Data Lakes: Die moderne Lösung für das Management von Big Data

Simon Müller 21.11.2024

Alles Wichtige zu Data Lakes: Definition, Vorteile, Implementierungsstrategien und Best Practices

Inhalt
  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wie unterscheidet sich ein Data Lake von einem Data Warehouse?
  3. Was sind die Hauptvorteile eines Data Lakes für Unternehmen?
  4. Wie kann ein Data Lake bei der datengetriebenen Entscheidungsfindung helfen?
  5. Was sind die häufigsten Probleme oder Herausforderungen bei der Implementierung eines Data Lakes?
  6. Was bringt ein Data Lake in der Praxis?
  7. Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass der Data Lake effizient genutzt wird?
  8. Welche Technologien werden für die Implementierung eines Data Lakes verwendet?
  9. Für welche Branchen oder Abteilungen ist ein Data Lake besonders sinnvoll?
  10. Wie nutzen Unternehmen Data Lakes für Machine Learning und KI?
  11. Wie führt man einen Data Lake in Unternehmen ein?
  12. Welche Tools eignen sich am besten für die Erstellung und Verwaltung eines Data Lakes?
  13. Fazit
  14. FAQ

Das Wichtigste in Kürze

Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, immer größere Datenmengen aus verschiedensten Quellen zu speichern, zu verwalten und zu analysieren. Traditionelle Datenspeicherlösungen stoßen hier oft an ihre Grenzen, da sie meist umfangreiche Strukturierung und Vorverarbeitung erfordern. Hier kommen Data Lakes ins Spiel – eine moderne Lösung für das Management von Big Data. Dieser Artikel beleuchtet alle wichtigen Aspekte von Data Lakes, von ihrer Definition über Vorteile bis hin zu Implementierungsstrategien und Best Practices.

Ein Data Lake ist ein zentraler Speicher für große Mengen unstrukturierter Rohdaten in ihrem ursprünglichen Format, ohne vorherige Verarbeitung. So können Unternehmen Daten unterschiedlicher Typen aus verschiedenen Quellen sammeln – seien es strukturierte Daten wie Tabellen, semi-strukturierte wie JSON-Dateien oder unstrukturierte wie Bilder und Videos. Diese Flexibilität macht Data Lakes ideal für datengetriebene Entscheidungen und Big-Data-Anwendungen. Ein wesentliches Merkmal ist das Konzept "Schema-on-Read". Das Datenschema wird erst bei der Datenanalyse definiert, was flexible Analysen und maschinelles Lernen ermöglicht.

Wie unterscheidet sich ein Data Lake von einem Data Warehouse?

Der Hauptunterschied zwischen einem Data Lake und einem Data Warehouse liegt in der Struktur und Verarbeitung der gespeicherten Daten:

Merkmal

Data Lake

Data Warehouse

Datenstruktur

Unstrukturiert und roh

Strukturiert und verarbeitet

Datentypen

Alle Arten (strukturiert, semi-strukturiert, unstrukturiert)

Hauptsächlich strukturierte Daten

Flexibilität

Hoch

Begrenzt

Nutzergruppe

Data Scientists, Analysten

Business Analysten

Skalierbarkeit

Sehr hoch

Begrenzt

Kosten

Geringer für Speicherung

Höher für Speicherung

Data Lakes speichern Rohdaten in ihrem ursprünglichen Format, während Data Warehouses Daten vor der Speicherung strukturieren und verarbeiten. Dies macht Data Lakes flexibler, aber auch komplexer in der Handhabung. Data Warehouses eignen sich besser für definierte Geschäftsanfragen, während Data Lakes ideal für explorative Analysen und maschinelles Lernen sind.

Als Portmanteau aus Data Warehouse und Data Lake hat sich das Data Lakehouse entwickelt. Dieses kombiniert die Vorteile eines Data Lakes mit den Funktionen eines Data Warehouses. Das ermöglicht sowohl die Verarbeitung von Rohdaten als auch von strukturierten Daten für Echtzeitanalysen und Machine Learning auf einer gemeinsamen Plattform.

Was sind die Hauptvorteile eines Data Lakes für Unternehmen?

Der größte Vorteil von Data Lakes ist ihre Flexibilität: Data Lakes können alle Arten von Daten speichern, was Unternehmen ermöglicht, neue Datenquellen schnell zu integrieren.

