Legal Tech: Wie Technologie die Rechtsbranche revolutioniert

Felix Grote 25.9.2024

Dieser Artikel beleuchtet, was Legal Tech genau bedeutet, welche Chancen es bietet und wie Kanzleien davon profitieren können

Inhalt
  1. Was ist Legal Tech?
  2. Was gehört zu Legal Tech?
  3. Ziele und Potenziale von Legal Tech
  4. Software zur Unterstützung juristischer Arbeit 
  5. Welche Kanzleisoftware gibt es?
  6. Legal Tech als Konsolidierung von Webseiten
  7. Fazit: So revolutioniert Legal Tech die Rechtsbranche
  8. FAQ

Die Digitalisierung geistert bereits seit Jahrzehnten immer wieder als Schreckgespenst durch die Rechtsbranche. Während einige Tech-Evangelisten schon den KI-Anwalt und KI-Richter beschwören, ist für manche Kanzleien bereits die Einführung des besonderen elektronischen Anwaltspostfachs (bEA) die technologische Entwicklung des 21. Jahrhunderts.

Technologien, die unter dem Begriff Legal Tech zusammengefasst werden, verändern die Art und Weise, wie
Rechtsdienstleistungen erbracht werden. Kanzleien, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, können nicht nur effizienter arbeiten, sondern sich auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Durch den Einsatz moderner Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI), Automatisierung und Cloud-Lösungen werden juristische Prozesse grundlegend verändert. Für Kanzleien bedeutet dies nicht immer nur Effizienzsteigerung, sondern vor allem neue Möglichkeiten zur Mandatsakquise und Mandantenbindung. Insbesondere die Konzentration von Rechtsportalen und Webseiten mit Fokus auf Verbraucherrechts-Themen bietet neue Chancen, aber auch Risiken.

Portale wie anwalt.de, rightmart, oder advocado sind zentrale Anlaufstellen für Mandanten und bieten Kanzleien einen einfachen Zugang zu Ihrer Zielgruppe. Gleichzeitig eröffnet die Einführung von Tools wie Flexilead, Jupus, Justin Legal und ezyclients neue Wege, um den gesamten Prozess der Mandatsanbahnung zu digitalisieren und zu vereinfachen.

Diese Formulare, Skripte und Workflows lassen sich einfach im Web verteilen und helfen, potenzielle Mandanten leichter in die Kanzleisoftware zu überführen. So können sich Kanzleien von Rechtsportalen unabhängiger machen und eigene Marketing- und Vertriebssysteme aufbauen. Bei der Diskussion um Legal Tech stellt sich also vor allem die Frage, ob mehr Zentralisierung oder verteilte Systeme den Zugang zum Recht für alle möglich machen.

Legal Tech bezeichnet den Einsatz digitaler Technologien, um juristische Prozesse zu demokratisieren, zu automatisieren und hinsichtlich Anwenderfreundlichkeit und niedrigeren Prozesskosten zu optimieren. Während Legal Tech ursprünglich auf Softwarelösungen zur Verwaltung von Dokumenten oder Fallakten beschränkt war, umfasst es heute ein breites Spektrum an modernen Technologien. Diese ermöglichen es Kanzleien, ihre Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig Mandatsanfragen besser und schneller zu bearbeiten.

Ein weiteres wichtiges Element ist die zunehmende Konsolidierung von Rechtsportalen. Große Plattformen wie anwalt.de, juraforum.de oder spezialisierte Dienstleister wie flightright oder rightmart bündeln juristische Dienstleistungen und machen diese für Mandanten leicht zugänglich. Dies verändert die Art und Weise, wie Mandanten online Rechtsberatung finden fundamental.

Die Bandbreite der Legal Tech Anbieter ist unübersichtlich.
In der
aktuellen Marktübersicht von Legal-Tech.de werden 170 Anwendungen aufgelistet.
Um die passende Lösung zu finden, ist es wichtig,
die Anwendungsfälle zu klären, um sich darüber einer Legal Tech Definition anzunähern.
Um nur einige wichtige Komponenten zu nennen zählen dazu:

  • Effizientes Kanzleimanagement und Organisation von IT-Prozessen
  • Mandantenakquise durch den Einsatz von Legal Tech
  • Kommunikation mit Mandanten vor, während und nach der Fallbearbeitung
  • Software as a Service und Integration von Cloud Lösungen in die analoge Kanzlei

Daraus entstehen idealerweise innovative Geschäftsmodelle und eine Verbesserung des Zugangs zum Recht für alle Bevölkerungsschichten.

