Wie Mydealz mit nur einer Whatsapp-Nachricht Amazon von Platz 1 der App Charts verdrängte
Gründer Fabian Spielberger verrät OMR die Anzahl der Downloads
- Änderungen bei Whatsapp, Black Friday und Weihnachten als Wachstumshebel
- Alle Jahre wieder: Download-Rekorde zum Black Friday
- Der Streit um die Wortmarke „Black Friday“ dauert an
- black-friday.de reicht Löschungsklage ein
Für Mydealz scheint Weihnachten einen Monat früher stattzufinden: Über 180.000 Downloads verzeichneten die Apps der Shopping-Community in den vergangenen sieben Tagen. Der Wochenschnitt liegt sonst bei rund 20.000. Der plötzliche Anstieg sorgte dafür, dass die App in Apples Store sogar den ersten Platz aller Gratis-Apps knackte und damit Amazon vom Thron verdrängte. Mydealz-Gründer Fabian Spielberger erklärt OMR den simplen Trick, der für diesen Push gesorgt hat, was das mit dem Ende von Whatsapp-Newslettern zu tun hat – und kommentiert den seit Jahren andauernden Streit um die Wortmarke „Black Friday“.
„❗️❗️MEGA GEWINNSPIEL❗️❗️ Wir verlosen ein iPhone 11 Pro ??“, beginnt eine Nachricht im Whatsapp-Newsletter von Mydealz am Mittwoch. Dass es hier aber nicht um eine normale Verlosung eines Smartphones geht, dürfte eigentlich schon beim Blick auf den angehängten Screenshot klar sein. Zu sehen ist ein Ausschnitt aus Apples App Store: Amazon belegt den ersten Platz, das Downloadsymbol ist durchgestrichen; die App von Mydealz folgt auf dem zweiten Platz, ist rot umrandet und hat ein großes, grünes Downloadsymbol spendiert bekommen. Spätestens beim Lesen des restlichen Textes wird klar, dass das Gewinnspiel hier nur clever als Mittel zum Marketing-Zweck genutzt wird. „Dazu müsst ihr einfach nur die Amazon App deinstallieren und die mydealz App installieren ?“, heißt es weiter. Um teilzunehmen müsse man einen Screenshot von dem Vorgang schicken. Am Ende will der Absender noch weiter motivieren: „Zusammen schaffen wir die #1 ?“.
Kann eine so direkte Aufforderung – trotz der Tatsache, dass sie in ein Gewinnspiel verpackt ist – wirklich funktionieren? Die Antwort folgte noch am selben Tag, nur wenige Stunden später: Ja, sie kann funktionieren. Seit Mittwoch Nachmittag belegt Mydealz den ersten Platz aller Gratisapps in Apples Store. In den Instagram-Stories war der Jubel groß. Man müsse jetzt allerdings erst einmal das versprochene iPhone 11 Pro für die Verlosung bestellen. Man habe schlicht nicht damit gerechnet, dass es wirklich für den ersten Platz im App Store reichen würde.
Änderungen bei Whatsapp, Black Friday und Weihnachten als Wachstumshebel
„Im Prinzip haben wir nicht so viel anders gemacht, als die letzten Jahre auch“, sagt Fabian Spielberger im Gespräch mit OMR. Er ist unter anderem Gründer von Mydealz und der Holding Pepper.com, die 13 regionale Ableger der Deal-Plattform unter ihrem Dach vereint. „Wir haben allerdings jetzt versucht, die Community mehr zu aktivieren. Und etwas härter auf App-Downloads gepusht.“ Der Fokus auf die App kommt dabei nicht von ungefähr. Was sich schon fast seit Jahren andeutet, wird Anfang Dezember wirklich passieren: Newsletter bei Whatsapp wird es dann in seiner derzeitigen Form nicht mehr geben.
