Die Qual der Wahl: Passt Universal Analytics oder Google Analytics 4 besser zu Euch?

Bjoern Sjut 9.6.2021

Bjoern Sjut erklärt Euch die Unterschiede zwischen Universal Analytics und Google Analytics 4

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Inhalt
  1. Solltet Ihr Google Analytics 4 also auch tatsächlich verwenden?
  2. Diese drei Vorteile bietet Google Analytics 4 gegenüber Universal Analytics:
  3. Für die meisten Firmen ist Universal Analytics in 2021 jedoch trotzdem noch die bessere Entscheidung
  4. Auch heute gibt es schon einige Produkte oder Services, für die Google Analytics 4 die bessere Wahl ist.

Google Analytics gibt es in zwei Varianten. Ihr stellt Euch nun die Frage, ob Ihr Universal Analytics oder Google Analytics 4 (früher Firebase oder Firebase Web + App) einsetzen solltet? Bjoern Sjut von Finc3 erklärt Euch, welche der beiden Google-Varianten am besten zu Euch passt und hilft Euch bei einer schnellen Entscheidung.

Wenn Ihr ein neues Konto oder eine Property innerhalb von Google Analytics anlegt, ist Google Analytics 4 heutzutage vorausgewählt. Google hat sich nämlich dazu entschieden, dass Google Analytics 4 die nächste Generation von Google Analytics sein soll. Google Analytics 4 ist ein etwas anderer und moderner Measurement-Ansatz für die Web- und App-Analyse. Laut Bjoern Sjut bedeutet dies allerdings nicht gleich, dass Google Analytics 4 auch die Version ist, von der Ihr derzeit am meisten profitieren könnt. Das Tool fühlt sich in vielen Aspekten immer noch sehr provisorisch an.

Tipp: Im Gastbeitrag von Web-Analytics-Expertin Maria-Lena Matysik erfahrt Ihr, wie Ihr Euer Google-Analytics-Setup professionalisieren könnt.

Solltet Ihr Google Analytics 4 also auch tatsächlich verwenden?

Dazu braucht es ein wenig Hintergrundwissen: Google hatte lange Jahre ungefähr mit dem gleichen Problem zu kämpfen wie Microsoft mit Windows 95. Damals stand Microsoft mit einem Bein in der DOS-Welt und mit dem anderen in der modernen Windows-Welt, konnte sich aber von überkommenden Konzepten nicht so richtig lösen. Ein moderneres Systems war zwar gewollt, dieses musste aber rückwärtskompatibel sein.

Und so ist auch das klassische Google Analytics, auch Universal Analytics genannt, aufgebaut. Heutzutage scheint Universal Analytics allerdings hinsichtlich Datenmodellen etwas überholt. Das System bietet bspw. keine konsistenten Datenmodell für Apps und Webseiten, was bedeutet, dass die Tabellenstrukturen für Apps und Webseiten ganz unterschiedlich sind. Dieser Aspekt ist in der digitalen Welt allerdings für einige Unternehmen sehr relevant. Genau hier kommt Google Analytics ins Spiel.

Diese drei Vorteile bietet Google Analytics 4 gegenüber Universal Analytics:

  1. Google Analytics 4 basiert auf freikonfigurierbaren Events und trennt dabei nicht künstlich zwischen Page Views und Events. Dementsprechend gibt es allerdings auch weniger Standard-Reports, weil Google gar nicht weiß, was in diese Events hinein getrackt wird. Google Analytics 4 ist somit auch aufwändiger in der Konfiguration und in der Planung.
  2. Google Analytics 4 besitzt ein konsistentes Datenmodell über mehrere Geräte hinweg (Web und App). Ein Unternehmen wie Netflix möchte zum Beispiel herausfinden, welche Filme Nutzer konsumieren – sowohl im Web als auch in der App auf dem Smartphone oder SmartTV. Deshalb ist es für Netflix wichtig, dass die Daten der beiden Plattformen konsistent sind und zusammen ausgewertet werden können.
  3. Google Analytics stellt ein besseres user-bezogenes Tracking zur Verfügung. Das ist dann wichtig, wenn Ihr eine eingeloggte Nutzer-Experience anbietet und einem solchen Tracking auch zustimmen können.