Legal Tech verfolgt das Ziel, Rechtsdienstleistungen zugänglicher, schneller und kostengünstiger zu machen. Die Potenziale sind enorm.

  • Kostensenkung: Durch den Einsatz von Automatisierung und KI können Routineaufgaben effizienter erledigt und Kosten gesenkt werden.
  • Verbesserte Mandatsanbahnung: Technologien wie Flexilead, Jupus, Justin legal und Call-Tracking-Tools ermöglichen es Kanzleien, eingehende Mandatsanfragen besser zu analysieren und zu steuern, wodurch kein potenzieller Mandant mehr im Büro-Chaos verloren geht.
  • Skalierbarkeit: Kanzleien können durch digitale Lösungen schnell wachsen und große Mengen an Fällen bearbeiten, ohne dass die Qualität der Arbeit leidet.
  • Zugänglichkeit: Besonders für Privatpersonen und kleinere Unternehmen wird der Zugang zu Rechtsberatung durch automatisierte Lösungen vereinfacht.

Software zur Unterstützung juristischer Arbeit 

Die marktführenden Anbieter für Kanzleisoftware in Deutschland sind RA-MICRO, DATEV, Wolters Kluwer und STP. Im Kern unterstützen diese Systeme bei der Verwaltung von Geschäftsbeziehungen zwischen Kanzlei und Mandant*in und sind so ähnlich wie ERP- und CRM-Systeme einzuordnen. Sie erfüllen folgende Funktionen:

  • Mandantenkommunikation
  • Dokumentenmanagement
  • Fallverwaltung 
  • Zeiterfassung
  • Abrechnung
  • Kalender zur Einhaltung von Terminen und Fristen
  • E-Mail-Integration (beA)
  • Workflow-Management
  • Recherche in juristischen Datenbanken
  • Analysen zur Auswertung von Marketing, Vertrieb und Personal
  • Sicherheitsfunktionen wie Verschlüsselung und Zugriffskontrolle
  • Integrationen in Form von Schnittstellen zum Import & Export von Daten

Zwei Mega-Trends lassen sich im Zusammenhang mit Legal Tech Software erkennen:

Welche Kanzleisoftware gibt es?

Es gibt zahlreiche Tools, die den Arbeitsalltag in Kanzleien erleichtern und zur Digitalisierung der Prozesse beitragen.

Actaport ist eine cloudbasierte Kanzleisoftware, die Anwaltskanzleien eine effiziente Verwaltung ihrer Akten, Fristen und Dokumente ermöglicht. Sie funktioniert plattformunabhängig, erfordert keine Installation und bietet Zugriff auf alle Daten von jedem Gerät aus. Neben Aktenmanagement integriert sie Funktionen wie Zeiterfassung, Abrechnung und Finanzbuchhaltung. Dank regelmäßiger Updates und hoher Datensicherheit ist sie flexibel erweiterbar und anpassbar an die Bedürfnisse der Kanzlei

Kleos optimiert Kanzlei-Arbeitsabläufe durch Automatisierung und zentrale Datenverwaltung, was die Effizienz und Übersichtlichkeit erhöht. Die Software bietet präzise Zeiterfassung und Abrechnung, wodurch die finanzielle Verwaltung vereinfacht wird. Dank der cloudbasierten Zugänglichkeit können Anwält*innen und Mitarbeiter*innen flexibel von überall arbeiten. Zudem garantiert Kleos hohe Sicherheitsstandards für den Schutz sensibler Daten.

