Cashback mit Creatorn: Warum das Modell von Zave.it bislang nicht aufgegangen ist

Florian Rinke28.11.2024

Geld ausgeben und parallel sparen – klingt nach einem No-Brainer. Die Realität ist kniffliger.

Screenshot: Youtube
Wenige Tage nach dem Release seiner App freut sich Creator Dave über das große Interesse. Screenshot: Youtube
Inhalt
  1. Klarna und Co.: Alle machen Cashback
  2. Ausgaben aus dem Marketing-Budget
  3. "Das Zave.it-Team braucht Zeit"
  4. Spenden an Vereine und Organisationen
  5. Geschenk-Gutscheine mit Rückvergütung

Mit Cashback-Apps kann man beim Einkaufen Geld sparen. Trotzdem nutzen in Deutschland nur wenige die Angebote. Zuletzt gab es dennoch viele Versuche, das Thema zu pushen. Neue Apps wie Zave.it kamen genauso auf den Markt wie Angebote von großen Fintech-Playern wie Trade Republic und Klarna. Die Pläne klingen verlockend – doch im Alltag stellen sich selbst vielversprechende Konzepte als Herausforderung heraus.

Mit diesen Zahlen hätte selbst David Henrichs nicht gerechnet: Sechs Stunden nach dem Launch haben 100.000 Nutzende seine App Zave.it heruntergeladen. Nach 72 Stunden sind es 200.000. Und nach drei Monaten ist bereits die Marke von 350.000 Nutzenden geknackt. In den Download-Charts belegt die Cashback-App Zave.it im Herbst 2023 Top-Plätze. Mehr noch: Es ist der bislang erfolgreichste Launch einer deutschen App überhaupt – sagt David Henrichs jedenfalls. In mehreren Videos hat David Henrichs den Start der App Zave.it thematisiert. Er erklärt darin, wie viel Geld er in die Idee investiert hat, wie die Firmenbewertung von angeblich sechs Millionen Euro zustande kommt und wie ein Hackerangriff fast den Release der App verhindert hätte. Es ist die perfekt orchestrierte Marketing-Kampagne für ein Produkt, das eigentlich gar nicht so neu ist: eine Cashback-App. 

Wer die App beim Online-Shopping nutzt, bekommt einen kleinen Prozentsatz der ausgegebenen Summe am Ende wieder gutgeschrieben. Ab einem bestimmten Betrag kann man sich das Geld dann auszahlen lassen. Besonderer Clou bei Zave.it: Nutzer*innen bekommen nicht nur Cashback, wenn sie die App beim Online-Shopping nutzen, sondern können parallel auch einen Creator unterstützen, der ebenfalls finanziell belohnt wird, wenn die Supporter irgendwo shoppen. Zum Start sind neben David Henrichs, der sich bei Youtube & Co. Dave nennt, auch bekannte Creator und Kanäle wie Knossi, Fritz Meinecke oder Finanzfluss dabei. Doch ein Jahr später ist die Anfangseuphorie verflogen.

Klarna und Co.: Alle machen Cashback

Vor rund zehn Jahren waren eine Reihe von Startups an den Start gegangen, weil man überzeugt war, dass Cashback in Europa genauso viel Potenzial hat wie in den USA, dem Cashback-Vorreiterland. Doch die große Revolution blieb aus, nach und nach konsolidierte sich der Markt. Mit Atolls (ehemals Global Savings Group) entstand ein großer Player, der nach und nach auch durch Übernahmen weiter wuchs. In Deutschland ist das Unternehmen unter anderem mit seiner Cashback-App Shoop bekannt. Das Thema blieb dennoch in der Nische. Die Deutschen und Cashback, das schien einfach nicht zu passen.

Allerdings: Nicht nur Zave.it versucht das aktuell zu ändern. Es gab rund um den Launch der App eine ganze Reihe von ganz unterschiedlichen Versuchen, neue Kund*innen mit dem Thema zu locken: Mit Shopback startete Ende 2023 nur wenige Tage nach Zave.it ein asiatischer Cashback-Player in Deutschland. Als der Neobroker Trade Republic Anfang des Jahres eine Art Girokonto startet, gibt es bald darauf auch eine Cashback-Funktion, die sich "Saveback" nennt. Dabei erhalten Kund*innen bei Zahlungen mit der neuen Trade-Republic-Karte Cashback, das dann in einen ETF-Sparplan fließt. Und auch Konkurrent Klarna versucht seit dem Sommer, mit Cashback die Attraktivität des neu eingeführten Kontos zu steigern.

Ausgaben aus dem Marketing-Budget

Beim Cashback-Marktführer Atolls beobachtet man die Bemühungen rund um das Thema mit Interesse. Sorgen um das eigene Geschäft machen sich Atolls-CEO Gerhard Trautmann und Shoop-Geschäftsführer Veit Mürz im Gespräch mit OMR nicht. "Bei Trade Republic ist das Thema Saveback aus meiner Sicht eher ein Anreiz, um Sparpläne abzuschließen", sagt Veit Mürz. Auch David Henrichs beschreibt es so: Die Ausgaben für Cashback würden den Neobrokern nicht, wie eigentlich üblich, von den Unternehmen erstattet, bei denen eingekauft wird, sondern kämen salopp gesagt aus dem Marketing-Budget der Fintechs.

