Erotik für die Ohren: So hat Femtasy ein Millionen-Business für Female Pleasure aufgebaut
Im OMR Podcast erzählt Gründerin Julie Lepique, wie aus einer Diskussion mit Freundinnen ein neues Geschäftsmodell wurde.
Das Internet ist voll mit nackter Haut, der Großteil der expliziten Inhalte wird aber für männliche Zielgruppen produziert. Mit ihrer Plattform Femtasy grenzt sich Gründerin Julie Lepique bewusst von Pornografie ab. Sie setzt mit ihrem Startup Femtasy auf erotischen Audio-Only-Content – speziell für Frauen. Im OMR Podcast erzählt sie, wie aus einem Abend mit Freundinnen eine Geschäftsidee wurde, mit welchen Tricks im Marketing sie mehr als eine Million Nutzer*innen gewonnen hat und wie ihre Oma reagierte, als sie ihr erzählte, womit sie sich beruflich beschäftigt.
Julie Lepique saß mit Freundinnen zusammen beim Abendessen, als irgendwann die Sprache auf das Thema Sex kam. Die Frauen diskutierten darüber, dass das Internet voll mit expliziten Inhalten sei, sie sich aber von der Machart von Pornos und Co. nicht ausreichend abgeholt fühlten. Nur eine sah es anders. Zumindest teilweise. Denn eine Freundin erzählte, dass sie sehr wohl Visual Mainstream Content nutze, so erzählt Julie Lepique das im OMR Podcast. Doch sie drehe das Handy um, so dass sie nur den Sound höre. Den Rest regele dann die Fantasie. "Das fand ich super faszinierend", sagt Julie Lepique. Sie begann zu recherchieren – und stieß dabei unter anderem auf einen Thread bei Reddit, in dem jemand seine privaten Dirty-Talk-Aufnahmen gepostet hatte. Es gab viele Reaktionen – "und dann dachte ich mir: Okay, meine Freundin scheint nicht die Einzige zu sein."
Das Abendessen ist der Stein, der alles ins rollen bringt. Es ist im Grunde die inoffizielle Geburtsstunde von Femtasy, jenem Audio-Erotik-Startup, das Julie Lepique 2018 gegründet hat. Denn damals beließ sie es nicht bei der Recherche im Internet, sie führte selbst Umfragen durch. 1500 Frauen habe sie damals befragt. Das Ergebnis war eindeutig: 70 Prozent wünschten sich anderen Content. Und Julie Lepique liefert ihn.
Zweistelliger Millionenumsatz mit Content
Inzwischen nutzen rund 1,5 Millionen Menschen die Femtasy-Plattform, auf der es verschiedene Arten von Audio-Inhalten gibt, von Stories bis zu einfachen Sounds. Wer einen Eindruck bekommen möchte, kann gratis testen, wer dauerhaft dabei sein möchte, braucht ein Abo. Mehr als 10 Millionen Euro setzt Femtasy laut Julie Lepique inzwischen um – und das profitabel. Einkommensmillionärin sei sie aber noch nicht, sagt sie im Podcast. Immerhin investiere sie das Geld direkt zurück ins Unternehmen.
Das Potenzial ist aus ihrer Sicht noch groß, allein durch Internationalisierung. Sie ist das nächste große Projekt, das sich die Gründerin vorgenommen hat – nachdem sie und ihr Team lange den Fokus eher aufs Marketing gerichtet hatten. Denn einerseits ist Werbung natürlich essentiell, um Menschen auf das eigene Produkt aufmerksam zu machen. Andererseits sind die Werbevorschriften für "Adult Content" streng. Das gilt nicht nur für Filme, sondern bereits auch für reine Audio-Produkte. Femtasy hat daher viel ausprobiert, um auch Anzeigen bei Instagram und Co. schalten zu dürfen – und grenzt sich dafür unter anderem deutlich von Pornografie ab. Beim OMR Festival hat Nina Julie Lepique bereits 2024 erzählt, wie sie mit ihrem Startup Marketing auf den großen Plattformen macht. Auch auf Influencer-Kooperationen setzt man immer wieder.
"Es ist einfach ein Grundbedürfnis"
Und wie hat ihr privates Umfeld reagiert, als sie erzählt hat, was genau sie mit ihrer Gründung verkaufen will? Julie Lepique sagt, es sei ein "interessanter Moment" gewesen, als sie es ihrem Vater erzählt habe. Doch der habe das Geschäftsmodell am Ende dann doch schnell verstanden. Und selbst ihre Oma habe sehr entspannt reagiert. Denn diese habe dann erzählt, wie sie als junge Frau im Quelle-Katalog die Seiten mit den Sextoys entdeckt und mit einer Freundin angeschaut habe. Die Frage der weiblichen Lust – sie ist eben keine moderne Erscheinung, aus der Sicht von Julie Lepique: "Es ist einfach ein Grundbedürfnis".
Im OMR Podcast erzählt die Gründerin, welche Erkenntnisse über das Sexualverhalten durch die Corona-Pandemie sichtbar wurden, warum sie sehr stark auf Coaching setzt und wieso sie nicht daran glaubt, dass mit KI-generierte Stimmen menschliche Sprecher*innen sofort ersetzen werden.