Besser verstehen, wie Facebook-Nischenseiten wachsen
45.000 Fans in drei Monaten: Wie Ihr mit cleverem AB-Testing eine Facebook-Seite groß macht
- Likes und Engagement auswerten
- Anzeigen sind entscheidend für das Wachstum
- Welcher Content funktioniert?
- Den Content für die Facebook-Nischenseite finden
- Die Community übernimmt das Ruder
Chin Fong wollte einfach mal nebenbei eine Facebook-Seite aufbauen. Durch AB-Testing und eine gute Wahl der Nische hat er in nur drei Monaten 45.000 Fans gewonnen – jetzt bekommt er fünfstellige Angebote für die Seite. Wir zeigen heute, wie er das gemacht hat und erklären, warum Community Building so wichtig für Facebook-Nischenseiten ist.
Wie wichtig ist Community Building bei Facebook und wie stellt man das richtig an? Diese Frage stellte sich Chin Fong am Anfang seines Projekts. Jetzt ist aus seiner Facebook-Nischenseite Clowns, Ghost, and Creepy Stuff ein richtiges Business mit einer engagierten Community geworden – mit einer Stunde Aufwand am Tag. Angefangen hat er das Projekt aber mit vier Testseiten: NYCity Gardening, Wedding Dreamer, Crafts For Kids und eben Clowns, Ghosts, and Creepy Stuff.
Likes und Engagement auswerten
Fong merkt bei seinem ersten AB-Test relativ schnell, dass die nischigeren Seiten (Kinderbasteln und Horror) deutlich besser funktionieren, was die Likes angeht. Die Konkurrenz sei einfach nicht so groß und er findet einfach besseren und für Facebook geeigneteren Content zum Thema Horror als zu Hochzeiten. Zu Beginn investiert er pro Tag anderthalb Stunden darin, drei Beiträge auf jeder der vier Testseiten zu posten und jeweils fünf US-Dollar in Ads zu investieren. „Benutzt bitly-Links für jede URL, so kann man das Engagement besser tracken“, sagt er in einem Medium-Beitrag von seinem Partner Sean Everett. Zwar zeige Facebook auch Klick-Statistiken, ein zweiter Datenpunkt könne aber nie schaden. Fong selbst betreibt keine Webseite, auf die er die Fans schickt, er verlinkt andere Publisher. Seine Arbeit beschränkt sich komplett auf die Facebook-Nischenseite.
Schon nach der ersten Woche beendet er die Arbeit an den beiden schlechter laufenden Seiten und kümmert sich intensiver um das Kinder- und das Horror-Thema. Den Rest des Monats lässt er die verbliebenen Seiten gegeneinander laufen – mit genau der gleichen Vorgehensweise. In Sachen Likes liegen am Ende des Tests beide Pages etwa gleich auf. „Eine Seite verzeichnete drei Mal höhere Aktivitätsrate von den Fans. Die Zahl der Likes war gleich, aber das war egal, weil es nur um das Engagement geht“, sagt Fong. Die Aktivität der Fans werde mit weiterem Wachstum immer wichtiger und die Seite wirke einfach lebendiger auf neue Fans.
Anzeigen sind entscheidend für das Wachstum
Dadurch, dass Fong von Beginn an Anzeigen schaltet, bekommt er schon zu einem frühen Zeitpunkt Feedback von Facebook, wer auf die Ads klickt. Seine Zielsetzung ist dabei, einen Preis von maximal zwei Cent pro Klick zur erreichen. Fong bestimmt seine Zielgruppe für die Anzeigen über Interessen wie „American Horror Story“, „The Exorcist“ und „Creepy Pasta“, eine Konkurrenz-Seite mit über 850.000 Fans. Er probiert gleichzeitig einen Kniff und spielt seine Anzeigen auch an Bewohner des karibischen Inselstaats Trinidad und Tobago. Hier sei die Konkurrenz für seine Inhalte minimal, was wiederum den Preis pro Klick gesenkt habe.
Fong schaltet Anzeigen, mit dem Ziel, Likes zu bringen und setzt auch hier auf A/B-Testing. Er lässt vier Kombinationen zeitgleich laufen, zwei mit dem gleichen Bild und unterschiedlichen Texten und zwei mit dem gleichen Text aber unterschiedlichen Bildern. Er testet sie an verschiedenen Zielgruppen und findet so am Ende die Version, die ihm die meisten Likes für den günstigsten Preis einbringt.
Welcher Content funktioniert?
