Nachhaltiges Lieferantenmanagement für mehr Verantwortung, abgesicherte Angebotsfähigkeit und zufriedenere Kund*innen

Souverän allen Gesetzen nachkommen und von einer Absicherung der Angebotsfähigkeit sowie letztlich zufriedeneren Kund*innen profitieren

Unternehmen müssen mehr und mehr einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sowie Emissionen und nicht zuletzt faire Arbeitsbedingungen gewährleisten. So wundert es kaum, dass sich im Business längst spezifische Strategien für zielgerichtetes Nachhaltigkeitsmanagement etabliert haben. Entsprechende Entwicklungen sollten sich auch auf die Organisation von Liefernetzwerken beziehen: „Sollten“ deshalb, da viele Firmen in diesem Bereich nach wie vor erhebliche Defizite haben.

Mit dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz von 2023, kurz Lieferkettengesetz, bekommt nachhaltiges Lieferantenmanagement eine neue Relevanz. Aber auch schon zuvor machten der immer größer werdende Massenkonsum, die globale Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die dadurch entstandenen Lieferengpässe einen bewussten Umgang mit Lieferantenbeziehungen zu einem gewichtigen Thema.

Bist du in deinem Betrieb (neuerdings) für Nachhaltigkeit in der Lieferkette verantwortlich? Oder möchtest du dich einfach nur zu den derzeitigen Anforderungen im Lieferantenmanagement informieren? In jedem Fall findest du hier viele hilfreiche Facts zur Sachlage bzw. zur Optimierung deiner Prozesse - samt Übersicht der aktuellsten gesetzlichen Gegebenheiten.

Das schon vorweg: Wenn du ein optimal nachhaltiges Lieferantenmanagement schaffst, kommst du nicht nur souverän allen gesetzlichen Bestimmungen nach, sondern profitierst auch von einer stärkeren Absicherung deiner Angebotsfähigkeit und letztlich zufriedeneren Kund*innen.


Was bedeutet Lieferantenmanagement?

Lieferantenmanagement, auch Supplier-Relationship-Management oder kurz SRM genannt, betrifft zunächst einmal die Organisation zentraler Prozesse der Lieferkette. Vor allem geht es um die strategische Planung und Steuerung der Beziehungen von Unternehmen zu ihren Zulieferbetrieben.

Darunter fällt im Wesentlichen die Verwaltung sämtlicher Maßnahmen zur Gewährleistung von Lieferungen, zur Kontrolle und zur Regulierung entsprechender Deals: von der Lieferantenauswahl und Definition der zu erfüllenden Leistungen über die Organisation der Prüfung und gegebenenfalls nötigen Anpassung von Lieferungen bis hin zur Pflege der Geschäftsverhältnisse.

Was sind die Ziele des Lieferantenmanagements?

Das Kernziel des Lieferantenmanagements ist, solide und langfristige Partnerschaften mit den leistungsfähigsten Zulieferbetrieben des eigenen Geschäftsbereichs zu etablieren, um die eigene Wettbewerbs- bzw. Produktions- oder Angebotsfähigkeit zu sichern.

Unternehmen können durch eine zweckmäßige Organisation des Liefernetzwerks Kosten und letztlich spezifische Risiken massiv senken, während gleichzeitig die Qualität der Beschaffung und der betreffenden Waren steigt.

Was beinhaltet das deutsche Lieferantengesetz?

Das neue Lieferkettengesetz - oder einfach Lieferantengesetz - ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten. Es verpflichtet Unternehmen, im Zusammenhang mit ihren Lieferbeziehungen Verantwortung in Bezug auf die Achtung international anerkannter Menschenrechte und bestimmter Umweltstandards zu übernehmen. Verpflichtend sind entsprechende Maßnahmen zunächst nur für Firmen mit 3.000+ Mitarbeiter*innen. Ab 2024 werden die Bestimmungen aber auf Betriebe mit 1.000 Angehörigen erweitert.