Für die meisten Firmen ist Universal Analytics in 2021 jedoch trotzdem noch die bessere Entscheidung

Das liegt vor allem daran, dass viele Geschäftsmodelle von den Vorteilen von Google Analytics nicht so stark profitieren, da sie viel mehr Nutzen aus Standard-Reports ziehen können.

Wenn Ihr beispielsweise in einem E-Commerce-Unternehmen arbeitet, braucht Ihr vorkonfigurierte Funnels, Produktkategorie-Analysen oder das Verständnis, wo welche Personen abspringen. Wenn Ihr ein Publishing-Unternehmen seid, dann sind für Euch wahrscheinlich Page-Views, Time-on-Site und die Wiederkehr-Raten ganz besonders wichtig und Ihr wollte deshalb auch ein echtes Session-Tracking haben. Und wenn Ihr in einem B2B-Unternehmen tätig seid und die Website im Wesentlichen für die Lead-Generierung nutzt, benötigt Ihr ganz einfach vorgefertigte Funnel-Reports und gute Marketing-Attributionen.

Diese Funktionen sind in Universal Analytics schon vordefiniert. Außerdem habt Ihr in dem Fall auch keinen Vorteil von einem konsistenten Datenmodell in Google Analytics 4, da Ihr gar keine App besitzt. Hinzu kommt, dass Ihr dann wahrscheinlich auch keine eingeloggte Experience habt, da Eure Website für Nutzer nicht personalisiert ist. Die Frage die Ihr Euch hier jedoch stellen solltet, ist: Ändert sich das vielleicht in der Zukunft?

Auch heute gibt es schon einige Produkte oder Services, für die Google Analytics 4 die bessere Wahl ist.

Für alle eingeloggten Services, die über mehrere Plattformen (wie zum Beispiel App, Web und SmartTV) verfügbar sind und ein konsistentes, user-bezogenes Tracking benötigen, kann es durchaus sinnvoll sein, Google Analytics 4 als Haupt-Tracking-System zu implementieren. Ein Beispiel dafür ist wieder ein Unternehmen wie Netflix. Diese Art von Unternehmen und Service kann mit Google Analytics 4 viel besser getrackt werden als mit dem klassischen Universal Analytics.

Für alle anderen Unternehmen empfiehlt Bjoern Sjut Euch, derzeit noch nicht – zumindest nicht hauptsächlich – auf Universal Analytics als Tracking-Tool zu setzen. Anstelle dessen solltet Ihr in diesem Fall, Universal Analytics als Haupt-Tracking-System zu nutzen und dabei von Standard-Reports und allen weiteren Vorteilen der Standard-Integrationen mit der Plattform zu profitieren. Trotzdem lohnt es sich auch für diese Unternehmen, das Event-Datenmodell in Google Analytics 4 schon jetzt zu konzipieren und Test-Daten zu generieren.

Tipp: Wenn ihr euch in diesem Bereich noch weiterbilden möchtet, schaut doch mal bei OMR Education vorbei. Hier werden zahlreiche Weiterbildungen angeboten, darunter auch eine Academy im Bereich Digital Marketing Analytics.

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Bjoern Sjut

Bjoern Sjut ist Gründer von Front Row Germany (ehemals Finc3/BizMut), einer Gruppe spezialisierter Online-Marketing-Unternehmen, die in den Bereichen E-Commerce- und Marketplace-Marketing, B2B-Performance-Marketing, CRM-Beratung sowie Analytics-Beratung tätig sind. Seit 2017 ist er zudem Managing Director bei BizMut Marketing GmbH, das sich auf B2B-Performance-Marketing spezialisiert und effektive Lead-Funnels für messbare Marketingergebnisse entwickelt. Zuvor leitete er Navinum, eine Wein-Empfehlungsplattform, und war Director of International Sales & Marketing bei Insparx und be2.

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