Das sind die ersten deutschen Ex-Googler, die erfolgreich gegründet und dann ihre Firma verkauft haben

Trakken Gründer
Inhalt
  1. Timo Aden und Lennart Paulsen docken mit Trakken beim Agenturnetzwerk Omnicom an
  2. Kaufsumme ist unbekannt
  3. „Wir waren der erste Analytics-Dienstleister in Deutschland“
  4. Internationalisierung ist denkbar

Timo Aden und Lennart Paulsen docken mit Trakken beim Agenturnetzwerk Omnicom an

Trakken Gründer

Die Trakken-Gründer Timo Aden (l.) und Lennart Paulsen

Zuerst waren sie für Google in den frühen Jahren des Unternehmens in Deutschland tätig und verantworteten in dieser Zeit unter anderem die Markteinführung von Google Analytics. Dann gründeten sie das Unternehmen Trakken, waren als Dienstleister für Unternehmen wie Rocket Internet, Beiersdorf sowie Air Berlin im Bereich Digital Analytics und Conversion Optimierung tätig und bauten in dieser Zeit einen Stamm von 50 Mitarbeitern auf. Nun haben Timo Aden und Lennart Paulsen ihr Unternehmen verkauft – an die Omnicom Media Group. Online Marketing Rockstars hat im Gespräch mit beiden Analytics-Experten die Fakten und Hintergründe des Deals erfahren. Die Omnicom Media Group hat zum 6. Januar die Mehrheit an Trakken übernommen, Aden und Paulsen bleiben aber weiterhin Gesellschafter und Geschäftsführer. Beide hatten Trakken 2008 selbstfinanziert gegründet und auch in den folgenden Jahren keine externen Investoren ins Unternehmen geholt. Im Zuge des jetzigen Deals hat Omnicom die gesamte Belegschaft übernommen; die Marke Trakken soll weiter bestehen bleiben.

Lennart Paulsen

Lennart Paulsen

Trakken bietet seit dem Jahr 2008 Dienstleistungen im Bereich Digital Analytics und Conversion Optimierung an – also die Verbesserung der Quote von Besuchern zu Transaktionen. In der jüngsten Zeit ist das Unternehmen mit dieser Dienstleistung offenbar an Grenzen gestoßen. „Ein perfektes Tracking über alle Kanäle hinweg ist nur möglich, wenn man Zugriff auf alle Daten hat“, so Lennart Paulsen gegenüber Online Marketing Rockstars. „Als externer Dienstleister hat man es aber bei Unternehmen, die für jede Disziplin eine eigene Agentur beschäftigen, nicht gerade leicht, wenn man die Datensilos aufbrechen will – vor allen Dingen, wenn man dann nach der Analyse Budgets entsprechend verschieben möchte. In dieser Situation haben wir einen starken Partner gesucht und sind in der Omnicom Media Group fündig geworden.“

Die internationale Omnicom-Gruppe ist mit einem Jahresumsatz von 14,6 Milliarden US-Dollar (Geschäftsjahr 2013) hinter WPP das zweitgrößte Agenturnetzwerk der Welt. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen mehr als 700 Mitarbeiter an fünf Standorten. Trakken ist bei der Omnicom Media Group, zu der die Mediaagenturen OMD und PHD Germany sowie die Digitalagenturen Annalect und Resolution gehören, direkt auf Holding-Ebene angesiedelt. Das Angebot des Analytics-Dienstleisters soll künftig eng mit dem von Annalect verzahnt werden, der Omnicom-Spezialagentur für datenbasiertes Realtime Advertising. Aden und Paulsen berichten direkt an Omnicom-Media-Group-CEO Manfred Kluge. Dass die Holding selbst ein Unternehmen übernimmt, ist zumindest für den deutschen Markt eine Premiere. Bislang hatten hierzulande nur Tochterfirmen aus dem Kreativagenturen-Zweig von Omnicom Akquisitionen durchgeführt, etwa bei der Übernahme der Agentur Heimat durch TBWA. Aktuell ist ebenfalls eine Übernahme der Social-Media-Agentur TLGG im Gespräch.

