Was steckt hinter Re-Ranking? So gewinnt Chefkoch das Google-Ranking-Rennen
Mit dieser SEO-Methode verteidigt die Rezepte-Seite Chefkoch.de ihre Marktführerschaft – und das kannst du davon lernen
Mehr als 260.000 Platz-1-Rankings bei Google – wer nach Rezepten sucht, kommt an Chefkoch.de nicht vorbei. In den vergangenen drei Jahren konnte das Portal seine Sichtbarkeit um 50 Prozent steigern. Und das, obwohl der Markt für Rezepte seit Jahren hart umkämpft ist. Hier gibt der Lead SEO Manager von Chefkoch, Hanns Kronenberg, Einblicke in seine SEO-Strategie und die Funktionsweise des Google-Algorithmus – und erzählt, was SEO-Marketeers jetzt tun sollten.
In der SEO-Welt spielen "klassische" Maßnahmen wie Linkaufbau oder Keywordoptimierung immer noch eine gewichtige Rolle. Eine Perspektive wird dabei aber zu oft unterschätzt: die der Nutzenden. Das liegt vor allem daran, dass es in der SEO-Szene immer wieder Diskussionen darüber gibt, wie groß der Einfluss von User Signals als Ranking-Faktoren tatsächlich ist. Dabei zeigen Google-Leaks aus dem vergangenen Jahr, dass Suchmaschinen wie Google Klickdaten und weitere Nutzersignale auswerten und diese im Ranking berücksichtigen.
Hanns Kronenberg und sein Team haben diesen Erkenntnissen Taten folgen lassen. Sie haben die Rezepte-Seite Chefkoch.de in den vergangenen Jahren stetig auf Nutzersignale optimiert. Das Ziel war, die interne Suche des Portals so umzubauen, dass sie ähnlich wie der Google-Algorithmus arbeitet. Daraus zog das Team im Anschluss Erkenntnisse für die Suchmaschinenoptimierung. "Wir haben gesehen, dass Google die Nutzersignale stark in das Ranking einbezieht und die Optimierung auf die Nutzererfahrung ein riesiger Hebel ist", sagt Kronenberg im aktuellen OMR Report "Suchmaschinenoptimierung – Professional Guide" zum Thema.
Schon kleine Änderungen lassen Seiten im Ranking steigen
Wie wirkungsvoll Nutzersignale wie Click-Through-Rate (CTR), Verweildauer und Absprungrate für das Google-Ranking sein können, verdeutlicht Kronenberg anhand von zwei Beispielen – etwa die Seite zur Suchphrase „Frankfurter Grüne Soße“. Obwohl die Landingpage alle klassischen SEO-Faktoren erfüllte – von relevanten Keywords bis zu einer hohen Sternebewertung – war die Absprungrate zu hoch. Der Grund: Eine aufwendige Zutatenliste, die viele Nutzer*innen abschreckte. Chefkoch reagierte, indem sie eine vereinfachte Zutatenliste vorschlugen, z.B. durch die Empfehlung einer fertigen Gewürzmischung. Das Ergebnis: Die Absprungrate sank, die Verweildauer stieg, und die Seite kletterte in den Rankings.
Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist die Suchphrase „Spekulatius Tiramisu“. Nachdem Chefkoch das Titelbild des Rezepts ausgetauscht hatte, stieg die CTR so stark, dass die Seite von Platz 3 auf Platz 1 sprang – und das in weniger als einem Tag. Auf dieser Position gibt es in der Regel die meisten Klicks von Google. Die schnellen Veränderungen in den Rankings zeigen, wie wichtig Nutzersignale sind, insbesondere bei stark frequentierten Suchbegriffen (Shorthead). "Google reagiert bei genügend Daten nahezu in Echtzeit", stellt Kronenberg fest.
