Wie die Katzenberger versucht, den Digital-Erfolg von Kim Kardashian zu kopieren

Das TV-Sternchen verzeichnet mit ihrer App in vier Wochen einen sechsstelligen Umsatz

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Daniela Katzenberger mit ihrer App (Foto: Stapp AG)
Inhalt
  1. Am Launch-Tag auf Platz 1
  2. Direkt aus dem Feed heraus einkaufen
  3. Mehr als eine Million Euro Umsatz im ersten Jahr?
  4. Katzenberger-Spiel war gefloppt
  5. Kardashian-Game bleibt ein Ausnahmephänomen

Es dürfte die bislang erfolgreichste deutsche Promi-App sein: „Love and Style“, die Fan-App von Daniela Katzenberger, ist in einem Monat mehr als 180.000 Mal heruntergeladen worden. „Wir haben über die App bislang einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich umgesetzt“, sagt Thomas Wittlinger von der Stapp AG, dem Betreiberunternehmen der App. Gegenüber Online Marketing Rockstars erklärte er, wie das genau funktioniert hat. „Meine Süßen“, schreibt Daniela Katzenberger am 30. Mai in einem Posting an ihre Fans bei Facebook, „weil viele von euch immer fragen, wo ich meine Klamotten her habe oder wo ich meine Schminke kaufe, gibt es jetzt eine App, in der ihr alles ganz einfach nachshoppen könnt. Hoffe sie gefällt euch und ihr habt viel Spaß damit! Hier könnt Ihr sie herunterladen…“

2,3 Millionen Fans folgen Katzenberger bei Facebook. Wegen Facebooks algorithmischer Filterung des Newsfeeds dürfte nicht allen Katzenbergers Postings im Newsfeed angezeigt worden sein. Angesichts dessen sind die Klick- und Interaktionsraten des App-Postings ein enormer Erfolg. Mehr als 2.000 Kommentare, 286 Shares und 16.000 Reaktionen verzeichnet es bislang. Laut den öffentlich einsehbaren Statistiken des URL-Verkürzers Bitly wurden beide Links bislang (das Posting ist auf Katzenbergers Facebook-Seite oben „angeheftet“) rund 450.000 Mal angeklickt (307.000 Mal die iOS-Version, 142.000 Mal die Android-Version).

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Am Launch-Tag auf Platz 1

Noch am Tag des Postings schießt die App in Apples App Store auf Platz 1, in Googles Play Store steigt sie auf Platz 33 ein. In der übergreifenden Kategorie kann sich die App in den Stores nicht lange oben halten, doch in der Kategorie Lifestyle hält sie sich sowohl bei Apple als auch bei Google lange auf einem Top-Ten-Platz.

Die Entwicklung der Rankings von „Love and Style“ im deutschen iOS App Store

Thomas Wittlinger

Thomas Wittlinger

„Danielas Hinweis auf die App bei Facebook hat geholfen, initial viele Downloads zu generieren. Dadurch sind wir in den App Store Rankings weit nach oben gestiegen, wodurch dann wieder neue Downloads zustande kamen“, sagt Thomas Wittlinger, Chief Operating Officer der Stapp AG. Das Hamburger Unternehmen ist eine Ausgründung der Roba Press Medien Agentur, die von Kaspar Neftel und Kai Panitzik gegründet wurde, und für Medien wie „Bild“, „Bunte“ und „People“ sowie für Unternehmen wie Rolex Bildproduktionen mit Prominenten durchführt. „Roba Press Medien Agentur GmbH ist seit 15 Jahren einer der führenden Anbieter von exklusiven Celebrity Bildrechten“, sagt Wittlinger. „Da lag es nahe, auf dieses Geschäft noch ein digitales Konzept draufzusetzen.“

love_and_style_appSechs Mitarbeiter arbeiten bei Stapp an den Apps. Wittlinger und seine Kollegin Nina Kleckow kümmern sich ums operative Geschäft, also die Akquise sowohl von Promis als auch von Kooperationspartnern. Danaben erstellt ein vierköpfiges Redaktionsteam Inhalte. „Love and Style“ dürfte der bislang größte Erfolg von Stapp sein.

