Bitcoin-Berater, Polygamie-Gurus & Affiliate-Füchse: Die kuriose Welt der Quora Influencer
Reichweitenstarke Top-Autoren verzeichnen über 200 Millionen Views
- Lieber Philosophisch als trivial
- 37 Millionen Fragen
- Quora soll zwei Milliarden US-Dollar wert sein
- Eine eigene Kaste an Influencern
- Die Abruf-stärksten Autoren auf Quora.com
- „Inder verwandeln Quora in ein Troll-Fest“
- Rechtskonservative Autoren mit enormer Reichweite
- Der indische Premierminister pusht Viswanathans Produkt
- Umstrittener Polyamorie-Guru mit Millionen-Reichweite
- Sean Kernan: Der Finanz-Analyst mit dem „Power Hack“
- Die Abruf-stärksten deutschen Autoren auf Quora.com
- Ein Krypto-Berater, der Portfolios ab $600.000 aufwärts betreut
- Quora-Top-Autor und Blinkist-Affiliate
- Die Abruf-stärksten Autoren auf De.Quora.com
- Wie ein deutscher Student mit Quora Geld verdient
- Siebenstellige Views mit der US-Perspektive von Deutschland
- Mit trockenem Witz zu 1,6 Millionen Views
300 Millionen Besucher verzeichnet die Frage-und-Antwort-Plattform Quora nach eigenen Angaben monatlich. Mit dieser enormen Reichweite in der Hinterhand haben die Plattformbetreiber eine Community einschließlich so genannter Top-Autoren mit Millionenreichweiten aufgebaut. OMR hat die reichweitenstärksten deutschen und internationalen Quora-Nutzer recherchiert. An der Spitze der Rankings stießen wir auf eine kuriose Mischung aus Unternehmern, Nischen-Experten und Glücksrittern, deren Eigeninteressen nicht immer sofort durchschaubar sind.
„Es gibt viele andere Q&A-Portale. Womit wir uns bei Quora immer unterschieden haben, war unser Fokus auf Qualität“, so Adam D’Angelo im Juli 2017 bei einem Interview. D’Angelo war bis 2008 Chief Technology Officer von Facebook und gründete ein Jahr später Quora. „Wir achten darauf, dass auf der Plattform jeder seinen richtigen Namen benutzt, dass wir die Fragen jenen Leuten zeigen, die sie am besten beantworten können. Und wenn eine Antwort geschrieben wurde, zeigen wir sie anderen Nutzern und lassen sie darüber abstimmen, ob diese gut ist.“
Lieber Philosophisch als trivial
Vor allem durch den Fokus auf Nutzer mit realen Namen unterscheidet Quora sich in der Tat von anderen Frage-und-Antwort-Plattformen wie Yahoo Answers oder, in Deutschland, Gutefrage.net. Auf dem Holtzbrinck-Portal Gutefrage.net erkundigen sich die Nutzer schon mal „Wie kocht man Wasser?“, oder stellen andere kuriose Fragen.
Unter den beliebtesten Antworten auf Quora, also jenen, die mehr als 100.000 Mal „upgevoted“ wurden, finden sich demgegenüber solche zu Fragen wie „Als sterbende Person: Welchen Ratschlag würdest Du den Lebenden geben?“, „Was ist der beste Fehler, den Du je gemacht hast?“ oder auch „Welche war die interessanteste Person, die je in einem Flugzeug neben Dir gesessen hat?“
37 Millionen Fragen
Krude Fragen lassen sich jedoch auch auf Quora finden, wie etwa: „Warum muss man seinen Hintern selbst abwischen?“, „Ich will ein guter, höflicher Vampir sein – wie fange ich damit an?“, „Wie viele Tonnen Frauenbrüste gibt es auf der Welt?“ und „Turnt es Mädels ab, wenn sie herausfinden, dass ein Typ eine schrecklich fettleibige Katze besitzt?“. Selbst solche Fragen erhalten auf Quora nicht selten lange und detaillierte – und in diesen Fällen meist augenzwinkernde Antworten, sogar von namhaften öffentlichen Persönlichkeiten wie Andrew Chen vom renommierten US-VC-Fonds Andreessen Horowitz.