AnNoText ist eine Softwarelösung für Kanzleien, die sich auf Dokumentenmanagement und die Zusammenarbeit an juristischen Texten konzentriert. Annotext ermöglicht eine präzise Verwaltung von Dokumentenrevisionen und verbessert die Zusammenarbeit durch integrierte Kommentar- und Markierungsfunktionen. 

jurnodes ist eine vielseitige und schnittstellen-offene Kanzleisoftware, die sowohl in der Cloud als auch lokal verfügbar ist und alle wesentlichen Kanzlei-Prozesse digitalisiert. Sie ermöglicht die Verwaltung von Akten, E-Mails, Terminen, Fristen und Dokumenten auf verschiedenen Endgeräten. Die Software unterstützt das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA) und erlaubt Echtzeit-Zusammenarbeit mehrerer Benutzer. Durch Workflows und Automatisierung lässt sie sich an individuelle Arbeitsweisen anpassen, wodurch der Kanzleialltag effizienter gestaltet wird.

RA-MICRO ist die älteste und am weitesten verbreitete Kanzleisoftware auf dem deutschen Rechtsmarkt. Sie wurde bereits in den 80er Jahren entwickelt und bietet zahlreiche Funktionen zur Verwaltung von Rechtsfällen und Dokumenten. 

Ein besonders bemerkenswerter Trend in der Rechtsbranche ist die Konsolidierung von Rechtsportalen. Plattformen wie flightright, legalhero, conny oder geblitzt.de bündeln konkrete juristische Angebote für Mandanten und schaffen zentrale Anlaufstellen, auf denen Anwälte leicht gefunden werden können.

Diese Entwicklung bringt viele Vorteile mit sich, da Mandanten nicht mehr mehrere Kanäle durchsuchen müssen, um einen passenden Anwalt zu finden. Sie suchen eine Lösung für ihr Problem und bekommen einen Ansprechpartner vermittelt. Wenn dann auch noch die Qualitätssicherung stimmt, haben diese Systeme ein enormes Potenzial.

Darüber hinaus entscheiden sich viele Kanzleien dafür, ihre eigenen Portale und Plattformen aufzubauen, um sich von Drittanbietern unabhängig zu machen. Beispiele hierfür sind Projekte wie rightmart, migrando und e-recht24.de.

Diese Kanzleien kombinieren ihre juristische Expertise mit einer starken Online-Präsenz, um Mandanten online über Social-Media-Kanäle, Blogs und andere Formate anzusprechen und die Mandatsanbahnung möglichst niedrigschwellig anzubahnen.

Legal Tech verändert die Rechtsbranche grundlegend. Für Kanzleien, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, bieten sich enorme Chancen, nicht nur effizienter zu arbeiten, sondern auch mehr Mandanten zu gewinnen und langfristig zu binden.
Durch den Einsatz von Tools wie Flexilead, Jupus und Justin Legal, sowie die Nutzung von Rechtsportalen können
Anwälte ihre Prozesse digitalisieren und Mandate schneller und kostengünstiger akquirieren und abwickeln. Die Zukunft der Rechtsbranche liegt in der intelligenten Nutzung von Technologie – Kanzleien, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, werden langfristig erfolgreich sein.

FAQ

Was ist ein Legal Tech-Unternehmen?

Ein Legal Tech-Unternehmen ist eine Firma, die Technologie entwickelt, um juristische Dienstleistungen zu verbessern oder zu automatisieren. Diese Unternehmen nutzen moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Cloud-Computing und Prozessautomatisierung, um rechtliche Prozesse effizienter zu gestalten.

Was ist das Legal Tech Gesetz?

Das "Legal Tech Gesetz" bezieht sich auf das Gesetz zur Förderung von Legal Tech in Deutschland, das am 1. Oktober 2021 in Kraft trat. Es enthält Änderungen der BRAO, des RDG, des RVG sowie weiterer Gesetze und zielt darauf ab, die Nutzung von Technologie im Rechtsbereich zu fördern und den Zugang zu Rechtshilfe zu erleichtern.

Wie profitieren Kanzleien von Legal Tech?

Kanzleien profitieren von Legal Tech durch gesteigerte Effizienz, niedrigere Kosten, verbesserte Mandatsanbahnung und -verwaltung sowie durch die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen schneller und zugänglicher anzubieten. 

Felix Grote
Autor*In
Felix Grote

Felix Grote ist SEO-Experte für Kanzleimarketing und Legal Tech Berater. 
Er ist Gründer von seobuddha.de und verantwortet Sales und Business Development bei OMmatic.de, einer spezialisierten Agentur, die individuelle Marketing-Kampagnen und Software-Lösungen für Kanzleien entwickelt.

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