So will Booking.com mit Künstlicher Intelligenz zum perfekten Reiseplaner werden

Florian Rinke23.3.2025

Im OMR Podcast erklärt CEO Glenn Fogel die Strategie der weltgrößten Hotel-Suchmaschine.

Glenn Fogel war per Videokonferenz ins OMR-Studio in Hamburg zugeschaltet
Glenn Fogel war per Videokonferenz ins OMR-Studio in Hamburg zugeschaltet, wo er von OMR-Gründer Philipp Westermeyer befragt wurde. Foto: OMR
Inhalt
  1. Booking.com setzt auf Künstliche Intelligenz
  2. Verhindert Regulierung europäische Tech-Champions?

Glenn Fogel ist seit rund 25 Jahren Teil des Booking.com-Kosmos. Seit 2019 führt er die Reise-Plattform als CEO. Im OMR Podcast erzählt der Amerikaner, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz das Reisegeschäft radikal verändern wird, wie hart die wirtschaftlichen Bedingungen kurz nach seinem Job-Wechsel Anfang der 2000er Jahre waren und wieso er glaubt, dass die Regulierung der Europäischen Union dem Kontinent mehr schadet als nutzt.

Booking.com vermittelt Hotelzimmer, Flüge, Mietwagen und Reiserlebnisse – doch all das reicht Glenn Fogel noch nicht. Der CEO der wohl größten Reiseplattform der Welt will mehr. "Es gibt so viele Dinge, die wir noch nicht getan haben, die wir aber tun sollten und auch tun werden", sagt er im OMR Podcast. Booking.com soll zum perfekten Reisebegleiter in der Hosentasche werden, der einem jederzeit weiterhilft und mitdenkt. Es reiche nicht, dass man die Nachricht bekomme, dass der eigene Flug drei Stunden verspätet sei, sagt Glenn Fogel: "Das ist nicht sehr hilfreich". Hilfreich wäre es, sagt er, wenn Booking.com sofort einen anderen Flug vorschlagen würde, der früher geht – und anbietet, den Flug umzubuchen.

Glenn Fogel kann viele dieser Geschichten erzählen, wie Booking.com in der Zukunft aussehen könnte. Er kann aber ebenso ausführlich über die Entwicklung des Tech-Riesens reden, dessen Geschäft er seit 2019 als CEO führt. Denn Glenn Fogel ist seit fast 25 Jahren an Bord. Angefangen hat er damals beim US-Anbieter Priceline. Kurz nach seinem Wechsel gab es den Anschlag auf das World Trade Center, in dessen Folge der weltweite Reisemarkt einbrach. 2005 übernahm Priceline das niederländische Unternehmen Booking – für gerade mal 133 Millionen Dollar. Heute ist das Konglomerat, zu dem auch noch Portale wie Kayak oder Open Table gehören, unter dem Namen Booking-Holding an der Börse rund 150 Milliarden Dollar wert.

Booking.com setzt auf Künstliche Intelligenz

"Wir hatten damals mehr Geld auf unserem Bankkonto als Börsenwert", erinnert sich Glenn Fogel an die Anfänge. Damals habe der Kurs der Aktie bei unter einem Dollar gelegen. Heute sind es mehr als 4500 Dollar. Aus Booking aus Amsterdam ist ein globaler Reise-Gigant geworden, dessen Portal und Holding von Glenn Fogel in Personalunion geführt werden. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll nun der nächste Evolutionsschritt vollzogen werden. Denn Glenn Fogel ist überzeugt, dass Künstliche Intelligenz gravierende Auswirkungen haben wird auf Wertschöpfungsketten. Das Unternehmen kooperiert daher mit dem KI-Startup OpenAI. Das Ziel ist klar: Nicht nur technisch will man den nächsten Schritt machen, auch monetär soll KI dazu beitragen, das Ergebnis von 27,7 Milliarden US-Dollar Umsatz weiter zu steigern.

Gleichzeitig sind die Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz für Glenn Fogel ein Beleg dafür, dass Innovationen verhindern, dass sich in der digitalen Welt monopolähnliche Strukturen dauerhaft etablieren. Bislang ist für viele Menschen die Suchmaschine Google die wichtigste Anlaufstelle, wenn sie Informationen im Internet suchen – was umgekehrt auch dazu führt, dass andere Unternehmen wie Booking.com hohe Summen ausgeben, um in den Google-Suchergebnissen an prominenten Stellen sichtbar zu sein. Wird Google jetzt wiederum von ChatGPT und Co. abgelöst, weil diese die Art, wie Menschen suchen, grundlegend verändern? Glenn Fogel will das nicht ausschließen: "Das weiß keiner gerade, aber die Nutzung von ChatGPT wächst exponentiell."

Verhindert Regulierung europäische Tech-Champions?

"Regulatoren schauen immer nur nach hinten und sind immer einen Schritt zurück", sagt er mit Blick auf die Entwicklungen rund um KI, aber auch mit Verweis auf andere technologisch Umbrüche, in denen dominante Player wie IBM oder später Microsoft ihre temporäre Vormachtstellung wieder verloren haben. Die Dialektik erfolgt nicht ohne Hintergedanken – denn genau wie Google, Amazon oder Meta wird Booking.com von der Europäischen Union als eine jener Plattformen eingestuft, die besonders einflussreich und marktbeherrschend ist. Booking.com gilt als Gatekeeper. Damit drohen dem Unternehmen hohe Strafen, wenn es seine Marktposition ausnutzt. In der Vergangenheit hatte Booking.com beispielsweise versucht, Hotels zu verbieten, auf ihren eigenen Seiten günstigere Preise für eine Übernachtung anzubieten. Der Europäische Gerichtshof hat diese Praxis inzwischen verboten.

Glenn Fogel glaubt, die Regulierung sei mitverantwortlich dafür, dass es im Vergleich zu den USA oder auch China so wenige globale Tech-Champions aus Europa gibt. "Liegt es daran, dass die Amerikaner klüger sind? Natürlich nicht. Liegt es daran, dass es in Europa keine guten Universitäten gibt? Das ist nicht das Problem. Aber was ist das Problem? Ich glaube, es liegt ein Stück weit auch an den regulatorischen Rahmenbedingungen", sagt er.

Im OMR Podcast erklärt Glenn Fogel, warum er die Einstufung von Booking.com als Gatekeeper nicht gerechtfertigt findet, welche Rolle der Hauptsitz in Amsterdam bei der Entwicklung von KI-Lösungen spielt – und wie man fit bleibt, auch wenn ein Hotel kein eigenes Gym anbietet.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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