OMR Fifty 2018/19: Das sind für uns die aktuell spannendsten Köpfe der Branche
Diesmal u.a. mit dabei: Gründer, Creator, Rapper und Aktivisten
- Platz 1: Nils Regge, Gründer Truventuro
- Platz 2: Fynn Kliemann, Kreativer Tausendsassa
- Platz 3: Moritz Thiele, Gründer Finanzcheck.de
- Platz 4: Raphael Ragucci, Rapper und Produzent „Raf Camora“
- Platz 5: Kerstin Schiefelbein, Geschäftsführerin Visual Statements
- Platz 6: Kostas Tzoumas, Mitgründer und CEO Ververica, früher Data Artisans
- Platz 7: Diana Jaekel-Hau, Geschäftsführerin Kidsroom
- Platz 8: Sascha Konietzke, CEO und Mitgründer Contentful
- Platz 9: #wirsindmehr & #unteilbar
- Platz 10: Su Holder, Podcast-Produzentin
- Platz 11: Stephanie Caspar , Vorstand Technologie/Daten Axel Springer
- Platz 12, Raoul Bracht, CEO von Liebscher & Bracht
- Platz 13: Tarek Müller, Mitgründer und CEO About You
- Platz 14: Martin Werle und Marius Stolarski, Gründer Juwelkerze
- Platz 15: Valentin Schütt, Gründer wunschgutschein.de
- Platz 16: Georg Kofler, Mitgründer und CEO Social Chain Group
- Platz 17: Ralf Fischer, Geschäftsführer Vertical Ads Group
- Platz 18: Marcel Eris alias „Montana Black“, Deutschlands erfolgreichster Twitch-Streamer
- Platz 19: Shirin David, Social-Media-Star und Rapperin
- Platz 20: Gabor Steingart, Macher „Morning Briefing“
- Platz 21: Thomas Panke, Youtuber „Held der Steine”
- Platz 22: Sophia Thiel, digitaler Fitness-Star
- Platz 23: Anna-Beeke Gretemeier, Co-Chefredakteurin Stern
- Platz 24: Lea-Sophie Cramer, Gründerin Amorelie
- Platz 25: Delia Fischer, Gründerin und Geschäftsführerin Westwing
- Platz 26: Aleksandr und Jevgenij Borisenko, Gründer Sportspar
- Platz 27: Jolanta Baboulidis, Geschäftsführerin Twitter Deutschland
- Platz 28: Capital Bra, Rapper und Instagram-Star
- Platz 29: Julien Walther, Gourmet-Blogger
- Platz 30: Christoph Gaschler, CEO und Gründer Videobeat
- Platz 31: Slavik und Wadik, Ost Boys
- Platz 32: Katarzyna Mol-Wolf, Inhaberin und Herausgeberin Emotion
- Platz 33: Stefan Pieprzyk und Cedric Reathi, Gründer 2LiveFashion
- Platz 34: Moritz Stoldt, Moritz Lindner, Jan Wanderer, Severin Gerstenkorn und Leonard Glatzel, Gründer und Betreiber von Reisetopia
- Platz 35: Mattias Protzman, Gründer und Geschäftsführer Onzu (jetzt Jung von Matt Flow)
- Platz 36: Verena Pausder, Gründerin Fox and Sheep, HABA Digitalwerkstätte
- Platz 37: Can Ansay, Gründer AU-Schein.de
- Platz 38: Selim Mohammed, Betreiber Best Trend Videos
- Platz 39: Natascha Wegelin, Madame Moneypenny
- Platz 40: Henning Wiechers, Gründer und Inhaber Metaflakes
- Platz 41: Lucy Cat, Pornostar
- Platz 42: Oliver Wurm, Medienerfinder und Herausgeber „Das GG Magazin“
- Platz 43: Sara Urbainczyk, Miriam Wiederer & Marion Scheithauer, Gründerinnen von Echte Mamas
- Platz 44: Güldane Altekrüger, Back-Influencerin/Bestseller-Autorin
- Platz 45: Markus Kreykenbohm, Kreativchef Kochstrasse
- Platz 46: Verena Bahlsen, Kekskonzern-Erbin und Gründerin Hermann’s
- Platz 47: Felix Jahnen, Head of Global Digital Marketing, Jägermeister
- Platz 48: Alessio Avellan Borgmeyer, CEO und Gründer Jodel
- Platz 49: Johannes Kliesch und Felix Bauer, Gründer und Geschäftsführer Snocks
- Platz 50: Elias Vides, Gründer Moonbase
Es ist fast schon so etwas wie eine uns lieb gewordene Tradition: Jedes Jahr veröffentlichen wir kurz vor dem OMR Festival gemeinsam mit Horizont und präsentiert von unserem Partner Ströer unsere Liste von 50 (und mehr) herausragenden deutschen Online-Marketing-Persönlichkeiten – die OMR Fifty. Auch in diesem Jahr wartet auf Euch wieder eine Mischung aus Branchenpromis, Hidden Champions, Glücksrittern, alten Hasen und beachtenswerten Kuriositäten.
Bevor wir Euch verraten, wer es diesmal auf die Liste geschafft hat, der übliche Hinweis vorweg: Bitte seht das Ganze eher als ein Stück Entertainment denn als knallhartes und bierernstes Branchen-Ranking. Wir erheben mit den „OMR Fifty“ keinen allgemeingültigen Anspruch, sondern wollen gerne eine Licht auf jene Menschen unserer Branche werfen, deren Leistungen uns beeindruckt haben und die wir beachtenswert finden. Und das hat dann nicht selten auch mit persönlichem Empfinden und Bauchgefühl zu tun.
Platz 1: Nils Regge, Gründer Truventuro
Nils, entschuldige, dass wir Dich zumindest ein bisschen ins Rampenlicht zerren, obwohl klar ist, dass Du das nicht so schätzt. Aber Du und Deine Story sind einfach zu besonders. Für alle anderen: Nils Regge ist seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Gründer, Investoren und Inkubator-Betreiber des Landes. Seine Firma heißt TruVenturo. Sie hat unter anderem mit der Ferienhaus-Suchmaschine HomeToGo und der Kreuzfahrt-Plattform Dreamlines.de zwei finanziell bestens ausgestattete Start-ups im Portfolio. Beide hat TruVenturo zusammen mit den jeweiligen Geschäftsführern co-gegründet.
Drei weitere Firmen sind in den letzten Monaten via erfolgreichen Exit aus dem Portfolio verschwunden. Zuerst der Kreditvermittler Finanzcheck.de, der von Scout24 gekauft wurde (s. Platz 3). Zweitens die Agentur Videobeat, die mit dem performance-orientierten Einkauf von TV-Werbung angefangen hat und mittlerweile auch zu den ersten Adressen für Video-Werbung jeder Art gilt. Das Agentur-Netzwerk Dentsu Aegis übernahm kürzlich die Mehrheit (s. Platz 30). Und drittens die 200 Mitarbeiter starke Personalvermittlung CareerTeam, bei der eine Investmentgesellschaft Anteile übernahm. Mit Truventuro hat Nils ein außergewöhnlich gutes unternehmerisches Händchen in verschiedensten Branchen bewiesen. Und ganz nebenbei investierte er 2018 in Honeypot.io, welches wenige Monate später an Xing verkauft wurde.
Nils Regge baut seine Firmen seit Anfang an geräuschlos auf. Los ging es mit Casamundo, einer Ferienhausvermittlung, die er vor über zehn Jahren startete, nach wenigen Jahren zu gutem Preis an die holländische @Leisure verkaufte, die wiederum an Axel Springer verkauft wurde. Später schloss sich der Kreis und Springer verkaufte der von Nils gestarteten Firma HomeToGo seine alte Firma Casamundo zurück. Der 37-jährige Hamburger hat dabei sicher einen guten Schnitt gemacht.
