Core-Web-Vitals: Die wichtigsten Fakten für bessere Google-Rankings

Paul Henkel 29.12.2022

Wir erklären Euch, was es mit den Core-Web-Vitals auf sich hat, wie Ihr Eure Website prüft und Eure Scores optimiert.

Core-Web-Vitals sind die Schwachstelle von Millionen von Websites. Wir springen zurück in den Januar 2022: SEO-Platzhirsch Ahrefs untersucht 5,2 Millionen Websites. Das Ergebnis: Nur 33 % von ihnen erreichen zufriedenstellende Core-Web-Vitals. Höchste Zeit für Marketing und SEO-Teams aufzuwachen. Warum und wie, das lest Ihr hier.

Was sind Core-Web-Vitals?

Hinter dem Schlagwort Core-Web-Vitals verbergen sich insgesamt drei Rankingfaktoren:

  • Ladezeit – Largest-Contentful-Paint (LCP): Diese Kennzahl beschreibt die Zeitspanne vom Aufruf einer Webseite bis zu dem Moment, an dem der Hauptinhalte im sichtbaren Bereich (above the fold) geladen sind.
  • Interaktivität – First-Input-Delay (FID): Die Kennzahl gibt an, wie lange es von der ersten Interaktion der Nutzer*innen mit einer Seite – etwa Klick auf einen Button – bis zur Reaktion der Website dauert.  
  • Visuelle Stabilität – Cumulative-Layout-Shift (CLS): Die Kennzahl misst, wie stabil das Website-Layout ist und quantifiziert, ob und inwieweit sich Design-Elemente während der Nutzung verschieben.

Google hat die Ranking-Faktoren erst Ende August 2021 eingeführt. Seitdem werden sie herangezogen, um die User-Experience einer Website zu bewerten. Anders ausgedrückt: Die Faktoren spiegeln wider, wie gut eine Website bei Nutzer*innen ankommt.

Mobile vs. Desktop – Was zählt?

Google verfolgt seit Längerem einen Mobile-First-Ansatz, d.h. zieht die Performance der mobilen Websites als Rankingfaktor heran. Daher gilt auch bei den Core-Web-Vitals: Die Optimierung der mobilen Darstellung hat Priorität. Dennoch sollte die Desktop-Version der Website nicht völlig vernachlässigt werden.

Sind die Ressourcen begrenzt, hilft ein Blick auf die Buyer Personas und Conversion-Pfade: Über welche Endgeräte greift ein Gros der Kund*innen auf die Website zu? Am Ende ist das Ziel, echten Usern ein optimales Erlebnis zu bieten.    

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Core-Web-Vitals und ihre Bedeutung als Google-Rankingfaktor

Wer top Werte in den Core-Web-Vitals erreicht, zeigt Google, dass seine Webseiten nutzerfreundlich sind. Doch die drei Faktoren machen nur einen Teil der User-Experience aus. Sie fließen in den zusammenfassenden Rankingfaktor Page Experience (Nutzerfreundlichkeit) ein.

Daneben zählen weiterhin die bereits seit Längerem verwendeten Faktoren:

  • Mobilfreundlichkeit
  • Sicherer Website Code (Safe Browsing)
  • HTTPS-Verschlüsselung
  • Verzicht auf Interstitials (Unterbrecherwerbung)

Core Web Vitals in einer Grafik aus dem Google-Search-Center-Blog beschrieben

Core-Web-Vitals als Faktor für die Page Experience Quelle: Blog von Google Search Central

In den kommenden Jahren sollen weitere Faktoren hinzukommen, um Nutzererwartungen noch umfassender abzubilden. Seit 2022 experimentiert Google beispielsweise mit dem Faktor „Interaction to Next Paint (INP)“, der die Reaktionsgeschwindigkeit einer Website während des gesamten Besuchs von Nutzer*innen abbilden soll. In der Diskussion als weiterer Faktor „Smoothness“. Diese Metrik soll messbar machen, wie fließend Animationen dargestellt werden und wie ruckelfrei Nutzer*innen auf einer Seite scrollen können.

Wie sich das aktuelle Set an Metriken zur Erfassung der User-Experience entwickeln wird, kann nicht vorhergesagt werden. Sicher dürfte aber sein, dass Google sowohl die Faktoren selbst als auch ihre Referenzgrößen kontinuierlich weiterentwickeln wird. Ladezeiten, die vor zehn Jahren als hervorragend galten, sind heute bestenfalls Standards – und was heute Begeisterung hervorruft, kann in einigen Jahren verbesserungswürdig sein.