Weiterer Pluspunkt ist ihre Skalierbarkeit: Data Lakes können auf Petabyte-Größe anwachsen, wobei die Speicherung von Rohdaten oft günstiger ist als die in verarbeiteter Form. Zudem eignen sich Data Lakes hervorragend für maschinelles Lernen und KI-Anwendungen, unterstützen also fortgeschrittene Analysen. Schließlich gelingt die Datenintegration mit Data Lakes besonders gut, da sie die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Quellen für ganzheitliche Analysen ermöglichen.

Wie kann ein Data Lake bei der datengetriebenen Entscheidungsfindung helfen?

Data Lakes unterstützen datengetriebene Entscheidungen zum einen durch die umfassende Datengrundlage. Sie ermöglichen den Zugang zu allen verfügbaren Unternehmensdaten sowie eine schnelle Datenexploration. Analysten können neue Hypothesen ohne aufwendige Datenerfassungsprozesse schnell testen. Zudem erlaubt die langfristige Datenspeicherung Trendanalysen über große Zeiträume (Historische Analysen). Und die Vielfalt der Daten unterstützt präzise Vorhersagemodelle (Predictive Analytics). Schließlich unterstützen Data Lakes Echtzeitanalysen, da sie Streaming-Daten aufnehmen und zeitnahe Entscheidungen ermöglichen. 

Was sind die häufigsten Probleme oder Herausforderungen bei der Implementierung eines Data Lakes?

Data Lakes bieten also eine Menge Vorteile. Doch mit ihnen sind auch Herausforderungen verbunden. 

So werden Data Lakes ohne sorgfältige Verwaltung zu "Data Swamps", Datensümpfen mit geringer Datenqualität. Gleichzeitig kann die Komplexität der Daten die Analyse erschweren und der offene Zugang erfordert robuste Maßnahmen, um die Datensicherheit zu garantieren. Daher sind klare Richtlinien für Datennutzung und -verwaltung essentiell. Die Data Governance legt fest, wer auf welche Arten von Daten zugreifen kann und welche Arten von Daten der Governance unterliegen.

Auch die Integration der Data Lakes in bestehende IT-Infrastrukturen kann herausfordernd sein. Damit sie – und das gesamte Handling –  gelingt, werden spezialisierte Data Scientists und Analyst*innen benötigt, die auf dem Markt nicht immer leicht zu finden sind.

Ein wesentlicher Nachteil liegt in der praktischen Anwendung im Unternehmen und den zugehörigen Hürden. Während Data Warehouses traditionell in den Business-Bereichen wie Finance oder Controlling angewendet werden, kommen Data Lakes in der Entwicklungsabteilung und der IT zum Einsatz. Damit entstehen zwei Datensilos, die nicht miteinander verknüpft sind – dies ist einer der Gründe für die zunehmende Relevanz von Data Lakehouses.

Was bringt ein Data Lake in der Praxis?

Unternehmen, die diese Herausforderungen meistern, profitieren von Data Lakes. Die breite Datengrundlage legt den Grundstein für jede Art datengetriebener Entscheidungen. Geschäftsprozesse können optimiert und Innovationen schnell auf den Weg gebracht werden. Dabei lassen sich moderne Analysemethoden und KI leicht einsetzen. Die Integration verschiedenster Datenquellen verbessert zudem die Einblicke in Kundenverhalten und -wünsche. Das alles sichert wichtige Wettbewerbsvorteile. 

Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass der Data Lake effizient genutzt wird?

Für eine effiziente Nutzung eines Data Lakes sollten Unternehmen klare Governance-Strukturen etablieren, ein Metadaten-Management implementieren, in Schulungen für Mitarbeitende investieren, Datenqualitätskontrollen durchführen, Zugriffsrechte sorgfältig verwalten, regelmäßige Audits durchführen und die Nutzungsmetriken überwachen.

Welche Technologien werden für die Implementierung eines Data Lakes verwendet?

Hier hat es in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung gegeben. Ursprünglich war alles im Apache Hadoop Stack (1. Generation) mit den wesentlichen Ansätzen von HDFS und mapreduce (ab ca. 2006). Anschließend wurde weiter aufgeteilt und um Analyse-Tools wie Apache Spark erweitert (ab ca. 2013). Mittlerweile hat jeder HyperScaler eigene Implementierungen wie beispielsweise AWS Data Lake Formation oder auch Azure Data Lake Storage. Einige Werkzeuge sind auch als “Datalake-First” entstanden, wie Snowflake oder als Teil einer größeren Datenanalyse-Suite wie Databricks Delta Lake.

