„MrBeast“: Das sind die Tricks des aktuell weltweit erfolgreichsten Youtubers

Martin Gardt25.9.2020

Mit diesen fünf Strategien erreicht der junge Amerikaner 500 Millionen Views pro Monat

MrBeast in Aktion
Jimmy Donaldson alias MrBeast
Inhalt
  1. Strategie 1: Viral-Formate kombinieren
  2. Strategie 2: Algorithmus perfekt bespielen
  3. Strategie 3: Wachstum als zentrales Ziel
  4. Strategie 4: Show-Format mit Protagonisten
  5. Strategie 5: Positivität als zentrales Element

Ist Youtube schon ein Mainstream-Medium? Mutterkonzern Google betont das gerade zumindest sehr. Der Blick auf den Creator „MrBeast“ könnte ein starkes Indiz dafür sein, wie Mainstream die Plattform schon ist. Der 22-Jährige generiert innerhalb weniger Tage über 20 Millionen Views auf jedes seiner Videos – und hat eine Art TV-Kanal auf Youtube gebaut. Wir zeigen die Viral-Video-Tricks von MrBeast und berechnen, wie viel er mit seiner Millionen-Reichweite verdient.

MrBeast heißt eigentlich Jimmy Donaldson und ist in einer Kleinstadt in North Carolina aufgewachsen. Vor wenigen Tagen feiert er 40 Millionen Abonnenten auf seinem Hauptkanal bei Youtube. Nur innerhalb der vergangenen 12 Monate hat er auf der Plattform 3,5 Milliarden Views auf seine Videos generiert. Allein in der Woche vom 10. bis 17 August 2020 waren es laut dem Analyse-Tool Socialblade knapp 143 Millionen Aufrufe – solche Zahlen verzeichnet aktuell kein anderer Youtuber. Und wir sprechen hier nur von Jimmy Donaldsons Hauptkanal. Seine vier weiteren Kanäle auf Youtube bringen es auf insgesamt fast 15 Millionen Abonnenten. Aber wie hat der junge Typ aus der Kleinstadt das geschafft?

Strategie 1: Viral-Formate kombinieren

Das erste Erfolgsgeheimnis von MrBeast liegt in der Art seines Contents. Er kombiniert in seinen Videos verschiedene Formate, die auf Youtube besonders gut funktionieren. Es gibt für die Plattform kein Viral-Playbook, aber bestimmte Formate funktionieren einfach sehr gut. Dazu zählen: Pranks (Streiche), Wettbewerbe, dramatischer Content, alles, was sich um Geld dreht und Kollaborationen mit anderen Youtubern. MrBeast verbindet in seinen Videos immer mehrere dieser Erfolgsfaktoren. 

Beispiele aus der letzten Zeit: Ein Stein-Schere-Papier-Turnier mit einigen der größten Youtuber der Welt. Der Gewinn von 250.000 US-Dollar ging an einen guten Zweck (Wettbewerb, große Youtuber, Geld). Anderes Beispiel: Der letzte seiner Freunde, der aus einem Tesla aussteigt, darf ihn behalten (Wettbewerb, Geld, Drama). Oft veranstaltet Donaldson solche Wettbewerbe mit seinen längst in der Community bekannten Freunden. Ein anderes Erfolgsformat sind seine Verschenke-Videos. Mal verschenkt er 100.000 Dollar an einen Obdachlosen, in einem anderen Video bekommt der Pizzabote das Haus, das er beliefert, als Trinkgeld. „Wenn du jemandem wahnsinnig viel Geld gibst, ist es witzig zu beobachten, wie sie reagieren“, sagt Jimmy Donaldson alias MrBeast in einem Interview zu Youtube-Star Casey Neistat

