F**k! 15.000 Euro in weniger als einer Woche verbrannt – Unser Adtech-Portfolio bricht ein

Torben Lux13.8.2015
Portfolio Titel
Inhalt
  1. Yume, Millennial, Rocket Fuel: Deshalb haben diese Unternehmen gerade Probleme an der Börse und warum wir trotzdem optimistisch bleiben
  2. Adtech-Quartalsergebnisse sorgen für Kurseinbrüche
  3. Weitere Sorgenkinder und trotzdem ausreichend Gründe für Optimismus
  4. Es ist nicht alles schwarz im Adtech-Land

Yume, Millennial, Rocket Fuel: Deshalb haben diese Unternehmen gerade Probleme an der Börse und warum wir trotzdem optimistisch bleiben

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Vor genau einer Woche haben wir an dieser Stelle darüber spekuliert, warum Criteos Aktienkurs ziemlich plötzlich um fast zehn Prozent eingebrochen war. Jetzt haben unter der Woche weitere Adtech-Player Quartalsergebnisse veröffentlicht – und mussten ebenfalls teils sehr starke Wertverluste an der Börse in Kauf nehmen. Unterm Strich haben wir mit unserem Adtech-Portfolio so innerhalb nur weniger Tage etwa 15.000 Euro „verloren“. Was ist der Grund für diese Entwicklung? Und was sagt sie über die Branche aus? Ein Erklärungsversuch.  

Zur Erinnerung: Ende August 2014 hatten wir in acht Adtech-Unternehmen investiert (weil wir an die Branche glauben) und stellten Euch unser Rockstars-Aktien-Portfolio vor. Die Entwicklung in den ersten Wochen und Monaten sah richtig gut aus und Ende November legten wir mit Facebook noch einmal nach, so dass wir teilweise mit über 30 Prozent im Plus lagen. Heute, rund ein Jahr später, sind wir zwar immer noch mit etwa 14 Prozent bzw. 19.000 Euro im Plus (den aktuellen Status des Portfolios könnt Ihr Euch jederzeit in der rechten Spalte auf der Destop-Version unserer Seite anschauen), jedoch entspricht dieser Wert nahezu eins zu eins der Kursentwicklung der Facebook-Aktie. Hätten wir es bei den ursprünglich acht Adtech-Unternehmen belassen, wären wir heute ziemlich genau bei plus/minus null.

Adtech-Quartalsergebnisse sorgen für Kurseinbrüche

Ein Grund dafür sind die bereits angesprochenen aktuellen Veröffentlichungen von Quartalsergebnissen. Anfang der Woche gab beispielsweise der 2004 gegründete Anbieter für Video-Advertising YuMe etwas enttäuschende Zahlen bekannt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte demnach die Kundenanzahl zwar um 32 Prozent gesteigert werden, dafür stagnierte der Umsatz bei 40,4 Millionen Dollar und der Bilanzverlust stieg um über 50 Prozent auf 5,8 Millionen Dollar. Als eine der Ursachen nennt YuMe den kürzlichen Launch des eigenen Programmatic-Video-Marketplace und die damit verbundenen Investitionen. Als Strafe gibt es mit aktuell 3,50 Dollar pro Share auch gleich ein Allzeittief an der Börse, was in unserem Adtech-Portfolio mit einem Minus von etwa 1.900 Euro zu Buche schlägt.

Der Verlauf der YuMe-Aktie seit dem Börsengang im August 2013.

Der Verlauf der YuMe-Aktie seit dem Börsengang im August 2013.

Auch das Mobile-Advertising-Unternehmen Millenial Media, bei dem wir investiert haben, veröffentlichte vor wenigen Tagen das Quartalsergebnis. Und auch hier gab es schwierige Nachrichten. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank der Umsatz um 1,5 Millionen auf 65,8 Millionen US-Dollar, der Bilanzverlust stieg für den gleichen Zeitraum von 15,1 auf 15,5 Millionen Dollar. Bislang eigentlich undenkbar, dass ein „Adtech-Startup“ sinkende Umsätze zeigt. Das hinterlässt Spuren in unserem Adtech-Portfolio: 38 Prozent ging der Wert der Millenial-Aktie seit unserem Investment zurück, macht einen „Verlust“ von rund 3.800 Euro.