In den letzten Jahren ist eine zunehmende Bewegung hin zu einer gleichen Datenbasis wie beim Data Warehouse zu beobachten – entweder in der Form der Data Lakehouses oder mit einer flexiblen, soliden RDBMS wie PostgreSQL als unterlagerter Datenbank.

Für welche Branchen oder Abteilungen ist ein Data Lake besonders sinnvoll?

Data Lakes bieten Chancen für jedes Unternehmen, das Daten sammelt oder sammeln könnte. Der limitierende Faktor ist oft das Investment in Analysten und IT-Infrastruktur. Besonders interessant sind Data Lakes für Unternehmen, die Nutzen aus unstrukturierten Daten ziehen, etwa beim Beobachten des Einkaufsverhaltens oder bei Daten von Produkten und Maschinen. Die Vielfalt ist riesig.

Wie nutzen Unternehmen Data Lakes für Machine Learning und KI?

In Data Lakes lassen sich große Datenmengen effizient für Machine Learning (ML) und künstliche Intelligenz (KI) speichern und verarbeiten, wobei die umfangreichen Datensätze die Genauigkeit von ML-Modellen erhöhen und vielseitige Analysen und Modellierungen ermöglichen. 

Echtzeitdatenverarbeitung wird innerhalb von Data Lakes durch Technologien wie Apache Kafka und Spark Streaming möglich, sodass Unternehmen adaptive Modelle entwickeln können, die dynamisch auf aktuelle Daten reagieren. Dies ist entscheidend für Anwendungen wie Echtzeit-Empfehlungssysteme oder die sofortige Betrugserkennung im Finanzsektor.

Auch historische Daten werden im Data Lake gespeichert, was Trendvorhersagen und die Analyse von Mustern über längere Zeiträume hinweg ermöglicht. Durch die Nutzung von Zeitreihenanalysen und Predictive Analytics können Unternehmen zukünftige Entwicklungen prognostizieren und fundierte strategische Entscheidungen treffen.

Die Flexibilität von Data Lakes unterstützt die Entwicklung und das Testen neuer Algorithmen, da Datenwissenschaftler schnellen und direkten Zugriff auf eine Vielzahl von Datensätzen haben. Sie können unterschiedliche Machine-Learning-Frameworks wie TensorFlow, PyTorch oder scikit-learn einsetzen und die Rechenleistung von verteilten Systemen nutzen, um Experimente durchzuführen und Modelle zu optimieren. Diese Umgebung fördert Innovationen und beschleunigt den Entwicklungszyklus für ML- und KI-Anwendungen.

Schauen wir uns das folgende Beispiel einmal an: Ein E-Commerce-Unternehmen sammelt täglich Terabytes von Daten aus Kundeninteraktionen, Transaktionen, Logistik und Social Media. Diese Daten werden in einem Data Lake auf Amazon S3 gespeichert. Dateningenieure verwenden Apache Spark auf Amazon EMR, um die Daten zu bereinigen und Features zu extrahieren. Die Features werden in einem Feast Feature Store gespeichert. Datenwissenschaftler nutzen TensorFlow und PyTorch auf GPU-beschleunigten Clustern, um Empfehlungsalgorithmen zu trainieren. Die Modelle werden mit TensorFlow Serving bereitgestellt und über Kubernetes skaliert. MLflow wird verwendet, um Experimente zu verfolgen und Modelle zu versionieren. Die gesamte Pipeline wird mit Apache Airflow orchestriert, und Apache Ranger sorgt für die notwendige Datensicherheit und Zugriffskontrolle.

Wie führt man einen Data Lake in Unternehmen ein?

Die Einführung von Data Lakes in Unternehmen ist ein gemischter Ansatz aus Top-Down und Bottom-Up. Für das Bottom-Up ist es wichtig, die ersten relevanten Anwendungsfälle zu identifizieren, die den direkten Mehrwert der Datenplattformen aufzeigen.

Top-Down ist die Definition einer relevanten Datenstrategie samt Datenprodukten von Bedeutung. Es bietet sich ein Vorgehen wie die Best Practices der Bitkom an. Hierbei handelt es sich um einen dreifachen Double Diamond mit Fokus auf Analyse, Erstellung und Betrieb der Lösung.