Strategie 2: Algorithmus perfekt bespielen

Neben gutem Content zählt auf Youtube auch der richtige Umgang mit dem Algorithmus. Um in den Video-Empfehlungen zu landen, braucht es vor allem gute Zahlen bei zwei KPIs: Click-Through-Rate und Verweildauer. Nutzer, die seine Thumbnails (Vorschaubilder) sehen, müssen also klicken und dann am besten bis zum Ende des Videos dranbleiben. Klicks erreicht Donaldson erstens durch seine meist sehr einfachen Thumbnail-Bilder, die absichtlich amateurhaft wirken und oft ihn oder die Protagonisten des Videos zeigen. Und zweitens durch starke Titel, die für Neugier sorgen. Beispiele: „If You Click This Video I’ll Give My Friend .001$“ oder „Spending $1,000,000 In 24 Hours„. Auch bei den Titeln bringt er oft Geld, Wettbewerb oder Superlative ins Spiel („I Built The World’s Largest Lego Tower„). „Ich frage mich immer: Was wollen Leute sehen?“, sagt Donaldson im Gespräch mit Casey Neistat. „Meine Thumbnails und Titel sehen aus wie Clickbait, aber ich halte die dort gegebenen Versprechen immer ein.“

Damit die Zuschauer nach dem so herausgeforderten Klick auch dranbleiben verlässt sich MrBeast nicht nur auf die Inhalte – auch wenn er wirklich in der größten Müsli-Schüssel der Welt gesessen hat. Der Aufbau seiner Videos ist eigentlich immer gleich: Er begrüßt die Zuschauer und legt innerhalb der ersten 30 Sekunden genau dar, was sie erwartet. Dazu gibt es Vorschau-Szenen, die trotzdem noch nicht zu viel verraten. Jedes Video hat also seinen eigenen Teaser. Zusätzlich scheint Donaldson die Videolänge gefunden zu haben, die lang genug ist, um eine hohe Watchtime zu erzeugen (gesamte Dauer, die Nutzer zuschauen) und die gleichzeitig nicht so lang ist, dass zu viele Nutzer vor Ende des Videos aussteigen (die Watch-Through-Rate ist ebenfalls eine wichtige Youtube-KPI).

Bis er diese zwei inhaltlich getriebenen Strategien perfektioniert hatte, mussten aber Jahre vergehen. Donaldson startet schon als 13-Jähriger im Jahr 2012 seine Youtube-Karriere. Zu der Zeit macht er Lets-Play-Videos mit Minecraft. „Ich hatte nur einen lahmen Computer und keine Kamera. Also blieb mir nur das“, so Donaldson. Später wird sein Setup professioneller und er als Person tritt in den Vordergrund. Über die Jahre probiert er aus, welcher Youtube-Trend am besten zu ihm passt. Er berichtet über das Vermögen großer Youtuber, gibt Tipps rund um die Plattform und kommentiert Auseinandersetzungen zwischen anderen Creatorn. Sein erstes Viral-Video verzeichnet Donaldson erst im Januar 2017, als er sich dabei filmt, wie er bis 100.000 zählt. Der Clip ist über 23 Stunden lang und bietet einen Vorgeschmack, wie MrBeast in den Jahren danach Viral-Content produziert. „Ich habe die ersten Jahre gar kein Geld gemacht. Ich habe es einfach geliebt, Youtuber zu sein“, sagt er. „Meine kompletten Teenager-Jahre bestanden einfach aus viel Arbeit für Youtube.“ Seine Mutter habe immer gesagt, er solle aufhören, heute arbeitet sie für ihn.

Strategie 3: Wachstum als zentrales Ziel

Wer so viele Views hat wie MrBeast, kann allein von Ads leben, die von Youtube vor und zwischen die Videos geschaltet werden. Das Analyse-Tool Socialblade schätzt, dass er nur mit solchen Werbeeinblendungen bis zu 1,1 Millionen US-Dollar im Monat verdienen kann. Darüber hinaus verkauft Donaldson eine riesige Bandbreite an Merchandise, das er und seine Freunde immer in den Videos tragen. Dabei arbeitet er auch mit den großen Sportbrands Nike und Champion zusammen. Wie viel Geld er mit seiner Community verdienen kann, zeigt eine Aktion vor wenigen Wochen. Im Endspurt zu 40 Millionen Abonnenten hatte MrBeast einen Jubiläums-Hoodie und ein passendes Shirt für einen Tag verkauft – und versprochen, jedes gekaufte Stück zu unterschreiben. Innerhalb von 24 Stunden verkauft er 68.337 Hoodies und Shirts. Selbst wenn jeder Fan nur ein T-Shirt für 35 US-Dollar gekauft hat, macht das fast 2,4 Millionen US-Dollar Umsatz.