Konsequenzen der Core-Web-Vitals für die SEO-Praxis

Core-Web-Vitals sind wichtig, um die eigenen SEO-Ambitionen nicht zu sabotieren. Wie die Page Experience als Ganzes, beziehen sich die Werte aber ausschließlich auf technische Aspekte einer Website. Das heißt für Marketing und SEO Teams: Es hilft wenig, wenn alle Seiten mit perfekten Core-Web-Vitals glänzen, wenn die Inhalte die Nutzerinteressen nicht treffen und die Texte SEO-Best-Practices ignorieren.

Wenn Artikel zu Dreiviertel aus schlecht adaptiertem Content von Wettbewerber*innen bestehen, Autor*innen Keywords in jeden zweiten Satz stopfen und externe und interne Verlinkung zu wünschen übrig lassen, werden diese Webseiten trotz bester Core-Web-Vitals nicht gut ranken.

Umgekehrt gilt auch: Mängel an den Core-Web-Vitals sind kein K.-o.-Kriterium für gute organische Google-Rankings. Hohe inhaltliche Relevanz und strategische Content-Aufbereitung werden technische Schwächen in der Regel kompensieren.

Das ist allerdings kein Grund, die Core-Web-Vitals zu vernachlässigen. Gute Google-Rankings sind nur der erste Schritt. Sie erhöhen zwar den Website-Traffic, aber haben kaum unternehmerischen Wert, wenn Besucher*innen die Website wegen schlechter User Experience schnell wieder verlassen. Optimale Core-Web-Vitals sind daher kein Gefallen an Google, sondern im Eigeninteresse von Website-Betreiber*innen, die Leads und Kund*innen gewinnen möchten.

Was sind optimale Werte in den Core-Web-Vitals?

Google hüllt sich oft in Schweigen, was die genaue Relevanz von Ranking-Faktoren betrifft, aber zumindest bei den Bewertungskriterien der Core-Web-Vitals sind die Entwickler*innen transparent:

Die drei wichtigen Werte der Core-Web-Vitals und ihre optimalen Werte


Die drei wichtigen Werte der Core-Web-Vitals und ihre optimalen Werte (⁠Quelle:
SEO-Südwest)

⁠Wie werden Core-Web-Vitals gemessen?

Google stellt verschiedene Tools bereit, um die Core-Web-Vitals zu überprüfen. Je nachdem, welches Tool Ihr wählt, werden Labor- oder Felddaten für die Berechnung Eurer Scores herangezogen.

  1. Labordaten (Lab Data): Messungen werden mit hypothetischen Nutzerdaten in einer technisch kontrollierten Umgebung durchgeführt, meist in Google Lighthouse.
  2. Felddaten (Field Data): Echte, anonymisierte Nutzerdaten werden zur Berechnung des Scores ausgewertet. Google erhebt diese Daten über den Chrome-Browser, stellt für genauere Ergebnisse aber auch JavaScript-Einbindungen zur Verfügung.

Tools, die auf Labordaten basieren, sind einfach in der Anwendung und als Nutzer*in habt Ihr den Vorteil, dass Ihr schnell und unkompliziert eine erste Einschätzung Eurer Core-Web-Vitals erhaltet. Felddaten sind allerdings genauer. Wer sie auswerten möchte, muss jedoch etwas mehr technische Expertise mitbringen.

Googles Bewertung basiert nach eigenen Angaben auf Felddaten.

Einsteiger*innen und Profis: Welches Tool darf es sein?

Sowohl Nicht-Developer aus Marketing-Teams als auch erfahrene Entwickler*innen finden im Angebot der Tools das passende Werkzeug für ihre Aufgaben.

UX-Report X
PageSpeed Insights X
Serach Console X X
Lighthouse X
Chrome Dev Tools X
Web Vitals Extension X

UX Report

Googles UX Report, kurz CruX, analysiert einen Anteil von echten, anonymisierten Chrome-Nutzerdaten, die für Millionen von Websites in der Cloud gespeichert werden. Developer können die Daten über die CrUX-API abrufen. Ergebnisse liegen jedoch nur vor, wenn der Website Traffic einen bestimmten Schwellenwert erreicht. Wenig besuchte Website werden nicht in die Datenbank aufgenommen. 