Weitere Sorgenkinder und trotzdem ausreichend Gründe für Optimismus

Neben diesen beiden Unternehmen gibt es noch weitere Player aus unserem Portfolio, deren Tendenz an der Börse eher negativ ist und durch jüngste Quartalsergebnisse noch verstärkt wird: Marin Software (- 53 Prozent seit unserem Investment), Tremor Video (- 10 Prozent) und Rocket Fuel (- 45 Prozent). Auf der anderen Seite stehen Criteo (wie letzte Woche beschrieben, aktuell bei + 84 Prozent seit unserem Invest), TubeMogul (+ 2,6 Prozent) und Rubicon Project (+ 85 Prozent), die zwar alle aktuell ebenfalls ein wenig zu kämpfen haben, für uns aber trotzdem teils sehr gute Investments darstellen. Und eins ist sicher: Natürlich sind wir immer noch felsenfest von dieser Branche überzeugt und schätzen all diese Unternehmen sehr. Sonst hätten wir wohl kaum so viel Geld in die Hand genommen. Trotzdem wollen wir natürlich verstehen, was neben teils zwar unbefriedigenden aber meist nicht dramatischen Bilanzentwicklungen noch dafür sorgt, dass wir gerade diesen kleinen „Adtech-Crash“ beobachten können.

So sieht unser Adtech-Portfolio aktuell aus.

Der Business Insider macht bei der Suche nach Gründen für den Absturz der Kurse tiefliegende Probleme aus. Derzeit schmerzt vor allem, dass Google und Facebook eigenes Adtech-Know-how aufbauen und einkaufen. Es ist einfach unglaublich schwer, mit solchen Unternehmen Schritt zu halten – erst recht, wenn die von Käufer- bis Verkäuferseite alle Adtech-Aufgaben leisten. Advertiser können so mit einem Ansprechpartner die wichtigsten Plattformen im Online Marketing nutzen. Facebook und Google entwickeln sogenannte „Walled Gardens“, auf deren Inventare kein anderes Unternehmen Zugriff hat. Für die Adtech-Unternehmen in unserem Portfolio bleibt die Branche aber kompliziert und das erschreckt die Investoren. Zwischen dem Advertiser und der ausgespielten Werbung liegen viele Mittelsmänner und schwer zu durchblickende Technologien. Wie soll ein Investor wissen, auf welches Pferd er setzen soll, welches Adtech-Unternehmen für die Zukunft gerüstet ist?

Es ist nicht alles schwarz im Adtech-Land

Gleichzeitig gibt es unglaublich viele Unternehmen in dem Sektor, die kaum voneinander zu unterscheiden sind und größtenteils die gleichen Services anbieten. In der bekannten Übersicht von Luma Partners zeigt sich, wie viele Firmen um Kunden kämpfen. Welcher Fondsmanager versteht schon diese Branche? Gleichzeitig hat sie auch noch mit technischen Problemen zu kämpfen: Themen wie Viewability, Malvertising und Betrügereien mit verkauften Ads, die nie bei den Nutzern ankommen, haben das Vertrauen vieler Marketer erschüttert. Adtech-Unternehmen müssen deshalb viel Geld in ihre Transparenz investieren und sind immer stärker verantwortlich für das Inventar, das sie verkaufen. Und natürlich schwebt die alte Sorge um die Verbreitung der Adblocker über allem. Die Nutzung am Desktop steigt seit Jahren und mit iOS 9 kommt die Funktion in den Safari-Browser auf iPhones und iPads.

Screenshot Lumascape Aber warum ist der Glaube an unser Investment immer noch da? Zuerst einmal steigen die Ausgaben für Online Marketing weiter stark. Da bleibt selbst neben Riesen wie Facebook und Google genug Platz für Unternehmen, die Milliarden verdienen können. Für Marketer macht es keinen Sinn, alles auf die Facebook- oder Google-Karte zu setzen, Werbegelder werden also weiter verteilt – oftmals auf drei bis vier Partner. Im Großen und Ganzen steckt die Adtech-Branche einfach noch in den Kinderschuhen, einige der betroffenen Firmen sind erst seit Kurzem an der Börse, da gehören Kursschwankungen dazu. Wir werden also nicht in Panik ausbrechen und weiter beobachten, wie es mit dem Adtech-Portfolio weitergeht.

Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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