Hinzu kommen Partnerschaften mit Brands wie der Trading-Card-App Quidd oder der Gutschein-Browser-Erweiterung Honey. Laut eigener Aussage reinvestiert Jimmy Donaldson den Großteil seiner Einkünfte wieder in seine Videos – vor allem in den Content. Nur so kann er seinem 40-Millionsten Abonnenten 40 Neuwagen schenken, eine Insel für 800.000 US-Dollar kaufen und dann verschenken oder dem Kumpel einen Lamborghini überlassen, der ihn als letzter berührt. Allein für die Videoproduktion im August 2020 hat Donaldson nach eigenen Angaben über drei Millionen US-Dollar ausgegeben.

MrBeast: Wachstumszahlen auf Youtube

Subscriber und View-Wachstum von MrBeast auf Youtube (Quelle Socialblade)

Strategie 4: Show-Format mit Protagonisten

Ein weiterer Faktor kommt bei den Inhalten von MrBeast als Erfolgsrezept noch dazu. „Im Grunde ist er eine Daily-Show und man kann oder muss eigentlich alle Videos gucken“, sagt Youtube-Experte Christoph Burseg. „So baut er mit jedem neuen Viewer nicht nur einen Abruf auf, sondern holt sich immer mehr treue Zuschauer.“ Das schafft er vor allem durch wiederkehrende Protagonisten neben sich selbst. Seine Freunde Chandler, Chris & Co. sind mittlerweile fast so bekannt wie er und haben kleine Fan-Clubs unter den Zuschauern, die sie während der Challenges anfeuern. 

Am Ende lebt er aber auch von der Neugier der Nutzer und der Frage, was MrBeast als nächste verrückte und teure Aktion geplant hat. So schafft er es, mit jedem neuen Video mindestens 20 Millionen Views zu generieren – oft innerhalb eines Tages. Seine erfolgreichsten Clips kommen auf 50 bis 75 Millionen Klicks. Sein bisher größter Coup gelingt ihm vor einem Jahr, als er 100 Millionen Orbeez (sich in Wasser auflösende Perlen) in den Garten eines Freundes ablädt. 97 Millionen Views verzeichnet der Clip heute.

Strategie 5: Positivität als zentrales Element

„Viele nehmen an, dass Negativität auf Youtube viele Klicks bringt. Positivität ist auf Youtube aber viel erfolgreicher“, sagt Jimmy Donaldson. Seine Geldgeschenke an Obdachlose, Kellnerinnen und seine Freunde scheint bei der Community einen Unterhaltungs-Nerv zu treffen. Die Kommentarspalten unter seinen Videos sind voll mit Vorschlägen für weitere Videos wie: „Geh in ein Kinderkrankenhaus und bezahle zufällig die Rechnungen der Patienten.“ Vom sonst so beschworenen Hass auf Social Media keine Spur.

Für besonders viel Aufmerksamkeit sorgte Ende 2019 seine Baumpflanz-Aktion #teamtrees. Sein Ziel: 20 Millionen US-Dollar einsammeln, um 20 Millionen Bäume zu pflanzen. Er ruft seine Community dazu auf, zu spenden – bis heute kommen so über 22 Millionen US-Dollar für ebenso viele Bäume zusammen. Unter den Spendern: Elon Musk, Shopify-CEO Tobias Lütke (hier im OMR Podcast) und Salesforce-Gründer Marc Benioff – allein diese drei haben fast drei Millionen US-Dollar gespendet. MrBeast wolle auch weiterhin Gutes tun und damit viele Klicks generieren. „Mein Ziel im Leben ist es, viel Geld zu machen und es dann wegzugeben“, sagt Jimmy Donaldson – viele Views und Abonnenten seien da die besten Helfer.

ViralYoutubeYoutuber
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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