Wieso Trump-Merchandise im Internet gerade durch die Decke geht

Florian Heide18.7.2024

Vom Shirt über Schlüsselanhänger bis zum Dosenkühler: Online-Händler machen mit einem jetzt schon ikonischen Foto von Donald Trump eine schnelle Mark. Das steckt dahinter.

Inhalt
  1. Etsy wird zum Trump-Fanshop
  2. Trump-Merch-Boom bei Amazon
  3. Wahlkampffinanzierung über Merchandise
  4. China verbannt Shirts aus Shops

Gerade einmal fünf Tage ist es her, dass auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ein Mordanschlag verübt wurde. Seitdem geht das Foto eines AP-Fotografen um die Welt, das er nur wenige Sekunden nach den Schüssen aufgenommen hat: Trump mit blutverschmiertem Gesicht vor der amerikanischen Flagge, umringt von Sicherheitsleuten, hebt erhobenen Hauptes die Siegesfaust in Richtung seines Publikums. Mittlerweile werden im Internet unzählige Produkte mit dem Motiv angeboten, vom Shirt bis zum Dosenkühler. Was steck dahinter?

Es ist vielleicht das Foto seines Lebens. Evan Vucci ist Fotograf für die internationalen Presseagentur AP und lebt in Washington. Er schießt am vergangenen Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania das Foto, von dem manche behaupten, es habe die Präsidentschaftswahl bereits entschieden. Doch Trump ist nicht der einzige, der von dem Foto profitiert.

Seit dem vergangenen Wochenende machen sich auch eifrige Online-Unternehmer*innen die Geste der Siegesfaust zunutze. Den Anfang machte China. Nur drei Stunden nach dem Anschlag tauchen auf chinesischen E-Commerce-Plattform wie JD und Taobao erste T-Shirts mit dem Bild auf, zum Preis von sieben US-Dollar. Eine 25-jährige Taobao-Händlerin sagt gegenüber der South China Morning Post, sie habe binnen weniger Stunden über 2.000 Bestellungen erhalten.

Etsy wird zum Trump-Fanshop

Mittlerweile reagieren auch Händler außerhalb Chinas auf die explodierende Nachfrage. Die US-amerikanische DIY-Verkaufsplattform Etsy hat sich kurzerhand in eine Art Trump-Merchandise-Store verwandelt: Auf endlosen Seiten findet sich Shirts und Poster, aber auch Dosenkühler und Schlüsselanhänger mit dem Motiv.

Ähnlich sieht es auf Redbubble aus, einem US-amerikanischen Online-Marktplatz für Print-On-Demand-Produkte. Wer nach dem Trump-Merch sucht, bekommt Sticker für die Wasserflasche, Shirts mit der Aufschrift "Liberals can't shoot. For shit" und Caps mit dem Schriftzug "You missed, Fuckers" angeboten.

Angebot auf Etsy: Eine Cap mit "You missed, Fu**ers" Aufschrift

Trump-Merch-Boom bei Amazon

Die Nachfrage scheint vorhanden: In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist die Zahl der Google-Suchen nach dem Stichwort "Trump T-Shirt" in den USA explodiert. In Deutschland zeichnet sich seit dem Sonntagmorgen eine extreme Nachfrage ab, also zu dem Zeitpunkt, als die Meldung sich hierzulande gerade in den Medien verbreitete.

Bei Amazon USA ist das "Donald Trump 2024 Survived Shot At Election Rally T-Shirt" am Dienstagmorgen auf dem ersten Platz in der Kategorie "Neue Shirts". Produkte wie Tassen, Mützen und Poster mit dem Motiv - letztere für satte 90 Dollar – sind mittlerweile aber auch im deutschen Amazon verfügbar. Manche Händler nutzen dafür den Merch-on-Demand-Service von Amazon.

Wahlkampffinanzierung über Merchandise

Trump selbst profitiert indirekt auch von dem Boom um seinen Merchandise. Neben Online-Händlern wissen nämlich auch rechte Influencer das Momentum zu nutzen. Etwa die "Hodge Twins", ein konservatives Comedy-Duo aus den USA mit mehr als drei Millionen Youtube-Subscribern. Die verkaufen seit Samstagnacht ein Shirt mit dem Motiv und der Aufschrift “FIGHT! FIGHT! FIGHT!” für rund 30 US-Dollar. Allerdings geht es ihnen nicht um ihr eigenes Geld. Sie spenden laut eigener Aussage auf X den gesamten Gewinn an Trumps Wahlkampfkasse.

Legal sein dürfte das nicht, schließlich haben vermutlich nur die wenigsten Online-Anbieter Lizenzverträge mit den Urhebern geschlossen haben. Die Rechte des Fotos liegen bei Associated Press, der Presseagentur, für die auch Evan Vucci arbeitet, der das Foto geschossen hat. AP macht gegenüber der Nachrichtenwebseite Axios deutlich, dass die Urheberrechte dort liegen und man diese Rechte auch durchsetzen will.

China verbannt Shirts aus Shops

Die chinesischen Plattformen wie Taobao oder JD haben die Shirts mittlerweile wieder aus dem Sortiment genommen. Ob der Grund dafür Urheberrechtsverletzungen ist, ist nicht klar. Die BBC sieht eher den seit Jahren andauernden Handelskrieg zwischen China und den USA als ausschlaggebend für die Entscheidung der chinesischen Regierung.

Im Westen lassen sich die Produkte auf den meisten E-Commerce-Plattformen bisher jedenfalls noch kaufen. Sogar auf Kleinanzeigen.de, für 25 Euro und natürlich "hochqualitativ gedruckt und in exzellentem Material". Was bei den Superlativen fast so klingt, als hätte Trump selbst die Beschreibung geschrieben.

Donald TrumpE-CommerceMerchandising
Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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