Es ist schwer zu sagen, warum er schafft, was sonst keiner schafft: Der Großteil seiner Investments funktioniert. Klar, er hat einen guten Game-Plan. Seine Internet-Investments funktionieren häufig über den effizienten Einkauf von Traffic über Google und TV und vermitteln dann hochpreisige Leistungen, wie eben Kreuzfahrten, Ferienhäuser oder Kredite zu guten Provisionen. Videobeat ist dabei dann vermutlich aus seiner dabei erworbenen TV-Einkaufs-Expertise entstanden und CareerTeam aus eigenen Personal-Bedürfnissen in seinen Firmen. Klingt so einfach und logisch. Doch der übrige Markt zeigt, dass es das nicht ist. Nils hat den Magic Touch.
Und er will mehr und die ganz großen Themen anfassen. Als einer der ersten Deutschen investiert er in Biotech-Unternehmen, die altersbedingten Krankheiten vorbeugen sollen (Neudeutsch „Longevity“). Auch hier hört man, dass es sehr gut läuft. Dafür hat er wieder einmal, zusammen mit seinem Partner und CareerTeam-Gründer Ole Mensching, ein erstklassiges Team zusammengestellt und die Gesellschaft Apollo Ventures gegründet, die bereits an drei Start-ups in diesem Feld beteiligt ist. Er wird einen neuen Game-Plan brauchen, aber wenn das einer schafft, dann dieser Typ.
Platz 2: Fynn Kliemann, Kreativer Tausendsassa
Fynn Kliemann ist ein Multitalent: Er lebt auf einem Bauernhof (Kliemannsland), betreibt drei erfolgreiche Youtube-Kanäle und hat 2018 ein Musikalbum rausgebracht, das sich über 100.000 Mal verkauft hat. So ein richtiges Erfolgsgeheimnis scheint Fynn dabei nicht zu haben. Im OMR Podcast sagt er: „Für mich ist der Kanal immer Wurst, der ist ja immer nur ein Vehikel für die Inhalte.“ Und weil er für die ein ganz besonderes Händchen hat, folgen ihm über eine Million Abonnenten auf seinen Youtube-Kanälen und mehr als 340000 Menschen auf Instagram.
Genau diese Community aktiviert er mit seinen Inhalten für seine verschiedenen Projekte – quasi Content Marketing in extrem cool. „Die meisten Leute denken an Social Media, wenn ihnen langweilig ist. Und das sieht man. Instagram ist voll mit schlechten Accounts – vor allem die der großen Influencer“, sagt er. Er will das anders machen, vor allem ohne groß mit Brands zu kuscheln. „Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich nur noch Sachen mache, auf die ich Bock habe. Die meisten Anfragen sind Schrott, und es führt immer zu Verpflichtungen.“
Ganz früher einmal – und seitdem wir das wissen, lieben wir ihn bei OMR noch umso mehr – hat er sich an schrabbeligen Affiliate-Projekten versucht. Heute steckt er seine Energie neben seiner Mucke und den Content-Arbeiten für Social Media in seine seriöse Webdesign-Agentur Herrlich Media und ein paar Projekte mit Freunden. Zuletzt hat er gemeinsam mit Paul Ripke das Video zu Lena Meyer-Landruts Single „Don’t Lie To Me“ gemacht. Paul hat gefilmt, Fynn daraus eines der innovativsten Musikvideos der vergangenen Jahre gebastelt. Alles im Hochformat, im Stil einer Smartphone-Bildschirmaufnahme. Entertainer halt – der neuen Generation.
Platz 3: Moritz Thiele, Gründer Finanzcheck.de
Als Kind wollte Moritz Thiele Industrietaucher werden. Das sind Handwerker, die im trüben Wasser von Kläranlagen und gefluteten Baugruben schuften und da hin und wieder die einen oder anderen Kostbarkeiten hochholen. Stattdessen macht Thiele nun profitable Geschäftsmodelle ausfindig: Der Hamburger gründete mehrere Unternehmen, zuletzt den Online-Kreditvermittler Finanzcheck.de.
Mit der Vergleichsfunktion der Seite trug er auch ein wenig dazu bei, eine bislang eher undurchsichtige Branche transparenter zu machen. „Ich glaube, unser Geschäftsmodell ist ein interessantes, ein skalierbares, etwas, was wirklichen Mehrwert für unsere Kunden liefert – aber sexy ist das nicht. Es ist ja nicht geil, sich hinzusetzen und zu sagen, ja, man ist irgendwie einer der größten Kreditvermittler Deutschlands. Ich glaube, das wirkt eher negativ“, sagte Thiele einmal beim Hamburger Start-up Grind.
Thiele, der vorher unter anderem online private Krankenversicherungen verkaufte, mit einer eigenen Marketingberatung Banken und Versicherungen beriet und sich für die Gründung von Finanzcheck.de selbst viel Geld lieh, verkaufte das Vergleichsportal nur sechs Jahre nach der Gründung im Juli 2018 für 285 Millionen Euro an Scout24. Von dem Deal profitieren auch mehrere Investoren, darunter TruVenturo von Nils Regge (siehe Rang 1). „Es geht darum, etwas Geiles aufzubauen, mit vielen Leuten zusammenzuarbeiten, irgendwie immer weiterzudenken und etwas immer besser machen zu wollen, dann begeisterst du auch Leute für die Kreditvermittlung. Kriegst Du hin.“
Thiele bleibt CEO bei Finanzcheck, und ein Investment-Unternehmen namens Inventhie GmbH führt er auch. Mal sehen, ob er jetzt eher seinem Facebook-Motto „Grind in your 20s, build in your 30s, chill in your 40s“ folgt, oder ob er schon nach neuen Geschäftsmodellen taucht.
Platz 4: Raphael Ragucci, Rapper und Produzent „Raf Camora“
Raphael Ragucci wird Anfang Juni 35 Jahre alt. Anfang des Jahres hat er gemeinsam mit John Lorenz Moser („Bonez MC“) die größten Hallen im DACH-Raum teilweise mehrfach ausverkauft und die erfolgreichste deutschsprachige Hip-Hop-Tour der Geschichte beendet. Kurz darauf holte er einen nagelneuen Ferrari 488 vom Händler ab. 215.000 Euro soll der Wagen gekostet haben. In seiner Garage stehen außerdem ein Maserati, ein Audi A7 und eine Mercedes-AMG G-Klasse. Ragucci besitzt zudem bereits fünf Immobilien.
Bei diesen Superlativen fast schon eine Randnotiz: Ende 2018 hat Österreich die Chart-Regeln geändert. Raf Camora, so der Künstlername von Raphael Ragucci, und Moser alias Bonez MC, waren zu erfolgreich – zeitweise belegten 13 Singles des gemeinsamen Albums „Palmen aus Plastik 2“ die Top 14. Einen Streaming-Rekord knackte das Duo mit der Platte selbstverständlich auch. 57 Millionen Mal wurden die Songs innerhalb der ersten Woche in Deutschland, Österreich und der Schweiz angehört.
Was soll man jetzt noch groß zu jemandem sagen, der die deutschsprachige Musikindustrie aktuell so dominiert (Raf würde sagen: „zerfetzt“) wie kein Zweiter? Vielleicht, dass Camora zusätzlich auch noch Manager von Bonez MC ist, der selbst Kopf der aktuell größten deutschen Hip-Hop-Crew 187 Strassenbande ist. Erfolg ist kein Zufall.
Platz 5: Kerstin Schiefelbein, Geschäftsführerin Visual Statements
„Visual Statements? Das sind doch solche Bilder mit Sprüchen drauf auf Facebook, die vor ein paar Jahren mal im Trend waren.“ Wer so denkt, der hätte vielleicht nie das Potenzial erkannt, das die Macher des gleichnamigen Freiburger Unternehmens erschlossen haben. Das ist 2011 als Facebook-Seite gestartet und arbeitet heute mit 40 Mitarbeitern daran, dass bald die Marke von 10 Millionen Euro Jahresumsatz geknackt wird.
