Von Häusern bis Handys: So will Gründer Valentin Stalf das Fintech N26 skalieren

Florian Rinke16.3.2025

Nachdem die Finanzaufsicht Bafin ihre Beschränkungen gelockert hat, will das Banking-Startup wieder rasant wachsen.

Philipp Westermeyer und Valentin Stalf nach der Aufnahme in Hamburg
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und N26-Gründer Valentin Stalf nach der Aufnahme in Hamburg. Foto: OMR
Inhalt
  1. In den Niederlanden vergibt N26 Immobilienkredite
  2. Finanzaufsicht forderte Nachbesserungen

Mehr als fünf Millionen Menschen nutzen inzwischen die Banking-App von N26. Im OMR Podcast spricht Gründer Valentin Stalf darüber, wann man angefangen habe, groß zu denken, wieso das zukünftige Geschäft stärker um Themen wie Hypothekenvergabe oder Mobilfunkverträge kreist – und welche Konsequenzen das Team aus den langjährigen Beschränkungen der Finanzaufsicht Bafin gezogen hat.

Angefangen hat alles mal mit der Idee einer Bezahlkarte für Kinder. Aber irgendwann haben die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal beschlossen, größer zu denken. Immer größer. "Am Anfang war diese Idee wahrscheinlich für uns viel zu groß, eine digitale Bank zu gründen", sagt Valentin Stalf im OMR Podcast. Heute ist sie der Ausgangspunkt für viele weitere Ideen. Was könnte ein Startup wie N26 mit dieser Kund*innen-Beziehung noch alles machen?

Inzwischen denkt man bei N26 weit über das einfache Konto hinaus. Banking per Smartphone mit einem vollständig digitalen Konto – mit dieser Idee ist N26 sehr lange sehr stark gewachsen. Rund fünf Millionen Kund*innen nutzen die N26-App regelmäßig. Aber anders als in den Anfangsjahren nach der Gründung 2013 sind auch die Angebote anderer Banken immer digitaler geworden, während gleichzeitig auch Player wie der einstige Neobroker Trade Republic anfangen, Konten für ihre Kund*innen anzubieten. Die verschiedenen Modelle nähern sich einander an, denn umgekehrt können N26-Kund*innen über die App des Berliner Startups längst auch an der Börse handeln oder Kryptowährungen kaufen.

In den Niederlanden vergibt N26 Immobilienkredite

Aber das soll eben nicht alles sein. In den Niederlanden experimentiert N26 bereits mit Immobilienfinanzierungen – anfangs unter falschem Namen. "Wir wollten das etwas unter dem Radar machen", sagt Valentin Stalf: "Wir haben dann aber gesehen, dass das richtig gut funktioniert." Mehr als eine halbe Milliarde Euro habe man in Form von Hypotheken in den Niederlanden bereits vergeben. Valentin Stalf kann sich vorstellen, das Angebot auch in anderen Märkten auszurollen.

Gleichzeitig denkt er auch über andere Geschäftsfelder nach. "Wir werden auf jeden Fall auch im Mobilfunkbereich starten", sagt Valentin Stalf. Aus seiner Sicht sind die Verträge, die Mobilfunkanbieter vergeben, häufig zu kompliziert, die Kostenstruktur sei undurchsichtig. "Das sind schon so Themen, wo wir denken, dass wir da einen Mehrwert leisten können – auch mit einer super digitalen Experience." Ist das der Beginn einer Entwicklung zu einer Super-App, jener digitalen eierlegenden Wollmilchsau, die immer wieder mal als lohnenswertes Ziel in der Tech-Branche genannt wird? "Ich kann nicht ausschließen, dass wir noch weitere Themen machen", sagt Valentin Stalf. Die Entwicklung einer solchen Super-App ist aus seiner Sicht aber in Asien leichter, wo etwa in China ein anderes Verständnis bei Themen wie Datenschutz herrsche.

Finanzaufsicht forderte Nachbesserungen

Dennoch sind solche Visionen natürlich hilfreich, um potenzielle Investor*innen zu begeistern oder einen möglichen Börsengang vorzubereiten. Denn hinter N26 liegen auch ein paar weniger glamouröse Jahre. Wegen mangelnder Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche hatte die Finanzaufsicht Bafin mehr als zwei Jahre lang die Zahl der Neukund*innen auf 50.000 bzw. später dann 60.000 gedeckelt. Inzwischen hat N26 nachgebessert. "Heute können wir Fraud einfach verhindern", sagt Valentin Stalf. Man arbeite mit Modellen, die rund 300 Datenpunkte berücksichtigen, von der IP-Adresse bis zum Volumen der Transaktion. Die Bafin scheint man damit überzeugt zu haben, die Beschränkungen wurden inzwischen aufgehoben.

Im OMR Podcast erzählt Valentin Stalf mit welchen Tricks Kriminelle versucht haben, N26-Konten für Betrügereien zu nutzen. Darüber hinaus spricht er über einen möglichen Börsengang von N26 und die Rolle von Vergleichsportalen wie Check24.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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