Mehr als 37 Millionen Fragen zwischen Banalität und hochphilosophischen Themen sollen auf Quora mutmaßlich mittlerweile zusammengekommen sein. Die Inhalte locken, wie Quora gegenüber Medien erklärt haben soll, 300 Millionen Nutzer pro Monat auf die Plattform. Die meisten davon kommen über Google; Schätzungen des Statistik-Tools Similarweb zufolge macht Suchmaschinen-Traffic rund 80 Prozent aller Quora-Visits aus. Vermutlich wird die Besucherzahl noch steigen: Anfang 2019 haben die Quora-Macher ihre Plattform in acht weiteren Sprachen ins Netz gebracht.
Quora soll zwei Milliarden US-Dollar wert sein
Beim Reichweitenausbau dürfte Quora das Geld von namhaften Wagniskapitalgebern geholfen haben. In vier Funding-Runden hat das Unternehmen laut Crunchbase bislang insgesamt 226 Millionen US-Dollar eingesammelt; zu den Teilhabern gehören u.a. Benchmark Capital, der Founders Fund von Star-Investor Peter Thiel sowie Y Combinator. Die jüngste Funding-Runde soll im April 2017 stattgefunden haben, angeblich auf Basis einer Bewertung von 1,8 Milliarden US-Dollar. Der US-Techblog Recode meldete im Mai 2019, Quora sei mittlerweile mehr als zwei Milliarden US-Dollar wert.
Eines der größten Assets von Quora (mit dem sich die Plattform auch von anderen Q&A-Produkten unterscheidet) dürfte die rege Community sein, die das Unternehmen innerhalb der vergangenen Jahre aufgebaut hat. Zu der gehören augenscheinlich auch diverse Prominente: Nicht nur alle großen Tech-CEOs (von Mark Zuckerberg über Sundar Pichai bis Satya Nadella), sondern auch viele Entertainment-Stars (Musiker wie Steve Aoki, Regisseure wie JJ Abrams und Schauspieler wie Jackie Chan) sowie Politiker (Barack Obama, Justin Trudeau, Hillary Clinton) verfügen über ein Quora-Autoren-Profil.
Eine eigene Kaste an Influencern
Fast noch wichtiger für Quora dürften aber die vielen freien Autoren sein, die Arbeitsbienen-gleich teilweise täglich Fragen auf der Plattform beantworten. Viele von ihnen verfügen über Expertenwissen, viele verfassen liebevoll, mit viel Mühe ausführliche Antworten und ergänzen diese zum Teil mit Bild- oder Videomaterial und Fußnoten. Das Unternehmen tut einiges, um diese Community zu pflegen: Es veranstaltet Community-Treffen, bezahlt mittlerweile im Rahmen eines Partner-Programms (auf Einladungsbasis) manche Autoren für das Stellen von reichweitenstarken Fragen und es zeichnet regelmäßig so genannte „Top-Autoren“ aus und vermittelt diese beispielsweise an namhafte Medien als Gastautoren weiter.
Im Zuge dessen ist auf der Plattform eine ganz eigene Kaste an „Influencern“ entstanden: Top-Autoren mit Millionen-Reichweiten. Drei von OMR erstellte Rankings zeigen, dass zu den reichweitenstärksten Autoren auf Quora auch einige gehören, die nicht nur mehr oder weniger altruistisch ihr Wissen weitergeben möchten, sondern ihre Reichweite auch nutzen, um (für die Nutzer nicht immer auf Anhieb transparent) Eigeninteressen zu verfolgen: Geld zu verdienen etwa, oder auch kaum kontrolliert politischen Einfluss zu nehmen.