Generiert wird der über ein angeflanschtes Commerce-Geschäft und native Werbeformate für große Unternehmen. So verkauft Visual Statements T-Shirts, Tassen, Postkarten oder Fußmatten mit den erfolgreichsten Sprüchen. Der Content auf den Plattformen dient also als Testballon. Die Statements, die viele Likes einsammeln, werden eher auf ein T-Shirt gedruckt.
Mit der Strategie verkaufen Geschäftsführerin Kerstin Schiefelbein und Gründer Benedikt Böckenförde beispielsweise 2,7 Millionen Postkarten pro Jahr. Hinzu kommen Werbe-Statements, die sich das Team von Kunden wie der Deutschen Bahn gut bezahlen lässt. Und die Menschen da draußen haben immer noch Lust auf den Content: Bei Facebook folgen 820.000 Menschen der Seite, auf Instagram sind es mittlerweile 425.000 – hinzu kommen unzählige kleinere Kanäle.
Platz 6: Kostas Tzoumas, Mitgründer und CEO Ververica, früher Data Artisans
Netflix, Airbnb, Uber, Alibaba, Tencent, Zalando und Otto: Was sich liest wie ein Auszug aus dem Who’s who der US- und deutschen Digitalkonzerne, ist in Wahrheit die Kundenliste von Ververica. Das Berliner Start-up hat die Open-Source-Technologie Apache Flink entwickelt, mit der sich große Datenströme schon während des Entstehens analysieren lassen.
Das funktioniert offenbar sehr gut. Im Januar 2019 kaufte das wertvollste chinesische Unternehmen, Alibaba, Ververica (damals noch unter dem Namen Data Artisans) für kolportierte 90 Millionen Euro. Die beiden Unternehmen hatten bereits seit 2016 zusammengearbeitet. Der Exit war einer der wichtigsten Technologie-Deals in Berlin der vergangenen Jahre und die erste Übernahme eines deutschen Unternehmens durch den chinesischen Tech-Konzern.
Für die deutsche Start-up-Szene ist der Erfolg von Ververica umso schöner, da die Gründer der Firma nicht dem Klischee der WHU-Absolventen, die ein US-Geschäftsmodell kopieren, entsprechen. Sondern sie sind offensichtlich wirkliche Tech-Nerds: Kostas Tzoumas, Co-Gründer und CEO, traf alle seine Mitgründer als Student an der TU Berlin. Ein erfolgreiches Unternehmen haben sie „trotzdem“ aufgebaut und sofort weltweite Abnehmer aus der Industrie gefunden.
Platz 7: Diana Jaekel-Hau, Geschäftsführerin Kidsroom
Wir bei OMR suchen immer nach Hidden Champions in unserem Bereich. Wen wir schon seit einiger Zeit im Blick haben, ist das verschwiegene E-Commerce-Unternehmen Kidsroom in der thüringischen Kurstadt Bad Salzungen, dessen Inhaberin und Geschäftsführerin Diana Jaekel-Hau wir bislang vergeblich um ein Interview gebeten haben.
Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens ecommerceDB setzte Kidsroom mit dem Verkauf von Kindersitzen und anderem Baby-Zubehör 2018 rund 15 Millionen Euro um. Das ist zwar weit weniger als die Branchengrößen Baby Walz und Babymarkt.de. Spannend ist aber, wohin Jaekel-Hau laut ecommerceDB die Kindersitze verkauft: vor allem nach China und Russland.
Die Kidsroom-Macherin profitiert damit von der immer stärkeren Nachfrage der chinesischen Mittelschicht nach „Qualitätsware“ aus Deutschland. Kidsroom-Mitbewerber Windeln.de hat beispielsweise lange Jahre viel Geld mit dem Verkauf von Milchpulver nach China verdient. Deutsche Produkte genießen unter chinesischen Verbrauchern Vertrauen und gelten als Statussymbol: Wer im Reich der Mitte einen BMW oder Mercedes fährt, kauft dazu einen Römer- oder Recaro-Kindersitz.
Platz 8: Sascha Konietzke, CEO und Mitgründer Contentful
Als das in der Digitalszene wohlangesehene Marktforschungsunternehmen CB Insights vor wenigen Wochen in der New York Times eine Liste von 50 Unternehmen veröffentlichte, die bald eine Milliarde US-Dollar wert sein könnten, war nur ein deutsches „Unicorn-in-spe“ dabei: Contentful. In vier Funding-Runden hat das Berliner Start-up bislang insgesamt 78 Millionen US-Dollar von u. a. Salesforce, Benchmark und Balderton eingesammelt.
Beachtlich ist das u. a. auch, weil Contentful ein Content Management System ist. Eigentlich hätte man nicht gedacht, dass in diesem Produktsegment noch Innovationen von solchem Ausmaß möglich sind, dass sich auf deren Basis ein Milliardenunternehmen aufbauen ließe. Sascha Konietzke und seinen beiden Mitgründern scheint das trotzdem zu gelingen.
Konietzke programmierte früher als Freelancer weltweit Apps. Die CMS, die er dabei verwendete, funktionierten nie so, wie er es wollte. Deswegen gründete er 2012 Contentful und fand schnell Kunden wie z. B. Spotify, Heineken und die ARD. Branchenpapst Florian Heinemann erteilte dem Unternehmen im OMR Podcast seinen Segen: „Contentful ist super, weil das Unternehmen vorhergesehen hat, dass es in einer Welt mit multiplen Devices erforderlich ist, dass Content sehr flexibel abgelegt wird.“
Platz 9: #wirsindmehr & #unteilbar
Wer früher eine Bewegung starten wollte, musste über einen langen Zeitraum hinweg Flugblätter verteilen oder hoffen, dass er über Medien oder andere eine Plattform erhält. Heute kann schon ein Hashtag reichen. 2018 sind „Digital Native Movements“ mit #wirsindmehr und #unteilbar auch in Deutschland angekommen.
#wirsindmehr war laut Twitter im vergangenen Jahr der meistgenutzte Debatten-Hashtag. Nach ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz Ende August hatten zwei Bands, Kraftclub und Feine Sahne Fischfilet, nur wenige Tage später ein kostenloses Konzert organisiert, bei dem die Deutschrap- und Rock-Elite auftrat, u.a. Trettmann, Marteria & Casper und die Toten Hosen. Ein Großteil dieser Musiker ist in Ostdeutschland aufgewachsen und wollte ein Zeichen setzen: Wir sind mehr. 65000 kamen aus ganz Deutschland zum Konzert.
Platz 5 der Debatten-Hashtags gehörte #unteilbar, einer Großdemo in Berlin sechs Wochen nach #wirsindmehr, an der 240000 Menschen teilnahmen. Seit August hatte sich ein Bündnis aus mehr als 450 Organisationen, Prominenten und lokalen Gruppen unter dem Motto „Solidarität statt Ausgrenzung – für eine offene und freie Gesellschaft“ geformt. Die Anfänge? Auch hier rein digital.
Platz 10: Su Holder, Podcast-Produzentin
Weil der Podcast ein besonderes Lieblingsmedium von OMR ist, haben wir die gesamte Wettbewerbslandschaft immer fest im Blick. Su Holder ist eine der Hauptakteurinnen der Branche. Sie betreut den Spotify-Podcast Fest & Flauschig, angeblich der erfolgreichste Podcast des Streaming-Dienstes weltweit, und tritt dort als Sidekick von Jan Böhmermann und Olli Schulz auf. Weil sie mindestens genauso gut labern kann wie die Männer, stellt sie in der Rubrik „Partyhopping“ deutschlandweit Clubs vor, in denen sie offenkundig nie gewesen ist. Zum Beispiel im M-Pire Jena, wo sie „richtig gute Saison-Cocktails“ getrunken haben will – „Blaue Gurke und einen Drink, der hieß Meertau, und einen Retro Bellini, aber danach weiß ich dann auch nix mehr“.
