Brudiletten.de: Das ist die lustigste Nischenseite im Netz – und sie ist sogar erfolgreich
Wie ein Münchner SEO mit bescheuerten Texten bei Google punktet
- Suche nach einer Hip-Hop-Nische
- SEO-Erfolg dank Content
- Witzige Texte bringen Aufmerksamkeit
- Trotz ausverkauftem Produkt Affiliate-Einnahmen
- Ständige Anpassung und Kontakt zu den Machern
Noch immer versuchen viele Online-Marketing-Glücksritter sich mit Nischenseiten ein paar Euros dazu zu verdienen, doch besonders bei beliebten Keywords ist der Markt umkämpft. Andreas Zaharescu hat eine noch unentdeckte Nische gefunden und füllt diese extrem clever: Auf Brudiletten.de preist er mit äußerst amüsanten Texten im „Chabo“-Slang Badeschlappen des Rappers Haftbefehl an, verdient damit ein hübsches Taschengeld und hat es mit der Seite sogar schon in den Playboy geschafft.
Wenn der Rapper Haftbefehl eine Klamottenkollektion auf den Markt wirft, ist das Interesse seiner Fans natürlich groß. Dass sich aber seine Brudiletten – Badelatschen mit der Aufschrift „Brudi“, Haftbefehl-Sprache für Freundchen – ständig ausverkauft sind, hätte kaum jemand erwartet. Die Latschen, die von den BSTN-Jungs Christian „Fu“ Boszczyk und Dusan „Duki“ Cvetkovic (hier bei uns im OMR Podcast) entworfen wurden, sollen in den nächsten Tagen in einer neuen Kollektion erscheinen. Dann würde Andreas Zaharescu mit seiner Affiliate-Seite Brudiletten.de sicher wieder davon profitieren.
Wir hatten an dieser Stelle auch schon des Öfteren über Nischenseiten berichtet. Dabei handelt es sich um Webseiten-Projekte, deren Macher sich voll auf ein Thema konzentrieren und ihren Content auf passende Keywords optimieren, um so vor allem über Suchmaschinen Traffic zu verzeichnen. Umsätze erzeugen sie meist, indem sie zum Thema passende Produkte vorstellen und die Besucher auf Amazon oder andere Online-Shops leiten, um eine Affiliate-Provision zu kassieren.
Suche nach einer Hip-Hop-Nische
„Ich bin das erste Mal vor sechs oder sieben Jahren mit Nischenseiten in Kontakt gekommen – seitdem vor allem als Texter. Brudiletten.de war dann mein erstes komplett eigenes Projekt“, sagt Andreas Zaharescu zu OMR. Der 31-jährige aus München ist eigentlich SEO-Freelancer und berät kleine und mittelständische Unternehmen, betreibt mittlerweile aber insgesamt acht Nischenseiten. Die erfolgreichste sei eindeutig Brudiletten.de. „Ich habe schon immer Hip-Hop gehört und da lag es nahe, sich eine Hip-Hop-Nische zu suchen. Auf dem Thema ist viel Interesse und die Konkurrenz noch relativ klein“, sagt er.
„Zuerst habe ich mit dem Tool KWFinder ein paar Keywords rund um Hip-Hop analysiert und bin auf das hohe Suchvolumen von Brudiletten gestoßen.“ Anfang 2017 startet er dann mit Brudiletten.de. „Damals war die Kollektion schon auf dem Markt, aber komplett ausverkauft. Die Seite zog dann richtig an, als die Badelatschen für zwei bis drei Monate wieder verfügbar waren“, sagt Zaharescu. Er baut für jede Brudiletten-Farbe eine eigene Unterseite mit Affiliate-Link zu Amazon, um so nebenbei ein paar Euro zu verdienen.
SEO-Erfolg dank Content
Jetzt blieb nur die klassische Frage nach dem Erstellen einer Nischenseite: Wo soll der Traffic herkommen? Für viele Betreiber solcher Affiliate-Seiten sind Besucher von Suchmaschinen das A und O. uch Zaharescu setzt komplett auf die Optimierung des Search-Kanals – nur auf eine etwas andere Art. Er baut keine Keyword-getriebenen Marketing-Texte: „Mein SEO-Hebel war auf jeden Fall der Content. Das Problem: Wie soll ich spannende Texte über Badelatschen schreiben? Ich habe dann komplett auf den Jugendslang der Zielgruppe gesetzt und auch eher für die Leser geschrieben als für SEO. Trotzdem hat das ganz gut gezogen.“
Seit dem Start habe Brudiletten.de über 100.000 Besucher verzeichnet, aktuell steige die Besucherzahl kontinuierlich und liege in den letzten 30 Tagen bei durchschnittlich 550 pro Tag. 79 Prozent des Traffics komme organisch über Search, 16 Prozent direkt, der Rest verteile sich auf Social-Kanäle. Die Seite kommt auf 156 Top-3-Positionen, 165 Top-10-Positionen und 662 Top-50-Positionen auf verschiedenste Keywords bei Google. Das sind keine Zahlen, die Begeisterungsstürme auslösen, aber für eine Nischenseite, die gerade ein Jahr alt geworden ist, immerhin ein achtbares Ergebnis.