Bei Zave.it wiederum ebbte der anfängliche Hype relativ schnell wieder ab. Eigentlich hatte das Team um David Henrichs darauf gesetzt, dass Creator für das Produkt Werbung machen – weil die Zave.it-Nutzenden ihre Lieblings-Creator im Gegenzug am Cashback beteiligen können. Doch dieser Plan ging laut David Henrichs nicht auf: "Zave.it lohnt sich de facto für große Influencer nicht", sagt er in einem aktuellen Video, in dem er nach einem Jahr Bilanz zieht. Für das App-Team sei diese Erkenntnis nach dem Start ein großes Problem gewesen. Denn auf die Unterstützung der Creator baute eigentlich der gesamte Marketingplan nach dem Launch auf.

"Das Zave.it-Team braucht Zeit"

Atolls-CEO Gerhard Trautmann ist hingegen nicht überrascht. Er hatte schon vor einem Jahr davon berichtet, dass er und sein Team die gleichen Erfahrungen bei einem Versuch in Frankreich gesammelt hätten. Der einfache Grund: Die Cashback-Summen sind so klein, dass extrem viele Menschen einen Creator unterstützen müssen, damit ein nennenswerter Betrag zustande kommt. Hat man diese Menge nicht, ist es für Creator lukrativer, einfach weiter für andere Werbekunden zum Fixpreis Produkte zu promoten, als die Community immer wieder zu aktivieren, die App zu nutzen, um durch Cashback zu verdienen.

„Das Zave.it-Team hatte am Anfang einen super Akquise-Kanal, aber wenn man nicht etwas total Neues tut, ist es schwierig, die Kund*innen zu halten", sagt Gerhard Trautmann, der das Modell mit den Creatorn generell aber weiterhin spannend findet: "Für eine nachhaltige Entwicklung braucht das Team Zeit. Es dauert einfach eine Weile, bis man die Nutzergruppen hat, die dann das Produkt auch dauerhaft verwenden." Die Herausforderung sei, über die kritische Barriere einer zweiten Transaktion zu kommen.

Spenden an Vereine und Organisationen

Wie viele aktive Nutzende Zave.it inzwischen wirklich hat, verrät David Henrichs in seinem Video über das erste Jahr mit seinem Startup nicht. Auch andere Zahlen, wie etwa die Höhe des insgesamt ausgezahlten Cashbacks an die Kund*innen, sind unklar. Man könne diese sensiblen Daten nicht teilen, schreibt Dominik Oppelt, Chef des Zave.it-Mutterunternehmens Planic auf Anfrage. Glaubt man den Zahlen des Analysedienstes Similarweb, über die zuletzt SEO-Experte Christian Schmidt in einem Video sprach, dürfte die App inzwischen im Schnitt rund 6000 Mal pro Monat heruntergeladen werden. Laut den Daten von Appfigures sollen es (im Appstore von Apple) weniger als 5000 gewesen sein. Wie viele Downloads davon generell am Ende auch zu aktiven Nutzer*innen konvertieren, ist unklar.

Das Zave.it-Team versucht währenddessen, die Attraktivität der App mit neuen Angeboten zu erhöhen. Einerseits können mittlerweile nicht nur Creator, sondern auch Organisationen wie die Knochenmarkspende-Kartei DKMS und Vereine von Nutzenden am Cashback beteiligt werden. Gleichzeitig will der Cashback-Anbieter auch als eine Art Influencer-Agentur fungieren. "Wir eröffnen einen komplett neuen Geschäftszweig", sagt David Henrichs in seinem Video. Kampagnen könnten einfach über Zave.it abgewickelt werden. Auch das Thema Offline-Cashback soll eine größere Rolle spielen. Das bedeutet, dass User auch beim Einkauf im stationären Handel Cashback über Zave.it bekommen sollen.

Geschenk-Gutscheine mit Rückvergütung

Das Team hat dafür eine Lösung entwickelt, die sehr nach dem aussieht, was bei Marktführer Shoop "Instant-Cashback" genannt wird. „Nutzende können bei uns Geschenkkarten kaufen von Shops und bekommen dann sofort das Cashback gutgeschrieben", sagt Shoop-Geschäftsführer Veit Mürz. Die Geschenkkarten können dann auch ganz normal in Geschäften eingelöst werden. Es ist der Versuch von Zave.it, mit Angeboten wie Saveback von Trade Republic und Co. mitzuhalten, bei denen man Cashback im Bezahlprozess bekommt.

Auch Marktführer Atolls will in diesem Bereich noch aktiver werden, um eine noch größere Rolle zu spielen. „Momentan vergessen noch zu viele Leute, dass wir da sind. Wenn wir Teil des Zahlungs- und Abwicklungsprozesses werden, ist das anders", sagt Gerhard Trautmann.

Zave.itGlobal Savings GroupCashback
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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