Die Abruf-stärksten Autoren auf Quora.com
Rang | Name | Abrufe | Abonnenten |
1 | Balaja Viswanathan | 343,2 Millionen | 530.275 |
2 | Franklin Veaux | 259,6 Millionen | 130.473 |
3 | Sean Kernan | 230,2 Millionen | 210.561 |
4 | Richard Muller | 174,5 Millionen | 302.075 |
5 | Ernest W. Adams | 154,6 Millionen | 77.191 |
6 | Robert Frost | 152,4 Millionen | 251.749 |
7 | Dushka Zapata | 141,8 Millionen | 198.714 |
8 | Dan Holliday | 136,2 Millionen | 108.390 |
9 | Awdhesh Singh | 134,4 Millionen | 267.902 |
10 | Jon Mixon | 131,7 Millionen | 37.191 |
11 | Gordon Miller | 124,5 Millionen | 137.412 |
12 | Kelsey L. Hayes | 109,9 Millionen | 59.187 |
13 | Garrick Saito | 94,2 Millionen | 45.954 |
14 | James Altucher | 93,8 Millionen | 250.983 |
15 | Jay Bazzinotti | 90,4 Millionen | 45.708 |
Stand: 12. August 2019, Recherche von OMR | Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Auf der englischsprachigen Hauptplattform von Quora führt der indische Unternehmer Balaji Viswanathan, Gründer des Unternehmens Invento Robotics, mit weitem Abstand das Ranking an. Mit fast 350 Millionen Gesamtabrufen seiner Antworten liegt er rund 90 Millionen Views vor dem Zweitplatzierten – ein Beleg für die hohe Relevanz der Plattform in Indien. Nach Schätzungen von Similarweb kommt 20 Prozent des Quora-Traffics aus dem südasiatischen Land. Der indische Markt ist damit für Quora nach den USA (28 Prozent Traffic) der zweitgrößte.
„Inder verwandeln Quora in ein Troll-Fest“
Quora ranke in Indien in Googles Suchergebnissen vor allen Dingen zu politischen Fragen weit oben und noch vor großen Medien des Landes, heißt es in einem Artikel der indischen Ausgabe der Huffington Post, der die Headline „Nach Twitter verwandeln Inder nun auch Quora in ein Troll-Fest“ trägt. Nachdem in Indien im Jahr 2014 die Hindu-nationalistische Bharatiya Janata Partei (BJP) die Wahl gewonnen hat und die indische Regierung stellt, habe sich Quora in Indien zu einer Plattform entwickelt, auf der politische Diskussionen rechts des Zentrums blühen und gedeihen, so die beiden verantwortlichen HuffPo-Redakteure.
Ein Beispiel, das die beiden ins Feld führen: Auf Quora erhalten Fragen nach der höchst umstrittenen „Liebes-Jihad“-Legende, laut der Muslime gezielt hinduistische Inderinnen heiraten, um diese zum Islam zu konvertieren, mehr als 100 Antworten mit angeblichen Belegen. Viele davon wurden von anonymen Profilen gepostet, einige verzeichnen mehrere 100.000 Abrufe. Ein paar Klicks entfernt sind auf Quora mehrere Minister der BJP offiziell mit eigenen Profilen aktiv und erhalten teilweise Abrufzahlen im siebenstelligen Bereich.
Rechtskonservative Autoren mit enormer Reichweite
Hinzu kommen diverse „unabhängige“ rechtskonservative indische Top-Autoren mit großen Reichweiten: Deepak Mehta liegt beispielsweise mit 85,6 Millionen Abrufen seiner Antworten auf Platz 17 unseres Reichweiten-Rankings. Im Juni 2019 ist Mehtas Quora-Profil von den Plattformbetreibern kurzzeitig gesperrt worden. Bei Twitter äußerte Mehta selbst die Vermutung, dass die Sperrung darin begründet sei, dass er einen „Quora Space“ (eine Unter-Community rund um ein bestimmtes Thema) eingerichtet hatte, in dem Gewalttaten von Muslimen an Hindus dokumentiert werden sollte. Mittlerweile ist dieser Teil seines Profils gelöscht und Mehta ist wieder aktiv.
