Wie das Viralportal mit automatisiertem Testing seinen Traffic pusht
„…und was als nächstes geschah, ist unglaublich!“ – Die Überschriften von heftig.co sind mittlerweile in der gesamten Medienbranche berühmt bis berüchtigt. Meist reizen sie im Übermaß die Neugier der Leser, um so viele Klicks wie möglich zu generieren. Beim Verfassen und der Auswahl der Headlines verlassen sich die Macher offenbar nicht nur alleine auf ihre Intuition. Vielmehr haben die heftig-Betreiber im Hintergrund der Seite ein System etabliert, um für jeden Inhalt genau jene Überschrift zu finden, auf die die Leser am stärksten reagieren. „Bei heftig.co werden Headlines durchgetestet, indem 50 bis 100 verschiedene Varianten der Artikel online gestellt und den bestehenden Usern als related Content angezeigt werden. Die Version, die am meisten angeklickt wird, schafft es auf Facebook“, heißt es in einem Blog-Beitrag auf der Website von Kircher Burkhardt. Die Content-Marketing-Agentur hatte die heftig-Macher vor wenigen Wochen zu einem Vortrag eingeladen.
Um die Aussage aus dem Blog-Eintrag noch einmal genauer zu erklären: Für heftig ist Facebook die wichtigste Besucherquelle. Somit ist es für die Seitenbetreiber essenziell, dass jeder Artikel, den sie auf Facebook posten, mit einer Überschrift versehen ist, die Leser so stark wie möglich zum Klicken reizen – denn schließlich können sie nur den Traffic auf ihrer Seite monetarisieren. Um die reaktionsstärkste Headline zu finden, zeigen die Macher den Besuchern ihrer Seite diverse Variationen an. Jene, die die Leser am meisten anklicken, wird innerhalb der nächsten Tage auf Facebook gepostet.
Wir haben einen längeren Blick auf die Website geworfen. Den heftig.co-Besuchern wird bei jedem Seitenaufruf rechts eine Box mit vier weiteren Artikelempfehlungen eingeblendet.
Mit jedem weiteren Seitenaufruf finden sich dort neue Empfehlungen. Wir haben die Seite etwa zehnmal neu geladen, jeweils einen Screenshot gemacht und die uns angezeigten Teaser nach Artikel, auf den sie verweisen, sortiert. Das Ergebnis deutet daraufhin, dass die Macher teilweise wirklich diverse Varianten testen. Dabei unterscheiden sich nicht nur die Überschriften, sondern auch die Bilder der Teaser, wie die für diesen „Artikel“ über einen Hund, der ohne Vorderbeine auf die Welt gekommen ist: Klickt man auf eine Empfehlung, wird der Artikel immer mit der Headline angezeigt, die auch im Teaser zu sehen war:
Teilweise unterscheiden sich die Teaser-Varianten auch nur in der Überschrift, wie bei jenen für diesen Artikel über eine Frau, die Skulpturen aus Buntstiften erstellt.
Bei anderen Artikeln wurden uns mehrfach nur zwei Varianten eines Teasers eingeblendet, die sich alleine in der Bebilderung unterscheiden.
Hier die verschiedenen Teaser-Varianten zu einem Artikel, den die heftig-Macher am nächsten Tag auf Facebook posteten, der alleine aus dem Video eines Poetry Slammers besteht:
Wie der Post bei Facebook andeutet, wurde von den Lesern offensichtlich diese Headline am meisten angeklickt: