Deal unter Löwen: Georg Koflers Social Chain AG übernimmt Ralf Dümmels DS Gruppe

Die Social-Commerce-Firma zahlt 220,5 Millionen Euro für den Handelszulieferer

Georg Kofler und Ralf Dümmel
Georg Kofler (links) und Ralf Dümmel (Fotos: Vox/TVNow/Boris Breuer & Stefan Goenveld, Montage: OMR)
Inhalt
  1. Discounter-Aktionsware meets Social Commerce
  2. Wie viel Wachstumspotenzial steckt noch in DS?
  3. Knackt Social Chain in zwei Jahren die Umsatzmilliarde?

Erst vor Kurzem investierten die beiden Unternehmer und Höhle-der-Löwen-Juroren Ralf Dümmel und Georg Kofler erstmals gemeinsam in ein Startup (den Katzenspielzeughersteller Catlabs) – aber den weitaus größeren Deal schlossen beide jetzt offenbar unter Ausschluss der Fernsehkameras ab: Koflers Social Chain übernimmt Dümmels DS Gruppe komplett, wie beide Unternehmen heute bekannt gaben. Der Gesamtkaufpreis soll 220,5 Millionen Euro betragen, 100 Millionen in bar und der Rest in Aktien an der Social Chain AG. Dümmel wird als Chief Product Officer Teil des Vorstands der Social Chain AG.

Die DS Gruppe mit Hauptsitz in Stapelfeld bei Hamburg beliefert seit Jahren Handelsgrößen wie Aldi, Lidl oder Tchibo, aber auch Versandhändler und Teleshopping-Sender mit Non-Food-Konsumgütern u.a. aus den Bereichen Küche, Haushalt, Garten, Fitness, Kleidung und Lebensmittel. Nach eigenen Angaben verfügt die DS Gruppe über mehr als 700 Marken, eingetragene Designs, Patente und Gebrauchsmuster und bietet mehr als 4.000 Produkte an. Zu der Firmengruppe (die unter dem Namen DS Holding GmbH firmiert) gehören mehrere Unternehmen, die beispielsweise jeweils Private-Label-Artikel ein- und verkaufen, in Hong Kong bei asiatischen Produzenten die Qualität der Ware sichern, auch eigene Online-Shops betreiben oder die DS Produkte auf zahlreichen Online-Marktplätzen vertreiben.

Discounter-Aktionsware meets Social Commerce

Die Unternehmensgruppe beschäftigt nach eigenen Angaben 550 Mitarbeitende und rechnet 2021 mit einem Jahresumsatz von mehr als 270 Millionen Euro. Mehrheitseigner der DS Gruppe ist die Erbengemeinschaft von Gründer Dieter Schwarz (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gründer der Schwarz-Gruppe, zu der u.a. Lidl und Kaufland gehören); Ralf Dümmel ist geschäftsführender Gesellschafter. Der 54-Jährige ist 1988 als elfter Mitarbeiter in die 1973 gegründete Firma eingestiegen und hat das Unternehmen gemeinsam mit Dieter Schwarz aufgebaut (die ganze Geschichte hier in einer Folge des OMR Podcasts aus dem Jahr 2017).

Während die DS Gruppe eher aus der „alten Welt“ von stationärem Handel und TV kommt, ist Social Chain Georg Koflers Wette auf den Social Commerce, das Teleshopping des Digitalzeitalters (wir hatten bereits 2018 über Social Chain berichtet; im Mai 2021 war Georg Kofler auch im OMR Podcast zu Gast). Zu dem Portfolio des Unternehmens gehören mehrere Marken und Online-Shops wie beispielsweise der Home- and Living-Accessoire-Anbieter Lumaland, Ravensberger Matratzen und der „Superfood“-Shop Koro. Hinzu kommen eigene Social Communities sowie Partnerschaften mit namhaften Influencern wie Stefanie Giesinger und Julia Beautx, die die notwendige Aufmerksamkeit für die Produkte sichern und den Abverkauf ankurbeln sollen.

Wie viel Wachstumspotenzial steckt noch in DS?

Für Social Chain könnte die Übernahme der DS Gruppe ein wichtiger Schritt zu einer größeren Diversifizierung sein. Dem Vernehmen nach wurde bei der Social-Commerce-Firma zuletzt ein großer Teil des Erfolges und Wachstums von dem Superfood-Anbieter Koro getragen (hier Geschäftsführer Piran Asci zu Gast im OMR Podcast). Nun kauft Social Chain mit der DS Gruppe jede Menge Umsatz hinzu. Die Herausforderung dabei: Das Geschäft von DS ist seit Jahren etabliert, aber kein typisches digitales Wachstumsgeschäft. Im Jahr 2017 hatte Ralf Dümmel im OMR Podcast den Umsatz des Unternehmens mit 250 Millionen Euro beziffert; für 2021 prognostiziert das Unternehmen nach eigener Angabe einen Umsatz von 270 Millionen Euro. Es bleibt abzuwarten, welche Wachstumsraten in den kommenden Jahren erreicht werden können. 

Offenbar erhofft sich die Social Chain AG dadurch mehr Wachstum, dass sowohl nach der Übernahme Produkte der Social-Chain-Group stärker in den Handel gebracht als auch DS Produkte über digitale Kanäle vermarktet werden. „Social Chain und die DS Gruppe ergänzen sich perfekt“, so Social Chain CEO Wanja S. Oberhof in der offiziellen Pressemitteilung zum Deal (Georg Kofler ist heute Aufsichtsratsvorsitzender und größter Einzelaktionär von Social Chain). „Das umfassende Marken- und Produktportfolio der DS Gruppe ist prädestiniert für die Direktvermarktung an Endkunden über Social Commerce. Gleichzeitig stärken die vielfältigen Vertriebswege der DS Gruppe die Absatzchancen der bestehenden Social Chain Eigenmarken“, so Oberhof weiter. „Für die DS Gruppe ist der Deal ein Brückenschlag in die Zukunft“, so Ralf Dümmel.

Knackt Social Chain in zwei Jahren die Umsatzmilliarde?

Nachdem die Social Chain AG zuletzt für das Jahr 2021 einen Umsatz von 350 Millionen Euro angepeilt hatte, rechnet das Unternehmen nach der Übernahme der DS Gruppe nun mit einem Jahresumsatz von 620 Millionen Euro (proforma-konsolidiert). Noch im laufenden Jahr sollen die Aktien der Social Chain AG im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet werden. Für das Geschäftsjahr 2023 erwartet die Social Chain AG nach eigenen Angaben – vor allem durch die Integration der DS Gruppe – erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Euro.

Und was geschieht mit der Jurortätigkeit von Ralf Dümmel und Georg Kofler in der Vox-Sendung Die Höhle der Löwen? Kann es dem Sender wirklich recht sein, wenn künftig zwei Löwen von ein und derselben Firmengruppe in der Sendung vertreten sind? „Das müssen Vox und die Produktionsfirma Sony entscheiden“, so eine DS-Sprecherin auf Anfrage von OMR – die aktuelle Staffel sei ja bereits abgedreht. Da sich Kofler aktuell einen Jurorenplatz mit Teleshopping-Queen Judith Williams teilt und Ralf Dümmel der weitaus aktivere Löwe ist, ist es durchaus vorstellbar, dass Kofler aus der Löwenriege ausscheiden muss.

Die Höhle der Löwen
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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