Balaj Viswanathan, mit 350 Millionen „Content-Views“ reichweitenstärkster Top-Autor und damit wohl auch die einflussreichste indische Stimme auf Quora, solidarisierte sich nach der Account-Sperrung mit Mehta. Für die Dauer von einer Woche deaktivierte er seinen eigenen Quora-Account als Protest gegen Quoras angebliche Voreingenommenheit gegenüber rechtspolitischen Standpunkten.
Der indische Premierminister pusht Viswanathans Produkt
Viswanathan selbst wirkt in seinen Quora-Antworten eher moderat konservativ. In seinen am häufigsten abgerufenen Antworten auf der Plattform gibt er zwar auch Einblick in sein Leben als Unternehmer, äußert sich aber ebenfalls zu gesellschaftlichen Fragen Indiens und zu politischen und gesellschaftlichen Kontroversen. Sein Ton ist dabei in der Regel ausgleichend und versöhnlich; der Unternehmer macht sich aber auch gemein mit Hindu-nationalistischen Forderungen. So schlägt er etwa vor, dass in einem Jahrzehnten schwelenden Streit zwischen Hindus und Muslimen um ein Stück Baugrund bei der Stadt Ayodhya die Muslime auf ihre Ansprüche verzichten.
Seiner unternehmerischen Karriere haben seine Posts im Geiste der BJP offensichtlich nicht geschadet. 2017 kam der von Viswanathans Unternehmen Invento Robotics produzierte Roboter Mitra öffentlichkeitswirksam bei der Eröffnung einer Unternehmermesse in Hyderabad zum Einsatz. Bedient wurde er von US-Präsidententochter Ivanka Trump und dem indischen Premierminister Narendra Modi (hier im Video).
Umstrittener Polyamorie-Guru mit Millionen-Reichweite
Reichweitenstärkster US-Autor auf Quora ist mit aktuell knapp 260 Millionen Abrufen Franklin Veaux, eine einflussreiche Figur aus der Polyamorie-Szene, deren Mitglieder Liebesbeziehungen mit mehreren Partnern führen. Veaux, der sich auf vielen seiner Fotos mit aufgesetzten Häschen-Ohren ablichten lässt, hat mehrere Bücher geschrieben, u.a. mit dem Ratgeber „More than two“ eine Art „Standardwerk“ der Szene. Veaux schreibt auch erotische Prosa, tritt als Speaker auf und hat ein „Sex-Tech-Unternehmen“ gegründet.
Im Februar 2019 beschuldigten mehrere Frauen Franklin Veaux öffentlich des missbräuchlichen Verhaltens: Der Autor soll den Anschuldigungen zufolge u.a. Psychoterror ausgeübt, die Frauen manipuliert, finanziell ausgenutzt, gegeneinander ausgespielt und ihre geistigen Erkrankungen als Waffe eingesetzt haben, heißt es in einem offenen Brief unter der Überschrift „Polyamories #metoo-Moment“. Deveaux sagte zunächst in einem Statement auf Facebook zu, an einem Aufarbeitungsprozess teilzunehmen. Offenbar hat er diese Zusage nicht eingehalten.
Sean Kernan: Der Finanz-Analyst mit dem „Power Hack“
Sean Kernan, mit 230 Millionen Views auf Platz 3, ist wohl der erste „nicht kontroverse“ Autor im Ranking der reichweitenstärksten Top-Autoren auf Quora. Kernan ist hauptberuflich Finanzanalyst in Florida, schreibt auf Quora aber hauptsächlich über zwischenmenschliche Themen, meist mit einem Quäntchen Humor. Ein Großteil seiner Follower sei aus Indien, so Kernan.