Neue Nutzer der App müssen sich zunächst mit einer E-Mail-Adresse anmelden. Danach erwartet sie beim Öffnen der App ein Fotostream im Stile Instagrams, nur deutlich pinker und mit Bildern von nur einem Account – dem von Daniela Katzenberger. Beim originalen Instagram ist Katzenberger nicht mit einem eigenen Profil vertreten. Einem Fake-Profil, das mittlerweile auf privat gestellt ist, folgen 178.000 User.

Direkt aus dem Feed heraus einkaufen

In der „Love and Style“-App können die Fans die Bilder Katzenbergers nicht nur „liken“ (das machen in der Regel eine drei- bis vierstellige Zahl von Nutzerinnen), sondern auch einzelne Bestandteile ihres Outfits direkt antippen und kaufen. Häufig besteht dabei die Auswahl zwischen dem Originalteil und einer günstigeren Alternative. Tippt der Nutzer den Artikel an, öffnet sich über einen Affiliate-Link der Mobile-Shop des jeweiligen Partners. Stapp nutzt hier Amazon sowie das Affiliate-Netzwerk Zanox.

love_and_style_app_hochzeitsringeDer größte Teil des Umsatz werde jedoch im Geschäft mit direkten Partnern erwirtschaftet, sagt Wittlinger. Ein Beispiel: Anfang Juni heiratete Katzenberger ihren Partner Lucas Cordalis. Über die „Love and Style“-App konnten ihre Fans Ringe kaufen, die dem Ehering von Katzenberger ähneln. Als Partner agierte hier die Spontaneous Order GmbH, die Schmuck per 3D-Druck herstellt und ebenfalls den Schmuck-Shop Stilnest betreibt. Von Katzenbergers Ehering waren drei Varianten zu einem Preis von 49 bis 119 Euro erhältlich. „Die überwiegende Mehrheit hat den teuersten der drei bestellt“, sagt Nina Kleckow von Stapp. „Die Fans wollen eben so genau, als möglich wie Daniela selbst aussehen.“ Die Nutzerinnen der App seien in der Regel 25 bis 35 Jahre alt.

Mehr als eine Million Euro Umsatz im ersten Jahr?

Vor allem durch solche direkten Kooperationen mit Umsatzbeteiligung soll die App also einen Umsatz in sechsstelliger Höhe erwirtschaftet haben. Wenn es Katzenberger und den App-Betreibern gelingt, die Nutzerinnen weiterhin bei der Stange zu halten, wäre also ein jährlicher Umsatz im niedrigen bis mittleren einstelligen Millionenbereich möglich.

Die größte Herausforderung dabei dürfte sein, die Nutzer immer wieder in die App zurückzuführen. Immerhin: Durch die mediale Dauerpräsenz von Katzenberger dürften die Nutzer immer wieder an die App erinnert werden. Zuletzt war sie mit der Sendung „Mit Lucas im Hochzeitsfieber“ bei RTL2 regelmäßig im TV. Dass die App im Sendungszeitraum gelauncht wurde, dürfte kein Zufall gewesen sein. Andererseits sei die App nie in der Sendung präsentiert oder auch nur erwähnt worden. Von September an wird Katzenberger Medienberichten zufolge an einer neuen RTL-Tanzshow namens „Dance Dance Dance“ teilnehmen.

„Es ist harte Arbeit, Nutzer zu gewinnen“, sagt Thomas Wittlinger. „Wir führen Install-Kampagnen durch, oder Gewinnspiele innerhalb der App, auf die Daniela bei Facebook hinweist.“

Katzenberger-Spiel war gefloppt

Katzenberger hatte zuvor schon einmal ihren Namen für eine Gaming-App zur Verfügung gestellt. In „Mycafekatzenberger“ können die Spieler ein Café managen wie die Namenspatin ihr real existierendes Café auf Mallorca. Das Spiel wurde vom Bamberger Unternehmen Upjers programmiert und existiert in einer Browser-Variante sowie als iPad- und Android-App. Doch ein Blick auf die die aktuellen App-Store-Rankings sowie auf Schätzungen der Besucherzahlen der Website vom Traffic-Tool SimilarWeb lassen darauf schließen, dass das Spiel mittlerweile über kaum eine nennenswerte Nutzerschaft verfügt.