Die Einführung eines Data Lakes erfordert sorgfältige Planung, beginnend mit der Definition klarer Geschäftsziele und einer Datenstrategie, die festlegt, welche Datenquellen integriert werden sollen und wie Datenqualität, Sicherheit und Compliance gewährleistet werden. Auf dieser Grundlage werden Technologie und Architektur ausgewählt sowie die Infrastruktur hinsichtlich Skalierbarkeit und Integration mit bestehenden Systemen geplant. Die Daten werden mithilfe von Tools wie Apache Kafka in den Data Lake ingestiert und gespeichert. Metadaten-Management und Daten-Governance sind entscheidend, um die Auffindbarkeit der Daten zu erleichtern und Zugriffsrechte zu verwalten. Durch die Bereitstellung von Analysewerkzeugen und Machine-Learning-Frameworks können Datenwissenschaftler und Analysten auf die Daten zugreifen und sie für verschiedene Anwendungsfälle nutzen. Nach einer Pilotphase und dem Testen mit ausgewählten Datensätzen folgt die Schulung der Mitarbeiter. Schließlich wird der Data Lake in den laufenden Betrieb überführt, wobei kontinuierliche Wartung und Anpassungen an neue Geschäftsanforderungen erfolgen.

Welche Tools eignen sich am besten für die Erstellung und Verwaltung eines Data Lakes?

Für die Erstellung und Verwaltung von Data Lakes eignen sich verschiedene Tools, darunter:

Aber vor allem die Lösungen innerhalb der Hyperscaler wie Amazon S3 oder Google Cloud Storage.

Diese Tools bieten umfassende Funktionen für Datenintegration, -verwaltung und -analyse. Weitere Informationen gibt es in der Kategorie Big Data Integration Platforms auf OMR Reviews.

Fazit

Die Zukunft der Datenanalyse liegt in der Fähigkeit, große und vielfältige Datenmengen effizient zu nutzen. Data Lakes spielen hier eine Schlüsselrolle, da sie Unternehmen die nötige Flexibilität und Skalierbarkeit bieten, um in einer zunehmend datengetriebenen Welt wettbewerbsfähig und innovationsstark zu bleiben. Data Lakes ermöglichen datengetriebene Entscheidungen, unterstützen fortgeschrittene Analysen und sind ideal für Big Data-Anwendungen. Trotz Herausforderungen bei ihrer Implementierung und Verwaltung überwiegen damit die Vorteile von Data Lakes. Mit der richtigen Strategie und den passenden Tools können Unternehmen das volle Potenzial von Data Lakes ausschöpfen – welche, mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Technologien und Best Practices, weiterhin ein zentraler Bestandteil moderner Datenarchitekturen bleiben werden.

FAQ

Was ist ein Data Lake?

Ein Data Lake ist ein zentraler Speicher für große Mengen unstrukturierter Rohdaten in ihrem ursprünglichen Format. Er ermöglicht die Sammlung verschiedener Datentypen aus unterschiedlichen Quellen, ohne dass eine vorherige Verarbeitung oder Strukturierung erforderlich ist.

Worin liegt der Unterschied zwischen einem Data Lake und einem Data Warehouse?

Der Hauptunterschied liegt in der Datenstruktur und -verarbeitung. Ein Data Lake speichert unstrukturierte Rohdaten flexibel, während ein Data Warehouse strukturierte, bereits verarbeitete Daten enthält. Data Lakes eignen sich besser für explorative Analysen und maschinelles Lernen, Data Warehouses hingegen für definierte Geschäftsanfragen.

Warum sollten Unternehmen einen Data Lake nutzen?

Unternehmen sollten einen Data Lake nutzen, weil er Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz bietet. Er ermöglicht die Integration verschiedener Datenquellen, unterstützt fortgeschrittene Analysen und maschinelles Lernen, optimiert Geschäftsprozesse und fördert datengetriebene Innovationen.

Welche Arten von Daten können in einem Data Lake gespeichert werden?

In einem Data Lake können alle Arten von Daten gespeichert werden, einschließlich strukturierter (z. B. Tabellen), semi-strukturierter (z. B. JSON-Dateien) und unstrukturierter Daten (z. B. Bilder, Videos). Auch Streaming-Daten, Protokolldateien und Daten aus verschiedensten Quellen können aufgenommen werden.

Simon Müller
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Simon Müller

Simon Müller ist promovierter Maschinenbauingenieur, Technologieenthusiast und Führungskraft mit umfangreicher Erfahrung in verschiedenen Branchen. Seine Leidenschaft sind Daten, Maschinen und Erkenntnisse, die Entscheidungen und Maßnahmen unterstützen und so einen messbaren Einfluss auf das operative Geschäft von Unternehmen haben. Simon ist Chief Technology Officer bei wattx, einem der führenden Company Builder in Deutschland, und Co-Gründer von triebwerk.ai, der KI-Beratung für den deutschen Mittelstand.

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