Hype um Notion: Wie eine Enterprise Software auf Tiktok Millionen von Views ansammelt

Die Firma hinter dem Produktivitäts- und Organisations-Tool soll bereits zwei Milliarden US-Dollar wert sein

Vermutlich würden die wenigsten Marketingmacher denken, dass es auf Tiktok möglich sein könnte, rund um eine B2B Enterprise Software eine Reichweite im Millionenbereich zu generieren. Und doch sind auf der Social-Video-Plattform in den vergangenen Wochen Kurzvideos rund um das Workspace-Management-Tool Notion viral gegangen und haben mehrere Millionen Abrufe gesammelt. OMR zeigt, wie es dazu kam und erklärt den Hype rund um Notion.

„Das ist dein Zeichen, dir Notion zu holen und dein Leben organisiert zu bekommen“, sagt eine merkwürdige Computerstimme (gedoppelt von einer Textcaption) am Anfang des langen Videos, untermalt von einer Gitarre und einer Geige. In den nächsten 15 Sekunden ist ein Notebook-Bildschirm zu sehen; darauf mit der Software Notion erstellte Listen und Tabellen mit Titeln wie „Goals“, „University“, „Work“, „Movie List“, „Reading List“ – jeweils ergänzt um ein passendes Anime-GIF.

7,7 Millionen Views  auf Videos mit dem Hashtag #notion

Vielleicht ist es die Mischung aus Style und Popkultur (Anime-GIFs) auf der einen und Selbstoptimierung und Listen-Nerd-Ansprache auf der anderen Seite, die das Video auf TikTok hat viral gehen lassen. Bislang wurde der am 3. Januar veröffentlichte Clip jedenfalls 1,2 Millionen Mal abgerufen. Eingestellt wurde er auf einem Account, der von sieben jungen US-Studentinnen und -Studenten betrieben wird.

Ihr Video ist nicht das einzige, das sich um Notion dreht und hohe Aufrufzahlen vorweisen kann. 7,7 Millionen Views weist Tiktok für den Hashtag #notion aus; alle Top-Videos drehen sich um die Software. Der Hashtag #notionapp weist immerhin noch 2,3 Millionen Views auf. Das Meistgeklickte davon wurde bislang 714.000 Mal abgerufen. Der Notion-Rummel auf Tiktok scheint sich auch auf die Suchanfragen nach der Software bei Google auszuwirken. Google Trends weist zumindest eine deutliche Zunahme aus und wird damit offenbar häufiger gesucht als vergleichbare Tools wie Asana und Evernote.

Die Entwicklung der Suchanfragen nach „notion“ im Vergleich zu Wettbewerbern in den vergangenen 30 Tagen (Quelle: Google Trends)

Notion will zahlungskräftige Enterprise-Kunden gewinnen

Eigentlich dürften Studenten, Schüler und andere Vertreter der „Generation Z“, zumindest aus unternehmerischer Sicht, nicht die Hauptzielgruppe von Notion sein. Es gibt zwar eine Version des Produktes für Studenten – aber die ist kostenlos. Geld verdient Notion mit Firmen und Berufstätigen. Die Zahlen je nach Funktionsumfang und Zahl der Nutzenden zwischen vier und acht US-Dollar monatlich pro Team-Mitglied.

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Notion nennt sich „All in one Workspace“. Viele nutzen das Tool, um sich Notizen zu speichern; es bietet aber eine Vielzahl weiterer Funktionen: Wikis, Taskmanager, Kalender, Tabellen – alles, was die Nutzenden produktiver machen könnte – vor allen Dingen im Team. „The missing half of Slack. Too many insights getting lost in Slack? Notion is your team’s long term memory“, schreibt das Unternehmen auf seiner „Notion for Teams“-Seite – und führt als Referenzen Schwergewichte wie Nike, McDonalds, IBM und Samsung an.

Notion-Tutorials für Studis bekommen sechsstellige Views auf Youtube

Haben nun Schüler und Studenten im Lockdown Notion eigenständig als gutes Tool dafür entdeckt, sich selbst zu organisieren und durch die Personalisierungsoptionen gleichzeitig persönlich auszudrücken – oder steckt dahinter eine gezielte Marketingkampagne? Das ist von außen schwer zu beurteilen. „Wir beobachten das fasziniert!“, zitiert der US-Tech-Blog The Verge, der den Notion-Hype auf Tiktok entdeckt hat, eine Unternehmenssprecherin.

Vielleicht trifft ja beides zu. Für Notion könnte es durchaus Sinn ergeben, Studierende gezielt anzusprechen, auch wenn das Unternehmen mit ihnen kein Geld verdient. Denn zum einen sind die Studierenden von heute die Arbeitskräfte von morgen. Zum anderen sind sie vermutlich deutlich besser und geübter darin, organisch viralen Content zu erstellen, der große Reichweiten generiert und dadurch vielleicht auch in die Feeds und Timelines der Berufstätigen gespült wird. Auf Youtube haben Studenten schon vor einem knappen Jahr damit begonnen, für Mitstudenten Tutorials zu veröffentlichen. Mehrere der Videos verzeichnen hohe sechsstellige Aufrufzahlen. Unter einigen davon lassen sich Links mit Referral-Codes finden, die daraufhin deuten, dass die von Youtube für das Video bezahlt worden sein könnten.

Vier Millionen Menschen nutzen angeblich Notion

Notion hat jedenfalls in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Wertzunahme verzeichnet. Im April 2020 hat das Startup die letzte Funding-Runde durchgeführt und laut eines Berichts der New York Times 50 Millionen US-Dollar auf Basis einer Bewertung von zwei Milliarden US-Dollar eingesammelt. Lead-Investor: der renommierte VC Fonds Index Ventures. Zum damaligen Zeitpunkt soll Notion vier Millionen Nutzende angesammelt haben.

Anteile an Notion halten laut Unternehmensangaben u.a. auch der indisch-amerikanische Milliardär Ram Shriram (einer der ersten Investoren in Google und früherer Amazon-Mitarbeiter) sowie Angellist-Gründer Naval Ravikant. Zu den prominenten Nutzern der Software gehören außerdem u.a. Instagram CEO Adam Mosseri und US-Tech-Journalist Casey Newton.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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