Dabei macht Fest & Flauschig nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit aus. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Autorin, Produktionsleiterin und Regisseurin für Rundfunk und TV. Inzwischen führt sie mit zwei Kollegen ihre eigene Produktionsfirma BosePark. Dort produziert sie Podcasts, darunter das Spotify-Format Talk-O-Mat, und weitere Audio- und Video-Produktionen. Sich selbst bezeichnet sie als „Mehrtrick-Pony und Realisations-Genie mit großem Netzwerk“.
Platz 11: Stephanie Caspar , Vorstand Technologie/Daten Axel Springer
Stephanie Caspar ist neben Julia Jäkel von G+J aktuell sicher die wichtigste Konzernmanagerin der deutschen Medienindustrie. Seit Februar 2018 ist sie die erste Frau im Vorstand von Axel Springer. Dort verantwortet die 45-Jährige die Entwicklung des gesamten deutschen Mediengeschäfts, darunter Bild und Welt, der Vermarkter Media Impact und Idealo. Das ist bemerkenswert, weil Caspar eine fast rein digitale Vergangenheit hat: Nach ihrem Berufseinstieg bei McKinsey war sie lange für Ebay, Immobilienscout24 und Otto (Mirapodo) tätig. Zudem verantwortet sie im Vorstand die Themen Technologie und Daten. Sie soll im Blick behalten, wie Springer noch unabhängiger von den US-Digital-Playern werden kann.
Platz 12, Raoul Bracht, CEO von Liebscher & Bracht
Das Familienunternehmen Liebscher & Bracht aus Bad Homburg hat extrem gut verstanden, wie sie ihre Produkte über Facebook, Youtube und andere Plattformen vermarkten können. Und dabei verkauft die Familie kein unkomplexes Produkt, sondern eine Schmerztherapie mit passenden Faszienrollen. Mutter Petra ist die Ärztin, Vater Roland das Gesicht und Sohn Raoul der Macher im Unternehmen. Gemeinsam haben sie zwei Bestseller herausgebracht („Die Arthrose-Lüge“ und „Deutschland hat Rücken“), die sich insgesamt mehr als 500.000 Mal verkauft haben sollen, aber nur ein Teil des Marketing-Mixes sind. Auf Youtube kommt Liebscher & Bracht auf knapp 420.000 Abonnenten und über 70 Millionen Views – und in jedem Video wird auf die Produkte hingewiesen. Das Unternehmen dahinter hat seine Belegschaft innerhalb von 24 Monaten von zehn auf 65 ausgebaut.
Platz 13: Tarek Müller, Mitgründer und CEO About You
Okay, Tarek Müller taucht nicht zum ersten Mal in dieser Liste auf und steht hier auch ein bisschen stellvertretend für den Meilenstein, den sein ganzes About-You-Team 2018 erreicht hat. Nach einer Kapitalerhöhung von 300 Millionen Euro – der Großteil von der Holding Heartland, die dem dänischen Milliardär Anders Horch Povlsen gehört – wird das Fashion-Unternehmen mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet. About You ist jetzt also offiziell ein Einhorn. Selbst mit der Starthilfe durch die Konzernmutter Otto ist das ziemlich beeindruckend. Es zahlt sich wohl aus, dass About You früh und clever in Mobile und Social Commerce investiert hat – die App des Start-ups gehört zu den Klassenbesten der Branche.
Platz 14: Martin Werle und Marius Stolarski, Gründer Juwelkerze
Es war womöglich einer der spektakuläreren Exits des vergangenen Jahres – und kaum jemand hat davon mitbekommen: Im Frühjahr 2018 übernimmt die Private-Equity-Gesellschaft Equistone mit ihrer Beteiligung Galakerzen die Mehrheit an Juwelkerze. Juwelkerzen sind Duftkerzen, in die Modeschmuckstücke eingearbeitet sind, die dann beim Abbrennen freigelegt werden. Das Produkt kostet zwischen 23 und 40 Euro – die Margen dürften „sehr gesund“ sein. Mit cleverem Facebook-Marketing und mit Testimonial Daniela Katzenberger ist es den Gründern Martin Werle und Marius Stolarski (beide kommen aus dem Umfeld des Berliner VC-Fonds Project-A) offenbar gelungen, das Start-up entsprechend groß zu machen. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen sie Juwelkerze für mehr als 50 Millionen Euro verkauft haben.
Platz 15: Valentin Schütt, Gründer wunschgutschein.de
Eigentlich galt der Gutschein-Markt bereits als komplett ausgeschöpft und seit Jahren von zahlreichen Playern besetzt. Dann hatte Valentin Schütt die Idee, eine Art Universal-Gutschein anzubieten, den der oder die Beschenkte bei Partnershops einlösen kann. Über 500 sind es inzwischen, darunter auch so wichtige Dickschiffe wie Amazon, Zalando, Otto, iTunes. Das Konzept kommt an: Wunschgutschein.de ist heute an 60.000 Points of Sales vertreten und konnte 2018 über 50 Millionen Euro umsetzen. 2019 will das Unternehmen die 100-Millionen-Marke knacken. Was das Geschäftsmodell so lukrativ macht? Ein beträchtlicher Teil der Gutscheine wird nie eingelöst. In diesen Fällen erhält Wunschgutschein.de nicht nur eine Vermittler-Provision, sondern den gesamten Umsatz.
Platz 16: Georg Kofler, Mitgründer und CEO Social Chain Group
Schon zu seiner Pro-Sieben-Zeit wollte Georg Kofler Produkte von selbst aufgebauten Marken mittels Teleshopping verkaufen, war aber am Rundfunkrecht gescheitert. Mit der Social Chain Group will der bald 62-Jährige „das Pro Sieben des Social-Media-Zeitalters“ aufbauen. Die Unternehmensgruppe bringt die britischstämmige Agentur Social Chain und deren Viralseiten- und Influencer-Netzwerk mit den Online-Shop-Betreibern 21 Sports Group (Planet Sports) und Lumaland (Ravensberger Matratzen und der Design-Shopping-Club Monoqi) unter ein Dach. Viel Zeit, um zu beweisen, dass das funktioniert, will sich Kofler nicht lassen: 2020 soll das Unternehmen an die Börse gehen und innerhalb von maximal fünf Jahren einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro erwirtschaften.
Platz 17: Ralf Fischer, Geschäftsführer Vertical Ads Group
Dem Affiliate Marketing wird immer mal wieder der Tod vorhergesagt. Der Markt hat sich mittlerweile stark konsolidiert; große Marktplätze haben zuletzt ihre Partnerprogramme stark eingedampft (Zalando) oder die Zahl großer Partner reduziert (Amazon). Umso beachtlicher, dass es Ralf Fischer in diesem Marktumfeld gelungen ist, innerhalb der vergangenen Jahre noch einmal erfolgreich ein Affiliate-Netzwerk aufzubauen. Sogar gleich mehrere: Mit der Vertical Ads Group bündelt der Nürnberger spezialisierte Netzwerke für Telkos (CommunicationAds), Finanzdienstleistungen (FinanceAds) sowie E-Commerce (retailerweb) und beschäftigt 70 Mitarbeiter. Darunter befinden sich mittlerweile auch viele altgediente Branchenrecken: Dino Leupold von Löwenthal (früher Explido und affilinet) beispielsweise, und Hakan Özal (Ex-Zanox).
