Ein deutscher SEO mit US-Karriere: Kevin Indig – und seine „Essential Tools“
Der Growth Marketeer gibt einen Einblick in seinen Werkzeugkoffer
- Für Searchmetrics in die USA
- Schneller zu „Inbox Zero“ dank Notion
- „Damit geht mir kaum mehr Wissen verloren“
- Zwei Tools für jeweils die Außen- und Innensicht
- Neue Google Features mit Ryte aufspüren
- Ein ganzes, sich immer wieder veränderndes Tool Set
Shopify, Atlassian und G2 – es sind einige der klangvollsten Namen der Software-Industrie, bei denen Kevin Indig bereits in leitenden Positionen im SEO-Bereich tätig war und dafür gesorgt hat, dass die Firmen ihre Sichtbarkeit bei Google vergrößert haben. Wir haben den 34-Jährigen gefragt, auf welche Software er selbst nicht verzichten kann.
„Wenn ich auf meinen Werdegang zurückschaue, dann sehe ich das so ein bisschen wie ein Mario-Kart-Rennen. Da gibt es ja diese kleinen Booster, die Dich für kurze Zeit viel viel schneller machen“, so Kevin Indig einmal in einem Interview. Einer dieser Booster sei eine Trainee-Stelle bei der Hamburger Agentur TRG (die diverse, noch heute relevante Szenegrößen hervorgebracht hat) im Jahr 2011 gewesen – und die seinen Einstieg in die SEO-Szene markiert.
Für Searchmetrics in die USA
Von da an geht es in schneller Schlagzahl weiter: Nach einem kurzen Zwischenspiel bei einer weiteren Hamburger Agentur wechselt der Deutsch-Amerikaner für das deutsche SEO-Tool Searchmetrics ins Silicon Valley, um dort die US-Expansion mit voranzutreiben – ein weiterer „Booster“. Es folgen weitere Stationen bei der Videoplattform Dailymotion, dem Software-Konzern Atlassian (u.a. Jira und Trello) und dem Software-Vergleichsportal G2 – alle ebenfalls in den USA.
Zuletzt war Indig in Chicago als „Director of SEO“ beim aus Kanada stammenden E-Commerce-Software-Anbieter Shopify tätig– bis ihm im vergangenen Juli gekündigt wurde, als Shopify 10 Prozent der gesamten Belegschaft entlässt. „Mir geht es gut und wird es weiter gut gehen“, so Indig in einem Post auf Linkedin zu den Ereignissen. Shopifys Abfindungspaket sei sehr großzügig. „Ich nehme mir den Sommer frei und entscheide dann im Herbst, was als nächstes kommt.“ Noch kann Indig keine Entscheidung verkünden. Aktuell ist er fürs Erste nach Deutschland zurückgekehrt, besucht hier Szene-Veranstaltungen – und hat Zeit dafür, sich von OMR nach seiner Tool Set befragen zu lassen.
Schneller zu „Inbox Zero“ dank Notion
Das für ihn vielleicht wichtigste Nicht-SEO-Tool nutzt Indig erst seit 2020: Notion (wir hatten schon an dieser Stelle über den Hype rund um das Tool geschrieben). „Notion ist schnell und einfach zu nutzen. Das nutze ich exzessiv – eher stündlich als täglich.“ Indig setzt das Tool zum einen fürs Task Management ein. Zu diesem Zweck hat er sich eine Art komplexere To-Do-Liste eingerichtet: „Ich habe mir in Notion ein Kanban-Board gebaut, in dem ich alles, was im Leben anfällt, festhalte – von Aufgaben für Kund*innen über meinen eigenen Newsletter bis sogar zu häuslichen Pflichten.“
Das Sammeln aller anfallenden Tasks an einem zentralen Ort helfe auch, die Übersicht zu behalten: „Ich bin ein großer Freund von ‚Inbox Zero‘ und versuche, alle Aufgaben aus dem Mail-Postfach zu entfernen und in Notion zu übertragen.“ Ein besonderer Vorteil von Notion sei, dass das Tool endlose Ebenen und Unteraufgaben erlaube. „Bis 2018 habe ich dafür Evernote genutzt, da war die Zahl limitiert“, so Indig. Außerdem biete Notion viele Integrationen an und sei damit beispielsweise mit dem Kalender und E-Mail-Postfach verknüpfbar.