Mit dem Gesetz können nun auch Firmen, die ihren Sitz und ihr Hauptgeschäft in Deutschland führen, eindeutiger zur Verantwortung gezogen werden, wenn bei ihren (ausländischen) Zulieferunternehmen zum Beispiel bedenkliche Arbeitsbedingungen herrschen oder diese die Umwelt schädigen.

Damit hat nachhaltiges Lieferantenmanagement mehr Bedeutung als je zuvor! Verantwortliche betreffender Marken sollten künftig sehr genau darauf achten, in puncto Lieferkette entsprechend umweltfreundlich und fair zu handeln. Es gilt, eventuelle Missstände zu verfolgen und bestenfalls unmittelbar zu vermeiden. Bei Verstößen drohen vor allem staatliche Bußgelder oder durch Mitbewerberfirmen angestoßene Abmahnungen.

Das Lieferantengesetz deckt im Wesentlichen drei Punkte ab:

  1. Unternehmen werden erstmalig von Gesetzes wegen spezifische umwelt- bzw. menschenrechtsbezogene Pflichten im Zusammenhang mit Lieferketten auferlegt.

  2. Die Behörden bekommen klare Richtlinien zur Durchsetzung und Kontrolle von Sorgfaltspflichten bei Lieferantenbeziehungen.

  3. Die Bestimmungen gelten für die gesamte Lieferkette und orientieren sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNLP).

Wie sieht der Prozess des Lieferantenmanagements aus?

Das Lieferantenmanagement gliedert sich in typische operative und strategische Prozesse. Diese gestalten sich in der Praxis natürlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Die folgenden Basisvorgänge sind jedoch fast überall gleich.

  • Operatives Lieferantenmanagement: Die operativen Prozesse zielen gemeinhin darauf ab, die Beschaffung zu gewährleisten, Kosten zu minimieren und gleichzeitig die Lieferantenleistungen zu steigern. Dafür gilt es die Zulieferfirmen zunächst ausführlich zu bewerten. Das bildet die Basis für eine optimale Vergleichbarkeit. Durch die Erkenntnisse lassen sich Top-Lieferantenbetriebe bestimmen und die Beziehungen zu diesen zielgenau auf- oder ausbauen. Nicht funktionierende Lieferantenverhältnisse werden verlässlich ausgemustert. Durch die Konzentration auf weniger, dafür aber ertragreichere Partnerschaften ergeben sich effizienzsteigernde Bündelungspotenziale. Es müssen genaue Informationen über die einzelnen Lieferantenleistungen eingeholt werden. Schließlich geht es darum, die besten Partnerunternehmen ins Boot zu holen und in das Firmennetzwerk zu integrieren. Auch das langfristige Controlling fällt in den operativen Bereich.

  • Strategisches Lieferantenmanagement: Auf strategischer Ebene geht es insbesondere um die Optimierung der Lieferantenbasis. Beschaffungsstrategien bilden die Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen, mit denen die Qualität der Lieferleistungen erhöht und die Beschaffungskosten gesenkt werden können. Häufig wird darauf hingearbeitet, das Versorgungsrisiko zu reduzieren. Abhängigkeiten von einzelnen Lieferantenfirmen sind zu reduzieren, indem der Aufbau von Beziehungen zu Alternativen strategisch vorangetrieben wird. Auch die Regulierung des Beschaffungsvolumens nimmt hier gemeinhin einen großen Raum ein. Die Verhältnisse zu sehr wichtigen Zulieferbetrieben werden durch besondere Zuwendungen gesichert.

Wie sieht nachhaltiges Lieferantenmanagement aus?

Nachhaltiges Lieferantenmanagement ist per Definition eine durch und durch verantwortungsbewusst ausgestaltete Organisation der Lieferkettenbeziehungen. Unternehmen, die einen entsprechenden Ansatz verfolgen, handeln nicht nur selbst nachhaltig, sondern achten zudem darauf, dass ihre Zulieferfirmen betreffenden Standards ebenfalls gerecht werden. Schon während typischen planerischen bzw. strategischen und schließlich auch operativen Prozessen werden solche Bedingungen zu zentralen Leitlinien. Ziel sollte es sein, dass alle Partnerbetriebe die (gesetzlichen) Nachhaltigkeitsanforderungen nachweislich erfüllen.