Kaufsumme ist unbekannt

Timo Aden

Timo Aden

Über Details des Trakken-Deals sowie den Kaufpreis haben beide Sei­ten Still­schwei­gen ver­ein­bart. Dass Trakken kein reines Agentur-Business betreibt, sondern auch mit dem „TrakkBoard“ über eine selbst entwickelte Technologie verfügt, dürfte den Wert des Unternehmens jedenfalls gesteigert haben. Über die Software sollen Online-Marketer Kennzahlen aus 30 verschiedenen Datenquellen überwachen und optimieren können – aus Analyse-Tools von beispielsweise Google und Adobe, aber auch aus Werbekampagnen bei Google Adwords, Facebook oder Zanox. „Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert“, erklärt Timo Aden. „Früher haben wir gesagt, ‚Unsere Arbeit beginnt, wenn der User auf die Website kommt’. Die gesamte Kampagnenseite haben wir nie betrachtet.“ Mittlerweile ist das deutlich anders: „Wir führen Customer-Journey-Analysen über eine Vielzahl von digitalen Kanälen hinweg durch. Deswegen sprechen wir heute auch von Digital Analytics als Dachbegriff. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch TV-Daten in diesen Bereich einfließen.“

Als Aden und Paulsen Trakken im Mai 2008 gründeten, befand sich das Thema Digital Analytics noch in den Kinderschuhen. Beide hatten sich zuvor beim US-Konzern Google kennengelernt, für den sie von 2006 an tätig waren. Aden verantwortete als „Marketing Evangelist“ die Markteinführung von Google Analytics in der D-A-CH-Region und Skandinavien, Paulsen arbeitete als Adwords Berater. Damals waren für Google in Deutschland noch rund 50 Mitarbeiter tätig, heute sollen es rund 750 sein.

„Wir waren der erste Analytics-Dienstleister in Deutschland“

Mit Trakken hätten sich die beiden Partner bewusst auf Web-Analyse und Conversion Optimierung fokussiert. „Vor unserer Gründung gab es einen solchen Dienstleister wie uns noch gar nicht“, so Aden. In der Anfangszeit fiel es beiden offenbar nicht immer leicht, bei ihrer Linie zu bleiben: „Als Ex-Googler wurden wir häufig gefragt: ‘Könnt Ihr nicht SEM oder SEO für uns machen, Ihr wisst doch wie es geht…’ Letztendlich war die Entscheidung für die Spezialisierung für uns aber ein wichtiger Erfolgsfaktor“, meint Lennart Paulsen.

Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit sind Aden und Paulsen als ehemalige Googler eine Ausnahmeerscheinung. Viele ehemalige Mitarbeiter aus der Anfangszeit des Unternehmens in Deutschland sind mittlerweile in Führungspositionen für andere US-Konzerne tätig – Thomas de Buhr beispielsweise bei Twitter, Alastair Bruce bei Microsoft und Scott Woods bei Facebook. „Wenn man bei Google arbeitet, hebt jeder das Telefon ab, wenn man anruft. Wenn man sich selbstständig macht, ist das nicht unbedingt gleich der Fall. Deswegen fällt vermutlich vielen der Schritt weg vom Konzern auch nicht ganz leicht“, sagt Aden.

Die beiden Trakken-Geschäftsführer haben sich mittlerweile als Analytics-Experten einen Namen in der deutschen Branche gemacht. Aden hat drei Bücher über Google Analytics geschrieben; Trakken veranstaltet außerdem den im Markt etablierten „Google Analytics Summit“.

Internationalisierung ist denkbar

Omnicom sehen die beiden als idealen Partner an, um weiter wachsen zu können. „Viele Unternehmen aus der ‘Old Economy’ werden noch digitaler werden. Gleichzeitig findet im Bereich Marketingtechnologie derzeit eine starke Konsolidierung statt. Die Konzerne werden in der Zukunft nicht mehr mit Hunderten verschiedener Tools arbeiten, sondern mit einer großen Suite – ob die nun von Google, Adobe, Oracle oder IBM kommt. Auf diese Marktentwicklung sind wir zusammen mit Omnicom perfekt eingestellt.“ Eine Internationalisierung von Trakken halten beide mittelfristig für denkbar. „Die Idee, innerhalb von Europa zu expandieren, ist schon da. In einem Netzwerk wie Omnicom ist das sicherlich auch leichter möglich denn als unabhängiger Dienstleister.“

Update 13:20 Uhr: In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, Omnicom habe die Mehrheit an Trakken übernommen. Richtig ist jedoch, dass der Kauf durch die Omnicom Media Group erfolgte. Wir haben das entsprechend berichtigt.

Update 15. Januar, 12:12 Uhr: In einer vorherigen Version dieses Artikels haben wir über den potenziellen Preis der Mehrheitsanteile von Trakken spekuliert. Da wir nun aus verschiedenen Quellen stark differenzierende Angaben über einen möglichen Verkaufspreis gehört haben, haben wir diesen Teil des Textes gelöscht.

Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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