Gebrauchte Billy, Kallax und Co.: Ikea will vom Second-Hand-Markt profitieren

Florian Rinke20.4.2025

Im OMR Podcast erklärt Deutschland-Chef Walter Kadnar den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Ikea-Deutschland-Chef Walter Kadnar in Hamburg.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Ikea-Deutschland-Chef Walter Kadnar in Hamburg. Foto: OMR
Inhalt
  1. Dating im Ikea-Restaurant
  2. 1,9 Milliarden Euro mit Second-Hand-Ware

Ikea ist der größte Möbelhändler der Welt – und Deutschland der wichtigste Markt. Walter Kadnar besetzt damit eine Schlüsselrolle im Ikea-Kosmos, nach Stationen in Österreich, Frankreich und Russland ist führt er das Deutschland-Geschäft. Im OMR Podcast spricht Walter Kadnar über seine Begegnungen mit Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, Umsätze der Möbelhäuser und Ikea-Restaurants, die zum Dating genutzt werden.

Eigentlich will Walter Kadnar nur Geld für einen Flug nach Mexiko verdienen, als er sich in seiner Heimat Österreich beim lokalen Ikea-Möbelhaus vorstellt. "Ich wollte ins Lager oder an die Kasse, aber daraus wurde nichts", sagt er heute, knapp 40 Jahre später. Denn statt einem Aushilfsjob bietet man ihm ein Management-Trainee an. Walter Kadnar sagt zu – und legt damit den Grundstein für eine Karriere, die ihn nach Frankreich, Polen und Russland führte, bevor er 2022 die Führung von Ikea in Deutschland übernahm, jenem Markt, der für Ikea im Laufe der Jahre immer wichtiger werden sollte.

Ikea, Spotify, H&M oder Volvo – obwohl Schweden nur rund zehn Millionen Einwohner*innen hat, ist die Liste der international erfolgreichen Konzerne lang. Und speziell in Deutschland schätzt man offenbar Produkte aus dem Norden: Sowohl für den Textilhändler H&M als auch für Ikea ist Deutschland der wichtigste Markt. Mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz macht Ikea hierzulande (weltweit mehr als 40 Milliarden Euro), der Marktanteil liegt bei mehr als 20 Prozent. Seit Ikea 1974, also vor rund 50 Jahren, in Eching bei München das erste Einrichtungshaus in Deutschland eröffnet hat, sind mehr als 50 weitere Standorte hinzugekommen. Neben den großen Möbelhäusern, die in der Regel verkehrsgünstig an Autobahnen gebaut werden, gibt es inzwischen auch mehrere Planungsstudios in Innenstadtlagen, in denen Kund*innen zum Beispiel die Einrichtung ihrer Küche oder ihres Wohnzimmers konzipieren können.

Dating im Ikea-Restaurant

Es gibt wohl kaum jemanden in diesem Land, der noch nie ein Billy- oder Kallax-Regal gekauft oder zumindest eine der Ikea-Werbungen in Radio oder Fernsehen gehört bzw. gesehen hat. Der Ikea-Katalog hatte früher angeblich eine höhere Auflage als die Bibel, jahrelang lag er in vielen Wohnzimmern weltweit. Und heute haben mehr Menschen die Ikea-Family-Card als der größte Sportverband der Welt, der Deutsche Fußball-Bund, Mitglieder. Ikea ist ein Riese, der allein in Deutschland mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz im Jahr erzielt. Rund ein Viertel davon entfällt davon inzwischen auf den Online-Bereich, den Rest teilen sich die einzelnen Standorte untereinander auf. Wie viel Umsatz eine einzelne Filiale im Schnitt macht, möchte Walter Kadnar im OMR Podcast nicht verraten, sie dürften aber in vielen Fällen mindestens im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen.

Für Walter Kadnar zählt am Ende sowieso mehr das Gesamtergebnis: "Ikea soll und muss 24/7 erreichbar sein und das versuchen wir auch hier in Deutschland zu entwickeln", sagt er. Die Möbelhäuser spielen in dieser Strategie auch in Zukunft eine weiterhin große Rolle im "Ikea-Universe", wie Kadnar das Gesamtkonzept nennt, in dem selbst einem Hotdog eine Schlüsselfunktion zukommt. Fünf Prozent der deutschlandweiten Umsätze erzielt das Unternehmen mit seinen Restaurants, in denen es neben Hotdogs auch schwedische Spezialitäten wie Kötbullar gibt (die heute allerdings immer häufiger fleischlos verkauft wird). Doch die Umsätze allein sind nicht entscheidend, die Restaurants sollen auch Anlaufstelle zum Verweilen sein – oder Startpunkt für den Rundgang durch die Ausstellung. Motto: Mit vollem Magen kauft es sich entspannter. In Shanghai werde das Restaurant auch schon mal zum Dating genutzt, sagt Walter Kadnar: "Ich habe es selbst gesehen."

1,9 Milliarden Euro mit Second-Hand-Ware

Walter Kadnar sagt, die Kultur bei Ikea habe viel mit dessen Gründer zu tun. Der 2016 verstorbene Ingvar Kamprad hatte die Möbelhauskette in Schweden gegründet und war mit ihr schon früh in andere Länder expandiert. "Wenn du gesagt hast: Ich habe ein Problem, dann hat er gesagt: Ok, such die Lösung", beschreibt Walter Kadnar die Art und Weise, wie Kamprad geführt habe: "Er hat dir viel Verantwortung gegeben." Walter Kadnar ist überzeugt, dass dieses Leadership-Philospophie auch dazu beigetragen hat, dass sich Ikea immer wieder neu angepasst hat an veränderte Bedingungen.

An der nächsten Wandlung arbeitet Walter Kadnar dabei aktuell aktiv mit. Denn Ikea soll ein Unternehmen der Kreislaufwirktschaft werden, bei dem die Möbel am Ende nicht auf dem Sperrmüll landen, sondern Rohstoffe im Kreislauf verbleiben und neu genutzt werden. Kostenbewusstsein und Nachhaltigkeit seien schon immer wichtig gewesen für Ikea, sagt Walter Kadnar. Nun will man jedoch noch stärker Konzepte entwickeln, die zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft führen. Dass der Markt Potenzial hat, verdeutlicht aus Sicht von Walter Kadnar eine Zahl: 1,9 Milliarden Euro. Das ist die Summe, die allein in Deutschland jährlich auf dem Second-Hand-Markt für Ikea-Produkte ausgegeben wird.

Wie Ikea davon profitieren will, wie generell neue Produktideen entstehen und wie Ikea sein Sortiment von rund 10.000 Produkten immer wieder auffrischt, verrät Walter Kadnar im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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