Die große Hoffnung aller App-Entwickler weltweit, die einen Promi als Namensgeber gewinnen, dürfte sein, ein annähernd ähnlichen Erfolg erzielen zu können wie das Spiel „Kim Kardashian: Hollywood“ vom Gaming-Publisher Glu Mobile. Laut Wired ist die vor zwei Jahren veröffentlichte App bislang mehr als 45 Millionen Mal heruntergeladen worden, 30.342 Jahre haben die Nutzer darin mittlerweile verbracht. Im vergangenen Jahr hat die App knapp 72 Millionen US-Dollar umgesetzt. Kardashian nutzt die App mittlerweile auch, um mit ihren Fans zu interagieren. So konnten diese neulich beispielsweise über das Spiel die Dekoration für die Geburtstagsfeier von Kardashians Tochter bestimmen.

Kardashian-Game bleibt ein Ausnahmephänomen

Bislang ist keinem anderen App Publisher und keinem anderen Promi gelungen, den Erfolg dieses Spiels zu kopieren. Weder konnte Glu Mobile mit Apps mit den Popstars Britney Spears oder Katy Perry ähnliche Zahlen erreichen, noch ist es Kardashian selbst gelungen, diesen Erfolg mit einer anderen App zu wiederholen. Sowohl sie als auch drei ihrer Schwestern launchten im September 2015 in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Whalerock Media jeweils eine eigene App, in der die Nutzer nach Abschluss eines Abonnements zum Preis von 2,99 US-Dollar „exklusive Einblicke“ in das Leben der Starlets erhalten sollen. Die Apps belegten schnell die vorderen Plätze in den US-App-Stores, die von Kylie Jenner kurzzeitig gar den ersten Rang. Doch offenbar gingen die Download-Zahlen ebenso schnell wieder zurück. Ende September rechnete Techcrunch auf Basis von Zahlen des Analytics-Dienstleisters Apptopia vor, dass die Apps in den ersten zwölf Monaten statt zuvor geschätzer 32 Millionen US-Dollar vermutlich nur eine Million US-Dollar umsetzen werden. Immerhin konnte Kim Kardashian im Februar dieses Jahres dann erneut in den App Stores weltweit erneut vordere Ränge belegen: mit ihrer ebenfalls von Whalerock entwickelten Emoji-App Kimoji.

Nina Kleckow

Nina Kleckow

Die Erfahrung, dass das Geschäft mit Promi-Apps kein leichtes ist, hat auch die Stapp AG schon machen müssen. Vor „Love and Style“ hatte das Unternehmen die App „CarmensCosmos“ veröffentlicht, in der TV-Promi Carmen Geiss im Mittelpunkt steht. Die Resonanz war offenbar deutlich geringer als bei „Love and Style“; in den App Stores ist „CarmensCosmos“ heute weit abgeschlagen. Der Berliner App-Store-Analytics-Dienstleister Priori Data schätzt die Zahl der Downloads betriebssystemübergreifend auf 27.000. „Die Community von Carmen unterscheidet sich sehr stark von der von Daniela“, sagt Nina Kleckow vom Betreiberunternehmen Stapp. „Außerdem haben wir die Nutzer hier am Anfang mit einigen Funktionalitäten überfordert, so dass wir da nochmal nachbessern mussten.“

An das Konzept, Promis dabei zu helfen, mit ihrer eigenen Reichweiten durch Apps mehr Geld zu verdienen, glauben die Stapp-Macher aber nach wie vor: „In diesem Jahr planen wir noch drei weitere Influencer-Apps zu veröffentlichen“, so Wittlinger.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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