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So erstellt Ihr einen CrUX-Report

PageSpeed Insights

Das Online-Tool ist ideal für Nicht-Developer. Ihr gebt einfach die URL ein und könnt direkt Eure Ergebnisse ansehen. Eine Ampelbewertung wird hierbei mit einem ausführlichen Bericht kombiniert. PageSpeed Insights nutzt Felddaten aus der CrUX-Datenbank. Für neue oder wenig besuchte Websites funktioniert das Tool daher nicht.

Search Console

Der Fokus von Google Search Console ist eigentlich die Suchmaschinen-Performance, ein Bericht zu den Core-Web-Vitals ist allerdings integriert. Die Daten stammen wie bei PageSpeed Insights aus der CrUX-Datenbank. Das Tool eignet sich für umfassendere Analysen, ist in seiner Usability aber für Developer und Nicht-Developer beherrschbar.

Lighthouse

Das Tool richtet sich an Developer und zeigt ihnen schon in der Entwicklungsphase Möglichkeiten zur Performance-Optimierung an. Da Lighthouse ausschließlich mit Labordaten arbeitet, sollte es nicht Eure einzige Basis zur Bewertung der Core-Web-Vitals sein, sondern später um Felddaten-Analysen ergänzt werden.

Chrome Dev Tools

Für einen ersten Überblick ruft über den Shortcut Strg+Shift+I die Developer Tools im Chrome Browser auf. Im Performance-Tab der Tools finden sich neben Informationen zu CPU- und Netzwerkaktivität auch die Core-Web-Vitals einer Website. Ein Nachteil dieser Lösung: Die Developer Tools arbeiten ausschließlich mit Labordaten.

Web Vitals Extension

Die Chrome-Erweiterung misst in Echtzeit Veränderungen in den Core-Web-Vitals. Für einen kurzen Check ist das Tool hilfreich. Wollt Ihr herausfinden, was die Veränderungen konkret hervorruft, solltet Ihr allerdings umfassendere Tools wie Lighthouse als Ergänzung einsetzen.

Wer es noch bequemer mag: Gute SEO-Tools bieten immer auch eine Performance-Messung für Websites an. Ein Blick auf die Platzhirsche der SEO-Welt:

  • In Sistrix können Nutzer*innen ihre Website im Optimizer prüfen lassen. Die Analyse basiert hier auf Labordaten aus Google Lighthouse.
  • Semrush nutzt ebenfalls Google Lighthouse: Einfach die gewünschte URL im Bereich Site Audit eingeben und die Plattform generiert einen ausführlichen visuell aufbereiteten Report.
  • Ahrefs berücksichtigt die Core-Web-Vitals optional. Nutzer*innen müssen eine Integration über die Google PageSpeed Insights API in den Settings zum Site Audit aktivieren.  
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Wie könnt Ihr die Core-Web-Vitals optimieren?

Direkt vorweg: Es gibt keinen einfachen und keinen allgemeingültigen Weg, um die Core-Web-Vitals einer Website zu optimieren. Technisch gehört die Optimierung zu den anspruchsvolleren Disziplinen der technischen Suchmaschinenoptimierung. Welche Maßnahmen Ihr umsetzt, richtet sich nach dem verwendeten System und den individuellen Möglichkeiten.

Hier ein paar Ansatzpunkte für eine Optimierung der drei Faktoren:

Largest-Contentful-Paint (LCP)

  • Server-Antwortzeiten: Je langsamer der Server Informationen an den Browser sendet, desto länger braucht es für den LCP. Um die Server-Antwortzeit zu senken, hilft es, Frameworks zu verwenden, um Website-Inhalte direkt im Browser zu rendern. Auch Content-Delivery-Networks können eine Option sein. Sie beantworten Anfragen von einem nah am Nutzerstandort gelegenen Server.  
  • Rendering Blocking vermeiden: JavaScript- und CSS-Ressourcen benötigen viel Rechenkapazität und verzögern das Laden des LCP. Prüft, auf welche Elemente Ihr verzichten könnt, um die User-Experience zu verbessern. Komprimiert notwendiges CSS und JavaScript, nutzt asynchrones Laden und fügt kritisches CSS inline ein.
  • Ladezeiten von großen Content-Elementen reduzieren: Bilder, Videos und große Textblöcke können die Ladezeiten verzögern. Was Abhilfe schafft: Direkt passende Dateigrößen verwenden, möglichst Elemente vorladen und neue Datenformate mit hoher Kompression nutzen. Ihr könnt außerdem festlegen, dass Videos statt Bildern angezeigt werden, wenn die Datenübermittlungsrate unter einen bestimmten Schwellenwert sinkt.