Grundsätzlich sollte dabei im Sinne der drei heute geltenden Prinzipien der Nachhaltigkeit mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen gehandelt werden:

  1. Beim Ansatz der ökologischen Nachhaltigkeit geht es primär darum, die Umwelt und natürliche Ressourcen möglichst zu schonen. Die Beanspruchung sollte lediglich in einem Umfang erfolgen, der schnell wieder auszugleichen ist. Das betrifft vor allem Rohstoffen, die aus der Erde gewonnen werden, aber auch den Wasser- und Energieverbrauch.
  2. Mit der ökonomischen Nachhaltigkeit sind die Interessen der Firmen vertreten. Sie fordert gutes Wirtschaften, damit hinreichende Gewinne erzielt werden können. Die Profitmaximierung ist allerdings niemals als einziges Ziel der Nachhaltigkeit zu sehen. Vielmehr werden hier faire Bedingungen für alle Seiten gefördert, um eine wirtschaftlich gesunde Gesellschaft zu begünstigen, die leistungsfähig ist und es langfristig bleibt. Nur so kann sie effektiv Gewinne erarbeiten.
  3. Die soziale Nachhaltigkeit stellt den Menschen und gemeinwohlorientiertes Handeln in den Mittelpunkt. Wichtige Werkzeuge sind faire Bezahlungsmodelle und die Umsetzung anderer Interessen von Arbeitnehmer*innen. Weiterhin sollen Konflikte und Spannungen zwischen Unternehmen und Mitarbeiter*innen friedlich und mit Bedacht ausgetragen werden.

Was sind die Vorteile eines nachhaltigen Lieferantenmanagements?

Grundsätzlich profitieren Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit bei Lieferanten bzw. im Zusammenhang mit entsprechenden Beziehungen setzen, von denselben möglichen Vorteilen, wie sie bei einem herkömmlichen Lieferantenmanagement vorliegen. Es geht hier natürlich ebenfalls um die Gewährleistung der Wettbewerbs- bzw. Produktions- oder Angebotsfähigkeit durch gute Beziehungen, Lieferprozesse und eine zweckmäßige strategische Ausrichtung. Kosten und spezifische Risiken werden im Idealfall massiv gesenkt.

Darüber hinaus kann mithilfe eines umfassenden und gut durchdachten nachhaltigen Lieferantenmanagements sicher gewährleistet werden, dass das eigene Unternehmen sämtlichen Vorgaben des Lieferantengesetzes von 2023 nachkommt. Die Gefahr, von staatlichen Strafen oder Abmahnungen durch Mitbewerberfirmen betroffen zu sein, geht damit bestenfalls gegen null.

Ein sehr starkes Argument für eine umwelt- und mitarbeiterfreundliche Organisation liegt zudem in der gegebenen Chance auf eine erhebliche Positivwirkung bei der Kundschaft: 

  1. Die globale Erwärmung, sich häufende Umweltskandale, die allgemeine Ressourcenknappheit und ein steigendes Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen sowie Menschenrechte sind wichtige gesellschaftliche Themen.
  2. Vor diesem Hintergrund legen (potenzielle) Kund*innen inzwischen großen Wert auf nachhaltige Prozesse – auch hinsichtlich der Lieferketten.
  3. Firmen, die hier nicht nur viel Initiative walten lassen, sondern diese zudem öffentlich machen, können gemeinhin von einem starken Image-Push und schließlich zufriedeneren bzw. mehr Käufer*innen profitieren.

Welche Herausforderungen gibt es beim nachhaltigen Lieferantenmanagement?

