom Anfang stellt das Payment Gateway die Kasse dar; der Prozessor ist die Person, die das Geld von Portemonnaie in die Kasse legt. Somit kann eine Bezahlung auch als Selbstbedienung ausgeführt werden. Es wird nur ein Zahlungssystem und eine ausführende Kraft benötigt. Und die Banken sind natürlich bei der Bereitstellung des Geldes involviert – durch eine vorherige Auszahlung und eine spätere Einzahlung aufs Geschäftskonto.

Wenn du technisch fit genug bist und dich mit Zahlungssystemen gut auskennst, helfen dir Zahlungsanbieter wie ACI Worldwide oder IXOPAY bei der Implementierung eines Gateways. Auf der Suche nach Banken, die als Acquirer bei Onlinezahlungen in den Vorschein treten, lohnt sich beispielsweise der Blick auf TeleCash, Barclaycard oder Concardis.

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Sofern dein Onlineshop nur eine Zahlmöglichkeit anbieten soll und du das Gateway technisch selbst einpflegen kannst, musst du dich um einen möglichen Zahlungsverteiler nicht weiter kümmern. Doch wenn du einen Payment Distributor brauchst, kannst du zwischen den direkten Acquirers oder einem Payment Service Provider (PSP), also einem externen Anbieter wählen. Von dieser Kategorie gibt es drei Arten:

Payment Service Provider (PSP)

  • Technischer PSP
  • Collecting PSP
  • Aggregatoren

Während Technische PSPs nur die digitale Komponente der Zahlungsabwicklung regeln, schließen Collecting PSPs auch die gesamte Finanzverwaltung mit ein. Somit ist ein technischer Payment Provider sehr nah an einem klassischen Processor und kann diesen sogar mit abdecken. Sogenannte Aggregatoren kooperieren noch enger mit Banken (wenn sie nicht schon selbst welche sind). Sie verhandeln für ihre Kund*innen einzelne Konditionen mit den Finanzinstituten.

Für unsere Metapher der Barzahlung heißt das, dass der Bezahlvorgang durch eine andere Partei ausgeführt wird, in unserem Fall eine externe Kassenkraft. Der*Die Käufer*in legt das Geld nicht mehr selbst in die Kasse, sondern zwischengeschaltete Dritte. Und nun zum Unterschied zwischen den verschiedenen PSPs: ein technischer Provider führt nur die Aktion aus, ein Collecting PSP kümmert sich um die finanzielle Komponente, beispielsweise Rabatte oder Trinkgeld. Aggregatoren oder Acquirer sind in unserem Vergleich Kassenkräfte, die mit den Banken kooperieren oder direkt von diesen kommen.

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Der Vollständigkeit halber ist noch wichtig zu erwähnen, was Zahlungsdienstleister nicht sind. Oft werden Zahlungsmethoden mit PSP in einen Topf geworfen – schließlich gibt es für beides Tools, die sich teilweise überschneiden. Hier zwei Beispiele: 

  1. Eine Kundin kauft in einem Webshop mit der Zahlungsmethode Kreditkarte. Die Visakarte ist nun Zahlungsmittel, ihre Daten gibt die Kundin ins Gateway ein. Hinter der technischen Einbindung steckt jedoch nicht Visa oder der Onlineshop, sondern ein PSP, der die Zahlung von Kundenbank zu Händlerbank auslöst.
  2. Ein anderer Kunde kauft eine Reise im Internet. Er entscheidet sich für die Zahlungsmethode Überweisung (Klarna Sofort). Das Gateway öffnet sich und der Kunde gibt die Daten seiner Hausbank ein. Zahlungsdienstleister ist in diesem Fall Klarna, kombiniert mit der eigenen Klarna Bank als Acquirer.

Inwieweit ein PSP auch einen Acquirer darstellt, hängt von den Banklizenzen ab. In Deutschland gibt es klassischerweise drei Typen: Payment Institutions, E-Money Institutions und CRR Credit Institutions. Im Grunde unterscheiden sich verschiedene Finanzinstitute und Fintech-Unternehmen darin, wie groß ihre Befugnisse sind und welche Produkte sie für Kund*innen anbieten können. PayPal hat etwa eine Vollbank-Lizenz und darf daher auch Kredite erteilen und mehrere Zahlungsmethoden verwalten. In unserem Gedankenspiel stellen das Portemonnaie übrigens die Zahlungsmethode dar. Somit kann die Geldbörse aus einer Hand wie das Kassensystem stammen.

Zudem gibt es ähnliche Einbindungsoptionen bei Software für Forderungs-, Zahlungs- oder Buchhaltungsmanagement. Diese sind allerdings fast immer keine eigenen Zahlungsanbieter, sondern integrieren diese nur. elopage etwa ist ein Spend Management System, welches eine direkte Anbindung zum PSP Stripe hat. Und CopeCart zum Beispiel ist eine Online-Verkaufsplattform mit Forderungsverwaltung.

Welche Vorteile habe ich durch einen Zahlungsdienstleister?

Die drei Arten der Zahlungsverteiler haben alle Vor- und Nachteile. Ausschlaggebend für deine Auswahl eines Payment Tools ist, wie viel Kontrolle du über die Transaktionen abgeben möchtest. Oder anders: wie viel Hilfe du bei der Abwicklung der Zahlungen benötigst. 

