Fernseh-Traffic: Das passiert, wenn Du Deinen Shop in der „Höhle der Löwen“ vorstellst
Wir haben Andreas Graap von „Ella & Paul“ nach seinem Auftritt in der Gründer-Show interviewt
1,84 Millionen Zuschauer sollen am gestrigen Dienstag die Sendung „Die Höhle der Löwen“ bei Vox verfolgt haben. Welche Abstrahleffekte ins Web gibt es, wenn ein Teilnehmer der Sendung seinen Online-Shop live im Fernsehen vorstellt? „Höhle der Löwen“-Teilnehmer Andreas Graap von „Ella & Paul“ hat uns erzählt, wie viele Besucher er auf seiner Website während der gestrigen Sendung verzeichnete, was er aus der Erfahrung gelernt hat und welche Online-Marketing-Techniken er künftig zur Vermarktung von Kinderliedern nutzen will. Graap stellte in der Sendung „Ella & Paul“ vor: einen Online-Shop, bei dem Eltern Kuscheltiereinzelstücke kaufen können, die wie Zeichnungen ihrer Kinder aussehen – zum Preis von 89 Euro pro Stück. Das war offenbar den meisten zu viel; im Jahr 2013 gingen nur 250 Bestellungen ein. Diverse Versuche, die Produktion günstiger zu gestalten, scheiterten. Auch die „Löwen“, also die Investoren der Sendung, sahen darin eine zu große Hürde (hier die gestrige Sendung bei Vox Now). Graap hat den Shop deswegen im Zeitraum zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung eingestellt. Über Ellapaul.de will er aber nun eine neue Idee promoten – und hat dafür den gestrigen Traffic-Ansturm genutzt.
Wie hat sich Dein Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ auf den Traffic von Ellapaul.de niedergeschlagen? Andreas Graap: „Der ist natürlich durch die Decke gegangen. Laut Google Analytics waren in der Spitze rund 4.400 Leute gleichzeitig auf der Seite. Am gesamten Ausstrahlungstag waren es 19.500 Unique User. In den Tagen davor hatten wir täglich kaum 100 Besucher; da war auf der Seite ja auch nur ein inaktiver Shop, in dem man nicht mehr bestellen konnte. Am Ausstrahlungstag kamen dann schon vor Sendestart durch Vorankündigungen und Berichterstattung 2.500 Besucher. Heute, am Tag danach, ist der Traffic auch deutlich höher. Bis 11:30 Uhr kamen 4.500 Besucher.“
Während der Sendung streamte Graap seinen Google-Analytics-Account live ins Netz Haben die Server den gestrigen Ansturm gut bewältigt?
Graap: „Die Seite war schon zeitweise recht langsam, einige User hatten wohl einen Time-out – und das, obwohl ich vorgebaut hatte. Zum einen habe ich die Seite am Sendungstag in eine statische Seite umgebaut, so dass keine Datenbanken abgefragt werden müssen, es keine PHP-Elemente gibt, etc. Außerdem hatte ich bei meinem Hoster einen ‚Überlastungsschutz’ in Form eines zusätzlichen Servers gebucht. Das hat offensichtlich nicht ganz gereicht, deswegen würde ich das heute sicherlich anders machen und die Seite vielleicht in die Cloud legen.“
Ich nehme an, ein Großteil des Traffics kam über mobile Geräte?
Graap: „Ja. Am Sendetag haben 52 Prozent die Website über ein Smartphone und 21 Prozent über ein Tablet aufgerufen.“
Wie sind die Nutzer auf Ellapaul.de gelangt – haben sie die Seite direkt aufgerufen?
Graap: „Vox hat die URL ja nicht eingeblendet; ich habe sie nur einmal gesagt. So kamen 55 Prozent der Besucher über Google. Den größten Teil der Keywords hat mir Google nicht übermittelt. Die, die mir angezeigt werden, sind größtenteils Brand Searches – ‚ella paul kuscheltiere’ liegt dabei sogar vor ‚ella paul’ alleine. Die Zahl der Besucher, die über direct type-in kamen, lag niedriger: bei 35 Prozent. Über Vox selbst verzeichne ich quasi keinen Traffic, die haben die Seite aber auch nicht verlinkt.“
Habt Ihr neue Facebook-Fans gewonnen?