Analog zu den oben aufgeführten Vorteilen gestalten sich auch die Herausforderungen beim nachhaltigen Lieferantenmanagement ganz ähnlich wie bei einer herkömmlichen Organisation der Supplier-Relationship: Die Aufstellung einer zum eigenen Unternehmen passenden Strategie und von zugehörigen Prozesse ist generell keine leichte Aufgabe. Hinzukommt dann noch die erschwerende Integration der Leitlinien und gesetzlichen Bestimmungen zur Nachhaltigkeit.

  • Es gestaltet sich häufig schon überaus schwierig, das richtige Bewusstsein zu schaffen. Hier sollte ein genauer Verhaltenskodex als Basis aufgestellt werden, in dem die Erwartungen aus den Bereichen Ethik, Umgang mit Mitarbeiter*innen sowie Gesundheit, Sicherheit, Umweltschutz und Qualität klar definiert sind. Das bedeutet eine Menge Arbeit.

  • Lieferanten, die nicht im Sinne dieser Vorgaben handeln (können), sind raus. Somit gibt es bei der Auswahl der Partnerfirmen mitunter erhebliche Einschränkungen – je nach Geschäftsbereich mehr oder weniger. Ausreichende Quellen und Alternativen zu finden, kann zu einer großen Herausforderung werden.

  • Nicht zuletzt gilt es, die Prinzipien der Nachhaltigkeit auch langfristig zu verfolgen und dafür Sorge zu tragen, dass die Zulieferfirmen die vereinbarten Regeln fortwährend einhalten. Eine hinreichende Bewertung kann nur mithilfe von regelmäßigen Audits erfolgen, die nach spezifischen Standards ablaufen. Im Zentrum stehen hier aufwendige Vor-Ort-Prüfungen auf Grundlage der angesetzten Nachhaltigkeitskriterien.

Welche Tools eignen sich beim nachhaltigen Lieferantenmanagement?

Es gibt tatsächlich einige Softwares, die Unternehmen bei der Umsetzung eines nachhaltigen Lieferantenmanagements behilflich sein können und die Organisation auch langfristig effektiv unterstützen. Solche Programme findest du bei OMR Reviews speziell in den Bereichen „Purchasing- & Einkaufssoftwares“ und „Nachhaltigkeitsmanagement-Software“.

Hier schon einmal eine Auswahl einiger Tools mit Top-Bewertungen:

Fazit

Eine kluge Organisation der Lieferantenbeziehungen und der damit zusammenhängenden Lieferkettenprozesse ist zur Gewährleistung der Wettbewerbs- bzw. Produktions- oder Angebotsfähigkeit in vielen Unternehmen elementar wichtig. Immer mehr Firmen müssen dabei eine nachhaltige Ausrichtung ihres Lieferantenmanagements verfolgen. Mit dem Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes von 2023 haben entsprechende Strukturen nun juristisch eine deutlich größere Relevanz bekommen. Angesichts dieser Gegebenheiten richtig zu handeln, ist zweifelsohne mit großen Herausforderungen verbunden. Letztere können glücklicherweise durch die Unterstützung spezifischer Softwares deutlich reduziert werden. Die Annahme der Aufgaben lohnt sich nicht nur in rechtlichem Zusammenhang: Wer den richtigen Weg findet, profitiert von einem starken Image-Push und schließlich zufriedeneren bzw. mehr Käufer*innen.

Christian Wittemöller
Autor*In
Christian Wittemöller

Christian ist Absolvent der interdisziplinären Medienwissenschaft (M.Sc.) mit langjähriger Marketing-Erfahrung in unterschiedlichen Industrie- und Agenturdomänen. Während seiner Angestellten-Laufbahn wurde er zum versierten Hands-on-Worker in den Bereichen Content-Marketing, Content-Creation, Redaktion, SEO, Content-Management, Event-Management, Webdesign, Web-Engineering und Web-Controlling. Seit Februar 2017 ist Christian freiberuflich als praxisorientierter Online-Marketer in Vollzeit unterwegs. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen auf den Gebieten Content-Marketing bzw. Content-Creation, SEO und praktisch allem, was mit Web-Works zu tun hat.

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