Mydealz-Gründer Fabian Spielberger zu Gast im OMR Podcast (Juni 2019)
„Seitdem das feststeht, versuchen wir natürlich, die App immer wieder zu stärken und die Nutzer, die wir uns bei Whatsapp aufgebaut haben, rüberzuziehen“, so Fabian Spielberger. Mit deutlich über 500.000 Abonnenten verfüge man über einen der größten Whatsapp-Newsletter in Deutschland. „Dafür haben mit den Top Deals innerhalb der App quasi das Look-and-feel des Messengers nachgebaut.“ Dass die Gewinnspiel-Aktion aktuell so gut funktioniert, habe laut Spielberger aber auch viel mit dem Zeitpunkt zu tun. „Der ausschlaggebende Punkt war sicherlich, dass der Black Friday ansteht und in diesem Jahr noch näher an Weihnachten rangerutscht ist.“
Alle Jahre wieder: Download-Rekorde zum Black Friday
Dass Mydealz, aber auch weitere Shopping- und Deal-Apps zu dieser Jahreszeit besonders beliebt sind, ist in der Tat keine Überraschung. Alibabas vor allem in China extrem populärer Singles‘ Day machte bereits am 11. November den Auftakt – und brach mit einer Milliarde US-Dollar Umsatz nach 68 Sekunden mal wieder Rekorde. Nach dem Black Friday am 29. November folgt am 2. Dezember noch der Cyber Monday.
In den vergangenen sieben Tagen habe Mydealz insgesamt über 180.000 Downloads verzeichnen können, davon alleine rund 33.000 am gestrigen Mittwoch. Dass es in Googles Play Store nicht für den ersten Platz gereicht hat (hier hat „OTTO – Exklusive Black Friday Angebote“ die Nase vorne, Mydealz folgt auf dem siebten Platz), liege laut Fabian Spielberger auch an den unterschiedlichen Funktionsweisen der App Stores. „In Googles Play Store fließen mehr Faktoren in das Ranking hinein. Unter anderem geht es da auch im die Geschwindigkeit, mit der Installs wachsen“, so der Mydealz-Gründer. „Wenn man da also von einer sehr hohen Basis kommt, ist es deutlich schwieriger, höhere Platzierungen zu erzielen, als bei Apple.“
Der Streit um die Wortmarke „Black Friday“ dauert an
Die beschriebenen Download-Peaks gehen laut Spielberger auch mit einer stark gesteigerten Aktivität innerhalb der App einher. „Wir haben gerade die eine Million Monthly Active User in der deutschen App erreicht. Und knapp eine halbe Million sind jetzt auch Daily Active User“, so der Gründer. Trotz aller Superlative und einem wohl schon jetzt für Mydealz sehr erfolgreichen Black Friday, dürfte ein fader Beigeschmack bleiben. Denn obwohl das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) die Löschung der Wortmarke „Black Friday“ bereits im März 2018 beschlossen hatte und der Fall zuletzt vor dem Bundespatentgericht verhandelt wurde, gibt es noch keine finale Entscheidung. Es drohen also wie in den Jahren zuvor Abmahnungen durch die Black Friday GmbH aus Österreich, die hierzulande als exklusive Lizenznehmerin auftritt; die Rechte an der Wortmarke liegen weiterhin bei der Super Union Holdings Ltd. aus Hong Kong.
Auch die 6Minutes Media GmbH, die Firma hinter Mydealz, war in den Verhandlungen vor dem Bundespatentgericht involviert. Gemeinsam mit unter anderem Paypal, Puma und New Yorker wollte man die Löschung durchsetzen. „Wir versuchen, gemeinsam dieses Dilemma aufzulösen. Und leider ist immer noch kein Urteil gesprochen“, sagt Fabian Spielberger. „Es ist wirklich lächerlich, wie viel Zeit da schon verstrichen ist. Seit dem Black Friday 2016 wird in der Branche um die Marke gestritten. „Ich bin jetzt trotzdem relativ guter Dinge, dass das Gericht die richtige Entscheidung trifft und der Begriff im kommenden Jahr nicht mehr geschützt ist.“
black-friday.de reicht Löschungsklage ein
Diese Einstellung teilt auch Simon Gall, Betreiber von black-friday.de und seit Jahren intensiv in den Streit um die Wortmarke involviert. Auch er war bei der Verhandlung vor dem Bundespatentgericht und ist optimistisch, weil er mit seinem Portal schon seit Januar 2012 und damit mehr als ein Jahr vor Eintragung der Wortmarke aktiv war. Wie ernst es ihm ist, bewies er am gestrigen Mittwoch: Am 27. November reichte Simon Gall eine Löschungsklage gegen die Inhaberin der Marke beim Landgericht Berlin ein. „Wir haben die Marke im Hinblick auf über 900 Waren und Dienstleistungen angegriffen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Die Marke wurde für diese Waren und Dienstleistungen nach unserer Auffassung niemals ernsthaft auf dem deutschen Markt benutzt, so dass die Marke insoweit gelöscht werden muss.“