Platz 18: Marcel Eris alias „Montana Black“, Deutschlands erfolgreichster Twitch-Streamer
Marcel Eris ist (laut eigener Darstellung) mit Anfang 20 drogenabhängig, arbeits- und obdachlos. Er knackt Autos und steigt in Häuser ein. Dann wird er Gaming-Youtuber und nennt sich MontanaBlack. Über die Jahre baut er nicht nur auf Youtube eine Millionenreichweite auf. Im vergangenen Jahr avanciert er im Windschatten des Fortnite-Hypes auch zu Deutschlands erfolgreichstem Streamer bei Twitch. Seine Autobiografie („Vom Junkie zum Youtuber“) ist gerade auf Platz 1 bei Amazon eingestiegen. „Heute nach 6 Jahren Youtube/Twitch 2 Wohnungen gekauft!“ schreibt er auf Twitter. „Ich möchte jedem da draußen danken, der mich all die Jahre supportet, egal auf welche Art.“ Wenig rühmlich hingegen, dass er bei seiner jungen Zielgruppe für umstrittene Online Casinos wirbt – und damit noch heute an der Grenze zur Legalität agiert.
Platz 19: Shirin David, Social-Media-Star und Rapperin
Sie war mal Youtuberin, dann Jurorin bei „Deutschland sucht den Superstar“, später eine weitere Influencerin mit vielen Followern auf Instagram. In den vergangenen Wochen aber ist Shirin David auch als ernstzunehmende Künstlerin in den deutschen Musik-Charts angekommen. Mit ihrem Rap-Song „Gib Ihm“ setzte sie sich an die Spitze der deutschen Single-Charts, viele bezeichnen sie schon jetzt als die deutsche Nicki Minaj. Dabei nutzt Shirin David clever ihre Social-Media-Reichweite (4,5 Millionen Follower bei Instagram, 2,4 Millionen Abonnenten bei Youtube), um Verkäufe und vor allem Streams zu generieren. Ihr Video zum Song verzeichnete bei Youtube allein in den ersten sechs Stunden eine Million Views.
Platz 20: Gabor Steingart, Macher „Morning Briefing“
Gabor Steingart ist schon seit Jahrzehnten im großen „Medien-Game“: Redakteur bei Wirtschaftswoche und Spiegel, Chefredakteur und Herausgeber beim Handelsblatt, zahlreiche Bücher. Aktuell macht Steingart mit den größten deutschen Podcast zu News und aktuellen Ereignissen. Seinen „Morning Briefing“-Newsletter lesen mehr Menschen als die unzähligen Mails bekannterer Medienmarken. Er kann Inhalte, vor allem aber kann er digitale Distribution. Nur Monetarisierung ist für ihn im Moment kein Thema. Aktuell scheint er genügend Geld zu haben, um sich sogar ein größeres Team zu leisten. Werbungtreibende und Vermarkter müssen warten. Vielleicht sogar länger. Gabor will lieber ein Club-Modell.
Platz 21: Thomas Panke, Youtuber „Held der Steine”
Fans von Lego-Bausteinen war der Name Thomas Panke sicher schon länger ein Begriff. Auf seinem Youtube-Kanal „Held der Steine“ (über 230000 Abonnenten) bewertet er seit 2014 neue Sets des Spielzeug-Giganten aus Dänemark und kritisiert Modelle, wenn sie ihm mal nicht gefallen. Wie beliebt der inoffizielle Markenbotschafter in der Lego-Community ist, war dem Konzern offenbar nicht bewusst. Anfang des Jahres schickt er dem Helden der Steine ein Anwaltsschreiben; sein Logo ähnele zu sehr den Original-Bausteinen. Thomas Panke reagiert per Video und zieht Konsequenzen: neues Logo, neben Lego beschäftigt er sich jetzt auch mit anderen Herstellern von Spielzeug-Bausteinen. Die Community feiert ihn für den Schritt. Und den Kunden in seinem kleinen Laden in Frankfurt gefällt’s auch.
Platz 22: Sophia Thiel, digitaler Fitness-Star
Die 23-jährige Sophia Thiel ist eine der erfolgreichsten deutschen Fitness-Influencerinnen. Auf ihrer Website verkauft sie ein Fitness-Programm im Abo. Auf Facebook, Instagram und Youtube folgen ihr über dreieinhalb Millionen Menschen und schauen ihre Workout-Videos, Fotos von ihr in Leggings und Crop-Tops an. In der heutigen Zeit bedeutet das: Thiel ist ein Star, über den Promi-Magazine wie Gala, Bunte und diverse Fernsehsender intensiv berichten. Sie tritt bei großen Branchen-Events wie der Fibo in Köln auf. Sie hat mehrere Kochbücher geschrieben, die wochenlang auf den Bestsellerlisten standen, und verkaufte Sportmode zusammen mit Aldi Süd. Das jüngste Projekt: ein Fitness-Magazin, das ihren Namen trägt, herausgebracht in Partnerschaft mit Bauers Shape. Start-Auflage: 120.000 Stück.
Platz 23: Anna-Beeke Gretemeier, Co-Chefredakteurin Stern
Seit Anfang 2019 ist Anna-Beeke Gretemeier, 32, Co-Chefredakteurin beim Stern. Sie ist so nicht nur die erste Frau auf dieser Position, sondern vermutlich auch die jüngste Person, die je diesen Titel hatte. Kurioserweise fing Gretemeiers Karriere bei Axel Springer an: Sie absolvierte die Akademie und startete dann im Web-TV-Bereich von Bild. Nach einem Zwischenspiel mit einem eigenen Start-up wechselte sie 2014 zu Stern Digital. Eins ihrer Ziele: bei der Content-Distribution agil zu bleiben. Beispiel Facebook: „Was haben wir in den vergangenen Jahren für Sprints hingelegt, um diesen Trends von Facebook hinterherzurennen,“ sagte sie im OMR Media Podcast. „Du musst dich immer wieder auf neue Plattformen einlassen.“
Platz 24: Lea-Sophie Cramer, Gründerin Amorelie
Unter den funkelnden Berliner Gründerinnen glitzert Lea-Sophie Cramer am hellsten: An ihrem Erotikartikel-Onlinehändler Amorelie erkaufte sich Pro Sieben Sat 1 2015 die Mehrheit. Cramer hält noch 2 Prozent am Unternehmen, das inzwischen 92 Millionen Euro wert ist. Elf eigene Marken hat Amorelie entwickelt und vertreibt sie über den Onlineshop, über Toypartys, auf Marktplätzen wie Amazon und bei DM und Media-Markt. Und das alles, obwohl wichtige Onlinemarketing-Kanäle wie Facebook oder Retargeting weiter verschlossen bleiben. „Unternehmerisch ist da noch so viel Potenzial und ich habe Lust, es auszuloten“, sagt Cramer. Daneben sitzt sie noch in Jurys für Erfindershows, fördert auf Instagram Modedesignerinnen und unterstützt Mompreneurs.
Platz 25: Delia Fischer, Gründerin und Geschäftsführerin Westwing
Delia Fischer ist wohl die untypischste Gründerin von allen Rocket Internet Start-ups. Nicht BWL und WHU-Abschluss stehen auf ihrer Vita, sondern ein Modestudium und Berufseinstieg als Elle-Redakteurin. Mit Westwing hat sie quasi eine Marketingplattform für Hersteller von Möbeln und Einrichtungsaccessoires gebaut. Täglich führt der Shopping Club sechs Kampagnen durch und versendet sie per Push-Nachricht und Newsletter. Fischer, 34, hat sich längst als Personal Brand etabliert, auf Instagram folgen ihr 111000 Menschen. Ihr Unternehmen hat im vergangenen Jahr rund 254 Millionen Euro erwirtschaftet und war erstmals profitabel – nun muss nur noch der Börsenkurs nachziehen.