Witzige Texte bringen Aufmerksamkeit
Das eigentliche Highlight sind dann auch nicht die Traffic-Zahlen oder der doch recht altbackene Look der Seite, sondern die Inhalte auf dem dazugehörigen „Brudi Blog“. Hier findet der eigentliche Content der Seite statt. Zaharescu erfindet regelmäßig „Brudi Stories Für Azzlacks, Chabos und Chayas!“ (Hier gibt’s passend dazu das Lexikon für die Begriffe). Hier schreibt er Texte wie „10 krasse Brudi Fakten“ (Nr.4 Brudiletten sind Cabrios für Füße!) oder stellt in einem Diagramm den Zusammenhang zwischen Lebenserfolg und Anzahl von Brudiletten her – natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Bestückt sind die Artikel natürlich mit einer Menge Affiliate-Links zu Amazon. Das sei zu Beginn viel Aufwand gewesen, mittlerweile stecke er aber weniger als eine halbe Stunde pro Woche in die Seite.
Das mit dem Jugendslang bekommt Zaharescu auch mit wenig Aufwand ganz gut hin. Da schreibt er mal über die Königskette: „Echte Ehernmänner tragen diesen Sommer, Herbst, Winter und Frühling, Königskette in Gold, Silber, Bronze oder Platin!“ Oder er nimmt sich der Bedeutung des Begriffs „Azzlack“ (aus Haftbefehl-Texten bekannt) an: „Der Begriff Azzlack (Falsch:Azlack oder Aslak) wird häufig in der Jugendsprache verwendet und setzt sich, laut Aussage des einzig kredibilen Baba Haft (Schöpfer des Begriffs und Gründer des Streetwear Modelabels Chabos), aus den beiden meist verwendeten Worten der deutschen Sprache zusammen.“
Aktiv Linkaufbau habe er von Beginn an kaum betrieben – nur ein paar Links in typischen Foren und Verzeichnissen gesetzt. Allerdings sind zum Teil auch große Medien aufgesprungen. Vor Kurzem landete die Brudilette in einer Top-Badelatschen-Liste auf Playboy.de. Der Link unter dem Produkt führt aber nicht in den offiziellen Shop sondern auf Brudiletten.de.
Trotz ausverkauftem Produkt Affiliate-Einnahmen
Bleibt ein Problem: Die Brudiletten sind weiter ständig ausverkauft. Derzeit gibt es im offiziellen Shop noch die pinke und die türkise Variante in großen Größen. „Um auch bei einem ausverkauften Produkt weiter Conversions zu generieren, biete ich die besten Badelatschen-Alternativen und weitere Produkte vom Brudiletten-Hersteller ‚Chabos IIVII'“, sagt Zaharescu. Er hat auf seiner Seite mittlerweile eine Unterkategorie mit weiteren Chabo-Produkten wie Hoodies und Trainingshosen eingerichtet. Unter jede ausverkauften Brudiletten-Version hat er seinen Artikel mit den zehn besten Badelatschen-Alternativen – inklusive Basteltipp für DIY-Brudiletten – gepackt.
Dank dieser Kniffe komme Zaharescu auf eine durchschnittliche Click-Through-Rate auf der gesamten Seite von 53 Prozent. „Trotz ausverkaufter Brudiletten liegt meine Conversion auf Amazon bei 4,9 Prozent aktuell“, sagt er. Damit mache er derzeit vierstellige Affiliate-Umsätze pro Jahr. Wenn Brudiletten mal verfügbar sind, seien es aber auch direkt vierstellige Umsätze innerhalb von zwei Monaten.
Ständige Anpassung und Kontakt zu den Machern
Zaharescus Hebel, um den Klick-Erfolg der Seite zu erhöhen? „Während des ersten Jahres von Brudiletten.de habe ich durchgängig auf Conversion-Rate optimiert. Mit Hotjar (Tool, um die Bewegung von Seitennutzern anzuzeigen, d. Red.) konnte ich das Verhalten der Besucher analysieren und die Seite entprechend umbauen.“ So sei die Leiste mit den Brudiletten-Modellen zunächst in der rechten Spalte der Seite platziert gewesen. Bessere Klickzahlen habe es dann aber auf die Platzierung über den Seiteninhalten gegeben.
„Durch Auswertung der Amazon-Affiliate-Daten habe ich auch gemerkt, wie viele weibliche Besucher meine Seite offenbar hat. Jetzt werde ich nicht mehr nur Inhalte für die „Brudis“ machen, auch die „Schwestis“ sollen nicht zu kurz kommen“, sagt Zaharescu. Ein Hinweis auf viele weibliche Nutzer seien Einkäufe von Sommerkleidern und Beauty-Artikeln auf Amazon gewesen.
Mittlerweile sind übrigens auch die Verantwortlichen des Brudiletten-Labels „Chabos IIVII“ auf Zaharescus Projekt aufmerksam geworden. Haftbefehls Shop wird betrieben von Warner Music. Insgesamt sei der Austausch aber extrem positiv gewesen. Auf Facebook schreibt Zaharescu selbst: „Gegen Weihnachten erhielt ich dann eine Whatsapp-Nachricht von Haftbefehls Modelabel. Ich muss gestehen, dass ich etwas Muffensausen bezüglich einer Abmahnung hatte. Glücklicherweise entpuppten sich Haftbefehl und sein Modelabel als Fans der Seite und es sprangen auch gleich ein paar Gästelistenplätze für ein Konzert und Anfragen bezüglich weiterer Texte dabei raus.“
Von der neuen Kollektion habe Andreas Zaharescu erste Artikelbilder zu sehen bekommen, er steht mit seiner Seite auch schon in den Startlöchern: Die neuen Brudiletten sollen in den nächsten Tagen auf den Markt kommen.