First-Input-Delay (FID)

  • JavaScript-Ausführung beschleunigen: Liegen die Laufzeiten von JavaScript Tasks über 50 Millisekunden, wird es Zeit zu optimieren. Ist JavaScript verzichtbar? Dann sollte es entfernt werden.
  • Code von Drittanbietern reduzieren: Verwendet Ihr für Widgets, Animationen oder andere Elemente Drittanbieter-Code, muss dieser vollständig ausgeführt sein, bevor Euer eigener Website-Code geladen wird. Das verlangsamt die Zeit bis zum FID. Deswegen gilt auch hier: weniger ist mehr. Auch das On-Demand-Laden von Drittanbieter-Code oder das priorisierte Laden können Optionen sein, um den FID Score zu verbessern.
  • Main Thread des Browsers entlasten: Je aufwendiger das Design und je mehr Spezialeffekte, desto größer die Rechenlast im Main Thread und desto langsamer das Laden der Website. Umgekehrt senken reduzierte Layouts die Zahl der auszuführenden Requests und beschleunigen die Darstellung.

Cumulative-Layout-Shift (CLS)

  • Bilder und Videos mit Größenattributen versehen: Elemente ohne Größenangaben können beim Laden das Layout zerschießen. Statt fester Größen könnt Ihr auch über CSS dynamisch Seitenverhältnisse definieren.
  • Ausreichend Abstand um visuelle Elemente lassen: Die meisten Website Themes platzieren Elemente bereits mit ausreichend Abstand, sodass sie bei unterschiedlichen Displaygrößen nicht zu Layoutverschiebungen kommt. Wer aber Änderungen am Design vornimmt, sollte darauf achten, dass Elemente ausreichend Luft zum Atmen haben.  
  • Platzhalter bei dynamischen Inhalten: Wenn Elemente nach einer Nutzeraktion geladen werden, kann das zu unschönen Layout-Verschiebungen führen. Wenn Ihr auf Popups oder Banner nicht verzichten könnt oder wollt, zum Beispiel, weil ein DSGVO-Hinweis platziert werden soll, arbeitet mit einem Platzhalter im Viewport. 

Einige Optimierungen können Marketing Teams selbst ausführen – zum Beispiel, die richtigen Bildergrößen und Formate zu wählen, auf aufwendige Videos im oberen Seitenbereich zu verzichten. Andere brauchen mehr Entwicklungsknowhow. Wie so vieles in der Suchmaschinenoptimierung ist auch hier Teamwork gefragt.

Core-Web-Vitals: Routinechecks beugen teuren Schäden vor

Investiert die Zeit, um Eure Core-Web-Vitals auf ein gutes Niveau zu bringen. Nicht, um bei Google auf Seite eins in den SERPs zu landen. Die Faktoren sind höchstens bei knappen Rennen mit anderen Websites das Zünglein an der Waage. Die Optimierung sollte Pflicht sein, weil Nutzer*innen ansonsten keine Freude beim Besuch Eurer Website haben. Und das hat direkte wirtschaftliche Konsequenzen.

Damit lange Ladezeiten und fehlerhafte Designs Euer Unternehmen keine potenziellen Leads und Umsätze kostet, kümmert Euch um die Basisarbeit. Prüft regelmäßig die „Vitalwerte“ Eurer Seiten. Wie beim Blutdruckmessen helfen Routinekontrollen, unerwünschte Veränderungen früh zu erkennen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen und Schaden in Grenzen zu halten. Das Optimieren von Core-Web-Vitals ist vielleicht nicht die spannendste Aufgabe in der Suchmaschinenoptimierung, gehört aber auf den Radar jedes technischen SEOs.

Paul Henkel
Autor*In
Paul Henkel

Dr. Paul Henkel ist Content Writer für B2B-Technologie-Unternehmen. Er verwandelt komplexe Themen in strategischen Content, damit Marken mehr Sichtbarkeit, Autorität und Kund*innen gewinnen. Dabei integriert er Methoden aus Journalismus, Psychologie und Suchmaschinenoptimierung.

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