Platz 26: Aleksandr und Jevgenij Borisenko, Gründer Sportspar
Die Geschichte der Sportspar-Gründer hätte man sich kaum besser ausdenken können: Die Zwillingsbrüder, geboren in der ehemaligen Sowjetunion, aufgewachsen in Litauen, kommen 1996 nach Deutschland. Während der Schulzeit fangen sie an, online Sportartikel-Restposten zu verkaufen. Das funktioniert so gut, dass die 2010 dafür gegründete Sportspar GmbH bis heute mehrfach umziehen musste – aus Platzmangel. Jetzt soll auch die 12.000 Quadratmeter große Lagerhalle in Eilenburg bei Leipzig vergrößert werden. Nur den Brexit wollen die Gründer noch abwarten.
Platz 27: Jolanta Baboulidis, Geschäftsführerin Twitter Deutschland
Seit 2011 arbeitet Jolanta Baboulidis an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Positionen für Twitter – nur unterbrochen von einem rund anderthalbjährigen Intermezzo bei Snap in Hamburg. Social-Plattformen scheinen ihr zu liegen. Bisher hat Baboulidis Herausforderungen spielerisch bewältigt: Mit neun Jahren ist sie aus Polen nach Deutschland gekommen und hat hier die deutsche Sprache gelernt. Als Tennis-Talent erhielt sie ein Stipendium an der Gerry-Weber-Akademie, zählte zu den besten 1.000 Spielerinnen der Welt und maß sich mit Julia Görges. Nun will sie als neue Country Directrice bei Twitter wieder mehr Dynamik in den deutschen Markt bringen – und beschränkt sich in ihrer Freizeit auf Yoga.
Platz 28: Capital Bra, Rapper und Instagram-Star
Vor Kurzem führten noch die Beatles die Liste der Künstler mit den meisten Nummer-1-Hits in Deutschland an. Ende März wurden sie verdrängt – von Capital Bra. Der Berliner Rapper mit russischen Wurzeln hat einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. „Capi“ macht alles, was Aufmerksamkeit bringt: Provokationen, öffentliche Trennungsstreits von Geschäftspartnern (Bushido) – alles auf Instagram, wo er mit rund drei Millionen Fans reichweitenstärkster deutscher Rapper ist. Jüngster Coup: Wilde Beleidigungen über Dieter Bohlen, dann Versöhnung mit dem Pop-Titan, gefolgt vom Track „Cherry Lady“. Die zwölfte Single von Capi in zwölf Monaten, die es auf den 1. Platz der Single-Charts geschafft hat …
Platz 29: Julien Walther, Gourmet-Blogger
Was macht man als Internetunternehmer in der Freizeit? Julien Walther diniert in den besten Restaurants der Welt und dokumentiert das akribisch in seinem Blog „Trois Etoiles“ (Drei Sterne). „Frittiertes Ferkelohr mit Gurken und frech-scharfer Würzung. Einer der besten Fleischgänge, die ich je gegessen habe. Ich atme tief durch und spüre nichts als Wohlbehagen und Genuss“, schreibt er zum Beispiel über sein Essen im barcelonischen Spitzenrestaurant ABaC. Der Hamburger Co-Gründer der Dating-Plattform Finya hat bereits 112 von 128 Drei-Sterne-Restaurants weltweit besucht. Gerade ist er au Tokio zurückgekommen, wo er Kugelfisch in sieben Variationen gekostet hat und so genau beschreibt, dass man glaubt, man hätte ihn selbst probiert.
Platz 30: Christoph Gaschler, CEO und Gründer Videobeat
Wer hätte gedacht, dass man heute noch eine Mediaagentur (!) für TV (!!!) gründen und damit erfolgreich sein kann? Christoph Gaschler (Foto) und Co-Gründer Andreas Groke von Videobeat haben das offensichtlich – und zwar erstaunlicherweise mit Recht. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Online-Shops und -Plattformen Direct-Response-Werbung im TV gebucht und nach neuer Denke optimiert. Videobeat bietet diese Praxis als Dienstleistung an: Die Hamburger Agentur nutzt Online als Messkanal und optimiert Spots und Placements auf Basis von Website-Traffic oder generierten Leads. Weil die klassischen Mediaagenturen das offenbar nicht können, kaufen sie zu: Die beiden Videobeat-Inhaber haben ihre Agentur in diesem Jahr an Dentsu Aegis verkauft – wie man hört, zu sehr guten Konditionen.
Platz 31: Slavik und Wadik, Ost Boys
Der Humor der Ost Boys mag derbe und plump wirken. Das fängt schon mit der Beschreibung ihres Youtube-Kanals an: „WIR MACHEN YOUTUBE UM REICH BERÜHMT UND ALLE FÖTZCHEN AUF DER WELT ZU KRIEGEN!!!!!11“. Dennoch werden Slavik und Wadik für ihre Videos aus Berlin-Marzahn vom Feuilleton gefeiert. Als Mischung aus philosophischer Sozialreportage und charmantem, oft brutal unsinnigem Kram. Fakt ist: Die Realsatire von Deutschlands asozialster Webserie ist extrem erfolgreich. Plattform-übergreifend kommt sie auf über zwei Millionen Fans. Features mit Youtube- und Musik-Stars sind häufig, ihr Merchandising läuft.
Platz 32: Katarzyna Mol-Wolf, Inhaberin und Herausgeberin Emotion
Katarzyna („Kasia“) Mol-Wolf kommt mit sieben Jahren aus Polen nach Deutschland, studiert später Jura, geht zu Gruner + Jahr und gründet dort das Psychologie-Magazin Emotion mit – eines von vielen Projekten des Großverlags. In der Weltwirtschaftskrise 2009 soll Emotion eingestellt werden. Da macht die 35-Jährige etwas bei G+J nie Dagewesenes: Sie kauft die Zeitschrift und gründet einen eigenen Verlag. Es brauche ein Medium, „das Frauen stärkt, vernetzt und strahlen lässt“. Was mit sieben Kollegen startet, ist nach zehn Jahren eine facettenreiche Medienmarke mit 48 Mitarbeitern, fünf Zeitschriften, Podcast, Agentur-Unit, Awards und nun dem „Emotion Women’s Day“, in Zusammenarbeit mit OMR.
Platz 33: Stefan Pieprzyk und Cedric Reathi, Gründer 2LiveFashion
Wer auf den Instagram-Kanal von „2LiveFashion Berlin“ geht, sieht reihenweise Fotos von Carlo-Colucci-Pullovern und 90er-Jahre-Mode von Nike, Adidas & Co. Die beiden Berliner Stefan Pieprzyk und Cedric Reathi haben über die Plattform ihr Second-Hand-Business aufgebaut. Zu Beginn verkaufen die beiden nämlich ausschließlich über Instagram. Interessierte Kunden müssen ihnen eine Direktnachricht schicken und erfragen, ob das gute Stück noch da ist. Mittlerweile haben die beiden auch eine eigene Webseite – aber der Social-Commerce-Ansatz hat ihnen in kurzer Zeit über 21.000 Follower auf Instagram eingebracht. Geholfen hat sicher auch, dass beispielsweise Rapper Casper bei 2LiveFashion shoppt und das natürlich auch noch seinen 400.000 Instagram-Fans erzählt hat.
Platz 34: Moritz Stoldt, Moritz Lindner, Jan Wanderer, Severin Gerstenkorn und Leonard Glatzel, Gründer und Betreiber von Reisetopia
Die fünf Studenten haben mit „Reisetopia“ ein Reiseblog der etwas anderen Art aufgebaut. Denn hier geht es nicht um die schönsten Reiseziele oder Städtetipps, sondern um Bonuspunkte und Meilenprogramme. Wer Kreditkartenverträge abschließt, bekommt oft auch Bonuspunkte geschenkt, die er in Flugtickets investieren kann – wo es die meisten gibt, erzählen die Reisetopia-Jungs auf ihrer Webseite. Und sie verdienen kräftig mit. Denn für jeden Leser, den sie zu einem Kreditkartenunternehmen schicken, kassieren sie teilweise mehr als 100 Euro. Ihre Seite kommt auf 500.000 Zugriffe im Monat. Die Jungs sind auf jeden Fall Experten und auch selbst schon einmal für 250 Euro pro Ticket First Class nach Dubai geflogen – dank gesammelter Bonusmeilen.