Re-Ranking am Beispiel Chefkoch. (Quelle: Hanns Kronenberg)
Ranking und Re-Ranking als Grundprinzip
Die dahinterliegenden Prinzipien des Google-Algorithmus lassen sich in den entsprechenden Google-Leaks finden. Sie heißen Ranking und Re-Ranking. Zunächst kämpft jede URL für sich und wird von der Suchmaschine anhand der üblichen Bewertungsregeln wie Indexierung, Relevanz und Links geranked. Im zweiten Schritt gibt es ein Re-Ranking. Das basiert zu einem großen Teil auf Nutzersignalen. Positive (z.B. CTR, "goodClicks") und negative (z.B. "badClicks") Nutzerinteraktionen beeinflussen die Reihenfolge und entscheiden, wer sich die Podiumsplätze in den Top 10 holt.
Google setzt dafür kleine Bots, sogenannte Twiddler, ein, die in Echtzeit über Ergebnisse laufen, Nutzersignale aufnehmen und die Rankings neu sortieren. Deshalb haben Änderungen wie der Tausch des Titelbilds quasi sofort Auswirkungen auf die Suchergebnisse.
Nutzererfahrung als Hebel – wenn Grundlagen stimmen
Für die tägliche SEO-Arbeit von Marketeers hat der von Kronenberg gezeigte Mechanismus eine ziemlich wichtige Auswirkung. Er beantwortet die Frage, in welche Optimierungsmaßnahmen man Zeit und damit Geld investieren sollte.
Ist eine Seite für ein Keyword bereits auf Platz fünf der SERPs, können Seitenbetreiber*innen den Score zwar durch zusätzliche Links von externen Seiten sowie Headline- und Keywordoptimierungen um ein paar Punkte erhöhen. Die Frage ist aber, wie viel das tatsächlich bringt. Wenn ein Treffer durch mehr Links im Ranking steigt und einen anderen Treffer überholt, aber bei den Nutzersignalen weiterhin schlechter abschneidet, passt Google das Re-Ranking einfach an, um die ursprüngliche Reihenfolge basierend auf den Nutzerpräferenzen wiederherzustellen. Die Optimierung verpufft trotz der SEO-Maßnahmen.
Re-Ranking auf vorderen Plätzen entscheidend
Der wesentlich größere Hebel auf den vorderen SERP-Plätzen liegt somit immer in der Verbesserung der Nutzererfahrung – genau darauf sollte man optimieren.
"Wir können davon ausgehen, dass das Re-Ranking seine Wirkung hauptsächlich auf der ersten Suchergebnisseite bzw. in den Top 10 und bei Suchphrasen aus dem Shorthead und Midtail seine Wirkung entfaltet", sagt Kronenberg. Google braucht für die Nutzerperspektive nämlich ausreichend Datenpunkte. „Das ist im Longtail und ab der zweiten Suchergebnisseite nicht unbedingt der Fall.“
Conversion-Ziel für Messbarkeit
Um positive Nutzersignale zu generieren, rät Kronenberg dazu, ein Conversion-Ziel zu definieren, zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie kostenlose Demos oder Testzugänge, die die Conversion- und Klickzahlen auf der Seite erhöhen können. Der Vorteil ist, dass sich diese Ziele messen lassen und darauf optimiert werden kann. Weniger Werbung, schnelle Ladezeiten und ein ansprechendes Design förderten zudem die Nutzerzufriedenheit. Auch vertrauensvolle Marken, klickstarke Snippets und ansprechende Titelbilder tragen zu positiven Nutzersignalen bei.
"Mein wichtigster Rat: Stellt Nutzer*innen lieber in den Mittelpunkt statt technischer Feinheiten", sagt Kronenberg. "Denkt darüber nach, wie ihr die Interaktion auf der Seite messen und kontinuierlich verbessern könnt." SEO-Maßnahmen wie Linkaufbau seien wichtig, aber ohne zufriedene Nutzer*innen wird kein Content langfristig erfolgreich, insbesondere in umkämpften Märkten.
Wie genau das Re-Ranking bei Google funktioniert, welche Gewichtung Nutzersignale im Vergleich zu üblichen SEO-Relevanzkriterien haben und welche Tipps Kronenberg dazu gibt, liest du im aktuellen OMR Report "Suchmaschinenoptimierung – Professional Guide".