Sein analytischer Hintergrund mag sich zwar weniger in seinen Inhalten niederschlagen. Offenbar hat er Kernan trotzdem verholfen, auf Quora erfolgreich zu werden. Er habe sich genau angeschaut, was gut funktioniert, erklärt Kernan in einem Video in seinem Youtube-Kanal mit dem Titel „A Power Hack for Upvotes on Quora“. Seine Empfehlungen: Autoren sollten alle Antworten, die nicht mindestens einen „Upvote“ pro 40 Abrufen haben, wieder löschen. Trotz solcher Tricks: Kernan ist offenbar bei vielen Mitgliedern der Quora-Community unter dem selbst gegebenen Spitznamen „Son of Quora“ geschätzt. Augenscheinlich ist Quora für ihn ein reines Spaßprojekt, aus dem er keinen weiteren Vorteil zieht – weder finanziell, noch beruflich.
Die Abruf-stärksten deutschen Autoren auf Quora.com
Rang | Name | Abrufe | Abonnenten |
1 | Lukas Schwekendiek | 39,9 Millionen | 49.074 |
2 | Marius Kramer | 35 Millionen | 13.237 |
3 | Niklas Göke | 26,3 Millionen | 50.480 |
4 | Christian Winter | 23 Millionen | 8.583 |
5 | Harun Resit Aydin | 12,9 Millionen | 9.479 |
6 | Frank Kemper | 11,9 Millionen | 2.270 |
7 | Judith Meyer | 11,6 Millionen | 19.044 |
8 | Jens Böttiger | 7,9 Millionen | 4.666 |
8 | Martin Schneider | 7,9 Millionen | 3.269 |
10 | Nick Schön | 7,5 Millionen | 2.594 |
11 | Joachim Pense | 7,1 Millionen | 6.851 |
12 | Tilman Ahr | 6,4 Millionen | 2.464 |
13 | Manfred Kramer | 5,5 Millionen | 707 |
14 | Lutz Enke | 3,7 Millionen | 1.747 |
14 | Jan Meyer | 3,7 Millionen | 816 |
Stand: 12. August 2019, Recherche von OMR | Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
In Deutschland ist Quora laut den beiden SEO-Tools Searchmetrics und Sistrix seit einigen Wochen in der Google-Suche besser sichtbar als Holtzbrincks Q&A-Portal Gutefrage.net (was allerdings eher auf den Sichtbarkeitsabsturz von Gutefrage.net zurückzuführen ist). Wir haben ebenfalls recherchiert, welche deutschen Autoren auf der englischsprachigen Hauptplattform von Quora erfolgreich sind.
Mit knapp 40 Millionen Abrufen auf dem ersten Rang: Lukas Schwekendiek, ein junger Lifecoach aus dem niedersächsischen Hildesheim. Zu seinen Antworten, die auf Quora am häufigsten abgerufen werden, gehören solche auf Fragen wie „Wie kann ich mit einer Stunde pro Tag mein Leben in 30 Tagen besser machen?“, „Wie kann ich leichter Entscheidungen fällen?“ oder „Welche Angewohnheiten haben erfolgreiche Menschen?“. Auf seiner Website bietet Schwekendiek die Buchung von einstündigen Beratungstelefonaten zum Preis von 100 US-Dollar an.
Ein Krypto-Berater, der Portfolios ab $600.000 aufwärts betreut
Marius Kramer auf Rang zwei ist mit 35 Millionen Views auf Quora reichweitenstärkster Autor zu den Themen Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Speziellen. In seinen Antworten geht er auf Fragen ein wie: „In welche Währungen soll ich investieren?“ „Wie wird sich Bitcoin entwickeln?“ Wer Beratung zu seinem persönlichen Krypto-Portfolio wünsche, so Kramer in seinem Profil-Text, der könne sich bei ihm per Mail melden – wenn es um ein Portfolio mit einem Gesamtwert von mindestens 600.000 US-Dollar gehe.
Allen anderen empfiehlt der Krypto-Experte mittels Referral-Link die App „Ember Fund“, über die die Nutzer in Kryptowährungen investieren und ihr Portfolio verwalten können. Die Nutzer können dort auch die Zusammensetzung von Kramers Portfolio und dessen Entwicklung verfolgen. Möglicherweise hat Kramer durch die prominente Platzierung des App-Download-Links in seinem Profil bereits ein wenig Geld verdient: Laut Embers-Fund-Website erhalten jene Nutzer, über deren Referral-Link ein Download zustande kommt, ein Prozent von dem Betrag, den die empfohlenen Nutzer einzahlen – bis zu einer Summe von 500 US-Dollar.
Quora-Top-Autor und Blinkist-Affiliate
Niklas Göke schreibt bei Quora für „Träumer, Macher und unerschrockene Optimisten“, wie es in seinem Profiltext heißt. Damit hat der Münchner bislang 26,3 Millionen Abrufe generieren können. Aktuell promotet er in seinem Profil an erster Stelle ein Abo seines Newsletters „Empty your cup“, mit dem er den Lesern helfen wolle, ein ausgewogeneres Leben zu führen.
Daneben betreibt Göke (und bewirbt auf Quora) seine Seite „Four Minute Books“, auf der er Kurzzusammenfassungen von mehr als 500 Sachbüchern eingestellt hat. An diversen Stellen auf der Website – auf der Startseite, in der Navigation und in jeder Buchzusammenfassung – hat Göke Verweise und Affiliate-Links zu der Plattform Blinkist integriert. Blinkist (Gründer Holger Seim hier im OMR Podcast) wartet für zahlende Nutzer ab 80 Euro pro Jahr mit mehr als 3.000 Buchzusammenfassungen in Text- und Audioform auf. Nach Gökes Angaben haben fast 24.000 Empfänger den Four-Minute-Books-Newsletter abonniert. Nach Schätzungen des Statistik-Tools Similarweb verzeichnete Fourminutebooks.com zuletzt stattliche 190.000 Unique User per Monat.
Die Abruf-stärksten Autoren auf De.Quora.com
Rang | Name | Abrufe | Abonnenten |
1 | Jonas Karwoth | 5 Millionen | 1.195 |
2 | John Grantham | 2,6 Millionen | 2.674 |
3 | Thomas Kossatz | 1,6 Millionen | 280 |
4 | Ernst-Otto Onnasch | 1,4 Millionen | 826 |
5 | Ray Schilling | 1,2 Millionen | 5.805 |
6 | Renate D. Kuhn | 1,1 Millionen | 556 |
7 | Steffen Ganzmann | 1 Million | 154 |
7 | Hans-Peter Schmidt | 1 Million | 284 |
9 | Andreas Fischer | 982.800 | 450 |
10 | Dirk Patze | 951.700 | 490 |
11 | Walter Binder | 939.400 | 159 |
12 | Sigrid Gehring | 918.000 | 195 |
13 | Katharina Rosch | 874.300 | 280 |
14 | Christian R. Vornberg | 808.500 | 593 |
15 | Sascha Atrops | 779.000 | 706 |
Stand: 12. August 2019, Recherche von OMR | Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Seit Juli 2017 existiert Quora unter der Subdomain De.Quora.com auch in einer rein deutschsprachigen Fassung. Mit aktuell fünf Millionen Gesamtabrufen ist Jonas Karwoth reichweitenstärkster Autor der deutschen Quora-Version. Laut seinem Profil ist Karwoth 22 Jahre alt und befindet sich im letzten Semester seines Studiums. Karwoth übersetzt offenbar nahezu ausschließlich beliebte Antworten von der englischsprachigen Hauptplattform ins Deutsche. Die Praxis ist von Quora gewollt; die Antworten werden entsprechend als übersetzt gekennzeichnet, die Originalantwort verlinkt. Trotzdem kommt Karwoths Reichweitenerfolg in der deutschen Quora-Community nicht nur gut an.