Platz 35: Mattias Protzman, Gründer und Geschäftsführer Onzu (jetzt Jung von Matt Flow)
In der darbenden Medienbranche heißt es heute immer wieder, Journalisten müssten lernen, unternehmerischer zu denken. Mattias Protzmann macht das schon seit rund 20 Jahren – und zwar relativ radikal, indem er einfach eine Firma nach der anderen baut. Zuerst arbeitete er noch für Spiegel TV, dann gründete er mit Getanet, Contentfleet und Statista (gemeinsam mit anderen) immer wieder Firmen im Bereich Content und Technologie – und verkaufte sie allesamt erfolgreich. 2016 startete er mit Onzu, einer Content-Analytics-Plattform, die den Nutzern enorm schnell und anschaulich zum Beispiel zeigt, welche Unternehmen mit welchen Inhalten auf Instagram & Co erfolgreich sind. Nun hat Jung von Matt Onzu aufgekauft. Den Kaufpreis musste das Gründerteam mit keinen Investoren teilen – weil es keine gab.
Platz 36: Verena Pausder, Gründerin Fox and Sheep, HABA Digitalwerkstätte
Für ihr jüngstes Geschäft macht Verena Pausder kein Marketing, der Word-of-Mouth-Effekt reicht aus: In ihren Digitalwerkstätten lernen Kinder programmieren. Pausder will, dass die Kinder eher wichtiges Handwerkszeug für morgen mitbekommen, „als dass sie bei Instagram einen Filter ändern können“. Das Projekt treibt sie „wie ein Rocket-Start-up“. Daneben ist Pausder Gründerin und Geschäftsführerin des Kinder-App-Anbieters Fox & Sheep. Allein die kostenpflichtige Einschlaf-App „Schlaf gut!“, in der die jungen Nutzer auf einem Bauernhof Tiere ins Bett bringen, wurde weltweit fünf Millionen Mal heruntergeladen. Wegen einer weiteren Initiative von ihr, Startup Teens, war Pausder schon beim Bundespräsidenten eingeladen. Für ihre Digitalwerkstätten schlagen wir sie gerne für das Bundesverdienstkreuz vor.
Platz 37: Can Ansay, Gründer AU-Schein.de
Ein Rechtsanwalt, der ein „Health Start-up“ gründet, dessen Hauptvertriebskanal eine Messaging App ist – und das ist noch nicht mal das Kurioseste an AU-Schein.de. Denn die Hamburger Firma bietet Erkälteten Krankschreibungen per Whatsapp an. Auf der Website klicken Patienten ihre Symptome an und schicken sie verschlüsselt an einen Arzt. Diagnostiziert der eine Erkältung, sendet er dem Patienten gegen eine Zahlung von 9 Euro den Schein per Whatsapp und per Post zu. Die Lockerung des Fernbehandlungsverbots 2018 habe den Service erst möglich gemacht, so Gründer Can Ansay. Die Ärztekammer rät ab. Die Nutzung sei DSGVO-konform, erwidert Ansay, auf zweimal pro Jahr beschränkt und die Krankschreibung gelte nur für drei Tage. Mehr als 3.000 Scheine sollen laut Start-up schon ausgestellt worden sein.
Platz 38: Selim Mohammed, Betreiber Best Trend Videos
r ist quasi Deutschlands „Mr. Video-Views“: Selim Mohammed aus Münster, Kopf hinter dem Viral-Projekt „Best Trend Videos“. Vor allem auf Facebook und Instagram (jeweils rund 1,3 Millionen Fans) erzielt er enorme Reichweiten. In Summe sind es pro Monat laut Tubular Labs über 100 Millionen Views. Wenn es gut läuft, schafft er das auch mal allein auf einer Plattform. Der Content kommt fast ausschließlich von anderen Entertainment-Seiten, die sich über Selims Reichweite freuen – etwa von den Ost Boys (auch im Ranking vertreten). Durch diese Art der Kollaboration hat Selim schon die eine oder andere Seite groß gemacht. Auch in der Rap-Szene ist er gut vernetzt. Und man munkelt, dass er an Erfolgen von einigen Hip-Hop-Newcomern in den vergangenen Jahren nicht ganz unbeteiligt war.
Platz 39: Natascha Wegelin, Madame Moneypenny
Natascha Wegelin gelang es mit Community Building, ein mächtiges Offline-Verkaufs-Tool zu hacken: die Spiegel-Bestseller-Liste. 2016 startete sie ihren Finanzblog über finanzielle Unabhängigkeit für Frauen, Madame Moneypenny. Schnell folgte das gesamte Arsenal, mit dem man eine Personal Brand so auffächert: Newsletter, E-Book, Seminare, Webinare, Podcasts, Live-Streaming auf Instagram und Facebook sowie eine schnell wachsende Facebook-Gruppe nur für Frauen. Mit dem Rowohlt-Verlag als Partner schrieb sie ein zweites Buch und bewarb es in der Community: Wer es auf Amazon vorbestellte, bekam einen Webinar-Platz umsonst. Das Ergebnis: Platz 7 der Spiegel-Bestsellerliste bei der Veröffentlichung.
Platz 40: Henning Wiechers, Gründer und Inhaber Metaflakes
Henning Wiechers’ Laufbahn ist sicherlich eine der kurioseren in der Onlinemarketing-Branche. Eigentlich professioneller Handballer (zwischenzeitlich Nationaltorwart), kommt Wiechers über einen Nachbarn 2003 mit Onlinemarketing in Kontakt. Beide kopieren dann gemeinsam für den deutschen Markt ein US-Vergleichsportal für Dating-Plattformen: Singleboersen-Vergleich.de. Die Seite sieht heute immer noch aus wie vor zehn Jahren und ist trotzdem ein Affiliate-Hidden-Champion. Wiechers gibt nach eigenen Angaben einen fast achtstelligen Betrag im Jahr für Google Adwords aus – generiert am Ende aber auch mutmaßlich einen hoch sechs- bis niedrig siebenstelligen Jahresgewinn (!) damit.
Platz 41: Lucy Cat, Pornostar
Der Name Lucia Katharina Berger sagt vermutlich den wenigsten etwas. Bei Lucy Cat, wie sich die 25-jährige Rostockerin mittlerweile nennt, dürften dann aber schon einige hellhörig werden: Sie war sowohl 2017 als auch 2018 die meistgesuchte deutsche Darstellerin bei Pornhub. Das Besondere: Ihre Beliebtheit basiert dabei nicht nur auf dem klassischen Porno-Handwerk. Lucy Cat baut sich seit Jahren eine Personal Brand abseits des Hardcore-Geschäfts auf. Auf Youtube folgen ihr inzwischen rund 220.000 Fans. Regelmäßig taucht sie bei anderen erfolgreichen Youtubern wie Katja Krasavice, den Ost Boys, Aaron Troschke und dem Internet-Sender Rocket Beans TV auf. Ihre Bekanntheit nutzt sie längst auch für gute Zwecke. So war sie das Gesicht einer Kampagne zur Aufklärung für Hodenkrebs-Früherkennung.
