Wie Staffbase-Gründer Martin Böhringer in Chemnitz ein neues SAP bauen will
Was Salesforce und Workday für Sales und HR sind, soll Staffbase für interne Kommunikation werden
- Die Deutsche Post setzt auf Staffbase
- „Chemnitz hat einen großen Talent-Pool“
- Das sind die Themen des OMR Podcasts mit Martin Böhringer im Überblick:
Deutsche Milliarden-Startups entstehen in der Regel in München oder Berlin. Staffbase sitzt in Chemnitz. Geschadet hat es dem Unternehmen nicht. Inzwischen setzen sogar die großen US-Tech-Konzerne wie Google auf die deutsche Lösung für interne Kommunikation. Im OMR Podcast erklärt Martin Böhringer, wie er Staffbase zum Category Leader für interne Kommunikation machen will und warum das Narrativ eines Unternehmens die zentrale Ressource der Zukunft sein wird.
Wenn Martin Böhringer über den Sinn von Staffbase spricht, geht es nicht nur um Kantinen- und Schichtpläne. Die kann man mit der Software zwar auch verwalten. Doch bei ihm geht es um das große Ganze, das Narrativ. Der Gründer des Chemnitzer Startups ist überzeugt, dass dies die zentrale Ressource der Zukunft von Unternehmen sei: „Was ist die Story, die deine Mitarbeiter, deine Kunden, deine Investoren überhaupt von dir sehen?“ Und gemäß dieses Anspruchs ist natürlich auch Staffbase nicht einfach nur eine Lösung für die interne Kommunikation von Unternehmen. Für den Sales-Bereich hat sich aus Sicht von Martin Böhringer Salesforce als zentrale Lösung etabliert, für den Human-Ressources-Bereich sei es Workday. Staffbase solle diese Lösung für den Bereich Kommunikation sein.
Es ist ein Narrativ, das aus einem Startup aus Chemnitz einen potenziellen Weltkonzern macht. Sollte das klappen, wäre es nach SAP die wohl größte deutsche digitale Erfolgsgeschichte, die abseits der großen Ballungszentren entstanden ist. 2014 hat Martin Böhringer Staffbase gemeinsam mit Lutz Gerlach und Frank Wolf gegründet. Inzwischen ist daraus ein Unternehmen mit rund 800 Mitarbeitenden und einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro geworden. Ein Einhorn. Zu den Kunden zählen große Tech-Konzerne wie Google, zu den Investoren unter anderem die weltweit agierende Private-Equity-Gesellschaft General Atlantic (hier geht es zum OMR Podcast mit Deutschland-Chef Jörn Nikolay). 2023 soll das Annual Recurring Revenue, also der jährlich wiederkehrende Umsatz, die 100-Millionen-Euro-Marke durchbrechen.
Die Deutsche Post setzt auf Staffbase
Gestartet ist Staffbase als Mitarbeitenden-App, inzwischen versteht das Unternehmen sein Produkt als Kommunikationsplattform. Das Ziel ist es, dass die interne Kommunikation vom einfachen Arbeiter bis zur Chefetage jeden im Unternehmen erreicht. Speziell bei eher dezentral agierenden Unternehmen ist das oft eine Herausforderung. Staffbase bietet unternehmen dazu eine Infrastruktur, mit der diese eigens auf das Unternehmen zugeschnittene Apps betreiben können. Eine solche App kommt beispielsweise beim Dax-Konzern Deutsche Post zum Einsatz, dessen Postbot*innen und DHL-Fahrer*innen quasi permanent außerhalb des eigenen Unternehmens unterwegs sind.
„Unsere ersten Kunden waren Unternehmen, die typischerweise nicht in Berlin-Mitte sitzen, sondern irgendwo – also typische German Hidden Champions – ein Dorf, eine Fabrikhalle, ein Weltmarktführer“, erzählt Martin Böhringer im OMR Podcast. Diese hätten sehr früh verstanden, dass sie eine schnellere Möglichkeit brauchen, um mit ihren Mitarbeitenden in Kontakt zu treten. Die App enthält dabei einerseits die für Mitarbeitende wichtigen Informationen wie eben den Schicht- oder Kantinenplan. Sie ermöglicht aber auch die direkte Kommunikation ins Unternehmen hinein. Sinnvoll ist die Lösung von Staffbase aus Sicht von Böhringer daher auch eher für große Unternehmen, die nicht mal eben das gesamte Team im Konferenzraum versammeln können: „Ab 1.000 Mitarbeitenden geht es los, die idealen Kunden haben 10.000 oder mehr Mitarbeitende“, sagt Martin Böhringer.
„Chemnitz hat einen großen Talent-Pool“
Auch Staffbase ist inzwischen relativ dezentral aufgestellt. Izwischen hat das sächsische Unternehmen unter anderem auch ein Büro in Berlin und New York. Ein Umzug des Firmensitzes kam für die Gründer allerdings nicht infrage, denn auch dort sieht Martin Böhringer weiterhin viel Potenzial: „Du rekrutierst nicht nach Chemnitz rein, du rekrutierst in Chemnitz – und da gibt es einen großen Talent-Pool.“ Natürlich weiß auch der Staffbase-Gründer um die Probleme in der Stadt, als es in Chemnitz vor einigen Jahren zu Ausschreitungen Rechtsextremer kam, bezog er unaufgefordert dagegen Stellung. Dennoch verteidigt er seine Heimat: „Klar ist die typische Stadtgesellschaft in einer sächsischen Kleinstadt eine andere als in Berlin-Mitte – aber hier wohnen ja auch nicht nur Arschlöcher.“
Mit der früheren Eiskunstläuferin Katarina Witt, dem Ex-Fußball-Nationalspieler Michael Ballack und der Band Kraftklub hat die Stadt sogar etliche Prominente hervorgebracht.“Das ist ja auch absurd eigentlich, dass du eine Stadt hast mit 240.000 Einwohnern, die irgendwie so ein mieses Schmuddel-Image hat – und trotzdem hast du eine ganze Reihe von Leuten, die richtig cool sind“, sagt Martin Böhringer.
Im OMR Podcast verrät der Staffbase-Gründer außerdem, warum er trotz Rezessionsängsten und Zinswende weiterhin stark in sein Unternehmen investiert und optimistisch bleibt – und warum für das Startup ausgerechnet ein Basketball-Spiel in Chemnitz rund um die Weihnachtstage ein wichtiger Recruiting-Kanal geworden ist.
Das sind die Themen des OMR Podcasts mit Martin Böhringer im Überblick:
- Vom Social-Media-Forscher zum Startup-Gründer (00:03:20)
- Wie Staffbase funktioniert und warum es anders als Slack ist (00:11:45)
- So entwickelt sich der Umsatz bei Staffbase (00:23:00)
- Wie das Chemnitzer Startup neue Kunden gewinnt (00:28:45)
- Diese Geldgeber helfen beim Aufbau zum Category Leader (00:34:00)
- Warum Chemnitz mehr zu bieten hat als sein Ruf (00:43:50)
- Was Michael Ballack im Staffbase-Büro wollte (00:50:45)
- Ein Basketball-Spiel als Rekrutierungschance (00:58:00)