So missbrauchen Affiliates die Accounts von Usern bei Facebook

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„Gewinne, Gewinne, Gewinne“: Schickt uns Eure skurrilste Affiliate-Marketing-Geschichte, für den Sieger gibt’s Tickets

facebook_kaper_quer Ein Chat-Fenster poppt auf, in dem Euch ein Freund einen Link zu einem iPad-Gewinnspiel schickt. Doch die Nachricht stammt gar nicht von Eurem Kontakt, sondern von jemandem, der sich offensichtlich Zugang zum Account Eures Freundes verschafft hat. – Dieses Phänomen kursiert derzeit bei Facebook. Hinter solchen Praktiken steht mittlerweile offenbar ein eigener kleiner Wirtschaftszweig. facebook_chat_spam„Eine tolle Art, eine neues iPad zu gewinnen“ oder „Braucht jemand ein neues iPad?“ lauten die Nachrichten, die offenbar mittels einer automatisierten Chat-Software über die gehackten Facebook-Accounts verschickt werden. Der beigefügte Link führt über eine Weiterleitung zu Websites mit kryptischen URLs wie 869275.com oder 842755.com. Auf der Website angekommen, werden die Besucher aufgefordert, eine Preisfrage zu beantworten („Wer produziert das iPad? Apple, Microsoft oder Sony?“). Nach deren Beantwortung werden die User auf eine weitere Seite (ausgewaehlter-gewinner.de) weitergeleitet. Dort sollen sie sich einen Gewinn aussuchen (neben dem iPad stehen auch ein iMac und ein iPhone zur Auswahl) und anschließend Name, Vorname und E-Mail-Adresse angeben.

Betrieben wird die „Ausgewählter Gewinner“-Website laut Impressum von Planet 49, einem Frankfurter Anbieter von Lead- und Adressgenerierung. Offensichtlich nutzt das Unternehmen die Website, um E-Mail-Adressen von Verbrauchern abzufischen. Anzunehmen ist, dass ein Affiliate-Partner des Unternehmens pro vermittelte E-Mail-Adresse eine Provision kassiert.

Wie sich der Affiliate Zugang zu den Nutzerkontos verschafft, ist unklar. Herangetragen wurde die Geschichte an uns durch einen Leser. Der von ihm mitgeschickte Screenshot zeigt offenbar keinen Einzelfall: Auch das Blog Mimikama schreibt über das Phänomen.

Branche mit 200 Millionen US-Dollar Umsatz?

Affiliate Marketing bei Facebook ist offenbar keine Seltenheit, doch bisher wurden dafür keine Accounts gekapert, sondern über Fanseiten Affiliate-Links gepostet. Experten schätzen, dass Marketer mit dieser Praxis bei Facebook jährlich insgesamt 200 Millionen US-Dollar verdienen. „Die Spam-Poster bekommen durchschnittlich 13 US-Dollar für Posts auf Seiten, die mehr als 30.000 Fans haben, und bis zu 58 US-Dollar für Posts, die mehr als 100.000 Fans haben“, sagte der italienische Marktforscher Carlo De Micheli gegenüber dem britischen Guardian. Er hatte gemeinsam mit Andrea Stroppa mehrere hunderttausend Facebook-Posts analysiert.

facebook_spam_funbookSurft man die laut Socialbakers größten deutschen Community-Seiten bei Facebook ab, erhärtet sich der Eindruck, dass Affiliate Marketing bei Facebook schon ein eigener kleiner Industriezweig geworden ist. Auf diversen der Community-Seiten finden sich ebenfalls Affiliate-Links zu Amazon und Ebay (siehe Screenshot). Die Seite „Dinge, die die Welt nicht braucht“ postet sogar nur Links zu kuriosen Produkten bei den beiden Online-Marktplätzen. Wird über die Facebook-Seite ein User zu Amazon geführt, der auch einen Kauf abschließt, erhält der Betreiber der Facebook-Seite dafür eine Provision.

Erst in der vergangenen Woche hatten wir darüber berichtet, wie Affiliates die Reichweite von neuen Plattformen wie Snapchat und Tinder nutzen, um Klicks zu generieren. Wir wollen diese Serie nun fortsetzen und rufen Euch deswegen dazu auf, uns die skurrilsten, dreistesten und listigsten Affiliate-Marketing-Beispiele, die ihr kennt, zuzuschicken. Den krassesten Fall belohnen wir mit zwei Tickets für unsere Rockstars Aftershow am 10. September in Köln!

Einsendeschluß ist Ende dieser Woche!

Update: Wir haben bei Facebook nachgefragt, ob es erlaubt ist, auf Facebook-Seiten Affiliate Links zu posten. Ein Sprecher antwortete uns: „Affilate Links müssen von uns, also dem Facebook-Ansprechpartner, bewertet und freigegeben werden, sonst verstoßen sie gegen unsere AGB.“

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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