Facebook bietet schnell allerhand Daten zur Zielgruppe, die größte Schwierigkeit für viele Facebook-Seiten ist jetzt, den passenden Content zu finden, der für viel Engagement sorgt. Fong habe herausgefunden, dass Fragen an die Community das meiste Engagement auslösen. Aber auch Behauptungen, die eine Diskussion auslösen, scheinen zu funktionieren: Der erfolgreichste Beitrag war etwa ein Visual Statement zum Horrorfilm „The Conjuring 2“. Hier wird behauptet, dass Zuschauer im Kino übernatürliche Phänomene im Kinosaal erspäht hätten, während der Film lief. Man solle also auf keinen Fall allein ins Kino gehen. Der Post erreichte auf Fongs Facebook-Seite über 3,3 Millionen Views, über 40.000 Likes, über 50.000 Kommentare und wurde über 23.000 Mal geteilt.
Chin Fong empfiehlt, zu Beginn auch einzelne Beiträge als Sponsored Posts zu bewerben, um neue Fans auf die Seite aufmerksam zu machen. Nachdem man aber eine Community aufgebaut habe, die für viel Engagement und Shares sorgt, sei das Geldverschwendung. Sobald die Seite eine gewisse Größe (laut Fong 20.000 Fans) erreicht hat, liefert Facebook noch genauere demographische Daten von Fans der eigenen und auch konkurrierender Seiten. Von Bildungsgrad über Beziehungsstatus, Hobbys, Einkommen bis zu ihrer liebsten Zahlungsmethode. Wichtig sei laut Fong vor allem, den Content der anderen Seiten zu beobachten und gut funktionierende Techniken zu kopieren.
Den Content für die Facebook-Nischenseite finden
Bleibt eigentlich nur die Frage, wo der ganze Content herkommen soll, wenn man gerade einmal anderthalb Stunden in die Arbeit an der Facebook-Seite steckt. Hier wird es knifflig und Fong begibt sich zumindest in eine Grauzone, die viele Facebook-Nischenseiten-Betreiber betreten. Er empfiehlt genau auf die „Pages to Watch“, also die direkte Konkurrenz zu schauen, die Facebook ausgibt. Hier kann er sich den Top-Post der letzten Woche vom jeweiligen Konkurrenten anzeigen lassen. Er empfiehlt die erfolgreichsten Beiträge zu kopieren. Ein weiterer Tipp sei das Analyse-Tool Buzzsumo, das die meistgeteilten Beiträge zu einem Keyword auf verschiedenen Plattformen anzeigt. Außerdem nutze er Reddit und Imgur, um aktuell beliebte Memes zu finden.
Als Betreiber einer Facebook-Seite sollte man allerdings genau darauf achten, welche Inhalte man teilt und ob man damit das Urheberrecht verletzt. Virale Bilder und Videos sind mittlerweile meist mit der Webseite des Urhebers versehen und dazu gedacht, auf so vielen Seiten wie möglich geteilt zu werden – wer Creative Commons-Content einsetzt, muss zumindest den Urheber in der Beschreibung nennen. Fotos von professionellen Fotografen oder anderweitig geschütztes Material sollte man auf keinen Fall posten. Fong selbst teilt meist Memes, die durch das Netz geistern oder verlinkt Beiträge großer Publisher.
Die Community übernimmt das Ruder
Eine der wichtigsten Punkte beim Community-Building ist jedoch der Kontakt mit den Facebook-Fans. Chin Fong antworte immer so schnell wie möglich auf Anfragen aus der Community – selbst wenn es nur ein kurzes „Wie läuft’s“ sein sollte. „So baut man eine Community auf. Du musst mit ihnen interagieren. Es sind echte Menschen mit echten Gefühlen“, sagt er. Und diese echten Menschen machen mit: Nachdem er 40.000 Fans erreicht habe, hätten die ersten nach Administratoren-Rechten für die Seite gefragt. Diese treuen Follower sorgen mittlerweile für einen Großteil der Inhalte, sodass Fong noch weniger Arbeit mit seiner Facebook-Seite hat.
Mittlerweile läuft die Seite mit über 45.000 Fans und Fong sitze pro Tag etwa 30 Minuten daran, fünf bis sechs Posts abzusetzen. Sein Partner Sean Everett empfiehlt, mindestens 500 US-Dollar im Monat für Facebook-Anzeigen auszugeben. Die Plattform bevorzuge Seiten bei der Ausspielung der Ads, die insgesamt mehr ausgeben. Chin Fong selbst habe aber nur insgesamt 1.000 US-Dollar in den drei Monaten in Ads investiert – und jetzt bekommt er Angebote, seine Facebook-Nischenseite zu verkaufen: Zuerst sei eine Marketing-Agentur auf ihn zugekommen und habe 6.000 US-Dollar geboten, kurze Zeit später kam ein weiteres Angebot über 10.000 US-Dollar von einem anderen Bieter. Hochgerechnet ergäbe das einen Gewinn von 9.000 US-Dollar für 80 Stunden Arbeit nebenher.