Graap: „Ja, gestern waren das 700; jetzt liegen wir bei fast 3.300 Fans. Mit dem Like-Button unter dem Video auf der Website liket man auch nicht das Video, sondern unsere Seite.“
Laut offizieller Quote verzeichnete die Sendung insgesamt 1,84 Millionen Zuschauer. Bist du zufrieden damit, wie viele davon den Weg auf Deine Seite gefunden haben?
Graap: „Ich hätte gedacht, dass das Publikum von ‚Höhle der Löwen’ schon online-affiner ist und beim Fernsehen mehr Smartphones und Tablets nutzt. Wenn man die Relation zu der Gesamtzuschauerzahl sieht, muss ich schon sagen, dass ich noch mehr Traffic erwartet habe.“
Was hast Du durch die Sache in puncto Websites und Online Marketing gelernt?
Graap: „Zunächst einmal, dass es nicht ganz einfach ist, solche Traffic-Volumina mit technischen Ressourcen aufzufangen. Aber auch, dass in solch einem Fall große Teile des Traffics alles andere als relevant sind: Die Absprungrate war enorm hoch. Das liegt zum Teil daran, dass kein Shop mehr auf der Seite ist, ist aber auch dem Format geschuldet. Weil die Zielgruppe wenig relevant ist, war der Traffic auch schwer zu konvertieren. Ich habe mit einem prominent platzierten Button versucht, für einen neu eingerichteten Youtube-Kanal für Kinderlieder Abonnenten zu gewinnen. Das hat aber leider nicht so gut funktioniert; bis jetzt sind es erst 58 Abonnenten.“
Du hast die Idee des Kuscheltier-Shops aufgegeben und hast nun auf Kinderlieder umgeschwenkt – wie kam das zustande?
Graap: „Bei der Kuscheltier-Produktion lagen Aufwand und Ertrag einfach in keinem vernünftigen Verhältnis. Eine Reaktivierung des Shops kommt deswegen für mich nicht in Frage, höchstens noch ein Verkauf. Auf die neue Idee kam ich kurzfristig vor der Ausstrahlung und erneut durch meine Kinder, weil ich gesehen habe, wie die bei Kinderliedern direkt mitsingen und -tanzen. Außerdem ist Musik für Kinder in der Musikbranche noch einer der wenigen Wachstumsmärkte. Ich will in diesen Bereich mit einem Online-Marketing-Ansatz reingehen, indem ich schaue, welche Themen gesucht werden und darauf abgestimmt Songs produziere. In der Vermarktung will ich erst einmal auf Youtube setzen und dort Reichweite und Views aufbauen, weil ich glaube, dass dort die Zukunft liegt. Später ist dann auch die Kombination mit klassischen Vermarktungswegen wie iTunes, CDs und DVDs denkbar.“
Welches Fazit ziehst für Dich aus dem Erlebnis „Die Höhle der Löwen“?
Graap: „Zum einen muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Sendung ein Unterhaltungsformat ist. Die Aufzeichnung dauerte eine halbe Stunde – in einem solchen Zeitraum lässt sich nicht einmal die halbe Wahrheit abbilden und auch keine seriöse Investitionsentscheidung treffen. Da kann es höchstens um eine Willensbekundung gehen. Meine Intention war es aber auch sowieso eher, die Reichweite auszunutzen; ich wollte gar nicht unbedingt einen Investor finden. Zum anderen habe ich viel Feedback über alle möglichen Kanäle bekommen. Dadurch habe ich gemerkt, wie schnell sich Menschen eine Meinung und ein Urteil bilden, obwohl sie viele Hintergründe gar nicht kennen. Aber 95 Prozent der Rückmeldungen sind positiv – und allen kann man es sowieso nicht recht machen.“
Andreas, wir danken Dir für das Gespräch!