Platz 42: Oliver Wurm, Medienerfinder und Herausgeber „Das GG Magazin“
Der Journalist und Medienunternehmer Oliver Wurm hat im Alleingang die deutsche Verfassung, das Grundgesetz, als Zeitschrift herausgebracht, und es ist ein Verkaufsschlager geworden. Gerade hat er nochmals 50.000 weitere Exemplare nachdrucken lassen. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Wurm ist seit 20 Jahren Magazin-Journalist, „eine Mischung aus Oli Samwer für Medienideen und verrücktem Visionär“ (O-Ton Philipp Westermeyer), und hat im Eigenverlag bereits das neue Testament als Heft verlegt, mehrere Panini-Stickeralben und im vergangenen Jahr drei Fußballmagazine. Die hätten sich „nicht gerade reißend verkauft, wie man sich vorstellen kann“. Wurm ging mit dem „GG“ nochmal ins unternehmerische Risiko – und landete einen Überraschungstreffer.
Platz 43: Sara Urbainczyk, Miriam Wiederer & Marion Scheithauer, Gründerinnen von Echte Mamas
„Keine Mama ist allein. Wir müssen nur zusammenhalten“, steht auf der Homepage von Echte Mamas. Geschrieben haben das Sara Urbainczyk, Miriam Wiederer und Marion Scheithauer, die es in kürzester Zeit geschafft haben, die wohl größte Social Community für Mütter in Deutschland zu erschaffen. Und das vor allem dank des extrem cleveren Aufbaus von Facebook-Gruppen. Rund 100 gibt es davon inzwischen, für Städte, Regionen oder bestimmte Themen. Die allgemeine Facebook-Seite hat über 520.000 Fans. Die Inhalte kommen so gut an, dass es schon eigenes Merch gibt.
Platz 44: Güldane Altekrüger, Back-Influencerin/Bestseller-Autorin
„Abnehmen mit Kuchen und Brot“: In Zeiten der Low-Carb-Manie hat Güldane Altekrüger für ihr erstes Buch aus Marketingsicht einen extrem cleveren Titel gewählt. Die gelernte Event-Managerin ist eine Bilderbuch-Selfmade-Woman. Innerhalb eines Jahres hat sie sich zunächst über Social Media mit Rezepten für kalorienarme Backwaren eine relevante Reichweite aufgebaut – erst über die Community in der Weight-Watchers-App, dann über Instagram. Anschließend hat sie Texte und Fotos für ein Backbuch erstellt, das gesamte Buch ohne Grafik-Vorkenntnisse alleine layoutet und es in Eigenregie auf den Markt gebracht. Über 100.000 Mal hat sich das Buch mittlerweile bereits verkauft.
Platz 45: Markus Kreykenbohm, Kreativchef Kochstrasse
Spätestens seit die ersten großen Plattformen eine GIF-Suche direkt in ihren Chats verfügbar gemacht haben, erlebt das über 30 Jahre alte Grafikformat seinen zweiten Frühling. Die Agentur Kochstrasse hat das offenbar auch mitbekommen und im April 2018 einen eigenen Account auf der GIF-Plattform Giphy erstellt. Erst haben Kreativchef Markus Kreykenbohm und sein Team nur animierte Reaktionen von Kollegen hochgeladen, dann auch bewegte Illustrationen für Präsentationen. Nach rund einem Jahr sind es auf dem Account insgesamt 2.000 GIFs – mit in Summe über 2,2 Milliarden Views. Damit liegt die Agentur aus Hannover mal eben vor Global Playern wie Adidas, Game of Thrones und dem FC Bayern München.
Platz 46: Verena Bahlsen, Kekskonzern-Erbin und Gründerin Hermann’s
Verena Bahlsen repräsentiert die vierte Generation der Hannoveraner Keksdynastie und ist Innovationsberaterin, Markenstrategin und Lebensmittelindustrie-Expertin. Sie will die Branche revolutionieren. „Der Leibniz-Keks bleibt großartig. Unsere Generation aber hat eine neue Aufgabe: Wir müssen uns ändern und sind als Industrie dafür nicht gewappnet“, sagt sie gegenüber Capital. „Alle Innovationen kommen von außen, von Forschern, Restaurants, Bloggern. Dieser Markt ist für die Industrie völlig unsichtbar.“ Deswegen hat sie in Berlin das Hermann’s gegründet, ein Restaurant, das aber auch Plattform im neuen Markt der Food-Start-ups zu Hause sein soll, Brücken zur Industrie schlägt und trotzdem Geld verdient.
Platz 47: Felix Jahnen, Head of Global Digital Marketing, Jägermeister
Es gab mal eine Zeit, da war das Coolste an Jägermeister, dass Metallica sich hinter der Bühne damit betrunken haben. Irgendwie galt der Schnaps dann aber lange als Magenberuhiger für Opa. Mittlerweile ist Jägermeister aber als hippes Getränk in den Clubs dieser Welt angekommen. Großen Anteil daran hat der globale Digitalchef Felix Jahnen, der immer wieder mit seinen Ideen als First Mover auffällt, z.B. 2017 mit einem rappenden Messenger Bot. Er hat die Agentur an Bord geholt, die unter der Leitung des deutschen Marketingteams Highlights wie ein Konzert von US-Megastar Snoop Dogg auf dem Amazon Echo-Smartspeaker eines Jägermeister-Fans ermöglicht hat.
Platz 48: Alessio Avellan Borgmeyer, CEO und Gründer Jodel
Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass wir heute noch über Jodel sprechen? 2014 hat Alessio Avellan Borgmeyer Jodel in den App Store gebracht, einen Klon der US-App Yik Yak. Die Nutzer können anonym posten und die Posts gegenseitig bewerten; der Content wird lokalbasiert ausgespielt. Die User sind wie die Macher zu einem großen Teil Studenten. Der Inhalt? Witzchen, Lebensbeichten, Fotos. Doch während Yik Yak und viele ähnliche US-Plattformen eingestellt worden sind, ist Jodel durch eine sehr aktive Community überaus lebendig. Die Jodel-Macher haben über die Jahre hinweg unbeirrt langsam und stetig das Produkt weiterentwickelt und im vergangenen Jahr mit der Werbevermarktung begonnen. Und wie man hört, soll auch in diesem Bereich bald noch einiges kommen.
Platz 49: Johannes Kliesch und Felix Bauer, Gründer und Geschäftsführer Snocks
Dass Sneaker immer noch eines der angesagtesten Themen im Online-Business sind, lässt sich auch am Erfolg von Snocks ablesen. Und das, obwohl das Start-up gar nicht selber mit trendigen Turnschuhen handelt, sondern vor allem spezielle Socken für Sneaker auf Amazon verkauft. Snocks eben. Die Cousins Johannes Kliesch und Felix Bauer sind beide Mitte 20, waren unzufrieden mit ihrem Job und gründeten ihr eigenes Unternehmen. Die Idee entstand im Oktober 2016 eher durch Zufall, weil Johannes keine passenden Socken für seine neuen Schuhe finden konnte. Dann ging alles relativ schnell, das Gründer-Duo wurde von Amazon in einer globalen Kampagne gefeatured. 2018 peilte Snocks 5 Millionen Euro Umsatz an. Jetzt will das Team, neben der Internationalisierung, vor allem in Brandbuilding investieren.
Platz 50: Elias Vides, Gründer Moonbase
Der 21-jährige Elias Vides erklärt klassischen Online-Marketern, wie die nächste Generation von Marketing-Tools funktioniert: Social Performance Marketing. Den ersten E-Commerce-Shop gründet Vides mit 14 in einem kleinen Dorf in Tirol. Mit 17 bricht er die Schule ab, baut einen Online-Multibrand-Retailer für Supplements auf, rutscht damit in die Privatinsolvenz, startet trotzdem sofort eine Supplement-Marke für Frauen, die dann in nur drei Jahren über Instagram und andere Plattformen einen achtstelligen Umsatz generiert. Inzwischen betreut er mit seiner Social-First-Agentur Moonbase Kunden wie Gymshark, die aktuell wohl erfolgreichste UK-Marke. „Gymshark hat Social in der DNA“, sagt Vides. Unternehmen ohne diese DNA hilft er, sinnvolle Social Teams überhaupt erst einmal aufzubauen.