„Damit geht mir kaum mehr Wissen verloren“
Der zweite Use Case, für den der SEO-Experte Notion einsetzt, ist der einer persönlichen Wissensdatenbank – nicht nur zu SEO, sondern auch zu Themen wie Angel Investments, Advertising und dem Formen von positiven Gewohnheiten. „Wenn ich etwas lese, mache ich mir Notizen, tippe die hinterher in Notion ein und vertagge die.“ Mittels Shortcuts seien diese Einträge dann leicht auffindbar zu machen. Er habe kein gutes Gedächtnis, erklärt Indig. „Aber seitdem ich Notion nutze, geht mir viel weniger Wissen verloren.“
Neben Notion nutzt Indig nach eigenen Angaben zwei SEO-Tools täglich; beide stammen (angesichts von Indigs Wurzeln in der hiesigen SEO-Szene wenig erstaunlich) aus Deutschland. „Sistrix war das erste SEO-Tool, das ich je genutzt habe“, so Indig. Die Datenqualität sei sehr gut, die Datenbank sehr aktuell. „Es gibt kein anderes Tool, wo man die Daten zu so vielen Keywords so schnell und kostengünstig herbekommt.“
Zwei Tools für jeweils die Außen- und Innensicht
Über den Sichtbarkeitsindex, für den das Bonner Unternehmen zu einer Million Keywords überwacht, welche Website an welcher Stelle Google angezeigt werden, lasse sich sehr gut ein erster Eindruck von der Gesundheit einer Domain erlangen. Zudem ermöglicht das Tool brancheninterne Vergleiche: „Dadurch, dass man die Sichtbarkeitswerte mehrerer Domains übereinander legen kann, bekommt man sehr schnell ein Gefühl dafür, wo die Reise hingeht und wie Google die jeweiligen Seiten behandelt.“ Im US-Retail-Markt würden beispielsweise Macy’s und Nordstrom jeweils eine sehr unterschiedliche Entwicklung nehmen.
Das zweite SEO-Tool, auf das Indig nach eigenen Angaben immer wieder zurückgreift, ist Ryte. „Damit lässt sich quasi die Innenansicht einer Website abbilden.“ Ryte greift dafür Daten von der Google Search Console ab; einem Tool, mit dem Website-Betreiber:innen ihre Inhalte für die Google-Suche optimieren können sollen (und das dementsprechend nur Informationen über die eigene Website bereithält). „Die Search Console hat gute Daten, die aber nicht immer gut aufbereitet und dargestellt werden. Hier sehe ich den großen Vorteil von Ryte“, so Indig.
Neue Google Features mit Ryte aufspüren
Ein Beispiel sei das Keyword Tracking: „Die Search Console sagt einem nicht, wie sich die Zahl der Keywords entwickelt, zu denen man mit einer URL oder einer Domain rankt. Man bekommt zwar eine Tabelle, aber keinen zeitlichen Verlauf. Dabei ändert sich das ständig. Und diese Änderungen können zur Folge haben, dass eine Domain mehr Traffic oder Impressions bekommt, man sich aber nicht erklären, warum und woher. Da kann Ryte Abhilfe schaffen“, so Indig. Zudem würden in Ryte auch weitere Metriken wie die Click-through-Rate (CTR) sinnvoller visualisiert werden.
Eine nützliche Funktion von Ryte sind laut Indig ebenfalls die so genannten „CTR-Outliers“ – also Keywords, die besonders viele Klicks generieren. „Wenn man da Keywords, die stark geklickt werden, bei denen man aber eigentlich denkt ‚Das müsste doch ähnlich performen wie ein anderes Keyword in derselben Kategorie‘, dann kann man darüber manchmal neue Google-Funktionen aufspüren. Denn wenn Google bestimmte neue, in der Regel aufmerksamkeitsstarke Features auf den Suchergebnissen testet, werden die natürlich häufiger geklickt.“
Ein ganzes, sich immer wieder veränderndes Tool Set
Sistrix und Ryte sind natürlich bei Weitem nicht die einzigen SEO-Tools, die Indig nutzt. In SEO-Podcasts stellt der 34-Jährige nicht selten ein umfangreiches Tool-Set vor, das bei ihm zum Einsatz kommt. Gegenüber OMR empfiehlt der SEO-Experte ebenfalls noch Ahrefs und Semrush. Bei ersterem finde sich eine Aufteilung der Keywords und des Traffics nach Unterverzeichnissen. „Da kann man dann bei jeder Domain sehen, wie viel Traffic vom Blog, wie viel vom Shop kommt, etc… Das ist extrem hilfreich, um Strategien von Wettbewerbern nachvollziehen zu können.“
Semrush biete demgegenüber viele Infos über einzelne Google Features in den Suchergebnissen, wie Karussels oder Knowledge Panels. „Zudem haben sie nicht nur Daten für den Desktop, sondern auch für Mobilgeräte. Das hat sonst nur Sistrix; dabei ist das absolut essenziell.“
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