Generell musst du wissen, dass sich mit steigender Zahl an Bezahloptionen die technische Umsetzung immer komplizierter gestaltet. Denn für jeden Anbieter der Zahlungsmethoden musst du eine einzelne Abrechnung aufstellen, wenn du alles selbst in die Hand nimmst. Ein Zahlungsdienstleister regelt wiederum die Verbindungen für den Online-Zahlungsverkehr und bildet die Brücke zwischen Händlershop und Kundschaft. Sicherlich kennst du Payment-Schritte wie die Verifizierung deiner Daten, eine Verschlüsselung oder das Prüfen der Kontodeckung. Während du als Kund*in dabei nur das Gateway sehen kannst, kümmert sich der PSP um alles im Hintergrund deiner Zahlung. 

In erster Linie gibt es zwei überzeugende Argumente, wieso du dich für einen Zahlungsdienstleister interessieren solltest: 

  1. Da ein integriertes Tool die technische Umsetzung der Zahlungsabwicklung übernimmt, brauchst du kein Fachwissen über Payment Systems sowie ihre digitale Implementierung in deiner Nutzeroberfläche. 
  2. Wo du normalerweise volles Risiko bei den Zahlungen hast, greift ein Payment Service Provider ein, falls es ein Problem mit der Zahlung gibt. Für Rückerstattungen oder Schwierigkeiten mit den Banken ist der PSP verantwortlich, nicht dein Team. 

Wir halten also fest: Um einfach möglichst viele Zahlmethoden in deinem Onlineshop anbieten zu können, ist kein Payment Provider nötig. Dieser pflegt die technische Einbindung samt Gateway, Processor und Interaktion mit den Banken. Ähnlich wie du eine Person an der Kasse benötigst, um Barzahlungen entgegenzunehmen.

PSP oder Collecting PSP – Welcher Provider ist der richtige für mich?

Die genaue Abgrenzung zwischen den Arten von Payment Tools ist nicht wirklich einfach. Immerhin bieten viele Payment Service Provider individuelle Funktionen an, sodass du stets entscheiden kannst, wie du eine Einbindung umsetzt oder umsetzen lässt. Wenn du dich für einen Zahlungsdienstleister entscheidest, ist dir mit einem klassischen PSP oder einem Collecting PSP gut geraten. Tendiere zu Letzterem, wenn du mehr aktive Unterstützung (Risikomanagement, Betrugsschutz oder Währungsumrechnung) brauchst. Außerdem solltest du darauf achten, ob ein Zahlungsdienstleister national oder international agieren kann. 

Hier noch ein Überblick über deine Möglichkeiten der Payment-Integration: 

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PSP

Collecting PSP

Für nähere Informationen zu Funktionalitäten kannst du gerne einen Blick in unseren Software Guide zum Thema Payments werfen. Hier findest du die beliebtesten Zahlungsmethoden und Zahlungsdienstleister im Vergleich. Bei der großen Auswahl und Komplexität des Themas solltest du dir auf jeden Fall Gedanken machen, welcher PSP der beste für deinen Onlineshop ist. 

Fazit: Mit diesen Zahlungsdienstleistern sorgst du für sichere Payments

Damit die Onlinekäufe deiner Kund*innen auch wirklich den gewünschten Umsatz bringen, kommst du um eine Payment-Einbindung nicht drumherum. Du steigerst Kundenzufriedenheit eben nur, wenn die Bezahlung digital und möglichst unterschiedlich ablaufen kann. So gehst du auf die einzelnen Bedürfnisse deiner Kundschaft ein. Aber bei vielen Zahlungsmethoden nehmen auch technische Komplexität und Finanzbürokratie zu. 

Hier bieten Zahlungsdienstleister eine Reihe Hilfestellungen: Sei es die technische Schnittstelle (das Gateway), mit oder ohne Zahlungsabwicklung, oder die gesamte Interaktion mit den Banken. In den meisten Fällen sorgen klassische Anbieter für Bezahlsysteme und Collecting PSP für alle nervigen oder schwierigen Angelegenheiten hinter dem Zahlungsverkehr. So musst du dich nicht mit den Einzelrechnungen der Zahlungsmethoden und den Banken herumschlagen, sondern kannst dich um andere To-dos deines Business kümmern. 

Es ist und bleibt kompliziert mit dem Thema Payments. Wo es im stationären Handel noch einfach ist – Kundschaft zahlt bar, Händler verbucht Umsatz –, machen es diverse Zahlungsoptionen im Internet nicht gerade leicht, bei Schnittstelle, Abwicklung und Transaktionen den Überblick zu behalten. Zwar gibt es eben auch im Einzelhandel Selbstbedienung mit nur der kaufenden Person und dem Kassensystem. Allerdings ist es für alle Beteiligten sehr viel einfacher, wenn sich Kassenkräfte … also Zahlungsdienstleister um die Abwicklung kümmern.

Marvin Erdner
Autor*In
Marvin Erdner

Marvin ist Redakteur bei OMR Reviews. Nach seinem Studium in Englisch und Spanisch an der Uni Augsburg zog der gebürtige Hannoveraner nach Hamburg. Dort ist er im Fitnessstudio, im Kino oder in einem der Sushirestaurants anzutreffen. Neben der Leidenschaft für Sprachen interessiert er sich für digitales Marketing und praktische Onlinetools.

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