Studyflix: Von 0 Euro Umsatz zum Multimillionen-Exit in zehn Jahren

Die Gründer Benedikt Bergner und Reinhard Blech im OMR Podcast

Inhalt
  1. Von Vererbungslehre bis Werkstoffkunde
  2. Organisches Wachstum statt Traffic-Kauf
  3. Wie man der Generation Tiktok etwas beibringt
  4. Die Themen des OMR Podcasts im Überblick:

"Der Satz des Pythagoras verändert sich ja nicht." Eine richtige Aussage – und für das Lernvideo-Studyflix die Basis, um mit einzelnen Clips bis zu 60 Prozent Marge zu erzielen. Das Startup aus Augsburg produziert Education-Content für Schüler*innen und Student*innen, etwa zum Thema Geometrie, und generiert inzwischen sechs Millionen Views im Monat und einen Jahresumsatz im mittleren siebenstelligen Bereich. Wie die beiden Gründer es in nur zehn Jahren vom gebootsrappten Startup zum Multimillionen-Exit an Bertelsmann geschafft haben, erzählen Reinhard Blech und Benedikt Bergner im OMR Podcast.

Studyflix ist nicht die erste Firma, die Bergner und Blech zusammen gestartet haben. Mit ihrem ersten Unternehmen verkauften sie Werbeplätze auf Werbeartikeln, die sie zum Semesterbeginn auf den Campussen deutscher Universitäten verteilten. Ein einträgliches Business, aber irgendwann nicht mehr skalierbar. Immerhin: Neben dem sechsstelligen Startkapital für Studyflix verschaffte die erste Firma den beiden das Netzwerk, ohne das ihre Nächste Idee vermutlich nicht abgehoben wäre. 

Von Vererbungslehre bis Werkstoffkunde

Das Businessmodell von Studyflix ist simpel: Das Startups produziert Lernvideos. Die Bandbreite reicht von den Mendelschen Vererbungsregeln über Literatur-Analysen bis zu Spezial-Knowledge wie der Härteprüfung nach Brinell. Studyflix produziere 30 bis 35 der animierten Videos pro Woche, in jedem steckten bis zu 40 Stunden Arbeit, so die Gründer. Alle Videos sind kostenfrei zugänglich. 

"Wir finanzieren uns über Unternehmenskunden, die mit Studyflix Nachwuchskräfte gewinnen können", sagt Mitgründer Bergner. Studyflix betreibt Börsen für Jobs und Ausbildungsplätze. Wichtigster Einnahmekanal sind aber Prerolls in den Videos, in denen Firmen sich nach Ausbildungsstufe und Standort gefiltert präsentieren können. Um die Kontrolle darüber zu behalten, nutze Studyflix einen eigenen Player und nicht Youtube. Auch wenn sich das auf das Ranking der Videos bei Google auswirke, sei es am Ende kein Problem. Die Marke Studyflix besitze inzwischen eine große Bekanntheit in der Zielgruppe.  

Organisches Wachstum statt Traffic-Kauf

Zentral für den Erfolg ist dennoch SEO. 80 Prozent des Traffics kommen über Google, so Bergner und Blech. Kein Wunder: Die im Schnitt vier bis fünf Minuten langen Lernvideos von Studyflix stehen bei nahezu allen wesentlichen Was-war-das-nochmal-Begriffen aus Oberstufe und Grundstudium an der Spitze der Google-Suchergebnisse – komplett organisch, wie Blech betont. Am Anfang habe man Adword-Kampagnen ausprobiert, sei aber schnell davon abgekommen. "Wenn jemand nach einer Lösung sucht, musst du da sein", sagt der Studyflix-Mitgründer. "Über Paid-Marketing eine Lern-App oder eine Lernplattform versuchen schmackhaft zu machen, das funktioniert halt häufig nicht."

Seit wenigen Monaten gehört das Startup zu Bertelsmann. Der Konzern hat Studyflix im Juli komplett von beiden Gründern übernommen, die bis dahin die alleinigen Inhaber waren. Gerade wird das Startup in Bertelsmanns auf HR-Tech, Recruiting- und Employer-Branding spezialisierte Tochter Embrace eingegliedert. Bergner und Blech brachte der Exit einen zweistelligen Millionenbetrag ein. Doch – zumindest vorerst – bleiben sie beide als Geschäftsführer an Bord.   

Wie man der Generation Tiktok etwas beibringt

To-Dos gibt es reichlich. Nicht unbedingt bei den Lernvideos. Da sei man nahezu komplett und ergänze vor allem Nischenthemen – während der Evergreen-Content inzwischen für traumhafte Margen sorgt. Herausfordernder ist vielmehr die Frage, wie man künftige Schüler*innen und Studierende erreicht und auf deren verändertes Nutzungsverhalten reagiert. Konkret: Wie Studyflix mit der zunehmenden Dominanz von Tiktok umgeht. Denn die bringt in gewisser Hinsicht sogar den Satz des Pythagoras ins Wanken. „Die Aufmerksamkeitsspanne wird ja nicht länger“, sagt Blech. „Man muss halt schauen, dass man vielleicht mehrere kürzere Inhalte vermittelt, anstatt ein längeres Video."

Die Themen des OMR Podcasts im Überblick:

  • (00:02:02) Idee und Businessmodell hinter Studyflix
  • (00:09:35) Einblick in die extrem erfolgreiche SEO-Strategie
  • (00:12:17) die größten Wettbewerber von Studyflix
  • (00:13:03) Zeitraum, bis SEO wirkt und der Verzicht auf Paid Marketing
  • (00:15:08) Platzierung des Contents gegenüber Youtube-Inhalten
  • (00:16:39) Storytelling für Youtube und Tiktok
  • (00:17:41) Umsatz, Konsolidierung und Übernahme durch Bertelsmann
  • (00:23:28) Werdegang der Gründer und Perspektive bei Studyflix
  • (00:27:01) Vor- und Nachteile der Gründung abseits der Startup-Zentren
  • (00:29:03) ihre Teilnahme bei "DHDL" samt geplatztem Deal
  • (00:32:52) Bertelsmanns Ausbaupläne im Education-Bereich
  • (00:36:12) die Voraussetzungen der Gründung von Studyflix
  • (00:38:42) Langlebigkeit des Contents, Marge, Werbeformate und Tracking
  • (00:42:26) Effekt der abkühlenden Konjunktur auf Studyflix
  • (00:43:16) Qualitätssicherung des Contents
  • (00:44:55) Entwicklung des Arbeitsmarkts und Gen-Z
  • (00:47:44) Fokus auf das Produkt beim Aufbau von Studyflix

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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