Wie ein deutscher Student mit Quora Geld verdient
Die Vermutung liegt äußerst nahe, dass es Karwoths Hauptziel ist, mit seinem Quora-Account im Rahmen des Partnerprogramms der Plattform Geld zu verdienen. Die Teilnahme an dem Programm ist nur auf Einladung von Quora möglich. Aufgabe der teilnehmenden Nutzer ist es, neue Fragen auf der Plattform einzustellen. Wenn diese Antworten erhalten, die von vielen Nutzern gelesen werden, erhalten die Fragenersteller dafür Geld.
Offenbar ist es dabei auch zulässig, dass die Fragenersteller eigene Antworten posten. Karwoth tut dies sehr konsequent: Laut seinem Profil hat der Student bereits mehr als 1.000 Fragen gestellt. Alle anderen Top-Autoren in der Top 10 haben bisher höchstens eine zweistellige Zahl von Fragen gestellt. Karwoth stellt also eigene Fragen bei Quora ein, gibt darauf Antworten, die bereits auf der Hauptplattform erfolgreich waren, und verdient auf diese Weise Geld – wie viel, ist von außen nicht nachvollziehbar. Auf der englischsprachigen Hauptplattform von Quora berichten Autoren davon, dass sie mit ihrer Teilnahme am Partnerprogramm bis zu mittlere dreistellige Beträge pro Monat verdient haben.
Siebenstellige Views mit der US-Perspektive von Deutschland
Mit 2,6 Millionen Abrufen liegt John Grantham auf Platz zwei der reichweitenstärksten Autoren der deutschsprachigen Quora. Der Amerikaner lebt seit 25 Jahren in Deutschland, hat als Grafikdesigner gearbeitet, ist mittlerweile aber aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Seine meist abgerufenen Antworten drehen sich entweder um geschichtliche Themen, oder um die Beziehung zwischen den USA und Deutschland. Der Monty-Python-Fan schreibt informativ und humorvoll darüber, woran er sich als Ausländer in Deutschland nicht gewöhnen kann, warum sich Deutsche weigern, US-Autos zu kaufen, und was man auf keinen Fall tun sollte, wenn man die USA besucht.
Mit ähnlichen Themen, nur aus umgedrehter Perspektive, hat Grantham auf der englischsprachigen Hauptplattform von Quora bislang insgesamt 7,6 Millionen Abrufe generieren können. Über beide Profile trommelt Grantham für sein Patreon-Profil (Patreon war bereits Thema des OMR Briefings), über das ihn Anhänger seiner Texte finanziell unterstützen können. Bislang verzeichnet Grantham dort jedoch erst zwei Abonnenten.
Mit trockenem Witz zu 1,6 Millionen Views
Mit 1,6 Millionen Abrufen liegt Thomas Kossatz in Sachen Reichweite in der deutschsprachigen Version von Quora auf Platz drei. Kossatz nennt sich selbst einen „politikinteressierten Freidenker“. Er beantwortet (in der Regel vergleichsweise kurz und bündig) allgemeine Wissensfragen, kommentiert aber auch politische und gesellschaftliche Ereignisse, meist aus eher linksliberaler Perspektive. Viele von Kossatz‘ am häufigsten abgerufenen Antworten stammen aus den zurückliegenden zwei Monaten.
Ein paar Worte zur Methodik: Wir haben mit mehreren Keyword-Kombinationen Google nach den reichweitenstärksten Quora-Profilen durchsucht. Gleichzeitig sind wir die Listen jener Autoren durchgegangen, die Quora bislang als Top-Autoren ausgezeichnet hat. Haben wir ein reichweitenstarkes Profil übersehen, das ins Ranking gehört? Schreibt uns gerne eine Nachricht, dann ergänzen wir die Liste.